Mit meiner Auffassung zum Thema RD bin ich hier Ja schon öfters Angestoßen.
Jetzt hätte ich eine Verständnisfrage.
Was ist ein guter Rettungsassistent?
Mit meiner Auffassung zum Thema RD bin ich hier Ja schon öfters Angestoßen.
Jetzt hätte ich eine Verständnisfrage.
Was ist ein guter Rettungsassistent?
um einen kurzen Beitrag zu verfassen, fehlt mir leider gerade die Zeit. Ich füge deshalb einen Beitrag ein, den ich im alten Forum einmal verfasst habe:
ZitatAlles anzeigenOriginal von http://forum.myphorum.de/read.php?f=9223&i=2572&t=1490 , Autor: Nils, 31.08.2004 19:58 Uhr
Meine Berufsauffassung. Oje. Zur aktuellen Diskussion um die Notarztindikationen werde ich mich mal kurz und knapp äußern, eine komplette Beschreibung meiner Ansichten zu Rettungsdienst, dem dort eingesetzten Personal und den fachlichen Anforderungen an diese würde etwas zu lang für einen Beitrag hier werden (und es überfordert mich auch ein wenig, dies so aus dem Stegreif schreiben zu sollen. Solche Artikel schreibe ich normalerweise vor und lese sie mir dann zwei Tage später nochmal vor dem Veröffentlichen durch).
Da sich unser Disput an der Kompetenzen des RD-Personals entzündet hat, versuche ich es einmal in anderen Worten wiederzugeben, als es bereits beim BVRD geschehen ist.
Rettungsdienstmitarbeiter (bei der hier vorgestellten Debatte vor allem Rettungsassistenten) werden dazu ausgebildet "am Notfallort bis zur Übernahme der Behandlung durch den Arzt lebensrettende Maßnahmen bei Notfallpatienten durchzuführen, die Transportfähigkeit solcher Patienten herzustellen, die lebenswichtigen Körperfunktionen während des Transports zum Krankenhaus zu beobachten und aufrechtzuerhalten sowie kranke, verletzte und sonstige hilfsbedürftige Personen, auch soweit sie nicht Notfallpatienten sind, unter sachgerechter Betreuung zu befördern (Ausbildungsziel)". Dieses Ausbildungsziel wird sicherlich häufig nicht so umfassend erreicht, wie es laut Gesetz erforderlich wäre. Dies kann man recht einfach am Beispiel der ganzen Notkompetenzmedikationen erläutern, da von den "offiziellen" Notkompetenzmedikamenten kein einziges die Potenz besitzt, ein Leben effektiv und kurzfristig zu verlängern. Zumindest dieses Verlängern jedoch wäre DIE Minimalvoraussetzung, sollte das Etappenziel "bis zur Übernahme durch den Arzt" Wirklichkeit werden. Statt dessen werden einem Medikamente mit auf den Weg gegeben, die oftmals von den Patienten bereits selber eingesetzt wurden (Nitrolingual, teilw. Nifedipin, Fenoterolspray) und deshalb oftmals sogar gar nicht mehr weiter appliziert werden dürfen. Relativ NW-freie Medikamente wie z.B. Furosemid (jaja, ich kenne die Fachinfo...), welches tausendfach bewährt sicher ein Lungenödem schnell und effektiv, dazu noch einfach in der Applikation dem Patienten helfen kann, wird einem nicht zugelassen. Nein, genauer ausgedrückt: es wird einem nicht gestattet, der Umkehrschluß des Verbots ist hier ja nicht gegeben.
Wenn es aber schon bei der Minimalanforderung "bis zur Übernahme durch den Arzt" hapert, ist eine Regelkompetenz (wie auch immer diese Aussehen mag) noch in sehr weiter Ferne.
Das Problem hat viele Ursachen. Die wichtigsten sind aus meiner Sicht die sehr geringe Zugangsvoraussetzung zum Rettungsassistenten, die geringen Anreize sich fortzubilden (beim BVRD-Threat hat ja ein User die Bedingungen in seinem paramedizinischem Rettungsdienst aufgezählt: wer in den Testaten dreimal durchrasselt, fliegt raus), Fortbildungen sind (teiweise sicher durch die Dozenten bedingt) lästige Pflichtveranstaltungen, bei denen die Raucherpause der wichtigste Punkt des Tages ist. Auch bei mir selber merke ich, dass die ursprünglich abrufbaren Inhalte meiner Ausbildung immer mehr auf den im Praxisalltag benötigten Teil reduziert werden. Zwar kommt (nicht zuletzt durch die sehr aktive Mitgestaltung solcher Foren) auch einiges an Neuigkeiten bei mir an, aber in der Summe habe ich eher das Gefühl, abzubauen oder zumindest zu stagnieren. Und dies trotz ständiger Fortbildungen, oft selber bezahlt und nicht wenige km entfernt. Auch kann ich nicht behaupten, selten in die einschlägige Literatur zu schauen. Wenn dies aber schon mir so geht, wie sieht es dann bei den fortbildungsunwilligen Kollegen erst aus? Ein weiterer Grund liegt auch in den Schulen selber. Solange es Geld-zurück-Garantien gibt, Ausbildungen für einen nicht refinanzierbaren Betrag auf den Markt geschmissen werden, Schulen mehr auf ihren "kundenfreundlichen" Ruf als auf die Qualität ihrer Lehrgänge setzen, wird sich in der breiten Masse der Absolventen nicht viel tun. Dass es vereinzelte Schulen gibt, die wirklich gute Kurse anbieten (hier ist der limitierende Faktor dann die Zusammensetzung des Kurses) ist eine sehr zu fördernde Initiative. Es handelt sich dabei in erster Linie um Schulen der HiOrgs (hier seien mal der ASB in Hamburg, die JUH in Ronnenberg und neuerdings der MHD in Nellinghof genannt), im privaten Sektor wird man weniger fündig.
