Rettungswesen im Südwesten soll refomiert werden

  • Vertreter der gesetzlichen Krankenkassen stellten am Mittwoch in Stuttgart ein Gutachten vor, daß den Rettungsdienst im Südwesten reformieren soll.
    Demnach sollen die derzeit 45 an den Landkreisen orientierten Leitstellen zu 8 integrierten und mit digitaler Technik ausgestatteten Regionalleitstellen umgewandelt werden, Leerfahrten der Fahrzeuge sollen reduziert und Hilfsfristen verkürzt werden. Auch der kassenärztliche Notfalldienst soll in die Regionalleitstellen integriert werden.
    Nach Vorstellung der Kassen könnte man das Gutachten bis 2010 umsetzen.


    Quelle: http://www.pz-news.de/suedwest/80911/

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wird das leidige Thema der Regionalleitstellen wieder aufgewärmt - alle 2 Jahre wieder. Die grösseren Leitstellen sind jetzt schon überfordert und meist nicht technisch.
    Die Vorstellung, dass eine Leitstelle ein Dreieck Herbolzheim - Weil - Randen sauber koordinieren soll, fällt mir schwer.

  • Die neue Leitstelle "Rhein-Neckar" auf welcher ich just meine Arbeit aufnehmen durfte, beweist eindeutig, dass der Schritt hin zu Großraumleitstellen in der Anfangsphase viele Reibungsverluste mit sich bringt - und zwar zu Lasten der Patienten!
    Mittel- unbd Langfristig jedoch tun sich Vorteile auf, die auszuschöpfen ganz und gar in den Händen der Benutzer - sprich Disponenten - liegt. Man darf allerdings gespannt sein, ob diese der wesentlich höhren Belastung auf Dauer gewachsen sind...?

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Ich sehe da überhaupt kein Problem. Die Leitstellen werden ja wohl proportional des Aufgabengebietes wachsen... Das passt schon.

  • Ich habe eine Zusammenfassung des Gutachtens vorliegen, daraus ergeben sich folgende Regionalbereiche:


    --.Mannheim, Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis, Mosbach, Main-Tauber-Kreis, Hohenlohe
    --.Karlsruhe, Enzkreis/Pforzheim, Rastatt, Baden-Baden, Ortenaukreis
    --.Heilbronn, Ludwigsburg, Böblingen
    --.Stuttgart, Esslingen, Rems-Murr-Kreis
    --.Schwäbisch-Hall, Ostalbkreis, Heidenheim, Alb-Donau-Kreis/Ulm, Göppingen
    --.Calw, Freudenstadt, Rottweil, Schwarzwald-Baar-Kreis, Tübingen, Zollernalbkreis, Reutlingen
    --.Emmendingen, Freiburg/Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach, Waldshut
    --. Tuttlingen, Konstanz, Sigmaringen, Bodenseekreis, Ravensburg, Biberach


    Standortvorschläge für die jeweiligen Regionalleitstellen gibts keine dazu.


    Da das Gutachten von den Kostenträgern in Auftrag gegeben wurde, ist die Zielrichtung klar. Die Wirtschaftlichkeit hat absoluten Vorrang, gespart werden muss, koste es was es wolle. Dazu gibt es u. a. noch das Deckmäntelchen der Patientenbewegungen und die Angleichung der Einwohnerzahlen der Regionalbereiche (zwischen knapp 1 Mio. im Südschwarzwald und etwa 1.7 Mio Einwohnern zwischen Karlsruhe und Offenburg).
    Im Durchschnitt errechnen sich 1.316.200 Einwohner und 4.469 qkm Fläche pro Bereich.


    Mein erster Eindruck: so richtig ausgegoren scheint das nicht zu sein. Zumindest in der vorliegenden Präsentation wird alles auf die Technik reduziert, die alles besser macht, von den kürzeren Abfragezeiten über kürzere Wartezeiten im KTP, der effektiveren Auswahl des richtigen Einsatzmittels bis zu Einsparungen beim Personal.


    Was im übrigen ganz unter den Tisch gekehrt wurde, ist die virtuelle Vernetzung, von der ist als Alternative gar keine Rede mehr. Das scheint den Kassen plötzlich nicht mehr genug zu sein.


