Freigabe von Morphin, Piritramid und Esketamin für RA im Main-Kinzig-Kreis (HE)

  • Der Main-Kinzig-Kreis in HE erlaubt ab dem 01.01.2012 im Rahmen der Erweiterten Versorgungsmassnahmen (EVM) speziell fortgebildeten RA's die eigenständige Applikation von
    - Morphin 2 mg
    - Piritramid 3 mg
    - Esketamin 2,5 mg
    In allen Fällen ist die Wiederholung der Applikation nach 4 min. möglich.
    In jedem RTW sind je 1 Amp. Morphin + Dipidolor; dazu meh. Amp. Esketamin.


    Den speziell ausgebildeten RA's ist auch das Legen eines i.o. Zugangs in der Tibia gestattet.


    Näheres hier:
    http://www.uploadarea.de/files/dok525epn2annz3s8bntu4nh3.pdf


    Edit:
    fehlendes 'i' in der Überschrift eingefügt

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden ()

  • Wohl kein Druckfehler, weil sich diese Dosierungsangabe mehrfach findet.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Also ich finde es ja generell richtig und sinnvoll RettAss nach entsprechender Fortbildung erweiterte Maßnahmen als "Regelkompetenz" zuzusprechen.
    Wenn man sich dafür entscheidet sollte man allerdings auch realistische Dosierungen vorgeben.
    Die Schmerzmedikamente sind eher homöopathisch dosiert - bis da bei korrekter Anwendung der EVM-Vorgaben eine adäquate Analgesie erfolgt ist ist man 2x im Krankenhaus, bzw. mit Sicherheit auch ein NEF vor Ort. Ob Nutzen/Risiken da noch in einem vernünftigen verhältnis stehen?
    Besonders kritisch sehe ich allerdings die Dosierungen von Adrenalin und Salbutamol im Vernebler. Diese sind eindeutig unterdosiert und entsprechen nicht den aktuellen Letlinienempfehlungen. Gerade da hier keine eskalative Therapieoptionen wie Ipratropiumbromid vorgesehen sind sollte man sich da eher nach oben, als nach unten orientieren. Das hier besonders bei Kindern inhalative Medikamente unterdosiert werden ist ein Fakt den Pädiater immer wieder anmahnen!
    Genau so fraglich ist es in der heutigen Zeit bei Verwendung eines entsprechenden Systems einem RettAss den intraossären Zugangs zu untersagen. Diese RettAss dürften in gleicher Konsequenz dann auch keine venösen Zugänge mehr legen. Intraossäre Zugänge werden im militärischen Setting von nicht-professionals erfolgreich angewendet. Dies bestätigen auch entsprechende Studien. Nahezu alle mir bekannte 3-4 Buchstaben-Kurse lehren den intraossären Zugang. Warum hier also eine Besonderheit daraus machen?
    Was generell vergessen worden zu sein scheint ist das Adrenalin i.m. bei der Anaphylaxie. In meinen Augen eine eindeutig lebensrettende Maßnahme!


    Weiß jemand wie die EVM-Schulung im MKK abläuft?

  • Pseudotherapie.


    Das sehe ich hier leider auch so. Ich kann nicht nachvollziehen, was den ÄLRD zu diesen sehr fragwürdigen Vorgaben bewogen hat.
    Ich habe die Algorithmen jetzt nur überflogen, aber was mir dabei auffiel: für alles (sogar den normalen Einsatzablauf) gibt es einen Algorithmus und es wird in einem Algorithmus von einer "taktische Einheit NEF/RTW" gesprochen. Wenn ich mich nicht irre, wird gerade dem doch juristisch eher widersprochen?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Guten Morgen und ein frohes Neues Jahr :-)
    Als einer der 10 ersten hierfür im MKK zertifizierten LRA melde ich mich in Kürze mit Details.
    Ja, die Dosierungen sind seeeehr niedrig. Ich denke es ging hier darum zunächst einen "Fuss in die Tür" und Erfahrungswerte zu bekommen.
    VG Thorsten


    Nachtrag: Man hat mich gebeten mich nicht weiter zu den Absprachen und Hinweisen im Rahmen der Multiplikatorenschulung zu äußern. Ebensolches gilt für Vermutungen / Spekulationen über Sinn und Zweck der Algorithmen. Daran werde ich mich bis auf Weiteres halten. Grundsätzlich denke ich dass man uns hier eine Tür öffnet und dafür bin ich dankbar.

    Einmal editiert, zuletzt von ThorstenH ()

  • Bzgl. Erfahrungswerte. Weißt du zufällig ob irgend jemand plant eine richtige Studie daraus zu machen? Wäre ja schön wenn es diesbezüglich endlich mal was Vernünftiges geben würde. Bis auf die Marburger Morphin-Studie sind die ÄLRD da ja bisher immer sehr faul gewesen. Vielleicht hat die Uni Frankfurt ja Interesse? Da könnte sich bestimmt ein kleiner Promovend freuen ;)

  • Ja, die Dosierungen sind seeeehr niedrig. Ich denke es ging hier darum zunächst einen "Fuss in die Tür" und Erfahrungswerte zu bekommen.


    Bei allem Respekt, aber sollte dem tatsächlich so sein, wäre das völliger Blödsinn. Welche Erfahrungswerte kann ich denn bei einer Unterdosierung von Medikamenten erwarten?
    Wenn sich der zuständige ÄLRD schon dazu entscheidet, in die EVM die Gabe von ausgewählten Medikamenten aufzunehmen, dann doch bitte richtig. So aber macht er sich zum Gespött der (Fach-)Leute.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Weißt du zufällig ob irgend jemand plant eine richtige Studie daraus zu machen? Wäre ja schön wenn es diesbezüglich endlich mal was Vernünftiges geben würde.


    Was wäre denn aus Deiner Sicht eine vernünftige Studie in diesem Zusammenhang?


    Welche Endpunkte schweben Dir denn vor?

  • Hier würde sich eine prospektive klinische Studioe anbieten. Jede EVM wird mittels entsprechedem Fragebogen und durch Lektüre des dazugehörigen DIVI-Protokolls evaluiert. Man müsste natürlich nach Indikationen splitten. Als primäre Endpunkte wären für mich zunächst Komplikationen und Therapieerfolg wichtig. Möglich wäre es natürlich auch das ganze etwas kleiner zu halten und z.B. nur die Analgesie einzuschließen.

  • Ich habe mir die Verfahrensanweisungen noch einmal genauer durchgelesen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass man im dortigen Rettungsdienstbereich viel weiter ist, als in den meisten anderen Bereichen bundesweit. Auch finde ich es beachtlich, dass sich der ÄLRD nicht zur Freigabe von Ketamin, sondern auch von Morphin und Piritramid entschieden hat.
    Die vorgegebenen Dosierungen jedoch machen das Ganze wieder fragwürdig. Die Erfahrung wird daher zeigen müssen, ob und wie man diese wird anpassen müssen. Für fragwürdig halte ich auch - wie bereits geschrieben - die Erwähnung einer "Taktischen Einheit" von RTW und NEF, die es nach vorherrschender Meinung nicht gibt.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Das BtmG verbietet nicht per se die Verabreichung von Btm durch Rettungsassistenten oder andere Dritte. Oder worauf willst Du hinaus?

  • Nach 8-16 Minuten habe ich mit Piritramid dann die Unterarmfraktur schmerztechnisch in einem guten Bereich.


    In der Zeit ist ja in 90 % auch ein NEF da.


    Wo ist da der Sinn????

  • @Ani


    Ich wollte auf den hier raus:


    Quelle: http://www.gesetze-im-internet…echt/btmg_1981/gesamt.pdf
    Seite 9 BTMG

  • Naja aber was heisst genau "unmittelbarer Verbrauch"? Unter unmittelbarem Verbrauch würde ich eher verstehen, dass mir der Doktor nach der Behandlung die Spritze mit dem Mo in die Hand drückt und sagt: "Wenn er während der Fahrt noch Schmerzen hat, gibste' ihm noch was" und dannach zu einem neuen Einsatz fährt.