Welche Notfallmedikamente und erweiterten Versorgungsmaßnahmen würdet ihr euch als NFS wünschen?

  • Ani, wir hatten hier ja auch sehr restrictive Listen als Vorschläge. Ausser der bekannten Maßnahmen wie Sauerstoff, Lagerung etc, was würdest du denn von einem frischen NFS erwarten oder als Kompetenzen zumuten. Ich meine hier ausscjließlich Maßnahmen die der NFS durchführt wärend er auf das Eintreffen des NA wartet, und nicht um das Anrücken eines NEF zu vermeiden.


    Ich find's gut, wie es ist.

  • Konkretes Beispiel mit der Bitte um Antwort von Ani: Pat. männlich, 50 Jahre guter AZ, bek. Hypertonie sonst keine Vorerkrankungen, akute Übelkeit mit erbrechen, kalt schweißig blass. Keine AP Beschwerden, keine Dispnoe.


    EKG Sinusrhytmus 12 Kanal, HF 80/min, RR 170, SaO2 97%, BZ 130.


    Alarmmeldung Kreislauf. Kein NEF da nicht indiziert laut Katalog.


    Wärend TS plötzlich vermehrte VES im EKG va. AV Block, Pat. Zunehmenden Schwindel kurze zeitige Synkopen. HF 22/min. SaO2 93%
    Nachforderung NEF, Eintreffen da noch in anderen einsatzgebunden 15 min., nächste Klinik ebenfalls min. 15min.


    Ich habe mich nach Ausschluss Medikamenten Unverträglichkeit und Glaukom für 0,5 mg Atropin in 0,25 Schritten entschieden.


    Danach deutliche Stabilisierung bei HF 80/min. / SaO2 Anstieg auf 98%, RR weiter 170, Pat. Seit dem deutliche Linderung keine Synkopen, keine VES mehr. Erneutes 12 Kanal unauffällig.


    Rendezvous mit NEF, Transport ohne weiter Maßnahmen in Klinik. Vollständige Dokumentation, inkl. 2x 12 Kanal EKG, aussage kräftigem Rhythmusstreifen während der Bradykardie mit Abbildung der VES etc.


    Genau das ist heute morgen um 6:00 vorgefallen, jetzt will ich wissen hab ich falsch gehandelt, hätte ich die 15min. mit Lagern und O2 Gabe zuwarten sollen, solange bis der Pat. Reanimationspflichtig wird und damit faktisch tot?


    Der NEF Arzt hat mich in meinem Handeln bestärkt und ich werde den Fall sicher noch, auf meinem Wunsch, mit dem ÄLRD bereden.


  • 0,25mg Schritten? Dann sei mal froh das der Patient davon profitiert hat... Um die 0.002 mg/kgKG kann Atropin paradox bradycard wirken. Wie schon oft im Forum beschrieben, auch beim Diazepam oder wenn es um Narkoseeinleitungen geht, der ungeübte Anwender kann mit seinem vorsichtigen Herangehen für eine Verschlechterung des Patienten sorgen.
    Bei Erwachsenen ist meine kleinste Dosis 0.5mg, hoch bis zur vollen Vagolyse.
    Warum hast du dich für 0.25mg Schritte entschieden, was war dein Gedankengang dabei?
    Ausschluss Glaukom... Hmmm also sonst hättest du ihm bei wie du sagst Sterben zugeschaut?
    AV Block welcher Grad? VES als escape beat oder premature ectopic, oder gar kurze VT episoden?

  • Seiner Schilderung nach, klingen die VES nach Escape Beats.


    Das habe ich mir so gedacht richie, aber ich wollte eine etwas genauere Schilderung, das war alles.
    AV Block und VES ist etwas ungenau in der Beschreibung. Warum entwickelt ein Patient so auf einmal eine signifikante Überleitungsstörung, da würde ich spontan an Ischämie denken oder Intox etc.
    Hätte gern das initiale EKG gesehen.


  • Das ist das einzige was ich aus dem EKG Speicher heute abend noch herausbekommen habe. Leider ist es beim 0816 nicht so komfortabel wie im C3, das ist der initiale 12 Kanal Streifen vor dem Auftreten der VES und Bradykardie.


    Wie gesagt der Pat. äussert keine Typischen ACS / AP Beschwerden, wie frisch der LSB ist kann ich nicht beurteilen, ich will und habe es aber auch nciht ausgeschlossen. Der Pat. war nach dem Aufstehen gegen 5 Uhr mit dem Hund draußen. Zu Hause dann plötzlich Sympthomatik starker Schwindel, blass und kalt schweissig. Angehörige, Pflegekraft Äusserte eine tastbare Arrhythmie, die jedoch bei unserem eintreffen nicht mehr und bis wärend des TS nicht festzustellen war.

  • Mir geht es auch garnicht draum mich zuversuchen reinzuwaschen etc. sondern lediglich die ganze doch theoretische Diskussion mit einem echten und für mich aktuellen Beispiel zu bereichern. Um eine komplette Einsatzaufbereitung ging es mir eigentlich nicht.

  • Ich stand in dem Moment vor einer Entscheidung, ich will von euch nicht wissen ob sie richtig oder falsch war das wird an andere Stelle aufgearbeitet. Ich will lädiglich an einem praktischen Beispiel zeigen wie schnell man in eine Situation kommt wo eine Entscheidung getroffen werden muss oder man meint eine fällen zu müssen. Ich habe eine Massnaheme ergriffen und stehe zu ihr, trage die konsequenz und die Verantwortung für mein Handeln und gehe offensive in eine Einsatzaufbereitung anstelle aufkleiner Flamme zu kochen oder es unter den Teppich zukehren um in einem erneuten Fall nicht erneut falsch oder gefährlich zu handeln oder einen Fehler nicht noch einmal zu begehen und eine alternative für solche eine Situation zu erarbeiten.

  • Hättest du anders gehandelt wenn dir nun Atropin offiziell erlaubt wäre? Ich gehe davon aus es ist keine Regelkompetenz? Abgesehen davon kannst du ja sehen das ich Atropin als sinnvolles Medikament vorschlug unter strikter Indikationsstellung. Was oft vergessen wird ist das durch die Freigabe eines Medikamentes die Kompetenz und Sicherheit mit diesem über Zeit ansteigt. Mit offizieller Befugnis und Erfahrung mit Atropin hättest du dich bestimmt wohler gefühlt und auch direkt mit 0.5mg begonnen.


  • Das ist das einzige was ich aus dem EKG Speicher heute abend noch herausbekommen habe. Leider ist es beim 0816 nicht so komfortabel wie im C3, das ist der initiale 12 Kanal Streifen vor dem Auftreten der VES und Bradykardie.


    Wie gesagt der Pat. äussert keine Typischen ACS / AP Beschwerden, wie frisch der LSB ist kann ich nicht beurteilen, ich will und habe es aber auch nciht ausgeschlossen. Der Pat. war nach dem Aufstehen gegen 5 Uhr mit dem Hund draußen. Zu Hause dann plötzlich Sympthomatik starker Schwindel, blass und kalt schweissig. Angehörige, Pflegekraft Äusserte eine tastbare Arrhythmie, die jedoch bei unserem eintreffen nicht mehr und bis wärend des TS nicht festzustellen war.


