Akademisierung von Assistenzberufen? In der Krankenpflege gehts rückwärts!

  • Ich habe einen von 27 Plätzen unter 670 Bewerbern bekommen...
    Dazu muss man aber auch sagen, dass meine Schule eine sehr guten Ruf genießt und daher dort Ausbildungsplätze besonders begehert sind.


    Es sind hauptsächlich die Arbeitsplätze in den Funktions- und Intensivbereichen vom Rückgang betroffen.Und dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Ausbildungplätze allgemein zurückgenommen werden und diese dann zu einem gewissen Teil von Leuten belegt werden, die eigentlich nur die Wartesemester für's Studium überbrücken wollen.
    Von den 23 Leuten, die mit mir vor 11 Jahren die Ausbildung begonnen haben, arbeiten meines Wissens nach gerade mal noch die Hälfte im pflegerischen Bereich. Gerade in Jobs, die traditioneller weise nicht sofort nach dem Examen besetzt werden, fehlen dann einfach die Leute.


    Gruß, Christian

  • Zitat von ?Medic5754? Zitat von ?Nils?
    Ich weiß ja nicht, wo du so gearbeitet hast. In meinen bisherigen Firmen war die Fortbildung stets AG-Aufgabe, so dass die Pflichtfortbildungen im Umfang von 30h/Jahr stets von allen besucht wurden.


    Könnte ich Dich ebenso fragen. Denn meines Erachtens reicht es bei Weitem nicht nur in der 30-stündigen Pflichtfortbildung zu sitzen. Die von etlichen Kollegen leider genauso wahrgenommen wird, wie von vielen Fahrschülern der LSM-Kurs - gelangweilt in der hintersten Ecke. Fortbildung heisst für mich aber eben mehr als nur das Pflichtprogramm zu erfüllen. Dieses ist nur das Minimum. Oder siehst Du das etwa anders?


    Fortbildung heißt zunächst, den Mindeststandard zu erfüllen. Und das sind die 30 Stunden.
    Ob (und wie) die Teilnehmer mitgehen, hängt oftmals vom Dozenten ab.

    Ob und wie die Teilnehmer mitgehen, hängt oftmals aber nicht nur vom Dozenten ab. Selbst ein guter Dozent kann an einer Teilnehmerschaft scheitern, wenn diese an der Aus-/Fortbildung teilnehmen MUSS, aber eigentlich gar nicht will. Das kann das Tun des Dozenten auch recht schwer machen. Teilnehmer die freiwillig und motiviert an einer Aus-/Fortbildung teilnehmen kleben häufig dem Dozenten an den Lippen. Niemand stört, niemand schläft, alle fragen und leben den Unterricht mit.


    Von den 23 Leuten, die mit mir vor 11 Jahren die Ausbildung begonnen haben, arbeiten meines Wissens nach gerade mal noch die Hälfte im pflegerischen Bereich. Gerade in Jobs, die traditioneller weise nicht sofort nach dem Examen besetzt werden, fehlen dann einfach die Leute.

    In meiner Ausbildung (Krankenpflege) waren wir 25, wenn ich mich Recht erinnere, von denen jetzt noch 4 in dem Haus arbeiten in dem sie (wir) gelernt haben. Einige haben auch das Haus gewechselt, wie viele heute aber tatsächlich noch in der Krankenpflege arbeiten entzieht sich meiner Kenntnis. Auch ich habe die Pflege recht schnell aufgegeben, manchmal vermisse ich ein wenig die Anästhesie und Intensivpflege, denn das war der schönste Arbeitsbereich in der Pflege und auch in der Ausbildung. Heute aber verdiene ich doch deutlich besser, was aber auch keine Kunst ist, der Freizeitwert meiner Freiphasen ist deutlich lebenswerter als in der Krankenpflege und spannender finde ich meine jetzige Tätigkeit in der Leitstelle und im RettD auch. ABER auch HIER gibt es noch viel zu tun wie ich finde!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Diese Novelle ist in gewisser Weise auch eine Folge der gewünschten, aber noch nicht umgesetzen Akademisierung:
    Es wird in Zukunkft wohl auch in Deutschland in der Pflege, ähnlich wie schon lange im angelsächsichen Raum, eine verstärkte Hirachisierung in der Pflege geben. Oben stehen die (wenigen) Studierten mit erweiterten Kompetenzen, Verantwortung und Weisungsbefugnis, dann kommen die klassisch Ausgebildeten (mit reduzierten Aufstiegschancen und vermutlich auch geringer selbstständiger Entscheidungskompetenz) und weiter unten die "Angelernten".....

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Die "Angelernten" finden sich bereits zigtausendfach in den stat. Pflegeeinrichtungen - und dagegen hat niemand etwas, weil eine höhere Fachkräftequote dort auch Auswirkungen auf die Kosten hätte und wer möchte noch mehr Beiträge zahlen?


    Seit dem "Einkauf" von Spätaussiedlern aus der ehem. UdSSR hat bisher jede Regierung - egal welcher Coleur - immer wieder versucht, relativ kostengünstig Arbeitskräfte in den pflegerischen Bereich zu bekommen.
    Die amb. pflegerische Versorgung durch mehr oder weniger illegale Arbeitskräfte aus dem osteuropäischen Ausland klappt nach wie vor gut - ein eindeutig politischer Wille, hier energisch gegen Schwarzarbeit und Ausbeutung vorzugehen, fehlt.
    Er fehlt, weil eine grosse Lücke im System entstehen würde, die nicht gefüllt werden könnte.


    Anstelle mit der Förderung der Ausbildung Anreize für BewerberInnen zu schaffen bzw. gesellschaftspolitisch zu agieren, wird nach wie vor auf die "Anwerbung" (Einschleusung?) aus dem Ausland und auf ein "günstiges" Bildungsniveau geachtet.


    In der Krankenpflege war die Anwerbung von koreanischen Pflegekräften in den 50-er und 60-er Jahren ein schon historischer Fakt, um das zu bekämpfen, was "damals" noch nicht "Pflegenotstand" hiess, aber bereits die gleichen Folgen hatte.
    Heute herrscht die Devise "Pflegen kann doch jeder".
    Damit wird auch in zukünftig jeder, der sich die Schuhe eigenständig zubinden kann, für ausreichend qualifiziert gehalten, unsere Angehörigen zu pflegen.


    Da es genügend europäische Staaten gibt, die den Wert einer guten medizinisch-pflegerischen Versorgung erkannt haben, werden unverändert clevere und unabhängige Fachkräfte mit einer guten deutschen Ausbildung im Ausland arbeiten - dort schätzt man ihre Arbeit nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch in tariflichen Strukturen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?