    Die ersten Stellungnahmen von Innen- und Sozialministerium klingen ja (gottseidank) nicht unbedingt euphorisch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Landesverwaltung von den Krankenkassen vorschreiben lässt, wie sie ihre Gefahrenabwehr zu organisieren hat. Und (fast) jeder Kreisbrandmeister und Landrat wird um "seine" Feuerwehrleitstelle kämpfern.
    Der einzige Partner, von dem man bis jetzt nichts gehört hat, ist das DRK, dem ja immerhin vor vielen Jahren Aufbau und Betrieb der Rettungsleitstellen in Baden-Württemberg vertraglich übertragen wurde.

  • Hallo Zusammen,


    Zitat

    Die Wirtschaftlichkeit hat absoluten Vorrang, gespart werden muss, koste es was es wolle.


    Welch tiefgründiger Satz, in dem viel Wahres liegt. Dann sollten sich aber die Beteiligten schnell einig werden und beeilen, kommt doch ab 2007 eine erhöhte Mehrwertsteuer zum Tragen und zu einer damit verbundenen Kostensteigerung der geplanten Regionalleitstellen :P


    greetz Medic 2 :rtw:

  • Unser hiesiger DRK Kreisverband (Karlsruhe) hat in der regionalen Presse eine erste Stellungnahme zum Gutachten abgegeben.
    Man sieht derzeit keinen Handlungsbedarf, die im Gutachten monierten Unzulänglichkeiten hätten im RD-Bereich Karlsruhe keine Relevanz, die Kommunikation untereinander würde sehr gut funktionieren. Einzig die Zusammenlegung kleinerer Leitstellen wäre denkbar, etwa die Leitstelle Rastatt zusammen mit Karlsruhe, eine der größten Leitstellen im Land.
    Allerdings sieht man keine einheitliche Linie des Landesverbandes, dem direkten Vertragspartner der Kassen.

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  • @ smart: Ich weiß nicht aus welcher Erfahrungsbasis du deinen Optimismus beziehst, aber es sei dir folgende, aus mehrjähriger Tätigkeit gewonnene Erkenntniss kundgetan: Der Personalschlüssel wächst NICHT! proportional zum Arbeitsaufwand!


    Kostendruck diktiert hier das Vorhaben, und sonst nichts. Jede Leitstelle lebt von den logistischen und geographischen Kenntnissen ihrer Disponenten - und ich habe KEINE Ahnung, welches Krankenhaus in Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) welche Versorgungsleistungen erbringen kann, geschweige denn, wo die Rettungsmittel stehen. Und NEIN - es steht nicht immer der "Gebietsdisponent" zur Verfügung!


    Dieses Gutachten ist grober Unfug!

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • 1,2 Millionen Mal im Jahr leiten die 45 Rettungsleitstellen in Baden-Württemberg Anrufe von Bürgern an Rettungskräfte weiter. Unter diesen Leitstellen alarmieren einige nur den Notarzt, andere nur die Feuerwehr, manche alarmieren beide und wieder andere verwalten auch noch den ärztlichen Notdienst mit. Untereinander vernetzt sind die Leitstellen nicht. Insgesamt kostet deren Tätigkeit jährlich 33 Millionen Euro.



    das stimmt so aber nicht ? zumindest die leitstellen villingen und rottweil sind soweit vernetzt, dass wenn (z.b.) in rottweil niemand abnimmt oder der strom ausgefalleln ist villingen den gesammten bereich übernehmen kann, inkl. notrufe, alamierung usw usf. das würde ich schon als vernetzt bezeichnen.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Allerdings sieht man keine einheitliche Linie des Landesverbandes, dem direkten Vertragspartner der Kassen.


    ...und das ist denke ich vielerorts mit eines der größten Probleme, das die Kassen auch
    gerne ausnutzen um einzelne Organisationen gegeneinander auszuspielen (Beispiele
    dafür kennt denke ich jeder mehr als genug).


    Generell denke ich, dass es wenig Sinn macht acht Leitstellen einzurichten, wobei ich
    eine generell geringere Zahl nicht als unbedingt unpraktisch halte. Gerade in kleineren
    Kreisen und Gebieten.


