Gedankenspiele: Mögliche Optimierungen im Rettungsdienst

  • Wenn hier ein Atomkraftwerk in die Luft fliegt, eine Springflut Hamburg total unter Wasser setzt oder sonst irgendwas an richtig unschönen Ausmaßen passiert, dann ist es aus mit der Individualmedizin. Da brauch ich keine hochqualifizierten Leute mehr. Zugang legen und Mo dosieren kann dann jeder RS - da habe ich gar keine Bedenken. Aber dazu kann ihm-al vermutlich viel mehr beitragen als unsereiner.


    Danke für die Blumen!
    An dieser Stelle nur soviel:
    Wer sich z.B. ein solches Buch zu Gemüte führt - Leitfaden für die ärztliche Versorgung im Katastrophenfall - wird feststellen, dass auf 360 Seiten ein erweiterter Erste-Hilfe-Kurs + Airway-Management sowie eine Prise Analgesie/Narkose vermittelt wird. Da hierfür keine 360 Seiten vonnöten sind, finden sich außerdem unglaublich viele einsatztaktische Informationen (Liste von Schwerbrandverletztenbetten, Liste der Gift-Informationszentralen, Listen von BW-Standorten etc.) die für eine übergeordnete TEL interessant sind, nicht jedoch für einen medizinischen Einsatzleiter vor Ort.


    Schön in diesem Zusammenhang ein Zitat von Prof. Dr. P. Sefrin aus besagtem Buch:
    "Auch unter den Bedingungen eines Großschadensereignisses, besonders wenn keine umfängliche Individualmedizin realisiert werden kann, ist eine Therapie, in deren Mittelpunkt die Sicherung der Vitalfunktionen steht, stets unabdingbar. Sie wird sich auf lebensrettende Sofortmaßnahmen beschränken und mit einfachen Mitteln in unmittelbarer Nähe zum Schadensort von jedem Arzt und auch qualifizierten Helfer durchgeführt werden können und müssen. Ohne weitreichende differentialdiagnostische Überlegungen werden die Maßnahmen im Sinne einer rein symptomatischen Therapie zeitkritisch durchgeführt werden müssen."


    Wer der Diskutierenden hat denn einmal einen wirklichen MANV miterlebt? Da läuft es erfahrungsgemäß doch darauf hinaus, dass irgendwann durch das gut ausgebildete Personal nur noch delegiert wird (mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Thoraxdrainage, wobei mir auch da Kollegen bekannt sind, die diese Maßnahme schon 'auf Zuruf' durchführen mussten) und das ausführende Personal unter Aufsicht Maßnahmen durchführt (z.B. Analgesie), die mit der Arbeit im wirklichen Leben nichts zu tun haben. Wer das nicht glaubt muss sich nur einmal die Stellenschlüssel für Behandlungsplätze anschauen...

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Allgemein üblich sind zumindest 2 Jahre hauptamtlicher Berufserfahrung als Zugangsvoraussetzung, oder ein entsprechendes "Zeitäquivalent" in ehren-/nebenamtlicher Tätigkeit.
    Mit ist keine Ausbildungsstätte bekannt, an der man eineWeiterbildung zum OrgL absolvieren kann, ohne vorher entsprechende Tätigkeitsnachweise vorgelegt zu haben


    Ohne jetzt in ganz Deutschland rumtelefoniert zu haben: Ich behaupte, daß man an der Mehrzahl der privaten Schulen einen OrgL-Lehrgang belegen kann. Warum auch nicht? Teilnehmer zahlt, Schule geht keine Verpflichtung ein.


    Erschreckend bei der OrgL-Ausbildung finde ich, dass als Zugangsvoraussetzung nicht Führungsausbildungen gefordert werden, die der OrgL im Einsatzabschnitt dann später unterstellt bekommt!


    Richtig. Hessen hat das schon 2004 erkannt und entsprechend gehandelt.


    Und falls doch, dann sind sie oft Neben- oder Ehrenamtliche und taugen schon deshalb nichts!


    So sieht's aus. ;)

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • "...und taugen schon deshalb nichts" :dash:


    Nein dann besser so... :rofl:

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:


  • Richtig. Hessen hat das schon 2004 erkannt und entsprechend gehandelt.

    Ohne jetzt Tante Google bemühen zu müssen, kannst Du mir (uns) bissel mehr dazu sagen?


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich vermute Alrik meint die Zugführerausbildung, die in Hessen gefordert wird um offiziell zum OLRD berufen zu werden.

    Ich dachte mir sowas schon. Ich war nur zu faul zum suchen und hoffte, dass er mir das gleich genauer sagen kann (wo das steht zum Beispiel).


