Arbeitszeit und Bereitschaftszeit

  • Warum ist es nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Gleichstellung von Bereitschaftszeit mit der Arbeitszeit immer noch möglich, dass die Hilfsorganisationen bei der Berechnung des Gehaltes Bereitschaftsstunden mit einberechnen? Bei uns in Köln wird sogar zur Zeit angedacht, auf einer Wache die Bereitschaftsstunden der Mitarbeiter zu erhöhen, um so eine indirekte Lohnsenkung zu erwirken.

  • Bei der Empfehlung der EU handelt es sich wie schon gesagt um eine Empfehlung, die den einzelnen Mitgliedsstaaten einen Spielraum in der Umsetzung lässt. Sollte sich aber innerhalb einer bestimmten Frist keine Umsetzung erkennen lassen, so droht die EU-Kommission mit Zwangsdurchsetzung. Das Urteil gibt der Bundesregierung zwar eine Umsetzung vor, lässt ihr aber auch den Spielraum dies nach eigenem Gutdünken zu tun. Soviel zu den Rahmenbedingungen. Warum das in Deutschland noch nicht bzw. nur schleppend umgesetzt wird liegt einfach an den Kosten. WEr solls denn bezahlen? Die KAssen sind leer und die Umsetzung des Urteils würde auf einen SChlag ein paar neue Stellen erfordern. Stellen die die Anzahl der arbeitslosen Rettungsdienstler sicher minder würde und dem Bruttoinalndsprodukt nicht schaden, aber auch diese müssen erstmal finanziert werden. Und wenn man das gesamte Gesundheitssystem betrachtet, so handelt es sich hierbei nicht um peanuts.... Und nun greif dem nackten Mann in die Tasche und hol dort Geld raus...
    Dass die Umsetzung kommen muss erscheint wohl jedem als klar. Nur das wann und wie ist noch völlig unklar. Keiner weiss es genau und wills auch gar nicht so genau wissen, denn sonst muss man gleich die Rechenschieber auspacken.


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • @ Hossa: Der EuGH hat sich doch "nur" dahingehend geäußert das die Arbeitszeit inkl. Bereitschaft 48 Stunden wöchentlich nicht überschreiten
    darf. Und das steht mittlerweile auch so im deutschen Arbeitsrecht. Wie
    hoch ist eure wöchentliche Arbeitszeit?


    @ Klaus: Wie jetzt, nur Arbeitszeit bezahlt? Laut dem TVöD werden Bereitschaftszeiiten mit 50% vergütet.

  • Dann mal andersrum
    In einer 24 Stunden Schicht. Wieviele Stunden bekommst Du davon bezahlt? 17?


    Ohne Grund habe ich nicht den Ironiemodus eingeschaltet

  • Das Arbeitszeitgesetz tritt in der BRD am 1.1.06 auch für den Rettungsdienst in Kraft. Ich habe letztes Jahr per Petition im Deutschen Bundestag versucht die Umsetzung zu beschleunigen, aber der Petitionsausschuss lehnte dies ab mit der Begründung, es sein notwendig. So hoch ist unser Ansehen bei unseren Politikern....

  • Soweit ich gehört ahbe, solle dieses neue Arbeistzeitgesetzt erst für Ende 2006 in NRW gelten, damit sich die Feuerwehren darauf einstellen können und die Vorbereitungen für die WM nicht unötig behindert werden. Allerdings hört man schon hinter vorgehltener Hand, das manch Kämmerer der Städte und Gemeinden den obersten Brandschützern, welche den RD mit Gewalt behalten wollen, die Daumenschrauben ansetzen wollen. Wenn dies stimmt, werden in vielen Ecken des Landes nicht mehr die Feuerwehren fahren, sondern verstärkt die HO`s eingebunden werden, halt aus Kostengründen. Fände ich persönlich nicht schlecht und Bekannte von einer BF wären auch begeistert, die Besatzungen, welche jetzt RD fahren, dringend auf den Löschzügen gebraucht werden und dieser, Orginalzitat, "Drecks Rettungsdienst" wegfallen würde. Warten wir mal ab, was da noch so kommt.

  • Tja, das ist ein zweischneidiges Schwert für Die Kollegen. Aber das gehört nicht zum Thema.


    Die WM wird in keiner Weise beeinflusst. Die Feuerwehren der betroffenen Städte haben ja schon darauf reagiert indem die Urlaubsquoten entweder stark reduziert (so wie bei uns) oder eine komplette Urlaubssperre erlassen wurde (wie bei der BF München). Aber die Entwicklung des Arbeitszeitmodells wird sehr interessant.
    Es hängt sehr viel von der BF Hamburg ab. Sollte das neue Modell sich dort bewähren und fest eingeführt werden die Hamburger die Vorreiterrolle für die BRD übernehmen. Dafür wurde das Projekt in HH auch durch das Rechtsamt begleitet und im Sinne des EuGH gestrickt. Man wird sehen.
    Aber der Großteil der deutschen Berufsfeuerwehren wartet auf die Entwicklungen in HH.
    Bis dahin bleibt alles beim Alten.


    Und sehr viele Kollegen würden den 24h-Dienst gerne behalten (inklusive mir). Er soll dann nur gerecht bezahlt werden und nicht nur 17,irgendwas Stunden!

