Rote Karte vom Ärztlichen Leiter

  • Wer Dich trotz dieser Verklausulierung erkennt, weiß auch so, wer hinter cp steckt. Alle anderen nicht.


    Aufgrund Deiner Antwort kann ich entnehmen, daß Deine Akzeptanz eines ärztlichen Leiters/Medical Directors lediglich auf subjektiver Empathie gegenüber des Systems beruht und weniger auf der Entscheidungshoheit. Kann man das so sagen?

  • ...ja..und selbst wenn ich dort nicht arbeiten würde, käme ich zum selben Schluss:


    denn: die Einschränkungen des Herrn Prof. Dr. Kreimeier sind alleine schon deshalb nicht nachvollziehbar, da sie selbst die Empfehlungen der BÄK bei weitem unterschreiten.


    ...und komm mir bitte nicht mit dem Totschlagargument Patientensicherheit!


    Ich "komme" mit gar keinem Argument. Im Gegenteil, ich finde die "Willkürherrschaft" einzelner ÄLRD schon immer problematisch und habe das hier auch immer artikuliert (das kann man an diversen Stellen im Forum nachlesen). Ich finde nur, dass Ani Recht hat, wenn er schreibt, dass man sich entweder auf einen ÄLRD berufen und diesen einfordern kann, oder beides lassen muss. Eine Bewertung der Entscheidung des ÄLRD je nach Situation, also daran, ob einem die jeweilige Entscheidung gerade passt, halte ich für albern.


    J.

  • Jörg


    Ich gebe Dir unbestritten recht, daß sich ein ÄLRD mit den entsprechenden am RD beteiligten Institutionen an einen Tisch setzt. Oft wird das auch so gemacht, aber der unzufriedene Retter an der Front weiß das gar nicht. Ein typisches Problem der Transparenz. Der ÄLRD kann sich ja auch nicht mit allen Mitarbeitern zu Entscheidungsfindungen treffen. In der Regel werden das Wachleiter, Notarztstandortleiter, Schulleiter etc. sein. Und nicht alle Institutionen müssen in jede Fragestellung mit einbezogen werden. So wird es zum Beispiel bei der Frage der vorzuhaltenden Medikamente in der Regel ausreichen, wenn das Gremium aus den Vertretern der Notärzteschaft besteht.


    Leider verhindert so ein Arbeiten oft die zur Verfügung stehende Zeit, die ein ÄLRD zur Verfügung hat. Meistens handelt es sich bei dieser Aufgabe nur um einen "Teilzeitjob", weil der Träger des RD keine Notwendigkeit für mehr Zeitaufwand sieht. So müssen manche Entscheidungen mehr oder weniger willkürlich getroffen werden.

  • Leider verhindert so ein Arbeiten oft die zur Verfügung stehende Zeit, die ein ÄLRD zur Verfügung hat. Meistens handelt es sich bei dieser Aufgabe nur um einen "Teilzeitjob", weil der Träger des RD keine Notwendigkeit für mehr Zeitaufwand sieht. So müssen manche Entscheidungen mehr oder weniger willkürlich getroffen werden.


    Aber das muss ich ja nicht gut finden.


    J. ;)

  • Zumal hier von Ketanest, Ebrantil und Dormicum die Rede ist, was jetzt auch nicht unbedingt das harmloseste Zeug ist.


    Ich behaupte jetzt mal, es handelt sich um seit vielen Jahren bewährte Präparate, die zudem noch ausgesprochen gut steuerbar sind & in vielen deutschen RD-Bereichen von nichtärztlichem Personal standardmäßig verabreicht werden.


    von der intravasalen Gabe von Medikamenten durch Rettungsdienstpersonal im RDB München derzeit abzusehen


    Damit ist dann aber scheinbar doch nicht "JEGLICHE" Gabe von Notfallmedikamenten "untersagt" (wie von cp im Eingangsposting angedeutet) - sondern eben nur die intravasale; hinzu kommt, dass diese Anweisung Präparate wie Adrenalin, Amiodaron & Glucose wohl hoffentlich nicht einschließt (auch wenn nicht explizit ausgenommen) - denn akut lebensrettende Maßnahmen wird wohl auch ein ÄLRD nicht ernsthaft untersagen wollen (und können).


