Nomen est nicht immer Omen!

  • @all


    Mir ist jetzt schon desöfteren aufgefallen, daß es über verschiedene Mitarbeiter und Institutionen falsche Vorstellungen gibt, was ihre fachliche Qualifikationen angeht. Besonders fällt mir das am Beispiel des Lehrrettungsassistenten (LRA) , Leitenden Notarztes (LNA) und Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) auf.
    Deshalb, um auch in eigener Sache eines nochmal deutlich zu machen:


    - Lehrrettungsassistenten haben nicht zwangsläufig mehr Ahnung vom EKG als andere Rettungsassistenten, mit Ausnahme vielleicht im Rahmen einer Dozententätigkeit an einer Schule ("Dann frag' doch mal Deinen Lehrrettungsassistenten, wieso man bei manchen Infarkten keine ST-Hebung sieht!").


    - eine Rettungsassistentenprüfung ist auch nicht per se als anspruchsvoller zu werten, wenn im Prüfungskommitee ein LNA oder ÄLRD sitzt ("Ich wurde sogar vom LNA gefragt!").



    Nochmal zusammengefaßt:


    - der LRA ist kein besserer RA!


    - der LNA ist kein besserer Notarzt und Mediziner!


    - der ÄLRD dito!



    Alle haben anderweitig eine spezielle Weiterbildung genossen, die sie für bestimmte Situationen und Aufgaben präferieren. Der LRA ist ein Meister der Didaktik, der LNA leit(d)et und organisiert beim MANV und der ÄLRD sitzt größtenteils in Sitzungen und schmeißt den Laden im großen Stil.



    Gruß,


    Ani

  • Ani, jetzt hast du mein Weltbild zerstört :(


    Gruss aus Athen,
    ThorstenH 8)

  • Danke, für diese Klarstellung :]


    Gruss aus der Hitze....


  • Während ich den ersten Teil Deiner Aussagen nachvollziehen kann und genauso sehe, bin ich mit dem o.g. Teil nicht einverstanden:


    - Ein LRA sollte ein erfahrener und besonders "geeigneter" RA sein.


    - Ein LNA sollte ein erfahrener und in Leitungsaufgaben "trainierter" Notarzt sein.
    Ebenso muss er sowohl eine Facharztanerkennung besitzen, wie auch über gute Kenntnis der Infrastruktur ("seiner" Krankenhäuser und Rettungsmittel) verfügen.
    Auch der LNA sollte ein besonders "geeigneter" Notarzt sein.


    - Der ÄLRD sollte ein erfahrerener Notarzt und LNA sein.
    Er sollte neben den LNA-Fähigkeiten auch Führungsfähigkeiten und Lehrbefähigung besitzen.


    Das dies nicht "per se" so ist, ist mir durchaus bewusst. Es sollte aber so sein...


    Meine Meinung.



  • Das bezieht sich lediglich auf die von mir angesprochene originäre Funktion. Es wird von einem Lehrrettungsassistenten kein größeres pathophysiologisches Wissen gefordert (und vermittelt!) als von jedem anderen Rettungsassistenten auch. Gute notfallmedizinische Kenntnisse sollte man von jedem Rettungsassistenten fordern können! Dasselbe gilt auch für den LNA. Die grundsätzlich geforderten notärztlichen Qualifikationen sind dieselben wie bei jedem anderen Notarzt auch. Erfahrung und Facharztwissen sollen lediglich seine Leitungsfunktion unterstützen, machen ihn aber nicht zu einem besseren Notarzt gegenüber dem gleichlang (oder sogar länger) im Geschäft agierenden Kollegen.



    Gruß,


    Ani

  • Ist es tatsächlich so, dass ein LNA auch Facharzt sein muss ??


    In unserem Kreis ist das sicher nicht immer der Fall. Oder wird das unterschiedlcih gehandhabt ?

  • OK, danke ! Das "soll" im Punkt 1.6 erklärt die Ausnahmen.


    Bringt diese Forderung denn in der Praxis tatsächlich etwas ? Hat die Facharztprüfung in irgendeinem Gebiet denn einen Katastrophenmedizinischen oder sonst relevanten Bezug ?


    Dass der LNA "erfahren" sein muss stelle ich natürlich nicht in Frage...

  • Zitat

    Original von ThorstenH
    Hat die Facharztprüfung in irgendeinem Gebiet denn einen Katastrophenmedizinischen oder sonst relevanten Bezug ?


