Pforzheim: Verletzter Handballer muss 45 Minuten auf Rettungswagen warten

  • Für Unverständnis hat ein Notfalleinsatz in Pforzheim (Baden-Württemberg) geführt: eine dreiviertel Stunde musste ein verletzter Handballer warten, bis ein Rettungswagen zu seiner Versorgung eintraf.
    Während des Spiels prallte der Handballer mit einem der Gegenspieler zusammen und blieb mit starken Schmerzen sowie Blut im Mund auf dem Hallenboden liegen. Über die Notrufnummer 112, welche zunächst bei der Feuerwehr auflief und von dort zur zuständigen Rettungsleitstelle weitergeleitet wurde, wurde daraufhin ein Rettungswagen angefordert. Da nach einigen Minuten noch kein Fahrzeug eingetroffen war, wurde in der Folge noch zweimal über die Notrufnummer angefragt, wo das Fahrzeug bleibe. Erst nach einer dreiviertel Stunde traf dann ein Rettungswagen ein.
    Eine Sprecherin des DRK Pforzheim - Träger der zuständigen Rettungsleitstelle - spricht von einem "ganz, ganz seltenen Fall". Alle zur Verfügung stehenden Einsatzfahrzeuge waren zum Zeitpunkt des Notrufs im Einsatz. Auch habe einer der Anrufer mitgeteilt, dass die Blutung inzwischen gestoppt und der Spieler ansprechbar sei. Zudem habe die eingetroffene Besatzung keinen Notarzt nachgefordert. Der Patient wurde mit eine Kieferbruch sowie einer Verletzung der Zunge in eine Spezialklinik nach Karlsruhe gebracht.


    Quelle: http://www.pz-news.de/Home/Nac…711_puid,1_pageid,17.html

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Eine Sprecherin des DRK Pforzheim - Träger der zuständigen Rettungsleitstelle - spricht von einem "ganz, ganz seltenen Fall". Alle zur Verfügung stehenden Einsatzfahrzeuge waren zum Zeitpunkt des Notrufs im Einsatz. Auch habe einer der Anrufer mitgeteilt, dass die Blutung inzwischen gestoppt und der Spieler ansprechbar sei. Zudem habe die eingetroffene Besatzung keinen Notarzt nachgefordert. Der Patient wurde mit eine Kieferbruch sowie einer Verletzung der Zunge in eine Spezialklinik nach Karlsruhe gebracht.


    Quelle: http://www.pz-news.de/Home/Nac…711_puid,1_pageid,17.html

    Die Aussage lässt mir die Adern schwillen. Das ist mal wieder totale Unkenntniss. Nur weil kein NA nachgefordert wurde kann der Pat. ruhig mal 3/4 Std. warten....unfassbar.


    Frage in die Runde..gibt es in Pforzheim keine HVO/First Responder (BF /Hirog)?

  • Frage in die Runde..gibt es in Pforzheim keine HVO/First Responder (BF /Hirog)?

    Auch das hätte die Wartezeit auf den RTW nicht verkürzt.


    Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich finde HvO-Gruppen eine sinnvolle Ergänzung im Rettungsdienst, aber eine Verkürzung der Hilfsfrist findet dadurch nicht statt.


    Gruß, Mr. Blaulicht

  • Das Problem sind doch Firmen wie Orgacom und ähnliche, die den Bereichsausschüssen vorrechnen, dass Duplizitätseinsätze nur in xy % der Fälle vorkommen und damit die rechtlich in Ba-Wü vorgesehenen 95% vermutlich eingehalten werden können. Dass man meiner Meinung nach Menschenleben nicht in mathematischen Formeln unterbringt, interessiert beim heutigen Kostendruck leider niemanden der Verantwortlichen.


    In diesm Fall wars jetzt ja auch nur ein Handballer mit ner UK-Fraktur. Das tut böse weh, aber sterben wird er nicht dran. Nun gut, vor den Zuschauern ist das sicher keine besonders gute Öffentlichkeitsarbeit gewesen.