    Und noch ein Wort zu Dr. Scherer aus Rheinland-Pfalz: Ohne Frage wurde er hin und wieder zu Recht gescholten & die eine oder andere öffentlich getätigte Aussage war vielleicht nicht ganz glücklich - ABER: Die übrigen ÄLRD in Rheinland-Pfalz sind m.E. weitaus schlimmer. Nach meinem Kenntnisstand wurden zahlreiche Vorstöße von Herrn Dr. Scherer durch die anderen ÄLRD (und auch das Innenministerium) torpediert & blockiert (z.B. i.v.-Gabe von Diazepam beim cerebralen Krampfanfall, Analgesie mit Morphin), zudem sind in den von Herrn Dr. Scherer verantworteten RD-Bereichen zumindest zwei Maßnahmen "freigegeben", welche im Rest von RLP leider noch nicht zum Standard gehören (ASS-Gabe bei ACS / intraossärer Zugang). Insofern muss man ihm wohl zugute halten, dass er noch am ehesten seinen Job macht. Manche seiner Kollegen haben es schon bei der ersten Rundreise durch "ihren" jeweiligen RD-Bereich geschafft, Ihr Ansehen & Ihre Akzeptanz soweit zu reduzieren dass eine vernünftige Zusammenarbeit mit der Institution ÄLRD für die nächsten Jahre undenkbar ist. Schade.

  • @ Jörg


    Sorry für die Anmache.


    Allerdings, das Grundproblem ist, das im Rettungsdienst und hier meine ich Ärzte wie auch RFP letztendlich immer Tatsachenentscheidungen getroffen werden. Bei über 100.000 Notfalleinsätzen in München ist durchaus auch mal ein Fehler durch RFP möglich, Im übrigen werden ja auch genug Fehler von Notärzten gemacht, nur das diese dann niemals argumentativ für eine notwendige bessere Ausbildung der Notärzte eingesetzt werden. Beim RFP sieht dies ganz anders aus, daher sind die Aus- und Fortbildungsprogramme in München für das RFP sehr aufwendig und auch sehr zeitintensiv um eben die Fehlerquote möglichst minimal zu halten. Leider hat es wohl nicht geholfen.


    - inwieweit ein ÄLRD letztendlich dann die Handlungen des RFP wie auch der Notärzte verantworten muss kann ich nicht beurteilen, hier denke ich eher, das eine Verantwortung nur in organisatiorischer Hinsicht gegeben wäre.
    Beispiel: Keine Defis mehr auf dem Rettungsmittel! Die Durchführungsverantwortung eines NA oder RFP wird ein ÄLRD niemals übernehmen müssen. Beispiel: Fehlintubation (keine Lagekontrolle) Vielleicht können unsere juristischen Experten das mal näher erklären?


    Daher ist die Entscheidung des Münchner ÄLRD umso unbegreiflicher, da er sich nun gerade angreifbar macht. Selbst Suprarenin wird ja letztendlich von ihm nicht befürwortet! Als Fehler wird die Gabe von Dormicum zum Durchbrechen eines Krampfanfalles durch nichtärztliches Personal angeprangert, da es sich um ein "off-label-Medikament" handelt.


    ...das ist in meinen Augen nicht mehr rationell und verantwortungsbewußt.


    @ Shavakur
    Richtig, Nitro ist noch gestattet.


    ...und falsch, ....es sind keine Medikamente mehr i.V. zu geben außer Vollelektrolytlösungen.

  • Aufgrund Deiner Antwort kann ich entnehmen, daß Deine Akzeptanz eines ärztlichen Leiters/Medical Directors lediglich auf subjektiver Empathie gegenüber des Systems beruht und weniger auf der Entscheidungshoheit. Kann man das so sagen?


