Rote Karte vom Ärztlichen Leiter

  • Wie lang war der Patient denn schon im Status und wie schnell hat das Tavor gewirkt? Ist ja immer auch die Frage ob der Anfall nicht dann doch von selbst sistierte...

  • Jetzt ist das Tavor expidet nicht für den Status epilepticus zugelassen, d.h. ich finde in der Roten Liste keine Dosierungsempfehlung. Wieviel gibt man denn davon? Und wie kriegt man das in den Mund eines Krampfenden, falls er ihn in einer klonischen Phase ordentlich zubeißt? Und was macht VK-Retter oder alle, die einen Off-Label-Use durch Rettungsassistenten für zu gefährlich halten?


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  • Wie lang war der Patient denn schon im Status und wie schnell hat das Tavor gewirkt? Ist ja immer auch die Frage ob der Anfall nicht dann doch von selbst sistierte...

    Könnte theoretisch auch sein, wobei ich mich wie gesagt an mehrere Einsätze erinnere und die Patienten alle länger als 5 Minuten krampften (eher über 10 Minuten, die durchschnittliche Eintreffzeit berücksichtigend), was für einen nicht-Status ungewöhnlich wäre. Ein paar Minuten hat es schon gedauert, bis der jeweilige Krampf vollständig beendet war.


    Zitat

    Und was macht VK-Retter oder alle, die einen Off-Label-Use durch Rettungsassistenten für zu gefährlich halten?

    Ist ja nicht i.v., ergo in jedem Fall harmlos. Gleicht sich das dann nicht aus? :pfeif:

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  • Zoidberg


    Wieviel habt Ihr gegeben und ging das gut mit der Applikation. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, wie man das Plättchen bei einem Krampfenden in den Mund bekommt.

  • Ach ja, wollte ich noch schreiben. Anfangsdosis immer 2mg, falls nach 5 Minuten noch kein Effekt sichtbar ist erneut 1mg. Das Einbringen in die Wangentasche ist tatsächlich nicht ganz unproblematisch, aber unter die Oberlippe kriegt man die Plättchen irgendwie doch. Man muss nur aufpassen, dass sie nicht wieder raus kommen. Elegant siehts nicht aus, aber wenns die Herrschaften so wollen... hätte es nicht eine entsprechende Dienstanweisung gegeben, hätten wir wohl auch weiterhin die i.v.-Route genommen.


    @Basti: Richtig, getreu dem Shirt, das mir letztes Jahr in Wacken entgegen kam... Anlauf statt Gleitgel.

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  • 2 mg, bzw. 3 mg erscheinen mir etwas wenig. Intravenös wird alleine schon 4 mg gegeben. Aber wenn es bei Euch geholfen hat, gut. Ich würde wahrscheinlich bei der Unmöglichkeit der intravenösen Injektion auf die nasale oder intramuskuläre Applikation zurückgreifen.

  • Tja, aus irgendeinem Grund hat es geholfen. Oder zumindest den Eindruck erweckt. Mit Unmöglichkeit eines i.v.-Zugangs hatten die Fälle wie gesagt nichts zu tun, sondern mit neu eingeführten SOPs.

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  • Einem Krampfenden was in den Mund zu stecken ist ja für eine Arbeitsanweisung aus Eigenschutzgründen etwas grenzwertig, oder?

  • Und was macht VK-Retter oder alle, die einen Off-Label-Use durch Rettungsassistenten für zu gefährlich halten?


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    Kein Tavor expedit geben :D
    Gibt ja schließlich noch andere Möglichkeiten...


    PS: Nur damit wir uns richtig verstehen. Ich habe nicht gefährlich gesagt. Ich habe lediglich betont, dass ein Off-label-use einige - vor allem rechtliche - Risiken mit sich bringt, da Ärzte bei Off-label-use für die medizinische Richtigkeit beziehungsweise eventuelle UAW haften (RFP dementsprechend wahrscheinlich auch). Ebenso werden zusätzliche Anforderungen an die Aufklärung gestellt (im Notfall allerdings zu vernachlässigen). D.h. das Haftungsrisiko steigt deutlich.
    Gerade in Bezug auf eine meist nicht vorhandenen Berufshaftpflichversicherung bei RFP (und wenn, deckt die solche Fälle?) könnte das ins Auge gehen. Auch wenn es in 99% der Fälle wahrscheinlich gut geht, man sollte sich bewusst sein, dass die 1% ziemelich weh tun können...