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wo das genau steht kann ich dir leider auch nicht sagen. Zum googeln bin ich eben zu faul. Vielleicht kannst du ja, die Ergebnisse schickst du mir per PM und ich poste die dann hier. :gamer:

  • Wenn wir beide zu faul sind, wird das wohl nix... :D


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Faulheit...


    ....das größte Problem in unserem Berufsfeld. Ich bin hierzu immer noch der Meinung, das die meisten Fehler an Patienten nicht durch Unwissenheit oder mangelnde Praxis gemacht werden, sonder durch einfache Bequemlichkeit.


    Ich persönlich finde google.de ein sehr nettes Tool, und wenn man lernt schlüssige Begriff einzugeben dann spuckt er auch was passendes aus!


    Die Frage, die sich mir stellt ist, wie man das Personal quasi bei Laune halten kann, ihre Hilfsmittel und ihr Können am Patienten zu nutzen, ohne das sie durch ihre Bequemlichkeit in naher Zukunft daran gehindert werden. Der junge motivierte Kollege untersucht viel und macht viel, der in die Jahre gekommene denkt nur daran, das alles was nun am Patient war in verlängerter Rüstzeit wieder gereinigt und fertig gemacht werden muss und überlegt ob der Patient den Aufwand nun wirklich braucht.

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Da läuft es erfahrungsgemäß doch darauf hinaus, dass irgendwann durch das gut ausgebildete Personal nur noch delegiert wird (mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Thoraxdrainage, wobei mir auch da Kollegen bekannt sind, die diese Maßnahme schon 'auf Zuruf' durchführen mussten) und das ausführende Personal unter Aufsicht Maßnahmen durchführt (z.B. Analgesie), die mit der Arbeit im wirklichen Leben nichts zu tun haben. Wer das nicht glaubt muss sich nur einmal die Stellenschlüssel für Behandlungsplätze anschauen...


    Wo legt man auf Zuruf Thoraxdrainagen ? Jetzt verstehe ich auch, warum alle immer so scharf auf einen MANV sind. XD


    Aber mal Spass beiseite, redest du deinen Beispiele von Eschede oder waren das "kleinere" Ereignisse (= größere Verkehrsunfälle)?


    Meine persönliche MANV-Erfahrung liegt in der Realität bei 0,0, von den "klassischen" VUs mit 4-5 Verletzten abgesehen, die ich noch nicht als MANV werten würde.

  • Die Rettungsassistenten, die auf Zuruf Thoraxdrainagen gelegt haben sind wahrscheinlich auch die, die im Krankenhauspraktikum alleine Narkosen machen durften. *gähn*

  • Die Rettungsassistenten, die auf Zuruf Thoraxdrainagen gelegt haben sind wahrscheinlich auch die, die im Krankenhauspraktikum alleine Narkosen machen durften. *gähn*


    Soll das etwas heißen es gibt keinen Weihnachtsmann? ;(

  • Die Rettungsassistenten, die auf Zuruf Thoraxdrainagen gelegt haben sind wahrscheinlich auch die, die im Krankenhauspraktikum alleine Narkosen machen durften. *gähn*


    Komm, nur weil du das als RS nie machen durftest musst du hier nicht gleich rumstänkern. XD
    Außerdem heisst es "Narkose fahren" und vergiss bitte die ZVKs und Arterien nicht.


    Der Frage von Fakl möchte ich mich anschließen, über welche Anzahl Verletzter sprechen wir wo auf Zufruf Thx-Drainagen gelegt werden?

  • Das Legen einer Thoraxdrainage habe ich erst als Assistenzarzt gesehen. Weder in der Ausbildung zum RS, noch als RS, noch im Studium. Geschweige denn selber gemacht.

  • noch im Studium


    Gibt aber Unis, da sprech ich aus Erfahrung, die das im Rahmen von Simulatoren/Trainer anbieten, was ich persönlich gut finde. :-)
    Ich habe das auch schonmal in meiner Freizeit als "Student", aus eigenem Interesse heraus, bei einer Fortbildung am "tierischen" Modell gemacht.


    Aber ich gebe dir recht:
    Eine Thoraxdrainage ist schon die maximal-invasivste Tätigkeit, die ein Nicht-Chirurg ausführen kann. Deswegen ist es sicherlich nicht leicht vorstellbar, dass so etwas mal schnell an jeden deligiert wird...

  • Als ich studiert habe, waren Simulationen noch nicht so an der Tagesordnung. Ich meinte mit meiner Aussage eine "richtige" Thoraxdrainage am Menschen. Am Schwein habe ich das im Notarztkurs gemacht, ist aber nicht dasselbe. Ist fast noch unrealistischer als die Intubation am Phantom.

  • Ich hab solche Dinge immer an die Oberärzte deligiert.


    @Ani
    Nur zur Sicherheit, der Post war nicht ganz ernst gemeint. Deswegen ja auch der Seitenhieb mit den Fachtermini.