Notarzt erklärt Frau irrtümlich für tot

  • Ein 33-jähriger Notarzt hat in Nordhorn (Niedersachsen) eine 89-Jährige irrtümlich für tot erklärt. Erst dem Bestatter, der die Frau abholen wollte fiel später auf, dass sie noch lebte. Die Frau kam in eine Klinik, wo sie aber nach vier Tagen verstarb.


    Nachbarn waren die am Tage heruntergelassenen Jalousien in der Wohnung der Frau aufgefallen, weshalb sie Polizei und Rettungsdienst verständigten. In der Wohnung fanden die Einsatzkräfte die Frau, die vermutlich einen Schlaganfall erlitten hatte, ausgekühlt und steif vor weshalb der Notarzt fälschlicherweise den Tod feststellte. Die Leichenschau sollte später im Bestattungsinstitut stattfinden.
    Als der Bestatter die 89-Jährige einsargen wollte stellte er fest, dass diese noch atmete.
    Die Staatsanwaltschaft leitete inzwischen ein Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den Notarzt ein. Wie der zuständige Staatsanwalt weiter mitteilt, hätte die Frau aber auch ohne das offensichtliche Fehlverhalten des Arztes nicht gerettet werden können.


    Quellen:
    http://www.wkr-net.de/informat…st/20090519_nordhorn.html
    http://www.express.de/nachrich…rtikel_1242632305962.html



    Zum Thema siehe auch
    Portugal: Patient irrtümlich für tot erklärt
    USA: Erneut Patientin irrtümlich für tot erklärt
    Münchner irrtümlich für tot erklärt
    AUT - Der vermeintlich Tote atmete
    Patient tot - oder doch nicht ? Das Lazarus-Phänomen

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Die Staatsanwaltschaft leitete inzwischen ein Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen den Notarzt ein. Wie der zuständige Staatsanwalt weiter mitteilt, hätte die Frau aber auch ohne das offensichtliche Fehlverhalten des Arztes nicht gerettet werden können.


    das beißt sich ein bisschen. wenn die patientin sowieso nicht hätte gerettet werden können, dann war die fahrlässige nicht-behandlung also nicht ursächlich für den tod, und dann kann das verhalten des notarztes nicht den straftatbestand der fahrlässigen tötung erfüllen.


    meines erachtens kommt in solchen fällen als einziger straftatbestand eine fahrlässige körperverletzung durch unterlassen in betracht.

    Einmal editiert, zuletzt von res cogitans ()

  • Hats in meinem Landkreis auch schon mal gegeben. Da wurde allerdings eine Reanimation abgebrochen und für erfolglos erklärt.
    Der Patient ist hinterher zumindest so weit genesen, dass er noch Zeitungs-Interviews geben und seinen weiteren Ruhestand geniessen konnte.
    Das wurde dann mit dem Lazarus-Phänomen erklärt.
    :bday: Für den Patienten natürlich toll, dass er sein weiteres Leben noch genießen darf. Für die zuständige Notärztin zumindest unangenehm im Sinne von peinlich. Auch wenn es vermutlich keine Konsequenzen hatte.

  • Hats in meinem Landkreis auch schon mal gegeben. Da wurde allerdings eine Reanimation abgebrochen und für erfolglos erklärt.
    Der Patient ist hinterher zumindest so weit genesen, dass er noch Zeitungs-Interviews geben und seinen weiteren Ruhestand geniessen konnte.
    Das wurde dann mit dem Lazarus-Phänomen erklärt.
    :bday: Für den Patienten natürlich toll, dass er sein weiteres Leben noch genießen darf. Für die zuständige Notärztin zumindest unangenehm im Sinne von peinlich. Auch wenn es vermutlich keine Konsequenzen hatte.


    Drum merke:
    Nach der erfolglosen Reanimation immer eine NDMR spritzen,
    das erspart spätere Zuckungen. :S

  • Nach der erfolglosen Reanimation immer eine NDMR spritzen,
    das erspart spätere Zuckungen.

    Blöd ist nur, wenn nachher obduziert wird. Unter Umständen ließe sich das nachweisen, denke ich.

  • Nach der erfolglosen Reanimation immer eine NDMR spritzen,
    das erspart spätere Zuckungen. :S

    Auch mit Smiley eine unqualifizierte Bemerkung die in einem Fachforum für Rettungs- & Notfallmedizin nichts zu suchen hat.


    Punki

  • Ick fands witzig :D, also die Bemerkung, nicht den Inhalt des Ursprungspost.