    Man stelle sich aber mal vor, das wäre ein VU mit 3 Eingeklemmten gewesen. Da hätte der NA und der NEF-RA mal blöde aus der Wäsche geschaut, wenn 40 Minuten kein RTW kommt....

  • Das Thema wurde doch in gewisser Hinsicht auch schon im Thread über die ablehnenden Kliniken erörtert. Man muss einfach eine Grenze ziehen, ohne die Wartezeit jetzt gut zu heissen, mit der man Gebiete abdeckt. 100% ist einfach nicht möglich bzw. bezahlbar.


  • Man stelle sich aber mal vor, das wäre ein VU mit 3 Eingeklemmten gewesen. Da hätte der NA und der NEF-RA mal blöde aus der Wäsche geschaut, wenn 40 Minuten kein RTW kommt....


    Der schneller eintreffende Abschleppwagen könnte dann das Auto mit den eingeklemmten Patienten ins Krankenhaus fahren...
    (Achtung Zynismus...)

  • Und selbst in einem optimal abgedecktem Gebiet und mit ausreichend Fahrzeugen versehendem Gebiet kann so ein Fall immer mal passieren, welcher dann natürlich dankbarst von der Öffentlichkeit ausgeschlachtet wird - mal zu Recht, mal zu Unrecht. Ich persönlich habe es für den Bereich Flensburg/Schleswig-Flensburg vor einigen Jahren erlebt, wobei der damalige Zeitungsartikel dann auch noch fehlerhafte Zeiten enthielt.


    Dies mal grundsätzlich ohne genaue Kenntnisse der dortigen Verhältnisse und speziellen Situation zum Zeitpunkt des Notfalls.

  • Nun ja, sicher kann die Hilfsfrist nicht immer eingehalten werden, aber dafür gibt es ja auch die Erfüllungsquote. Aber dass ein Notfallpat. ca. 45 Min. warten muss, lässt sich so eigentlich nicht erklären.


    Wenn man davon ausgeht, dass man mit dem RTW durchschnittlich mit rund 60 km/h unterwegs ist, so sollte doch wohl im 30 Km-Umkreis ein RTW zu finden sein, der einsatzbereit ist. Allerdings muss man dafür ggf. über die Leitstellengrenze hinweg denken.

  • Naja, unglückliche Zufälle gibt es immer. Lass doch einfach mal einen VU mit drei RTWs abarbeiten, im Nachbarbereich ein Wohnungsbrand mit zwei RTWs, und im anderen Bereich ebenfalls etwas mit mehreren Fahrzeugen. Da bist Du - je nach Region . schon schnell an der Kapazitätsgrenze.


    Es gibt halt keine 100%ige Sicherheit, das wäre nicht bezahlbar.


    Gruß, Mr. Blaulicht

  • Teilweise reicht ja schon das normale Tagesgeschäft in der kombinierten Kleinstadt- und Überlandrettung - wie oft sind bei uns ein, zwei RTW mit Verlegungen über 50-150 Kilometer unterwegs (Flensburg, Kiel, Hamburg), lass dann noch die normalen Notfälle dazu kommen und plötzlich muss der RTW dann aus dem übernächsten Wachbereich kommen - das dauert dann schon mal ein knappe halbe Stunde. Kommt nicht wirklich oft vor, aber das sowas nahezu unbekannt ist, wäre gelogen. Für genaue Zahlen fehlt mir hier leider der erweiterte Einblick.


    Ist in der Großstadt wie Hamburg natürlich kein Thema, dort sind so massenhaft Rettungsmittel vorhanden - die bei "Not am Mann" noch durch die Löschzug-Besatzungen verstärkt werden - und die KH so nahe bei, dass schnell ein Rettungsmittel (wieder) verfügbar ist. Außerhalb der Ballungszentren ist das dann schon wieder etwas anderes, hier kann man dann mit HvO, Bereitschaft/SEG oder mit günstiger Platzierung der übrig gebliebenen Fahrzeuge (Bereichsabdeckung) arbeiten, aber manchmal fehlen einem einfach die Fahrzeuge.