  • @ Klaus: Es gibt bei uns keine 24 h Dienste. Wir haben 9,5 Stunden Bereitschaftsdienst pro Woche. Diese Zeit wird mit 50% vergütet,
    d.h. ich bekomme von den 48 h in der Woche 43,25 Stunden bezahlt
    plus der üblichen Zulagen.

  • @ all


    Die 48 Std. Woche kommt definitiv ab 1.1.2006.Nur keiner weiss so richtig wie es umgesetzt werden soll.


    Die letzten 4 Jahre sind schon die Ausnahme- / Übergangsregelung gewesen. Es gibt auch keine weitere Übergangsregelung mehr. So unser Betriebsrat.


    Die max. 48 Std. Woche darf im Durchschnitt pro Jahr nicht überschritten werden. Das heisst z.B.: In der einen Woche leiste ich 56 Stunden in der zweiten 84 Std. und in der dritten Woche nur noch 4 Std. So komme ich auf 48 Std. die Woche.


    In dem EU-Urteil wird die Höchstarbeitszeit genannt, aber nicht`s zu der Bezahlung gesagt.


    Daher werden die Stunden der Anwesenheit für uns gerechnet: Vollarbeitszeit; Arbeitsbereitschaft und Bereitschaft.


    Mal sehen was sich unsere Arbeitgeber wieder einfallen lassen um uns die Gehälter zu drücken. Nebenjobs kann man sich jetzt so wieso von der Backe putzen, denn die 48 Std. werden ja vom Hauptarbeitgeber voll ausgenutzt. Wenn das so weiter geht,frage ich mich nur, wie man seine Familie von dem Ungerlohn noch ernähren will!

  • Das kann ich dir anhand meiner Dienste sagen.


    Im November habe 9 x 24 Dienst = 216h Anwesenheit.
    Normalerweise kommen dann noch so 2 -3 KTW Dienste von jeweils 9h
    dazu.


    Mit dem Neuen Modell dürfte ich nur noch 4 x 48h = 192h anwesend sein.


    Wie Du siehst, ist es für manche Kollegen ein Segen! Und ich bin NICHT bei einem Privaten! ! ! ! !


  • Den Schnitt pro Jahr. (Hat ja Harti zwei Beiträge zuvor geschrieben)
    Wenn es pro woche wäre, dann dürftest Du ja nicht mehr als 45h pro Woche bringen.


    Die 45h Woche sind deine Arbeitszeit, was drüber Überstunden. Wenn Du Sie nicht mit ins nächste Jahr nehmen darfst dann müssen Sie vorher abgefeiert werden. Aber es sollte Dir eine Möglichkeit zum abfeiern gegeben werden , glaub in den folgenden 2 Monaten (vage Aussage über Zeitraum, da ich mir nicht 100% sicher bin), .


    Die 48h sind nur sie max. Vorgabe, aber abhängig von der Auslastung kann es doch auch weniger sein.

  • Zitat

    Original von Harti
    Die 48 Std. Woche kommt definitiv ab 1.1.2006.Nur keiner weiss so richtig wie es umgesetzt werden soll.


    Gibt es dazu einen Gesetzestext? Das wäre sehr wichtig für mich.
    Gern auch weiteres per PN!


    Gruß Max

  • Zitat

    Original von R.A. Pioneer
    Und wieso bekommt die Feuerwehr Probleme haben die nicht auch max im Schnitt eine 45 Stunden Woche???


    56 Stunden (mit Bereitschaft)!

  • Na, ja!
    In der langen sch... Woche sind es 81h! In der darauf folgenden entsprechend weniger.
    Mo KTW = 9h
    Di RTW 24h
    Fr RTW 24h
    So NEF 24h
    zwei Tage frei
    dann wieder von vorne, NEF nur jedes 2x

  • Meine reguläre und bezahlte Arbeitszeit ist 240 Stunden im Monat. Aber wieviel davon ich wirklich schaffe....... ein Bruchteil..... sagen wir, etwa ein Drittel

  • Zitat

    Original von R.A. Pioneer
    @ Ranger
    Ihr Arbeitet 56 Stunden jede Woche?


    Im Schnitt ja.
    Einsatzdienst ist immer 24 h Dienst. Tagesdienste (z.B: Lehrgänge, Fortbildungen etc) kommen dazu. Unser System wiederholt sich alle drei Wochen. Erste Woche 3 mal Dienst (Mo, Mi, Sa), Zweite Woche 3 mal Dienst (Di, Fr, So) und in der dritten Woche nur einmal Dienst (Do). Dann gehts wieder von vorne los.


    Heisst: 1. und 2. Woche = 72 Std, dritte Woche 24 Std. Ergibt im Schnitt 56 Stunden die Woche.

  • @Klaus


    Zitat

    Meine reguläre und bezahlte Arbeitszeit ist 240 Stunden im Monat. Aber wieviel davon ich wirklich schaffe....... ein Bruchteil..... sagen wir, etwa ein Drittel


    Hallo Klaus!


    Es geht doch nicht darum, wie viel ich davon effektiv arbeite, ich bin auf meiner Arbeit und stelle meinem Arbeitgeber meine Leistung zu Verfügung. Ich kann doch auch nichts dafür, wenn mal wenig los ist, kann ja nicht mit nem Baseballschläger losziehen oder Literweise Oel auf die Fahrbahn kippen.


    Ich bin da und bereit zu arbeiten!


    LG
    Jürgen