    Günther Netzer â??
    Moderator:"Gerhard, er vermisst dich ungemein, das hat er mir eben gesagt." Netzer:"Das ist eine glatte Lüge, das sage ich ihm auch über dieses Mikrofon. Ich habe ein neues Leben begonnen." :lol:

  • Auch mit Smiley eine unqualifizierte Bemerkung die in einem Fachforum für Rettungs- & Notfallmedizin nichts zu suchen hat.


    Punki


    Ich bin so höfflich und werde dir ohne ein blödes Kommmentar antworten.


    Das Lazarus-Phänomen beschreibt auch scheinbare Lebenszeichen bei hirntoten Patienten.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Lazarus-Ph%C3%A4nomen


    In der Praxis habe ich so etwas noch nie gesehen. Bei den 10.000en an Notärzten in Deutschland kann sicherlich auch der ein oder andere dabei sein, der
    NDMR für einen Geheimtip hält, um so etwas zu verhindern...
    Allerdings wollte ich darauf verweisen, dass es im Hinblick auf den oben genannten Fall eben nicht die beste Lösung ist.
    Falls man also mal einen Doc etwas derartiges machen sieht, sollte man ihn darauf hinweisen, dass er einen an der Waffel hat.

  • Der Fall war auch in meiner Lokalpresse Thema, immerhin nur 30 km von hier passiert.


    Ursächlich sollte wohl gewesen sein, dass der Notarzt eine Leichenstarre bemerkt hat, dieses aber an einem Bein geprüft hat, dass schon länger steif war.
    Klingt also ähnlich wie der CIRS-Fall mit der angeblichen Leichenstarre bei dem spastischen Jungen.

  • Um solch einen Fall zu vermeiden, schreiben wir grundsätzlich eine EKG-Ableitung, auch wenn der Tod noch so offensichtlich scheint. Ausgenommen, der Kopf fehlt...

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Kann bei diesem Lazarus Phänomen nicht auch das EKG eine Asystolie anzeigen?


    Da laut Wikipedia alle beschriebenen Fälle nach Reanimationen aufgetreten sind, wird das EKG da auch eine Fehlinterpretation liefern.


    Gruß Punki

  • Die Frau im vorliegenden Fall wurde ja nicht reanimiert, sondern schon vermeintlich tot aufgefunden. In solchen Fällen machen wir dennoch eine EKG-Ableitung über mind. 1 Minute.
    Bei den beschriebenen Fällen des Lazarus-Phänomens wurden die Patienten wohl alle zuvor erfolglos reanimiert.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ausgenommen, der Kopf fehlt...

    Wenn ich mir die Patienten angucke, die mir im Moment so über den Weg laufen, haben die zwar alle einen Kopf... jedoch erfüllt dieser wohl nur rein dekorative Zwecke... :wacko:
    Also müssten die wohl auch ohne Kopf (über-)lebensfähig sein?!?! :hmm:


    ^^

  • ...
    In der Wohnung fanden die Einsatzkräfte die Frau, die vermutlich einen Schlaganfall erlitten hatte, ausgekühlt und steif vor weshalb der Notarzt fälschlicherweise den Tod feststellte. Die Leichenschau sollte später im Bestattungsinstitut stattfinden.
    ...

    Merke: no one is dead until he/ she is warm and dead :-(



    bei uns wird wie bei DG grundsätzlich ein EKG abgeleitet.
    Wird der Doktor wohl in Zukunft etwas sorgfältiger arbeiten...

  • Die Frau im vorliegenden Fall wurde ja nicht reanimiert, sondern schon vermeintlich tot aufgefunden. In solchen Fällen machen wir dennoch eine EKG-Ableitung über mind. 1 Minute.
    Bei den beschriebenen Fällen des Lazarus-Phänomens wurden die Patienten wohl alle zuvor erfolglos reanimiert.

    Was ich meine ist, dass bei diesem Phänomen, egal ob reanimiert oder nicht, eine EKG Fehlinterpretation wahrscheinlich ist. Schließlich wurden auch bei augenscheinlich erfolglos reanimierten eine Asystolie festgestellt, obwohl sich wenig später ein ROSC einstellte.


    Gruß Punki

  • @Punki
    Soweit ich weiß, sind die Ursachen für die wenigen Fälle des Lazarus-Phänomens nicht geklärt.

  • Also in der Prosektur meines Krankenhauses gibt es ein Telefon... :D falls es sich ein Patient doch noch anders überlegt! :ironie: