Videosystem für Simulationstraining

  • Hallo ihr lieben !


    Ich wollte mal fragen, ob sich der ein oder andere mit Videosystemen, für Simulation und Videodebriefing, auskennt.
    Kann mir jemand etwas empfehlen ? Vielleicht ein Preisgünstiges System oder Tips geben, wie man sich so etwas zusammen schustern kann ?


    Danke schon mal und ein frohes neues !

  • Ich kenne zwar eigentlich nur die Videoanlagen der bekannten Hersteller, und die haben meist auch einen stolzen Preis.


    Wir haben als Back-up-Lösung mal mit drei GoPros simuliert, was an sich eigentlich ganz okay war. Sicher bringt das nicht das Bild und die Einfachheit im Debriefing, dafür allerdings in Kombination mit einem Laptop, 2-3 Mikrofonen und nem Beamer sicherlich zu einem Bruchteil einer "klassischen" Videoanlage zu haben.


    Wie ist denn euer Budget, geht es um eine feste oder mobile Anlage, innerklinisch-präklinisch, was ist die Zielgruppe, worauf wollt ihr euren Debriefing-Schwerpunkt setzen, was soll die Videoanlage konkret aufnehmen..?

  • Die Go-Pros sind eine gute Idee.
    Gibt es denn eine Software die 3 Videokanäle synchronisieren und gleichzeitig wiedergeben kann ?
    Den Rest kann man sicher günstig "basteln".
    Wären auch sehr interessiert....

  • Stop:) Die Gopros sind vom Handling und von der Qualität her sicher für ihren eigentlichen Zweck super und eine nette Entwicklung.
    Wer sonst innerklinisch mit beweglichen HD-Kameras und (was ich noch für viel wichtiger halte) einem durchdachten Mikrofon-Setting arbeitet, wird enttäuscht sein:)


    Für Situation, in denen das Budget eher knapp ist es aber eine nette Geschichte, zudem gibt es meist einfache Befestigungsmöglichkeiten (auch an der "glatten Wand" im RTW), und man braucht keinen Videoserver (der meist schwer, groß und kaputt ist...)


    Wenn jemand wirklich professionell in die Simuation einsteigen möchte würde ich mir zuerst Gedanken über die Räumlichkeiten machen, da es daran ja schon oft scheitert. Wirklich effektiv und rentabel wird das Ganze, wenn man fest installiert in einem (alten) OP / Intensivtrakt arbeiten kann, wo einem ein Kreisteil, ein Beatmungsgerät und die Gasanschlüsse der Klinik zur Verfügung stehen. Zudem Kontrollraum, von dem aus direkt in die Simulationsräume geschaut werden kann und ein geeigneter Debriefingraum. Zudem die Möglichkeit, mit der gesamten Anlage (oder einem entsprechenden Zusatz-Pool) eine ähnliche Qualität auch im RTW, in der Wohnung von Frau Hasselbach-Hemmlinger, im Schockraum, im Herzkatheter,....zu erzielen.


    Meine "schönsten" Simulationserfahrungen" waren eigentlich das präklinische Aufsammeln eines Polytraumas vor der Klinik, dann das Verladen in den RTW und eine simulierte Fahrt, der Weg in den Schockraum inkl. CT und die Entscheidung, in den OP zu gehen. Hier kommt nämlich durch die Übergaben und Schnittstellenproblematik eine ganz andere Komplexität in das Szenario.



    Dann kommt man im nächsten Schritt zum Simulator: Neben Meti, Laerdal SimMan, Gaumard, etc gibt es da mittlerweile auf dem Markt interessante Alternativen, und oftmals kann man ein präklinisches Szenario besser und einfacher mit einer Resusci-Anne fahren.


    Der Punkt, wo es den meisten Simulationszentren fehlt: Gute Ton-und Videoqualität! Einen guten Ton bekommt man nicht durch ein von der Decke abgehängtes Billigmikrofon mit Nierencharakteristik, sondern viel eher durch mehrere geeignete Mikrofone, die in einem qualitativ brauchbaren Mischpult zusammenlaufen. (Ein Mischpult ist kein Klärwerk - Scheiße rein, ....).
    Dann muss man sich überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist mit 3-4 Kameras zu übertragen, oder ob eine gute Raumperspektive mit einem kleinen separaten Monitorfeld nicht ausreicht. Wenn man bswp ein Anästhesie-Training macht brauche ich nicht unbedingt eine Kamera, die exakt den Intubationsvorgang zeigt - viel wichtiger wäre es für mich, einen Überblick über den Raum zu haben und zu sehen, wer wo steht und was tut.