Dies könnte man so als die Grundhaltung ansehen, mit der ich auf den RD schaue. Vorweg: es macht mir Spaß, hier zu arbeiten. Ein "anständiger" Notfall kann einem sehr viel Erfolgsgefühl vermitteln, auch so mancher Krankentransport birgt seine positiven Überraschungen. So habe ich in den ersten 3 Jahren (in Oldenburg) sehr viel lebendigen Geschichtsunterricht bekommen. Knapp 2 von 3 der älteren Menschen in KT waren 2-WK-Flüchtlinge aus Schlesien etc. Dies war mir (trotz 13 Jahre Schulunterricht in dieser Stadt) z.B. vorher nicht klar. Aber: es ärgert mich auf der anderen Seite auch, die immer niedriger werdende Hemmschwelle (besonders bei jungen Leuten) bezüglich der 112-Wahl zu beobachten. Waren bei den Parties in meiner Schulzeit (so lange ist das ja noch nicht her) die Besoffenen irgendwann in irgendeiner Ecke oder in irgendeinem Bett verschwunden, haben sie im heutigen Sprachgebrauch stets gleich eine Alkoholvergiftung. Nur ein Beispiel unter vielen, jedoch scheint mir bei derartigen Beobachtungen das Gesundheitssystem weniger unter den Strukturen (von den Verwaltungskosten der Krankenkassen mal abgesehen) zu leiden als unter der immer größer werdenden Anspruchshaltung der "Patienten". Nicht, dass ich einem erkrankten, verletzten oder sonstwie hilfebedürftigen Menschen seine Behandlung verweigern möchte. Aber der Anteil an Transporten wider besseren Wissens scheint mir stark zuzunehmen. Auch dies in erster Linie, weil dem Rettungsassistenten nicht das Mittel der Transportverweigerung ermöglicht wird - nein, ihm wird lediglich mit allen möglichen juristischen Konsequenzen gedroht. Dies sicher auch, weil der Arbeitgeber ein finanzielles Interesse an der Durchführung der Transporte hat.
Mein persönliches Befürworten einer "Regelkompetenz" fußt auf dieser vorgestellten Grundhaltung. Es ist a) eine Möglichkeit der Motivation, b) wird über diesen Faktor so manche Ente aufgefunden und entfernt (bzw. mit weniger Kompetenzen ausgestattet) und c) dem Notarztdienst wird seine eigentlichen Bestimmung zurückgegeben: Der vital bedrohliche und komplizierte Notfall. Ich würde niemals für eine Abschaffung des NA plädieren, dies würde mit deutlichen Qualkitätseinbrüchen bei der Patientenversorgung einhergehen (eine Vergleichsstudie der Rettungssysteme Birmingham und Bonn zeigte dies ja deutlich, einzusehen unter http://www.agswn.de/downloads/fischerkrepp.pdf als Print-pdf der Anästh. Intensivm Notfallmed., dieses Jahr auch vorgestellt in "Der Notarzt"). Auch würde ich mir diverse Notfallbilder gar nicht alleine zumuten wollen, beim polytraumatisierten, eingeklemmten Patienten sind oftmals 2 Leute RTW + 2 Leute NEF noch nicht genug, wieso sollte ich dann dafür eintreten, dies mit 2 (!) Personen RTW-Besatzung durchzustehen? Es geht mir aber durchaus darum, den NA nicht bei jedem Besoffenen ("nicht ansprechbare Person in der Kneipe"), bei jeder Luftnot (Hyperventilation) und bei allen thorakalen Schmerzen (Prellung nach Sturz) mit ausrücken zu lassen. Dies ist einerseits betriebswirtschaftlicher Unsinn (in dieser Zeit könnte er in der Klinik wesentlich effektiver eingesetzt werden) und andererseits für NA wie für RD-Personal auf Dauer frustrierend. Die Analgesie peripherer Brüche durch RD-Personal befürworte ich einerseits aus Überlegungen zur Motivation, andererseits auch aus finanziellen Gesichtspunkten (wobei diese selbstverständlich nicht als Hauptargument zulässig sind!): Der Einsatz eines RTH zur Schmerzstillung einer Armfraktur scheint mir ein sehr teurer Service der Krankenkassen zu sein.
