Baden-Württemberg kämpft mit zunehmendem Fachkräftemangel im Rettungsdienst

  • Davon abgesehen, dass mir das mit dem Kommunalisierungswunsch der Grünen neu ist: Das Thema Rettungsdienst ist für (egal welche) Koalitionsgespräche garantiert nicht entscheidend.

    Da hast Du sicher recht. Das ist ja auch nur ein winziger Punkt bei dem die Meinungen weit auseinander gehen. Der sollte mehr exemplarisch dafür stehen.


    Es geht nicht unbedingt darum, den RD den HiOrgs wegzunehmen, aber es geht um eine klare Aufsichtsregelung und Lenkung durch die Landratsämter oder direkt durch Stuttgart, um diese maroden Bereichssausschüsse zu reglementieren und die Vetternwirtschaft zu beenden.


  • Und wenn ich örtlich flexible bin, warum sollte ich dann in BaWü zu einem RD gehen der zwar nach DRK TV bezahlt, aber keine Wechselschichtzulage gewährt, 48 Stunden in der Woche arbeiten lässt und mich durch den ganzen Landkreis schickt, wenn es andere Anbieter gibt die übertariflich bezahlen, Zulagen bezahlen, Zusatzfunktionen bezahlen, Wechsleschicht bezahlen, 39,5 Stunden die Woche auf einer Stammwache arbeiten lassen?


    Aus meiner Sicht, ist das Problem hausgemacht!

    38,5 h bitte schön.


    Der Rest trifft den Nagel auf den Kopf.


    Aber den Unterschied zwischen unvorhergesehen und unvorhersehbar wird man vermutlich noch lange Zeit nicht verstehen.

  • Jahrelang ist der Nachwuchs im RD aus dem Boden geschossen. Dadurch das weit über Bedarf ausgebildet wurde, mussten die meisten AG in BaWü nur die reifen Früchte pflücken.


    Das sehe ich auch so. Anfangs dachte ich, dass das Problem darin bestand, dass es viele private Schulen gab, deren Fokus nicht auf der qualitativen, sondern auf der quantitativen Ausbildung lag. Auch deshalb sind ja so viele RettAss überhaupt ausgebildet worden. ich hätte mir damals schon eher eine Reglementierung gewünscht (Grüße an Sebastian).
    Aber das war nicht das Problem: im ähnlichen Berufsbild der Krankenpflege sieht der Stellenmarkt ähnlich aus, und da gab es "Überproduktion".


    Die Frage ist also: Wie kann ich
    a) Fachkräfte, die dem Beruf den Rücken gekehrt haben, wieder zurück holen,
    b) Fachkräfte halten,
    c) neue Fachkräfte aus anderen Bereichen einstellen und,
    d) neue Fachkräfte ausbilden?


    Das sind vier völlig unterschiedliche Herausforderungen, denen man auch mit unterschiedlichen Strategien begegnen muss.


    Zu a) hab ich keine Vorschläge, das wird ohne massive Anreize (die dann wiederum für ein Ungerechtigkeitsgefühl sorgen) nicht oder nur im Einzelfall funktionieren
    zu b) Da sollte man den Mitarbeitern halt mal zuhören. Was wollen die? Wie kann man das umsetzen? Wie kann man das finanzieren? da muss sich nicht der Wachenleiter mit seinem Team treffen,. sondern Organisation mit Politik und Kostenträger
    Zu c) da steck ich ethisch in einer Klemme: Wenn ich jemanden abwerbe, dann fehlt er natürlich wo anders. Es gibt einen kleinen Ausländischen Markt, an dem es zum Teil "zu viele" Fachkräfte im Gesundheitswesen gibt. Da sehe ich eine der wenigen Möglichkeiten: berufsorierntierte zielgerichtete Einbürgerung. Natürlich mit der entsprechenden Ausstattung: Deutschkurse etc...
    Und d) Naja, dadurch muss man an den Stellschrauben zur Berufsattraktivität drehen.


    Was macht einen Beruf attraktiv?

    • äußere Arbeitsbedingungen (Arbeitszeiten, Schichten etc), Anfahrtsweg
    • finanzielle Entlohnung
    • Wertschätzung durch das berufliche Umfeld
    • mögliche Selbstverwirklichung


    Ob ein Job attraktiv ist oder nicht, wird sich immer aus dem Produkt der oben genannten Punkte zusammensetzen, die jeweilige Gewichtung ist dabei immer individuell.


    Und auf diese Punkte sollte meiner Meinung nach seitens der Arbeitgeber deutlich mehr eingegangen werden!

  • Es geht nicht unbedingt darum, den RD den HiOrgs wegzunehmen, aber es geht um eine klare Aufsichtsregelung und Lenkung durch die Landratsämter oder direkt durch Stuttgart, um diese maroden Bereichssausschüsse zu reglementieren und die Vetternwirtschaft zu beenden.


    Auch davon sind wir (leider) weit entfernt. Das will aktuell in Stuttgart niemand ernsthaft, explizit auch nicht die jetzt abgewählte Regierung.

  • Selbstverständlich käme man in Ba-Wü so weiter.
    Indes: ich glaube nicht mehr dran- nicht in diesem Bundesland und nicht diesem Leben. Die geschickte Verstrickung zwischen Politik und HiOrgs zusammen mit den Bereichsausschüssen werden dies auch weiterhin erfolgreich verhindern. Für die Kostenträger ist es so recht günstig und die Beteiligten (zumeist ja HiOrgs) machen ihre Vereinsarbeit gerne so weiter. Es klappt ja halbwegs, aber gut wird das so nicht werden.
    Ob es jetzt über die Personalschraube geht?