Bochum: Kritik an Einhaltung der Hilfsfrist - privater Rettungsdienst reicht Petition ein

  • Zehn Minuten beträgt die festgelegte Hilfsfrist für den Rettungsdienst in Bochum, während in anderen Städten Nordrhein-Westfalens eine 8-Minuten-Hilfsfrist gilt. Laut Bochums Feuerwehrchef Dirk Hagebölling ein Kompromiss aufgrund der Beschaffenheit des Bochumer Stadtgebiets. "Im Kerngebiet treffen unsere Wagen in weniger als sieben Minuten ein", so der Feuerwehrchef. Allerdings gäbe es auch ländliche Bereiche, die nicht so schnell zu erreichen wären. Auch in Dortmund gibt es eine abweichende Hilfsfrist: 8 Minuten für stadtnahe Gebiete, 12 Minuten für Randgebiete.


    Nach Ansicht von Udo Pokowietz, Chef des privaten Bochumer Rettungsdienst- und Krankentransportunternehmens Sani-Car, wurde die Hilfsfrist in Bochum rechtswidrig verlängert, weshalb er nun eine Petition an den Landtag gerichtet hat. Auch liegt Pokowietz eine Statistik vor welche besagt, dass im Jahr 2006 die 10-Minuten-Hilfsfrist in nur 90,25 Prozent der Einsätze eingehalten wurde. Dr. Christoph Hanefeld, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, nennt eine andere Zahl: "6 Minuten und 24 Sekunden" sei die Zeit, die städtischen Einsatzfahrzeuge von Januar bis Ende September durchschnittlich bis zum Einsatzort benötigt hätten. "Diese Zahl spricht für sich", so der Ärztliche Leiter.


    Für Feuerwehrchef Dirk Hagebölling kommt die Kritik von Sani-Car nicht von ungefähr: "Das ist für mich nichts Neues. Dahinter steht, dass das Unternehmen gerne mit eingebunden werden möchte und von dem profitieren will, was über die öffentliche Hand finanziert wird."


    Quelle: http://www.derwesten.de/nachri…ews-138990411/detail.html

  • Was anderen "Unternehmen" mit Kreuzen in allen Formen und Farben natürlich völlig fern ist! Die stecken ihren Profit lieber in angemessene Löhne!
    Sorry, aber dasselbe Gebahren ist auch schon bei HiOrgs die nicht am RD beteiligt wurden aufgetreten!


    Mfg
    Mindhunter

  • Nach Ansicht von Udo Pokowietz, Chef des privaten Bochumer Rettungsdienst- und Krankentransportunternehmens Sani-Car, wurde die Hilfsfrist in Bochum rechtswidrig verlängert, weshalb er nun eine Petition an den Landtag gerichtet hat. Auch liegt Pokowietz eine Statistik vor welche besagt, dass im Jahr 2006 die 10-Minuten-Hilfsfrist in nur 90,25 Prozent der Einsätze eingehalten wurde. Dr. Christoph Hanefeld, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, nennt eine andere Zahl: "6 Minuten und 24 Sekunden" sei die Zeit, die städtischen Einsatzfahrzeuge von Januar bis Ende September durchschnittlich bis zum Einsatzort benötigt hätten. "Diese Zahl spricht für sich", so der Ärztliche Leiter.

    Hm. 2006 also nur 90%.
    Ok. Sieht verbesserungswürdig aus.


    Gibt es Zahlen von 2007 und 2008? Und Zahlen von 01-09/2009?


    Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.



    Riecht für mich nach nem Privaten, der sich so in den öffentlichen RD reinklagen möchte.
    Dass Hilfsorganisationen teilweise zu dem gleichen Verhalten neigen, machts nicht besser.


    Aber wie gesagt, aktuellere Zahlen zur Hilfsfrist in Bochum wären nett. Oder die 90% aufgespalten in ländlichere und stadtnähere Gebiete.


    Ein Durchschnitt 6m 24s spricht m.M.n. nicht annähernd so sehr für sich, wie Herr Dr. Hanefeld das hier darstellt.

  • 90% ist in RD-Bedarfsplänen ein nicht unüblicherweise angestrebter Erreichungsgrad

    Schon richtig.


    Aber wie gesagt, hier wäre interessant, wie sich das aufschlüsselt in eher stadtnahe und eher ländliche Bereiche.

  • :hail: ich gelobe Besserung


    aber mal eine Frage bitte am Rande:


    ich bin immer davon ausgegangen, dass wir hier in NRW eine Eintreffzeit vorgegeben haben, die sich an der Feuerwehr richtet ("Reanimationsgrenze"):


    in 95% der Fälle
    8 Minuten, in der Stadt
    12 Minuten, auf dem Land


    gibt es da was schriftlich zu?

  • Richtig. Und wir vergessen hier bitte zu keinem Zeitpunkt, dass die vielgerühmten HiOrgs in der Regel nichts weiter als hintergründig profitorientierte Unternehmen im Deckmäntelchen der Nächstenliebe sind zu sein scheinen.


    Mindhunter: Für mich schon... ;)


    Ceejay: Ich kenne mindestens ein aktuell noch gültiges Bedarfsplanwerk, wo ein 90%iger Erreichungsgrad innerhalb der dir genannten Zeiten genannt wird. 95% halte ich auch nur in ausgemachten Großstädten mit extrem gepushter Organisationsstruktur ansatzweise machbar. Du weißt, was ich meine.
    In o.G. Bedarfsplan wird u.a. festgestellt, dass in der Vergangenheit sogar die 90% nicht erreicht werden konnten...