    Das ist nicht ganz richtig. Es ist ein Bild das man einem System entnehmen kann. Die Transparenz mit der entsprechende Entscheidungen getroffen werden und die Nachvollziehbarkeit sind mir einigen Bereichen Deutschlands zu gering. Ich bin weder gegen einen ÄLRD noch dagegen, das er verbindliche Maßnahmen und Therapieprotokolle etc. erstellen soll unter zu Hilfenahme eines Gremiums, doch bin ich gegen pauschale Aussagen und wild getroffene Entscheidungen, die nicht unbedingt das System und den Patienten dienen. (Bsp: Paracetamol als "Analgetikum" in RLP als Ersatz für das Ketanest - Zitat aus dem mir damalig vorliegenden EVM: ...hat die gleiche Wirkstärke wie 10 mg Morphin???) Dagegen finde ich die Kommunikation z.B. in Reutlingen mehr als vorbildlich zwischen ÄLRD und Organisationen/Personal. (Es gibt durchaus auch positive Beispiele)


    Wenn Entscheidungen im Benehmen mit den leitenden LRA der Organisationen im Gespräch und unter einer sauberen Transparenz erlassen werden, bin ich der erste der den Arm hochreißt und das für gut befindet.
    Leider kann ich ein solches Vorgehen eher selten bislang finden, doch man soll die Hoffnung nicht aufgeben :).


    Als Fazit hast Du damit bedingt Recht: Ich präferiere derzeit den Umgang und die Kommunikation z.B. von QAS gegenüber vieler Bereiche aus Deutschland, da mir hier entsprechend angesprochene Komponenten der Transparenz, positiven Kommunikation, gemeinsamen Entscheidungen und Fehlermanagement - fehlen.

  • Letzteres ist aber nicht zwangsläufig ein Problem der ärztlichen Leitung, sondern auch der Institutionen selber.

  • Letzteres ist aber nicht zwangsläufig ein Problem der ärztlichen Leitung, sondern auch der Institutionen selber.


    Sicherlich richtig. Damit muss das Instrument ÄLRD und die angebundenen Institutionen auf breitere Beine mit 1. einem besseren Rückhalt durch den Träger RD gestellt werden und weiterhin auch das Instrument qualitäts- und patientengebunden genutzt werden.


    Ich kann verstehen, das ÄLRD Angst haben juristische Konsequenzen für Ihr Tun zu befürchten. Da ist es aber gefordert, das der Verband der ÄLRD in Deutschland einen besseren Rückhalt einfordert und somit den Träger in die Pflicht nimmt. Alle am RD beteiligten Organisationen sollten hierbei Unterstützungsarbeit liefern und gemeinsam für alle optimalere Bedingungen schaffen.

  • @ Shavakur
    Richtig, Nitro ist noch gestattet.


    ...und falsch, ....es sind keine Medikamente mehr i.V. zu geben außer Vollelektrolytlösungen.

    Entweder kein Adrenalin oder über den Tubus bei der Rea? Willkommen in der Vergangenheit!
    Unglaublich sowas...

  • Entweder kein Adrenalin oder über den Tubus bei der Rea? Willkommen in der Vergangenheit!
    Unglaublich sowas...


    Ich habs schon mal irgendwo geschrieben: In solch eindeutigen Fällen würde *ich persönlich* es drauf ankommen lassen...


    J.

  • Ein typisches Problem der Transparenz. Der ÄLRD kann sich ja auch nicht mit allen Mitarbeitern zu Entscheidungsfindungen treffen. In der Regel werden das Wachleiter, Notarztstandortleiter, Schulleiter etc. sein.


    Die mangelnde Transparenz ist ja nun ohnehin eines der gängigsten Probleme in deutschen Rettungsdienst. Aber wo kämen wir auch hin, wenn der gemeine Rettungsassistent sich nicht mehr über Dinge aufregen könnte, von denen er eigentlich keine Ahnung hat?


    Zur Sache:
    Diese Gremien haben aber gerne ein Problem analog zum absolutistisch regierenden ÄLRD: keine oder deutlich zu wenig Praxis im aktuellen Einsatzdienst. So zeigt zumindest meine Erfahrung, dass sowohl die ÄLRD, als auch Funktionsträger des fahrenden Volkes nur noch wenig bis gar nicht auf dem Bock zu finden sind. Die Gründe hierfür sind manigfaltig, für einige ist aktiver Rettungsdienst unter ihrem Niveau, andere sitzen aufgrund von Krankheit auf ihrem Posten, wieder andere sitzen aufgrund ihrer Position als Silberrücken nur noch auf dem NEF usw.
    Soll ausdrücken: diejenigen, welche im tagtäglichen Einsatzdienst die Probleme haben, wenn sie auf ein arztbesetzes Rettungsmittel warten oder überlegen, ob sie überhaupt eines bestellen, werden nicht oder nur selten in Entscheidungsfindungen oder zumindest vorherige Beratungen miteinbezogen. Das heisst nicht, dass jeder Mitabeiter einmal im Jahr mit Wunschzettel für den ÄLRD zum Wachleiter zum Tee soll, aber etwas Praxisbezug darf gerne Einzug halten. Von mir aus ein gewählter Vertreter aus dem Einsatzdienstpersonal als Beisitzer in solchen Gremien, o.Ä.