    Abschließend: Material! Ich habe glücklicherweise die Möglichkeit in verschiedenen Zentren aktiv zu sein, und somit ein paar Stärken und Schwächen zu sehen. Für mich persönlich wirkt es beispielsweise wesentlich echter, wenn Medikamente wirklich selbst aufgezogen werden müssen, oder wenn in einem Anästhesie-Szenario beispielsweise das vorbereitete Propofol wirklich weiß und das Trapanal leicht gelblich-trüb ist. Zudem ist das zwar vermeintlich alles easy, wenn man mal in die entsprechenden Incident-Reporting-Systeme schaut finden sich allerdings eine Vielzahl an solch "klassischen" Problemen...Wenn dann noch eine gute Sim-Nurse (mit der man von außen kommunizieren kann) und entsprechende Kleidung der Funktionsbereiche getragen wird, bin ich zufrieden 8-)


    @Thorsten: Prinzipiell würde ich bei den GoPros eher alle Perspektiven aufnehmen und nur eine "direkt" übertragen. Falls man nachher nochmal was genau sehen möchte kann man ja den "Blickwinkel" wechseln und dann einfach mit den gängigen Video-Playern die entsprechende Sequenz abspielen. Sicher kann man in einen Videoserver auch die Gopros einstöpseln und somit 3 Live-Bilder sehen, aber der Reiz ist es bei den kleinen Dingern ja gerade, dass man keine lästigen Kabel hat..

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  • Moin!
    Mein Vorschlag für eine preisgünstige Variante: Ein älterer analoger Camcorder auf einem Stativ, dessen Bild Du mit einer AV-Kabel-Verlängerung zum Fernseher in deiner Wache/Lehrsaal überträgst. Du hast dann zwar nur eine Perspektive und musst aufpassen dass da keiner davorsteht, aber Bild und Ton sind einwandfrei und lassen sich problemlos über hier z.B. 25 Meter übertragen.
    Da die analogen Camcorder aussterben vielleicht nichts für die langfristige Zukunft, aber für ein ad Hoc SIM-Training ohne großen technischen Aufwand für Dich geeignet?

  • Danke für die interessanten Antworten !


    Mein Ziel ist es ( ich muss mich erst mal rein arbeiten in videotechnik ), diese mobil zu nutzen.
    Also im RTW, wie auch in der Arztpraxis.
    Leider hab ich Null Plan von Videotechnik und Kameras ^^
    Erster weg ging bei mir zu eBay, da findet man ja 4-Fach Systeme für unter 200 Euro.
    Ich wünsche mit ein 4-Fach Split Screen, damit ich mehrere Perspektiven zeitgleich habe.
    Audiomässig hab ich weniger sorgen. Diversere Mikros, Funk Head Sets und Flächenmikrofone stehen im Studio. Da kenn ich mich als Aushilfstontechniker und Musiker aus.


    GoPro wäre dann aber : aufnehmen, auf den Rechner überspielen und eine Perspektive ansehen, richtig ?
    Gibt's Vll auch kostengünstige Webcam Lösungen ?


    Ich wollte beim nächsten ACLS Kurs damit probehalber mal mit anfangen und dann mehr un mehr in die "richtige" Simulation einsteigen.


    Von meinem iPhone gesendet

  • Naja - die "richtige" Simulation gibt es nicht. Viele Ansätze haben Potential, und es muss eben auch zum jeweiligen Trainings-und Lernziel passen.


    Wenn ich gerade von deinem Vorhaben lese einen Ratschlag: Nicht zu billig kaufen und sich nachher über die Qualität wundern - ich würde mal ca. 2000€ veranschlagen, um ein brauchbares Videosystem zu haben. Bevor du mit drei Webcams arbeitest, würde ich lieber eine GoPro nehmen.


    Wozu brauchst du denn die "vielen" Perspektiven?

  • Hab gerne alles im Blick ^^


    Nee, ernst; dachte dies macht Sinn, wie gesagt das Thema ist Neuland für mich und wenn man dann sieht, jedes SIM Center hat 4 Perspektiven als Standard, lässt man sich natürlich beeinflussen und denkt "das Brauch ich auch".
    Aber hast schon recht; erst mal mit einer Anfangen.
    Natürlich mag ich jetzt auch nicht 1000ende da reinbuttern und feststellen :iss nix, bringt nix, kann ich nicht.


    Kann man mit net GoPro eigentlich ein Livebild einspielen ( PC oder Monitor/Beamer ) oder muss man erst aufnehmen und das rüberziehen auf den Rechner und dann schauen ?

  • Ja - ich weiß aber nicht, ob das mit allen Modellen geht, das findest aber leicht raus. Wir hatten zwar ein Delay von ca. 5 Sekunden, aber das finde ich persönlich nicht schlimm...



    Meiner Meinung nach reicht für den Beginn eine Perspektive aus - die dafür in besserer Qualität. Überlege dir aber noch, ob und wie du den Monitor mit im Debriefing-Raum anzeigen kannst, den finde ich immer recht interessant.

  • Da wollte ich mit dem laerdal Debriefing Programm mal experimentieren. Das hat ja das Monitorbild automatisch drin und das andere Bild dann von der GoPro.
    Ich werde mal Ausschau halten nach einer und experimentieren für den Anfang.


    Vielen Dank für die Hilfe !

  • Die neueren GoPros haben WLAN und können ein livebild auf ne handyapp übertragen. Vielleicht gibt es solche Programm auch für den Computer, die GoPros können es (allerdings ist es dann klarerweise nicht HD die Aufnahme auf der SD Karte aber schon).