    Dies nur einmal zum Bedenken - wenn sowas öfter vorkommt oder einfach durch Fehldisposition verursacht ist, muss natürlich gehandelt werden.

  • @Mr Blaulicht


    Es ging bei den HvO/First Responder nicht um die Einhaltung der Hilfsfrist..sondern um die Betreung des Pat.


    Natürlich kann es immer mal wieder zu Engpässen und Wartezeiten kommen, aber 3/4 std. ist meiner Meinung nach zuviel des Guten. Wenn man doch merkt das einem die Fahrzeuge ausgehen, dann holt man sich ein oder mehere Fahrzeuge so zusammen das es passt.


    Und wiegesagt am meisten ärgert mich die Aussage dieser Sprecherin.

  • Vadder Abraham hat mit ner Unterkieferfraktur noch n paar Runden geboxt... weiche Handballer tztz....
    Es ist immer die alte Leier.... Ob es nun die alte Dame ist die bei uns 3h nach einem Sturz warten musste oder jetzt der Sportler 45 Minuten. Für die Verantwortlichen wird es immer die Ausnahme bleiben und für die Beteiligten immer ein traumatisierendes Ereignis. Im Falle des "wohl" jungen Sportlers frage ich mich allerdings warum ihn niemand einfach in eine Klinik gefahren hat..... die Selbstverständlichkeit bei Sportlern bei (nicht in diesem Fall) kleinsten Blessuren nen "Lieger" zu bestellen ist schon weltfremd. Zu meiner aktiven Zeit (sportlich) hat man sich selbst mit nem Kreuzbandriss oder ähnlichem gemütlich getaped und mit coolpack ans Feld gesetzt und ist danach von nem Kumpel in die Klinik gefahren worden.

  • Nein, das ist Pressefreiheit. Die müssen ja nicht irgendwie geschützt werden. Schau mal in Deine Lokalzeitung, da sind ganz viele Menschen zu sehen, die nicht um Erlaubnis gefragt wurden.

  • Das fällt unter "relative Personen der Zeitgeschichte", die in der Berichterstattung im Zusammenhang mit solch einem Ereignis ungefragt veröffentlicht werden dürfen.


    "Absolute Personen der Zeitgeschichte" sind dann die herausragenden Personen des öffentlichen Lebens wie Politiker, Sportler, Stars...

  • tansamalaja. Pforzheim ist keine Kleinstadt. Die haben etwa 120.000 Einwohner (zum Vergleich Husum mit etwa 20.000).


    Und 45 Minuten finde ich persönlich einfach extrem zu lange.


    Natürlich wird man nie 100% abdecken können, es wird immer Fälle von Hilfsfristüberschreitung geben. Aber die dreifach zulässige Zeit???
    Und im ganzen Umland kein freier RTW??? Klingt entweder merkwürdig, oder man fährt generell stark an der Kapazitätsgrenze rum.
    Ich gehe davon aus, dass eine Sporthalle im Stadtbereich an einer gut zugänglichen Strasse leigt und nicht mitten im Wald.

  • Es geht ja auch nicht unbedingt um die Größe der Stadt, sondern um das Auslastungsverhältnis:

    Zitat

    Kugli listet auf: fast zur gleichen Zeit ein internistischer Notfall, ein Verkehrsunfall in Dürrn, eine Herzattacke an der Unteren Wilferdinger Straße - und das bei Minusgraden - zwei Kinder mit akuter Atemnot (eines in Schellbronn, eines in Kieselbronn) sowie eine Patienten-Verlegung nach Stuttgart.

    Das sind also fünf Notfälle plus eine Verlegung - bei fünf in (und um) Pforzheim stationierten Rettungswagen:

    Zitat

    In der Zentrale an der Kronprinzenstraße in der Nordstadt befindet sich die Rettungsleitstelle. Hier werden die fünf Rettungswagen (drei in Pforzheim, je einer ist in Mühlacker und Neuenbürg stationiert) von DRK und ASB sowie ein Krankenwagen koordiniert.