Wie der deutsche Rettungsdienst in der Schweiz gesehen wird!

  • Hallo zusammen,


    in der Schweiz gibt es, ähnlich dem DBRD eine Interessenvertretung die sich VRS (Vereinigung Rettungssanitäter Schweiz) nennt. Dort gibt der Departementsleiter Berufspolitik eine Stellungnahme zu einem Gästebucheintrag ab: http://www.vrs.ch/downloads/st…ahme_enrico_battaglia.pdf


    Weiterhin sind Informationen zum Vergleich der schweizerischen mit der deutschen Ausbildung im Bereich Beruspolitik zu finden:
    http://www.vrs.ch/index.php?ar…ge=dep_berufspol_anerkenn



    Die auf dieser Seite getätigten Äusserungen halte ich teils für bedenklich und sie widersprechen zum Teil ebenfalls der Anerkennungspolitik für Berufsdiplome im Zuge der bilateralen Verträge Schweiz-EU.
    Meine persönliche Meinung ist, dass die deutsche Ausbildung mit wenig differenzierten, plakativen Aussagen, gepaart mit wenig Hintergrundwissen denunziert wird.
    Ich bin ein in der Schweiz tätiger, deutscher RettAss mit der Anerkennung als dipl. RS durch das SRK und ich sehe meine Interessen durch diesen "Berufsverband" in keinster Weise vertreten.



    Gruss Tribun

  • Hallo!
    Habs nur überflogen, ich finde, er hat sich viel Zeit genommen, auf Deinen Gästebucheintrag zu reagieren und legt ganz sachlich seinen Standpunkt dar, an dem ich nichts verwerfliches finden kann!
    Ich wäre auch nicht erfreut darüber, wenn mein Berufsbild durch ausländische Arbeitskräfte (Nein, dagegen habe ich generell nichts) überschwemmt würde, die in ihrer Heimat zwar eine vernünftige Ausbildung gemacht haben, die aber um einiges leichter zu erreichen ist als in meinem Land.
    Einfaches Beispiel: Dachdeckermeister: 3 Jahre Ausbildung, 2 Jahre Geselle, Meisterschule ein Jahr (für knappe 10 000 Euro) ; also ein recht hoher Investitionsaufwand alleine. Und der bekommt dann nicht genug Arbeit weil eine ausländische Ausbildung mit sagen wir mal 4 Jahren Ausbildungszeit, die dort 1000 Euro kostet, in Deutschland genauso anerkannt wird.
    Ist zwar überzogen, zeigt aber wie die Schweizer "Rettungsszene" ;) sich fühlt.
    Klar (und das sagt er ja auch) verlässt kaum einer seine Heimat aus Spaß oder um in der neuen Heimat den Berufsstand zu ärgern...aber das die angepisst sind wenn gleich- (oder minder- die Ausbildung in der Schweiz ist meines wissens sehr unterschiedlich) qualifizierte Kräfte aus dem Ausland mit weniger Ausbildungsaufwand dieselbe Kohle verdienen kann ich absolut verstehen!


    Nur nebenbei, da die Schweiz nicht Mitglied der EU ist, ist der ganze Diskriminierungskram (von dem ich gar nichts halte, aber das ist ein anderes Thema) auch nicht gültig. -> hat nichts mit dem subjektiven Gefühl zu tun, das man hat, das ist klar!

  • vom Prinzip her fast schon die gleiche Diskussion wie sie tagtäglich in mindestens einer deutschen Rettungswache geführt wird...


    RAiP: "wie lange bist Du denn schon im Rettungsdienst?"
    übergeleiteter RA: "hmmm... 20 Jahre!"
    RAiP: "ach so... dann bist Du ja auch nur ein "Anerkannter"!? Und ich zahl dafür 5.000 Euro :-("


    Edit: und wieder mal muss man für beide Seiten Verständnis haben, so auch für die schweizer Kollegen...

    Einmal editiert, zuletzt von Krankenträger ()

  • Ich hab´s komplett gelesen und kann seinen Standpunkt nachvollziehen. Was würdest du denken, wenn du als Deutscher in Deutschland keinen Ausbildungsberuf als x bekommen würdest, weil das Nachbarland diese Ausbildung zu hauf auf den Markt wirft. Man erinnere sich nur mal an die Diskussionen in der deutschen Baubranche.
    Ich denke aber auch dieser Mann macht einen vernünftigen Eindruck. Wenn dich das frustriert, dann vereinbare doch mal einen Termin mit ihm (die Einladung befindet sich ja im Brief) und sprich mit ihm darüber.


    Gruß
    Bambi

  • Nur mal um es klarzustellen: Ich habe dort nichts ins Gästebuch geschrieben ;)


    Wobei das meine Meinung widerspiegelt...