    Alternativvorschlag: DSLRs haben meist HDMI Ausgänge und können Live zu entsprechenden Programmen übertragen (zb Nikon Capture NX bzw Nimon Camera Control). Das sollte auch Full-HD sein. Wenn du billige Kameras (im Angebit wohl ca 450€ pro Stück inklusive einfachem Objektiv) nimmst sind sie auch leicht genug für die Saugnapfkamera und die RTW Wand...


    (P.S. Wusstet ihr dass es für GoPro Saugnapfhalterungen fürs Auto gibt die bis zu 230 km/h getestet sind ^^ )

  • Wir trainieren die Kollegen im Rahmen der 30h-Fortbildung seit ca. zwei Jahren hauptsächlich in CRM, weil wir als Puppe nen ALS-Trainer von Laerdal haben, der halt nicht so viel (Hardskilltraining) kann. Anfangs gab es sehr starke Vorbehalte innerhalb der Belegschaft, meist handelte es sich um die Angst davor, das die eigene, möglicherweise schlechte Performance bewertet wird und daraus negative Reputationen oder arbeitsrechtliche Dinge erwachsen. Mittlerweile stehen die Kollegen der Sache aber positiv gegenüber.


    Momentan haben wir einen Tag der Fortbildung komplett für den Simulator, wovon Vormittags zwei Stunden auf ein CRM-Vortrag entfallen. Danach werden immer RTW/NEF-Teams in den Simulator geschickt, eingewiesen und etwa 15 min bespaßt. Danach erfolgt ein Debriefing, was etwa 20 min dauert.


    Personalmäßig sind wir mit einem CRM-Instruktor, einem Arzt, einem "Puppenspieler", einem Techniker und einem Koordinator am Start.



    Gruß,


    Benedict

  • Hallo Dorsk. Meine Erfahrungen: Letztes Jahr habe ich(mittelalter Neckermann-RA) als externer Selbstzahler an einem Sim-Training bei der DRF teilgenommen. Motivation war u.A. der kommende NFS, den ich machen und bestehen möchte. Als Rahmen muß ich noch erwähnen, daß Fortbildung in meinem Kreis bisher so gut wie keine Rolle spielt. Dreißig Stunden Pflichtfortbildung hat kaum jemand, niemand schaut danach. Also voller Angst was da wohl auf mich zukommt zur DRF gewackelt. Nicht ganz alleine, das hätte ich mich nicht getraut, ein lieber und fitter NA ging mit und hat mir die Hand gehalten :rolleyes_1:. Simulation an sich kannte ich überhaupt nicht. Aber Oha: Ich kam zurück und war begeistert von dieser Art der Fortbildung, mittlerweile habe ich einige besucht. Ich dachte mir, das wäre doch auch was für meine Kollegen. Beim Arbeitgeber nachgefragt, ob so eine professionell angebotene FoBi für unseren Betrieb auch möglich wäre? Leider Nix erreicht. Warum kann ich nicht beantworten. Zu teuer, kein Bedarf? Aber nicht aufgegeben, Selbst ein sehr günstiges und gutes Angebot bei einem professionellen Sim-Anbieter eingeholt und im Kreis ausgehängt: Ein knappes halbes dutzend Anmeldungen, damit effektiv für den einzelnen Teilnehmer zu teuer. Ich war immer noch fasziniert vom Thema Simulation. Letztendlich habe ich mit einem motivierten Kollegen zusammmen den Versuch gestartet, einmal im Monat selbst-organisiertes Sim-Training anzubieten, auch für unsere NA's. Das Ganze auf freiwilliger Basis für die Teilnehmer. Erster Erfolg: Mein Arbeitgeber erkennt die Stunden für die Teilnehmer als Fortbildungsstunden voll an! Ein Original-RTW wird freigehalten, beim Materialverbrauch werden beide Augen zugedrückt.
    Als Kollegen können wir schlecht die Leistung unserer eigenen Kollegen beurteilen, das weiß ich. Aber das ist auch nicht unser Ziel. Ziel ist der nächste Patient und vielleicht Einsätze zu vermeiden, die warum auch immer ins Negative kippen. Unser Sim-Schwerpunkt ist das Abarbeiten einfacher Notfallbilder, ABCDE-Struktur, ein wenig Teamwork und CRM vielleicht mit einfliesen lassen. Eine einfache analoge Videokamera hängt oben in der RTW-Ecke und liefert sehr gute Bilder und guten Ton aus einer Perpektive. Wir versuchen in der Nachbesprechung mit Fingerspitzengefühl vorzugehen. Ein erfahrener NA(Anästhesiefraktion :biggrin_1: ) in der Nachbesprechungsgruppe bietet ohne den Zeitdruck eines Realeinsatzes oft enormen Dazulerneffekt.
    M.E. besteht hier im Kreis dringender Fortbildungsbedarf, gerade die etwas Älteren haben deutliche Defizite(ich eingeschlossen). Oder sitzen in Bälde alle vorne links :ironie: ?
    Lange Rede, kurzer Sinn: Unsere Sim auf freiwilliger Basis wird nicht angenommen, es kommt wenn überhaupt nur eine handvoll Kollegen. Gründe? Angst, keine Zeit, kein Bedarf...?