    Ähhhm, der Fall interessiert mich jetzt dennoch. Und v.a. Deine Interpretation. Wo bitte siehst Du da einen LSB?? Und aufgefallen wäre mir wenn überhaupt erstmal der S1Q3-Typ und damit hätte ich höchstens mal bis zum Ausschluss den Verdacht auf eine mögliche Lungenembolie.
    Egal, was stört Dich jetzt am Ausgang des Falles? Es war kein Arzt greifbar, Du hast Dein Wissen eingesetzt, im Rahmen der Notkompetenz und deutschen Gesetzgebung korrekt gehandelt, vermutlich oder zumindest potentiell ein Leben gerettet (ich gratuliere) und die Ärzteschaft (in Vertretung der hinzugezogene Notarzt) steht bei der Entscheidung hinter dir. Was genau ist jetzt da nötigerweise anders zu regeln oder sonstwie schlecht am Status quo? Ich sehe eine erfolgreiche Rettung, fehlendes Hintergrundwissen, das Schreien nach einem erfahrenen Notarzt und die Unsicherheit eines Rettungsassistenten im Einsatz. Was hätte es Dir geholfen oder am Fall geändert, wenn Du jetzt irgendwo einen Zettel hättest auf dem steht "bei Bradykardie unter 30/min darf der RA 0,25-0,5mg Atropin i.v. verabreichen"? Der einzige Unterschied der mir einfällt ist, dass dann die Ersten auch die ersten Fehler machen, nicht indizierte Verabreichungen zunehmen werden und mehr Patienten potentiell gefährdet als gerettet würden.
    Das ist meine Meinung dazu.


    Im Übrigen finde ich die hier z.T. geposteten Medi-Listen zur Freigabe (Wunsch...) viel zu überzogen. Im Endeffekt hat auch der Notarzt meist nicht mehr zur Verfügung. Was Opioide angeht halte ich es da ziemlich mit der Meinung von Ani. Naloxon hat ebenfalls Kontraindikationen und sollte im besten Fall völlig vermieden werden, in jedem Falle aber bei Schmerzbehandlungen, denn damit macht man die gesamte Option der weiteren Therapie schon sehr eng. Was ich mir a.e. vorstellen kann ist noch Morphin bei einigen wenigen fest definierten Indikationen.

  • True_phoenix, ich möchte nicht technisch werden aber S1Q3? Für mich sieht III mehr nach rSR' aus, als ein signifikantes q, oder seh ich das falsch? Bin auf den LSB gar nicht eingegangen da die qrs Zeit deutlich unter 120ms liegt. Finde es allerdings auch schwer auf einem Bildschirm das korrekt zu bewerten, also wenn ich falsch liege dann sorry.

  • Nachdem ich mir Tibia und Fibula frakturiert und disloziert habe, so dass fast die Haut durchspießt wurde steht fest:


    Analgesie darf nicht auf den Arzt warten. Es gibt weltweit genug Konzepte, es funktioniert. Nie wieder will ich sowas spüren müssen.


    LG aus der Unfallchirurgie.



    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Sorry, ich geb Dir vollkommen Recht. rSR'. Hier zuhause am größeren Bildschirm sieht das dann doch viel anders aus. Und es gibt ne Zoom-Funktion...
    Also kein S1Q3-Typ. LAE hätte ja auch klinisch nur wenig gepasst. Dafür gibt's aber auch noch ne grenzwertige PQ-Zeit und ein persistierendes S bis V6.
    Wie auch immer, der Rest meines Posts bleibt bestehen. ;-)
    Zusätzlich noch die Frage @Harun: gibt es denn eine klinische Fortsetzung, sprich einen endgültigen (Verdachts-)Befund nach stationärer Aufnahme?

  • Ich habe in meiner gesamtem medizinischen "Karriere" weder präklinisch noch klinisch, weder orale noch i.v. verabreichte Opiate antagonisieren müssen. Wer das machen muss, zeigt, dass er mit dem Opiat nicht umgehen kann. Hinzu kommt, dass dann auch der Umgang mit dem Naloxon nicht beherrscht wird, was die Situation des Patienten nochmals verschlimmert.



    Vielleicht könnte man das Fallbesipiel in den entsprechenden Thread verschieben?



  • Gut gemacht. Rechtfertigender Notstand. Der Patient hat Deine Behandlung schadlos überstanden, sein Zustand hat sich gebessert. Das ist aber kein Grund, eine grundsätzliche Medikamententherapie freizugeben.