    Gruss

  • Ihr habt von eurem Standpunkt übrigens schon recht. Jedoch muss man beide Seiten sehen. Es ist ja mittlerweile sogar so, dass schweizer Spitäler Ihre Angestellten nach Deutschland in die Schule schicken... Ich denke das ist der Preis der freien Marktwirtschaft, wenn die protektionistischen Grenzen der Schweiz fallen. Ich hab momentan nur das Gefühl, dass man an den Deutschen ein Bauernopfer gefunden hat.


    Im übrigen ist das Diskriminierungsverbot in der EU Charta aufgenommen, welche auch die Schweiz ratifiziert hat.


    Gruss

  • Zitat

    Original von Tribun
    Nur mal um es klarzustellen: Ich habe dort nichts ins Gästebuch geschrieben ;)


    Wobei das meine Meinung widerspiegelt...


    Gruss


    Macht doch nix, der redet bestimmt trotzdem mit dir.


    Gruß
    Bambi

  • Werter Kollege aus der Schweiz (Kreuzlingen),


    1. ist die Stellung des VRS durchaus nachvollziehbar und in meinen Augen auch korrekt.


    2. würde ich ein wenig Vorsicht walten lassen, was deine Äußerungen angeht, ich denke wir haben dass schon einmal besprochen, gelle!?!


    3. bist auch du nur ein Gast in diesem Land und solltest dich entsprechend verhalten, was im Übrigen durch entsprechende Äußerungen von Deutschen in der Schweiz, die Haltung des VSR nicht unerheblich mitgeprägt hat.

  • Zitat

    Original von janoschs_traumstunde


    3. bist auch du nur ein Gast in diesem Land und solltest dich entsprechend verhalten, was im Übrigen durch entsprechende Äußerungen von Deutschen in der Schweiz, die Haltung des VSR nicht unerheblich mitgeprägt hat.


    Kannst Du das nochmal näher erläutern?

  • Zitat

    Original von JohnGage
    Smart
    Er will damit sagen, dass du bistn Ausländer und nimmst den CH-dipl.-RS die Jobs weg!


    Net traurig sein!!!


    Janosch ist selber "Gast" in diesem Land und will mit seiner Aussage glaub was anderes erreichen als deine Antwort!

  • Zitat

    Original von Andreas


    Janosch ist selber "Gast" in diesem Land und will mit seiner Aussage glaub was anderes erreichen als deine Antwort!


    Das heisst bitteschön "Mitbürger mit Migrationshintergrund"!!!

  • Jetzt melde ich mich selber einmal zu Wort:


    Damit ist gemeint, dass die Ausbildung zum Dipl. RS in meinen Augen eine sehr hochwertige Ausbildung ist. Wenn nun deutsche RA (oder solche die es noch werden möchten -> Anerkennungsjahr) in die Schweiz gehen und dort einiges bemängeln und insbesondere meinen besser zu wissen, dann hebt dies nicht unbedingt das Ansehen dieser Kollegen und wirft ein eher schlechtes Bild auf die Deutschen in der Schweiz.
    Dazu muss man wissen, dass der Schweizer RD durchaus einige Unterschiede aufweist, teils gut, teils sicherlich auch negativ und dass in der Vergangenheit viele Deutsche den RD Schweiz enorm mitgeprägt haben, was dort sicherlich auch anerkannt ist.


    Die Praxis RA's in die Schweiz zu holen ist zumindest in der Vergangenheit häufig angewandt worden, jedoch muss man auch ganz deutlich sagen, dass die RS-Ausbildung über dem Niveau eines RA angesiedelt ist und dass es sich einfach nicht gehört, als Ausländer, was ich in der Schweiz nun auch bin, das dortige System zu unterwandern und meinen zu müssen, dass man als RA the God Father of Rettungsdienst ist.


    Die Haltung des VRS ist eindeutig dadurch geprägt, dass unter anderem auch deutsche Schulen (ich nenn hier keine Namen) meinen mit ihren Paramedics einen Ausbildungsstand in die Schweiz zu entsenden, welcher dort ein geleiches Niveau hat und als Spezialisten den dortigen Rettungsdienst weiter ausbauen kann.


    Unterm Strich gesagt kann man das ungefähr so sagen: Wenn ein amerikanischer Feuerwehrmann zur BF nach München kommt (oder wo auch sonst) und dort anfängt zu arbeiten, die ganze Zeit aber nur sagt in den USA haben wir das so und so gemacht und dass ist viel besser, so wird dieser Feuerwehrmann auf die Dauer auch nicht viele Freunde haben.


    Im Übrigen war meine Aussage auch speziell auf den Themenstarter zugeschnitten, da ich ihn persönlich kennen lernen durfte.


    Und zur Klarstellung: Ich möchte keineswegs RA's die in der Schweiz arbeiten disqualifiziere, da die allermeisten sehr geschätzte Kollegen (auch von den Schweizern) sind, sondern lediglich zum Ausdruck bringen, dass es das gute Recht eines Berufsverbandes ist, ihr Berufsbild zu stärken und zu fördern und dass es eben leider, wie auch sonst, einige schwarze Schafe unter den RA's in der Schweiz gibt, welche negativ auffallen und somit ein Bild erzeugen, was der Realität sicherlich nicht entspricht, jedoch eben als Negativbeispiel deutlich mehr in den Vordergrund treten.