I.d.R. sollte meiner Ansicht nach bei einer zukünftigen "Regelkompetenz" bei nicht eindeutigen Meldebildern die NA-Indikation durch das Rettungsmittel vor Ort erfolgen.
Um es nur noch einmal deutlich gesagt zu haben: ich möchte nicht auf den NA verzichten. Diese Forderung wird auch in keinem meiner Beiträge gestellt. Solange es jedoch bei der derzeitigen Situation im RD bleibt, wird sich auch qualitativ nichts ändern. Die Stagnation, bzw. in einigen Bereichen sogar der Rückzug der RDler aus einst mühsam erstrittenen Kompetenzen (Intubation, manuelle Defibrillation, Medikamentenapplikation) wird das Berufsbild auf Dauer nur noch weiter abwerten. Solange dies aber Realität ist, brauchen wir uns um die "Lobby" des RD keine großen Gedanken machen. Auch wenn sicherlich jeder aufgerufen ist, bei sich selber, seinen Kompetenzen, seiner Fehleranalyse, seinen Fortbildungen und seinem Auftreten in der Öffentlichkeit den ersten Schritt zu tun.
Gruß, Nils
PS: Da es jetzt doch etwas länger geworden ist, kann sich der ein oder andere Rechtschreibfehler eingeschlichen haben. Im Verhältnis zur Anzahl der Wörter wird dies aber hoffentlich entschuldbar sein.
Auch wenn es nicht ganz zur Frage paßt, sind doch sicher einige Ansätze deutlich geworden.
LG, Nils
Ich würde einen guten Rettungsassistenten über wenige Punkte festmachen:
Vielen fehlt es leider an mehr als einem dieser Punkte, was ich als einen der Gründe für unseren derzeitigen Berufsstand betrachte.
DEN finde ich gut. *malnachobenschieb*
Da hätte ich noch `nen Nachtrag zu, auch wenn`s grad den Groß"stadtrettern" schwerfällt !
JEDER Patient ist gleich, egal welche "soziale" Abstammung dahinter steht, s.h. der "Penner" ist genauso Mensch und als solcher zu behandeln, wie der nette Herr mit der "tollen" Zusatzversicherung, oder gar der "Privat"patient, das erst macht für mich "Menschlichkeit" aus, also, denkt mal drüber nach ! =)
Nils schrieb: Ne Menge Text!
Und dazu kann ich nur eins sagen: :applaus: :applaus: :applaus: :applaus: :applaus: :applaus:
Und Sven, das sollte selbstverständlich sein. Leider sind aber auch Retter nur Menschen mit ihren eigenen Emotionen, ihrer Persönlichkeit und einer ihnen eigenen Frustrationsschwelle, so dass ich so manche Reaktion zwar in keinem Fall gutheißen aber zumindest verstehen kann... Verstehst, was ich meine?
Greetz,
Christian
ZitatOriginal von Daniel Grein
Ich würde einen guten Rettungsassistenten über wenige Punkte festmachen:
- gesundes Selbstverständnis
- die notwendige Berufsauffassung / Identifikation
- Bereitschaft zur kontinuierlichen Aus- und Fortbildung
- Menschlichkeit / Kollegialität
- persönliches Engagement
Vielen fehlt es leider an mehr als einem dieser Punkte, was ich als einen der Gründe für unseren derzeitigen Berufsstand betrachte.
Besser hätte ich es auch nicht sagen können
Vor Allem an den letzten drei Punkten fehlt es einigen Kollegen!
Schon mal morgens, um 02:15 nen Wohnsitzlosen mit ner offenen Us-Fraktur,bei Gewitterstrum und mit nem mies gelaunten Kollegen (Oh Gott,die RLS hat ihn geweckt)aus nem Gebüsch gezogen???
Schon mal morgens, um 02:15 nen Privatpatienten mit ner entzündeten Großzehe, bei Gewittersturm und schon wieder nem mies gelaunten Kollegen X((was fällt der RLS ein um diese Uhrzeit zu piepsen) aus dem 4 Stock getragen (ich kann nicht laufen und ausserdem bin ich Privatpatient) ???
Fazit! Der Gewittersturm ist unabwendbar,der Patient ist unser Lohn und Brot,die Erkrankung und Verletzung ist unser wiederkehrender Gegenspieler....doch wer sagt uns, daß unser mies gelaunter Kollege
( Sch....Nachtdienst )nicht das Größte Übel in diesem Moment ist????
Geschichte...?...Nee, alles persönlich erlebt. Ein Guter Rs,ein guter RA und ein guter Praktikant ist für mich jemand der nen Schirm dabei hat um den Patienten während des verbringens zum RTW vor dem Regen zu schützen, der seinen Körper so fit und in Form hält dass er auch den Privaten auch vom 4.Stock runter tragen kann ohne seine Muskeln zu übersäuern und der vor seinem Nachtdienst entweder geschlafen hat oder zumindest ausgeruht zum Dienst kommt! Noch Fragen??? :applaus: :applaus: