Gesundheit- und Krankenpflege nur mit Abitur?

  • Und es produziert nachweislich ein Niveau der Berufsqualifikation, welches in vielen anderen Nationen nur mittels eines Bachelorabschlusses erreicht wird. Warum also sollte man das Rad neu erfinden?


    Das ist der Punkt und es kommen noch weitere dazu, nämlich: die Möglichkeit während der Ausbildung schon Geld zu verdienen und frühzeitig den Kontakt zum Arbeitgeber zu haben und nicht erst als junger Absolvent ohne praktische Erfahrung sozusagen als Nobody Bewerbungen loszuschicken. Im dualen System sieht man früh ob der "wirkliche " Berufsalltag überhaupt das richtige für einen ist und der Arbeitgeber hat auch sehr früh die Chance zu sehen wer was drauf hat und wer nicht. Genau diese Punkte sind es die meiner Meinung nach den Unterschied in der Jugendarbeitslosigkeit ausmachen (GB: 20%, D: 8%!!!).

  • ...ein toller Artikel aus der aktuellen "Wirtschaftswoche":


    http://www.wiwo.de/erfolg/beru…eite-all/7652312-all.html


    Daraus:
    "Das tiefgründige Unbehagen, das wegen dieser Selbstaufgabe und Unterwerfung unter die ökonomische Wettbewerbslogik die Lehrerzimmer und Kultusministerien in Deutschland ergriffen hat, wird durch gegenseitiges Schulterklopfen aller Beteiligten betäubt. Ein kollektiver Selbstbetrug durch Aufweichung der Standards macht blind für den Niedergang des humboldtschen Bildungsideals, dessen Ausdruck das Abitur als "allgemeine Hochschulreife" war."


    Meine Meinung dazu:
    Es lohnt sich, diesen analytischen Seitenblick bis zum Ende zu lesen und auf dieser Grundlage die populistische Bildungspolitik der Länder (neu?) zu beurteilen, in der alle paar Monate eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird und die Maxime jeder Entscheidung ist, ob eine Maßnahme bei der werten Elternschaft populär ist. Der Grundsatz "alle Menschen sind gleich" wird in der Bildungspolitik leider allzu oft grundlegend missverstanden...


    J.

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  • Meine Meinung dazu:
    Es lohnt sich, diesen analytischen Seitenblick bis zum Ende zu lesen und auf dieser Grundlage die populistische Bildungspolitik der Länder (neu?) zu beurteilen, in der alle paar Monate eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird und die Maxime jeder Entscheidung ist, ob eine Maßnahme bei der werten Elternschaft populär ist. Der Grundsatz "alle Menschen sind gleich" wird in der Bildungspolitik leider allzu oft grundlegend missverstanden...


    J.

    Nur hat Deutschland schon eines der selektivsten Bildungssysteme. Und was ist das Ergebnis? Die Einen können nach 10 Jahren (!) immer noch nur notdürftig lesen und schreiben, die Anderen werden durch's Gymnasium gescheucht und sollen dabei das Ideal der humboldtschen Bildung verinnerlichen. Interessanterweise schneiden ja Länder die andere Ansätze verfolgen, und da meine ich nicht die Wissensdressur, bei Bildungsvergleichen wesentlich besser ab.

  • Victor: du solltest vielleicht mal dem Link in jörgs letztem Beitrag folgen und den Text aufmerksam lesen. Dass unser Bildungssystem hoch selektiv ist, kann man getrost als Binsenweisheit stehen lassen, dass jedoch Kompetenzvermittlung und Bildungsvermittlung zwei vollkommen unterschiedliche Dinge sind, wird dabei gerne außer acht gelassen. Ich las gerade neulich einen abstract zu einem Forschungsprojekt in Kompetenzmessung und ich frage mich immer noch nach der Relevanz des kompletten Settings...

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Interessanterweise schneiden ja Länder die andere Ansätze verfolgen, und da meine ich nicht die Wissensdressur, bei Bildungsvergleichen wesentlich besser ab.


    Ich denke, mit den dieser These zugrunde liegenden Rankings muss man sehr vorsichtig sein. Das kann jeder Studierende seit Jahren beobachten, wenn er sich fragt, was die diversen Uni-Listen für ihn konkret bedeuten.


    Ergänzen möchte ich zu dem dankenswerterweise von Jörg verlinkten Artikel noch: Es wäre ja schön, wenn das Abitur zumindest ein Ausweis von "Kompetenzen" - gemeint ist wohl so etwas wie Methodenwissen - wäre. Ist es aber auch nicht zwingend, wie jeder weiß, der mal Abiturienten in was auch immer unterrichtet hat (sinngemäß gilt das auch für "fertige" Studierte).

  • Es ist halt immer das selbe: Wir meinen immer den anderen Ländern nacheifern zu müssen, obwohl wir unterm Strich doch meist mind. genau so gut dastehen, oder vielleicht sogar um unser System beneidet werden.


    Was nützt mir denn das "gerechteste" System, wenn dann am Ende gerechterweise alle gleich arbeitslos sind. Da bleibe ich lieber hier und freue mich, dass ich in einer Zeit, als das System noch richtig ungerecht war meinen Schulabschluss gemacht habe, danach im dualen System ausgebildet wurde, mich dann weiterbilden konnte und jetzt genügend Geld verdiene, um das Leben bestreiten zu können.


    Und das alles, wo das System zu meiner Zeit so unfair war und ich sogar das Gymnasium verlassen musste, weil meine sprachlichen Fähigkeiten aufgrund dreier geforderter Fremdsprachen den festgelegten Anforderungen nicht gewachsen war. Vielleicht hätte ich ja darum bitten sollen, das man für mich eine Ausnahme macht....... Es kann halt nicht jeder alles gleich gut, auch wenn das viele nicht akzeptieren können.


    Eddy

  • Der Grundsatz "alle Menschen sind gleich" wird in der Bildungspolitik leider allzu oft grundlegend missverstanden...


    Leider wird in der bildungspolitischen Debatte immer wieder Chancengleichheit mit Ergebnisgleichheit verwechselt. Das ist entweder naiv oder utopistisch, entspricht jedenfalls nicht den Realitäten. Es sind halt nicht alle Menschen gleich, das gilt für die Begabung wie für die Motivation wie für die Lebensumstände. Nicht zuletzt haben (gottseidank) nicht alle Menschen die gleichen Ziele und Prioritäten für ihr Leben.


    J.

  • Leider wird in der bildungspolitischen Debatte immer wieder Chancengleichheit mit Ergebnisgleichheit verwechselt. Das ist entweder naiv oder utopistisch,


    Vielleicht ist es - mittlerweile - auch schon wieder eine Folge der Schulbildung.