    Viele Grüße


    Janosch

  • Und noch eine Kleinigkeit, wer sich die Stellungnahmen des VRS wirklich durchliest und versteht, was der VRS zum Ausdruck bringen möchte, der wird, soweit er die Situation in der Schweiz kennt, die Stellungnahme für richtig halten. Insbesondere wird der deutsche RD dort nicht herabqualifiziert, sondern die Diskussion, welche bei uns nun wirklich schon seit Jahren herrscht aufgegriffen und der Status ist eben so, wie dort geschildert.

  • Die Stellungnahme des VRS ist ohne Zweifel verständlich und nachvollziehbar. Ein deutscher Berufsverband würde sich zu einer solchen Thematik sicherlich ähnlich äussern - zumindest würde ich das erwarten.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Tribun
    Ihr habt von eurem Standpunkt übrigens schon recht. Jedoch muss man beide Seiten sehen. Es ist ja mittlerweile sogar so, dass schweizer Spitäler Ihre Angestellten nach Deutschland in die Schule schicken... Ich denke das ist der Preis der freien Marktwirtschaft, wenn die protektionistischen Grenzen der Schweiz fallen. Ich hab momentan nur das Gefühl, dass man an den Deutschen ein Bauernopfer gefunden hat.


    Im übrigen ist das Diskriminierungsverbot in der EU Charta aufgenommen, welche auch die Schweiz ratifiziert hat.


    Gruss



    Dazu noch folgendes, ich kenne nicht allzuviele Spitäler, welche ihre RS nach Deutschland schicken, die meisten bilden aus, zahlen das Geld und stellen die Auzubildenden auch anschließend an. Dass es auch "grenznahe" Spitäler gibt, die das anders machen ist mir durchaus bewusst, aber genau diese Politik dieser Spitäler, in denen im Regelfall fast nur Deutsche arbeiten und welche einen CEO ebenfalls aus Deutschland haben, führt doch genau zu der Kritik.


    Im Übrigen stimmt es selbstverständlich, dass es Verträge zwichen der EU und CH gibt. Auch hat die Schweiz sicherlich die Menschenrechtscharta ratifiziert, aber wer in meinem Staatsbürgekunde Unterricht gut aufgepasst hat -> gell, Andreas ;-) (ist in D genauso wie in CH) bindet dies primär erst einmal die Staatsgewalten und nicht einen Berufsverband ansonsten wäre ja auch die Meinungsfreiheit ein wenig zu viel des Guten eingeschränkt.

  • Lieber Janosch, die deutsche Rettungsassistentenausbildung ist durchauch nicht als minderwertiger zu betrachten, wenn man sie mit der Schweizer Ausbildung vergleicht. Nur ist die Berufsausbildung (HF) auf drei Jahre gestreckt. Die Ausbildungsinhalte sind weitesgehend dieselben. Für die Theorie gilt das auf jeden Fall.


    Als deutscher Kollege, der in die Schweiz kommt, steht es mir durchaus frei meine Erfahrungen mit einfliessen zu lassen. Der Schweizer Rettungsdienst ist oftmals noch nicht so ausgefeilt, wie der in Deutschland. Hier muss man selbstverständlich vernünftige Umgangsformen wahren. Sicher muss man als neuer Kollege oder Ausländer Abstand davon halten, von vornherein alles zu disqualifizieren. Immerhin sind zum Beispiel die Kompetenzen, die man in manchen schweizer Rettungsdiensten hat, sehr hoch. Und das, obwohl die Ausbildung nicht grundlegend anders ist. Allerdings ist es längst nicht so drastisch, wie Du es darstellst.


    Ausländische Kollegen sind, genau wie in Deutschland auch, geschätzte und gleichwertige Mitarbeiter.

  • Smart:
    Bitte nicht falsch verstehen, was ich geschrieben habe, hat sich eben eindeutig mit der Aussage von Tribun auseinandergesetzt und auch genau darauf beziehen sich meine Ausführungen.
    Du hast sicherlich recht, dass die Ausbildung innhaltlich nicht allzusehr abweicht, aber dieses eine Jahr ist eben der deutlich höere Praxisanteil in der Ausbildung. Und genau darum fordert der VRS auch eben eine deutlich höhere Berufserfahrung um anerkannt zu werden, was in meinen Augen durchaus legitim ist. Im Übrigen haben gewisse Kollegen sich bereits als Dipl. RS HF auch hier im Forum genannt, bevor sie überhaupt die deutsche RA Ausbildung abgeschlossen haben, geschweigedenn die Anerkennung zum Dipl. RS, was sicherlich meine Meinung zu den Darstellungen mit geprägt hat.