HAES/HyperHAES bei SHT?

  • Hallo zusammen! :)


    So, erster Schulblock ist um und wir haben gestern eine Doppelstunde zum Thema Medis gehabt. Infusionslösungen.
    Dabei kam die Frage auf, warum bei einem SHT HAES bzw. HyperHAES gegeben wird.


    Die Pharmazeutin konnte uns diese Frage leider nicht beantworten, unser Anästhesist war nicht da.


    Deshalb meine Frage an alle, die es wissen (oder glauben, es zu wissen):


    Warum wird bei einem SHT HAES bzw. HyperHAES gegeben?
    Bitte (wenn möglich) mit Beschreibung der Wirkung der Lösung auf das SHT.
    Also alles, was euch dazu einfällt...


    Danke schon mal im Voraus!


    Greetz :P
    RedAngel

    Einmal editiert, zuletzt von RoterEngel23 ()

  • @RoterEngel23


    Bei einem SHT sollten normotensive Kreislaufverhältnisse geschaffen werden, um eine ausreichende Hirnperfusion zu gewährleisten. Deshalb kann durchaus mal der Einsatz von Kolloidinfusionen sinnvoll sein, um einen niedrigen Blutdruck anzuheben.


    Eine spezielle Indikation für Haes oder HyperHaes beim SHT gibt es nicht.



    Gruß,


    Ani

  • Das ist mir nicht so bekannt. Es ist mit Sicherheit keine Standard-Medikation beim SHT.


    Bei einem Polytrauma in Verbindung mit einem SHT ist es wichtig, einen ausreichenden Blutdruck aufrechtzuerhalten. Hier können HAES-Lösungen schon mal indiziert sein. vgl. http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/030-076.htm
    Eine Hypotension, definiert als systolischer Blutdruck unter 90 mm Hg, muss vermieden werden (Bullock et al. 2000, Maas et al. 2000) (). Allgemein wird die schnelle Infusion von isotoner Kochsalzlösung oder von Ringer-(Lactat)-Lösung bis zu 2000 ml empfohlen. Bei Infusion großer Volumina empfiehlt sich die Applikation von isotoner Kochsalzlösung und Albumin 5% im Verhältnis 3-4:1. Nach aktueller Datenlage können auch eine hypertone Kochsalzlösung (z. B. 7,5%; Qureshi u. Suarez 2000) () bzw. kombinierte kristalloid-kolloidale Lösungen (Hyperhes) appliziert werden (York et al. 2000) (). Ist trotz ausreichender Flüssigkeitsgabe kein systolischer Blutdruck über 90 mm Hg zu erzielen, sollten Vasopressoren (Dopamin, Norepinephrin, Epinephrin) und/oder Inotropika (Dobutamin; Dosierung siehe Tabelle 1) eingesetzt werden (Steiner et al. 2004)


    Früher hat man auch HAES bei unblutigen Schlaganfällen zur Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes gegeben und hat gehofft, so das Infarktareal begrenzen bzw. reperfundieren zu können . Allerdings ist diese Maßnahme unwirksam und wird auch nicht mehr empfohlen.


    Ich würde die Pharmazeutin mal fragen, wie sie es genau meint, so ergibt es nämlich keinen Sinn.


    Edit: Ani war schneller ;-)

    Einmal editiert, zuletzt von MarkusB ()

  • @Roter Engel
    Sollte die Hirnödemprophylaxe,bzw. das entgegenwirken nicht mit Fortecotin geschehen?! Wobei dein Ansatz durchaus plausibel klingt !


    Gruß,
    Sebastian

  • Zitat

    Original von RS200
    @Roter Engel
    Sollte die Hirnödemprophylaxe,bzw. das entgegenwirken nicht mit Fortecotin geschehen?! Wobei dein Ansatz durchaus plausibel klingt !


    Gruß,
    Sebastian


    Öyyh, KEIN Kortison mehr bei SHT.... ;)

  • *Autsch*
    Das mit dem Cortison beim SHT solltest Du mal in einem aktuellen Fachbuch nochmal durchlesen @ RS200!


    Um nicht vom eigentlichen Thema / der Fragestellung abzukommen bitte ich hier jetzt keine Cortikosteroid-Diskussion zu entfachen und dieses Thema, bei Bedarf, in einem gesonderten Thread zu diskutieren. (Ani, wir wissen, daß das Wasser auf den Mühlen Deiner Argumentationen war / ist ;) )


    Gruß,


    Marcus

  • Zurück zum alten Thema:


    Ein Hubschrauberarzt, Dozent an unserer Schule, hat mir erklärt, das man Haes und HyperHaes primär zur aufrechterhaltung der Perfussion des Gehirns gibt, halt zu Blutdruckstabilisierung. Sekundär bei HyperHaes zum bekämpfen des Hirnödems. Man möchte wirklich Flüssigkeit aus ihm binden, ob es klappt, wäre aber noch nicht genau untersucht worden. Aus dem gleichen Grund überlegt man wohl bei einem isolierten SHT Furosemid/ Lasix zu geben, nur stehen da entsprechende Studien noch aus, bzw. sind der Hauptteil der SHT nicht Isoliert, sondern treten im Rahmen eines Polytraumas aus, wo das ausscheiden von Flüssigkeit eher Kontraindiziert wären.

  • @ Cityretter
    Isolierte SHT findest Du schon ab und an vor...
    Nur leider sind die dann in den Studienhäusern ankommend meist schon klinisch vorversorgt und eine entsprechende Repräsentanz ergibt sich wohl nicht.
    *Zumindest hat man mir das schon ein paar mal, auch im Zusammenhang zu anderen Studien, mitgeteilt*


    Ich habe bei isolierten SHT und Hyperhaes noch irgendwie was von überproportionaler H2O bzw. Plasma-Verschiebung im Kopf, kann aber auch sein, daß ich da mal wieder 2 verschiedene Sachen vermische...
    Muss ich nochmals nachschauen (ist ja auch in der eigentlichen Notfallmedizin irrelevant, da dieses klinische Therapie ist und maximal im Bereich der Verlegungen von Relevanz wird)


    Beste Grüße,


    Marcus

  • Nach derzeitigem Stand der Dinge werden Hirnödeme medikamentös nicht mehr prophylaktisch behandelt, sondern erst nach radiologischer Diagnosestellung...


    Gruß,


    Ani

  • Zitat

    Original von Ani
    Nach derzeitigem Stand der Dinge werden Hirnödeme medikamentös nicht mehr prophylaktisch behandelt, sondern erst nach radiologischer Diagnosestellung...



    Sind dann "draussen" auch so Dinge wir Trometamol (TRIS) nicht mehr notwendig?
    Wo kann ich denn das mit dem SHT nachlesen?


    Grüsse, Tio

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Tio


    Präklinisch nicht. Und nachlesen kann man das alles in allen aktuellen Fachzeitschriften und Lehrbüchern, die sich zum Thema SHT auslassen...



    Gruß,


    Ani

  • @all


    Danke schonmal für die Antworten.
    Das mit dem Hirnoedem entgegenwirken hatte ich mir auch schon gedacht, aber wollte es noch mal genauer von euch wissen.


    Thx
    RedAngel

  • Zitat

    Wo kann ich denn das mit dem SHT nachlesen?


    Z.B. auch auf der Seite, die ich weiter oben verlinkt habe, dort auch immer mit Nennung der jeweiligen Studie(n). Die Seite enthält viele weitere Leitlinien, also sicher mal interessant, um da durchzustöbern.