    PPS: Wundert mich, dass du das so betonst. Sonst freust du dich doch immer über jede Möglichkeit RFP Medikamentengabe/invasive Tätigkeit absprechen zu können?? ?(


    PPPS: Ich hab übrigens (persönlich) kein Problem mit Off-label-use... aber auch nur solange ich weiß was ich tue und da die Deutsche Ärzteversicherung so eine fancy Privat-/Berufshaftpflichtversicherung für Medizinstudenten hat ;)

  • Einem Krampfenden was in den Mund zu stecken ist ja für eine Arbeitsanweisung aus Eigenschutzgründen etwas grenzwertig, oder?


    Da allerdings ist er auf ein gutes Argument gestoßen...
    hat da keiner von den SOP-Autoren dran gedacht?

  • Kann man schon so sehen, zumal es vor den SOPs auch keine Probleme gab, da hat jeder gegeben was er kannte beziehungsweise sich zutraute. Aber für vermeintliche Rechtssicherheit hat man sich dann doch entschlossen, ein paar Algorithmen zu basteln. Ich habe das ehrlich gesagt nicht groß hinterfragt.

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    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • hätte es nicht eine entsprechende Dienstanweisung gegeben, hätten wir wohl auch weiterhin die i.v.-Route genommen.


    Warum nehmt ihr nicht Dormicum i.m. in den Quadrizeps?


    4 mg i.m. funktionieren dort ganz gut.
    Es ist immer davon abhängig, wie ausgeprägt die Konvulsionen sind.

  • Sonst freust du dich doch immer über jede Möglichkeit RFP Medikamentengabe/invasive Tätigkeit absprechen zu können??


    Wenn ein Rettungsassistent im Rahmen eines rechtfertigenden Notstandes ein Medikament anwendet, habe ich nichts dagegen, wenn es zum Beispiel die Anwendung von nasalem Midazolam beim Status epileptikus oder intraossäres Adrenlin bei der CPR oder dem anaphylaktischen Schock ist.



    Wofür brauchst Du denn eine Medizinstudentenversicherung, wenn Du kein Student bist und eine normale private Berufshaftpflicht für Rettungsassistenten ausreichen würde?




    @//stefan84


    Also ich würde da ungerne reingreifen. Als Anästhesist ist man da ein wenig sensibilisiert.

  • @cp: Weil das von der Obrigkeit so gewünscht wurde. Wie jetzt bereits zum dritten Mal: auf die i.v.-Gabe wurde nicht verzichtet, weil ein entsprechender Zugang nicht zu etablieren gewesen wäre. Macht aber alles nichts, die Stelle ist passé, insofern bin ich von diesem Algorithmus zur Zeit befreit ;)

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  • Einem Krampfenden was in den Mund zu stecken ist ja für eine Arbeitsanweisung aus Eigenschutzgründen etwas grenzwertig, oder?


    Bei uns ist Tavor seit diesem Jahr vom ÄLRD (um mal wieder aufs Thema zu kommen... :pfeif: ) für den RA nach Schulung und Prüfung freigegeben. 2,5 mg Tavor-Plättchen auf Holzspachtenchen und dies dann in den Mund. Geht recht gut, ich relativ ungefährlich für den Helfer und netter als wenn man in der Fußgängerzone dem Pat. die Hose runterzieht um ne Rectiole zu setzen.
    Der Krampf ebbt nach wirklich sehr kurzer Zeit ab und natürlich bleibt die Frage doch irgendwo ob nun Tavor oder die Natur hier den Krampf beendet hat... ;)

  • Klingt jetzt vielleicht doof aber kann ich die nicht auch einfach unten reinschieben?


    Wie willst Du gewährleisten, das so eine kleine Tablette "tief genug" reingeschoben wird?!