    Zumindestens einen intensivmedizinischen und notfallmedizinischen Aspekt.
    So erfordert z.B. der Facharzt für Anästhesiologie eine einjährige durchgehende Tätigkeit, der Facharzt für Innere Medizin eine halbjährige durchgehende Tätigkeit auf einer Intensivstation. Andere Fachgebiete ziehen nach. So ist meines Wissens inzwischen auch bei einigen chirurgischen Fachgebieten eine intensivmedizinische Zeit vorgeschrieben (z.B. Orthopädie/Traumatologie).



    Gruß,


    Ani

  • Ja, Intensiverfahrung wird (vernünftigerweise) ja bereits für den alten Fachkundenachweis gefordert. Und eine darüber hinausgehende klinische Erfahrung ist auch als NA sinnvoll.


    Aber wie du oben geschrieben hast, hat der LNA keine weiteren notfallmedizinischen Aufgaben als der Notarzt. Wobei hilft ihm denn die Facharztanerkennung ? Eine einsatztaktische oder einsatzpraktische Qualifikation fördert das ja nicht....

  • Ich denke, mit der Gebietsanerkennung soll medizinische Erfahrung in notfallmedizinisch relevanten Gebieten und allgemein gefordert werden, was vor allem für die Sichtung und die anschließende Beurteilung der Transportpriorität und Klinikauswahl von Bedeutung ist.
    So konsultierte mich neulich ein junger, chirurgischer Kollege in der Weiterbildung mit der Bitte, mir doch mal einen Patienten anzuschauen, ob er vielleicht intensivpflichtig sei. Schon beim Erstkontakt konnte ich prima vista die Diagnose "noch kompensierter Schock" stellen. Erfahrung, die für einen Facharzt gefordert wird, macht sich durchaus bezahlt. In ein paar Jahren hätte der Kollege diese Diagnose ohne Hilfe alleine und ebenso schnell gestellt.



    Gruß,


    Ani

  • neulich in der kneipe...




    hast du übrigens schon gehört? matze geht auf'n OrgL.
    was? matze? der kann doch nichtmal sich selbst führen. wie soll der dann andere führen?
    ja. aber der soll jetzt endlich NEF fahren, und da muss er das haben. der schein fehlt mir übrigens auch noch. vielleicht gehe ich mit.
    nur wegen dem schein?
    dann habe ich so ziemlich alles. LRA, OrgL, desinfektor und HCM.
    cool. du hast den LRA?
    ja, musste ich damals machen wegen lehrrettungswache und so. stand in der stellenausschreibung.
    unterrichtest du auch?
    nee! das ist nicht meine welt. ich bin eher praktiker. sag mal... du hast doch den AdA-schein von der IHK, oder?
    ja. warum?
    dann lass dir doch den LRA anerkennen.
    geht das?
    na klar!


    usw...

  • Ich darf mich an dieser Stelle kurz selbst zitieren:


    Zitat

    Interessant ? Das zeigt doch nur einmal mehr als deutlich, was man von vielen LehrRettAss-Lehrgängen halten kann - nichts.
    Was soll der Quatsch, einen gerade fertig ausgebildeten Rettungsassistenten, womöglich noch ohne jegliche Berufserfahrung, gleich zum Lehrrettungsassistenten auszubilden ? Was soll dieser "seinen Schülern" beibringen ?
    Tut mir leid, aber ich muss immer wieder lächeln, wenn sich 21-jährige mit der Bezeichnung "Lehrrettungsassistent" schmücken. Selbst keine bis kaum Berufserfahrung, aber schon andere ausbilden wollen. Da wundert man sich dann, woher die Defizite und seltsamen Denk- und Arbeitsweisen herkommen...

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Ich darf mich an dieser Stelle kurz selbst zitieren:


    Dem o.g. stimme ich uneingeschränkt zu.
    Wie bei anderen "Führungsbezeichnungen" (Gruppenführer, OrgL, B-/C-Dienst, Einsatzleiter, Abschnittsleiter, LRA etc...) erwarte ich neben hoher fachlicher Qualifikation auch weitgehende Erfahrungen und persönliche Eignung.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Ich darf mich an dieser Stelle kurz selbst zitieren:


    Ich möchte nicht sonderlich OT gehen, und als nicht-LRA fühle ich mich persönlich auch nicht auf den Schlips getreten. ABER:
    Bei den altgedienten LRA habe ich wesentlich mehr seltsame Begründungen, Erklärungen und Schoten mitbekommen als bei den jungen, vielleicht noch etwas unerfahrenen, dafür aber weigstens anatomisch-physiologisch einigermaßen fitten LRA.


    Meine ganz persönliche Erfahrung aus mehreren Organisationen und Orten