    Mit Verlaub und ohne Polemik: der Arzt an sich weiß manchmal gar nicht, wie scheiße es sehr gelegentlich sein kann, keinen Arzt zur Verfügung zu haben, woher soll er auch?

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.


  • Zur Sache:
    Diese Gremien haben aber gerne ein Problem analog zum absolutistisch regierenden ÄLRD: keine oder deutlich zu wenig Praxis im aktuellen Einsatzdienst. So zeigt zumindest meine Erfahrung, dass sowohl die ÄLRD, als auch Funktionsträger des fahrenden Volkes nur noch wenig bis gar nicht auf dem Bock zu finden sind. Die Gründe hierfür sind manigfaltig, für einige ist aktiver Rettungsdienst unter ihrem Niveau, andere sitzen aufgrund von Krankheit auf ihrem Posten, wieder andere sitzen aufgrund ihrer Position als Silberrücken nur noch auf dem NEF usw.
    Soll ausdrücken: diejenigen, welche im tagtäglichen Einsatzdienst die Probleme haben, wenn sie auf ein arztbesetzes Rettungsmittel warten oder überlegen, ob sie überhaupt eines bestellen, werden nicht oder nur selten in Entscheidungsfindungen oder zumindest vorherige Beratungen miteinbezogen. Das heisst nicht, dass jeder Mitabeiter einmal im Jahr mit Wunschzettel für den ÄLRD zum Wachleiter zum Tee soll, aber etwas Praxisbezug darf gerne Einzug halten. Von mir aus ein gewählter Vertreter aus dem Einsatzdienstpersonal als Beisitzer in solchen Gremien, o.Ä.


    Mit Verlaub und ohne Polemik: der Arzt an sich weiß manchmal gar nicht, wie scheiße es sehr gelegentlich sein kann, keinen Arzt zur Verfügung zu haben, woher soll er auch?


    :applaus: J.

  • Zitat

    Ich kann verstehen, das ÄLRD Angst haben juristische Konsequenzen für
    Ihr Tun zu befürchten. Da ist es aber gefordert, das der Verband der
    ÄLRD in Deutschland einen besseren Rückhalt einfordert und somit den
    Träger in die Pflicht nimmt. Alle am RD beteiligten Organisationen
    sollten hierbei Unterstützungsarbeit liefern und gemeinsam für alle
    optimalere Bedingungen schaffen.

    Dem kann ich nur beipflichten, in München wurde die Empfehlung ausschließlich nur vom ÄLRD getroffen. Eine Zusammenarbeit oder Absprache mit irgendeiner Institution hat es nach derzeitigem Stand nicht gegeben.


    Zumindest wird eins deutlich, wie bei der Novellierung zum RettAssG auch, es sind noch jede Menge Reformen im Rettungsdienst nötig und ich persönlich hoffe, das gerade die Ärzteschaften mit dem "Mauern" aufhören und endlich konstruktiv mitzuwirken.


    @ ihm-al


    ich sehe es nicht ganz so wie Du, aber eins dürfte allen klar sein, wenn man eine Machtposition im Rettungswesen hat, dann will man die nicht gerne teilen und schon gar nicht abgeben.

  • Da gibt es ein interessantes Thema, mit anfänglich auch interessanten und informativen Beiträgen udn dann hab ich schon ab Mitte Seite Eins keine Lust mehr weiter zu lesen, weil CP und Ani sich mal wieder ausführlich bekriegen.. können wir für die beiden nicht mal ein Extra-Unterfroum einrichten?