  • Als im unterversorgten Bochumer Südwesten lebender "Betroffener" möchte ich zu den Eintreffzeiten kurz anmerken:


    1.
    Von meiner Haustür bis zur nächstgelegenen RW sind es 5,3km. Die beiden nächsten RW/FW liegen dann 7,5km und 8,5km entfernt.
    Bis zu den am weitesten entfernten Punkten hier im Südwesten sind es nochmal jeweils 1km mehr. Nicht selten kommt es vor, das der nächst gelegene RTW bereits anderweitig im Einsatz ist, da er mehrere Stadtteile mit zu versorgen hat. Hinzu kommt, dass die KH der Maximalversorgung sich (fast) alle in 9-11km Entfernung in der Innenstadt befinden. Das Knappschaft KH ist noch weiter weg.
    Ein vor ein paar Jahren durchgeführter Versuch Sani-Car - hier im Südwesten an einem KH stationiert gewesen - einzubinden wurde wieder aufgegeben.
    Ebenso die Stationierung eines RTW der BF Bochum am Ev. KH in Hattingen (4,8 km bis zum Mittelpunkt BO-Linden).


    2.
    Ob Sani-Car unbedingt so unglücklich darüber ist nicht in den öffentlichen RD integriert zu sein, kann ich mir aufgrund deren doch recht hohen Fahrtenaufkommens im KTP, Notfallrettung, Verlegungen, sowie zusätzlich noch BFD nicht vorstellen.


    3.
    6 Min 24 sec. klingen zwar ganz nett, fragt sich nur wie dieser Durchschnittswert erreicht wird. Werden doch die schlechten Zeiten durch die kurzen, guten Zeiten geschönt.
    Und wir wissen doch auch alle, das oft genug der Status "kurz" vor dem eigentlichen Einsatzort gedrückt wird. Sowie, dass das Eintreffen des Fahrzeugs i.d.R. gut 0,5-1 Minute vor eintreffen beim Patienten erfolgt.


    4.
    Als in einem schlecht versorgten Gebiet Bochums Lebender ist es mir egal, wer mich rettet. Mir ist nur wichtig, das die Hilfe zügig kommt. Egal was auf dem Fahrzeug drauf steht.
    Alleine in diesem Jahr kam es in unserem und im Nachbarhaus zu zwei schweren Notfällen, bei denen beide Male die RTW und NEF nicht von der nächst gelegenen Wache kamen. Unserer Nachbarin geht es wieder besser. Für unseren Nachbarn kam leider die Hilfe zu spät.
    Wenn also solche Diskussionen, wie die von Sani-Car angestossene, dazu führen, die Notfallversorgung zu verbessern, ist mir das mehr als nur recht.


    5.
    Wie andere schon sagten, egal ob HiOrg oder Privater. Umsatz wollen sie alle machen. Die Einen sagen es offen und ehrlich, die Anderen schieben das soziale Engagement vor. Als ob Letztere seit Jahren noch etwas zu verschenken hätten, und auf die Gelder verzichten könnten.
    So oder so gibt es auf beiden Seiten - oder besser auf allen drei, zählt man die BF mit - weder DIE Guten oder DIE Bösen. Zumindest die RD-Mitarbeiter ziehen alle an einem Strang. Zumindest sollten sie es.

  • Ich sehe es wie Medic5754:
    Wenn BF und HiOrgs es nicht hinbekommen, die gesetzlichen Rahmen einzuhalten, dann muss man Lösungen finden. Meinetwegen auch einen Privaten mit ins Boot holen. Andere Großstädte zeigen, dass es durchaus möglich ist, die vorgegebenen Fristen einzuhalten. Notfallrettung ist halt meist ein Minusgeschäft und reich wird man damit nicht.


  • In NRW gibt es keine landesweit festgelegte Hilfsfrist, und somit auch keine Erfüllungsquote. In 2001 o. 2001 hat die Landesregierung einen Erlass zur Hilfsfrist veröffentlicht, der aber kurze Zeit später wieder zurückgezogen wurde. In diesem Erlass waren deine oben angeführte Zahlen genauso wiederzufinden.
    So ist es derzeit Standard, dass der RD-Träger die Hilfsfrist in seinem Bedarfsplan selber festlegt.
    Üblich sind dabei die 8/12-Minuten bei 90%-95%.


    Vielleicht hilft dir das ja weiter:

  • Zu Punkt 3 von Medic.
    Es gibt verschiedene Möglichkeiten im Rettungsdienstbedarfsplan das Status drücken festzulegen.
    1.Drücken bei Erreichen der Straße
    2.Drücken wenige Meter vor der Einsatzstelle
    3. Drücke, wenn Fahrzeug steht.

  • So weit wie ich weiß wird eine RettWache weiter nach Bo-Linden ziehen (Baustelle Hattingerstr.) um so dieses Gebiet besser abdecken zu können. Und diese Planung lag schon lange in den Schubladen der Stadt Bochum, nur leider hat Bochum keinen genehmigten Haushalt. Deshalb kam es hier zu Bauverzögerungen. DAs die Wache mitte 2010 weiter nach Bo-Linden zieht ist NICHT verdienst von Herrn Pokowitz !!!!!!


    Ich glaube aber auch, dass es in jeder Stadt Einsatzzeiten gibt, die länger als 8 Minuten dauern, weil es immer mal wieder zu Spitzenauslastung kommt. Auch wird vermehrt auf KTW's und Rüstwagen der BF als First Responder zurückgegriffen. Dieses System wird gerade im ländlichen BEreich stark frequentiert und als Praktikabel bezeichneit, warum nicht auch in einer Großstadt?


    So, wie das sehe beschäftigt Herr Pokowitz einen eigenen Richter am LAndgericht Bochum mit seinen Klagen. Da er da nicht weiterkam zieht es ihn nach Düsseldorf. Denkt darüber was ihr wollt.


    Grüße Morpheus