    Dass natürlich im Moment damit wieder ein neuer Ansatzpunkt zum Sparen gefunden
    werden soll, lässt mich eigentlich nur den Kopf schütteln - macht doch der Rettungsdienst
    im Vergleich zu den restlichen Kosten im Gesundheitswesen einen Wert gegen Null aus.
    Damit wird letztendlich nur wieder die Qualität und das Personal leiden und eine
    möglichst flächendeckende Versorgung noch schwerer als es teilweise jetzt schon ist.


    Denn ich glaube kaum, dass es bei Schließungen von Leitstellen bleibt. Da werden
    mit Sicherheit auch einige Rettungsmittel wenn nicht sogar Wachen folgen.

  • Zitat

    Denn ich glaube kaum, dass es bei Schließungen von Leitstellen bleibt. Da werden mit Sicherheit auch einige Rettungsmittel wenn nicht sogar Wachen folgen.


    Da bin ich mir sogar fast sicher, schließlich könnten dann die Fahrzeuge - laut Kassen - noch effektiver eingesetzt werden...


    Die Rettungsdienste eignen sich offensichtlich hervorragend zum Sparen, immerhin scheint es dort den geringsten Widerstand zu geben. Die Drohung der Kassen, künftig nur noch von ihnen berechnete Kosten übernehmen zu wollen, ist schon eine dreiste Frechheit.


    Am meisten verschlägt es mir allerdings bei folgender Aussage die Sprache: "Das bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen; über die Struktur des Rettungswesens mitentscheiden könnten sie aber nicht, erklärte der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Rolf Hoberg."


    Das wäre, als würde der ADAC fordern, künftig über Anzahl, Standorte und Ausrüstung der Autowerkstätten mitentscheiden zu können; immerhin zahlt der ADAC seinen Mitgliedern gewisse Leistungen der Werkstätten - einfach lächerlich !

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Der Satz

    Zitat

    Das bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen; über die Struktur des Rettungswesens mitentscheiden könnten sie aber nicht, erklärte der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg, Rolf Hoberg."


    stimmt einfach nicht.
    In jedem RD-Bereichsausschuss sitzen mehrere Vertreter der Krankenkassen und die bestimmen sehr wohl über die Struktur des Rettungswesens mit, auch über Kreisgrenzen hinweg.
    Weil diese Kassenvertreter Profis in ihrem Bereich sind und teilweise ihren Arbeitgeber in mehreren Bereichsausschüssen vertreten, wissen sie sehr genau, was in den Nachbarkreisen abgeht. Dieses Wissen fliesst dann schon z. B. in die Wachenplanung mit ein.
    Selbstverständlich wissen die Kassenvertreter auch über die regionalen Vernetzungen Bescheid, denn solche Dinge werden logischerweise in den Bereichsausschüssen der beteiligten Kreise beschlossen.
    Aber das muss man den Bürgern ja nicht auf die Nase binden, denn dann wirkt die Schlagzeile (s.o) nicht mehr so gut.

  • In der Tat, die Kassenvertreter in den Bereichsausschüssen hatte ich völlig ausser Acht gelassen. Inwieweit der Einfluss bei der Strukturplanung geht, kann ich leider nicht beurteilen.

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  • Im Anbetracht der Tatsache, dass die Kassen im Bereichsauschuss ebenso viele Stimmen haben wie die Vertreter der HiOrg´s gehen deren Möglichkeiten zur Einflussnahme schon sehr weit. Also ist das Jammern darüber, dass alles besser wäre, wenn man die Kassen nur Einfluss nehmen lassen würde, nur als übliches politisches Windmachen zu verstehen, aber sehr lästig ist es natürlich schon und eine Frechheit noch dazu.


    Eddy

  • Einzige Chance wäre doch endlich mal zu sehen, dass wir alle Rettungsdienst machen.
    Egal ob DRK, JUH oder was weiß ich noch was auf der Jacke steht. Und dass endlich
    angefangen wird zumindest auf solcher Ebene zusammenzuarbeiten.
    Es geht doch schließlich um den Nutzen aller.