Gefahr durch Defibrillatoren auf Rettungswagen

  • Neue Westfälische - Gefahr durch Defibrillatoren


    Zitat

    Bielefeld. Von bestimmten Defibrillatoren, mit denen zahlreiche Rettungstransportwagen in Nordrhein-Westfalen ausgestattet sind, geht offenbar eine erhebliche Gefahr aus. Bei der Wiederbelebung eines Patienten mit einem Defibrillator des Typs Corpuls C3 bei einem Einsatz in Bielefeld ist es zu ernsthaften Problemen gekommen.


    Zitat

    Doch laut dem Feuerwehr-Bericht, der der NW vorliegt, mussten die "Kabel der einzelnen Elektroden an ihrer verschweißten Zusammenführung etwas auseinander gezogen werden, um mehr Kabellänge zwischen den beiden Elektroden zu erhalten", wie es heißt. Dabei sei es aus einem Kabel zu "einer schlagartigen Lichtbogenbildung im Bereich der linken Brustwand des Patienten" gekommen.


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    Liest sich für mich auf den ersten Blick allerdings nicht unbedingt wie ein Fehler des Geräts bzw. des Zubehörs.


    Vielleicht ein grundsätzliches Versäumnis des Produkts das die Kabel zu kurz sind, aber ein Fehler im Sinne von Herstellungsproblemen würde ich nicht unbedingt ableiten wollen.
    Die Kabel sind nun mal wie sie sind und nicht zum auseinanderziehen gebaut.


    Mal sehen ob Stemple reagiert.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

    Einmal editiert, zuletzt von GuyFawkes () aus folgendem Grund: Tags ergänzt

  • Meines Wissens nach gibt es für die Defi-Einheit ohne die Möglichkeit Hardpaddels zu befestigen, extra vorkonnektierbare Fast-Patches mit etwa 1,8m Kabel. Die könnten das Problem mangelnder Kabellänge beheben. An den "Standart"-Fast-Patches, die auch wir nutzten, ist das Kabel in der Tat recht kurz, hat bisher aber immer gereicht.
    Ansonsten gehe ich auch davon aus, dass beimAauseinanderziehen der Kabel die Isolation beschädigt worden ist. Ich hoffe nur, dass es nicht zu übereilten Reaktionen im Sinne eines Verbotes von Fast-Patches kommt.


    mit freundlichen Grüßen

  • Ich würde mal sagen, sollte der Fall so geschehen sein wie ihn die Zeitung beschreibt, müsste es eher ein Anwendertraining geben.
    Aber dafür gibt es ja BfArM und Co.


    Das Gesicht der Umstehenden bei dem "kleinen" Lichtbogen der bei diesen Spannungen zu erwarten ist hätte ich schon gerne gesehen.

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  • Noch ein Nachtrag:


    Indotco Media


    Zitat

    Das Auseinanderziehen des Kabels sei bei der Einweisung durch den Kabelhersteller, die Firma Esser, beschrieben worden, hieß es im Bericht der Bielefelder Feuerwehr weiter. Sie setzte die Firma von dem Zwischenfall in Kenntnis und will auch das Bundesinstitut fürArzneimittel und Medizinprodukte informieren. Am Sonntag war von der Bielefelder Feuerwehr zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.


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    Das (mit der Einweisung) wäre dann allerdings schon der Hammer.

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  • Lese ich richtig das es nicht die original Elektroden waren?



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Lese ich richtig das es nicht die original Elektroden waren?



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    Ich denke hier wurde sich merkwürdig ausgedrückt.
    Für Corpuls 3 gibt es so gut wie keine "Billigelektroden" und schon gar nicht von Esser (wäre ja auch schön blöd).

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  • Für Corpuls 3 gibt es so gut wie keine "Billigelektroden"


    Aber es gibt- übrigens auch bei uns- für den C3 passende Def-Pads, die nicht von GS sind. Nicht billig- nur gut!


    Ehrlich gesagt, finde ich es beschämend, das ein Original Satz Defi-Pads gut 50,00€ kostet, und seitens der Regionalvertreter die Nachbau- Pads als
    schlecht und unzuverlässig beim Kunden angemahnt werden.
    Da ist dieser Vorfall "Wasser auf die Mühlen".

  • Ja, da bin ich grundsätzlich bei dir - vor allem was den Preis angeht.
    Aber man darf auch einfach nicht vergessen, dass "falsche" Elektroden ganz erhebliche Auswirkungen auf essentielle Gerätefunktionen haben können.
    Die komplette EKG Analyse im AED Modus basiert auf dem über Defibrillationslelektroden abgeleiteten Werten, die Anpassung der Defibrillationskurve ebenso etc.


    Darüber hinaus verifiziert und validiert jeder Hersteller seine Geräte gegen die entsprechenden Normen und Vorgaben mit bestimmten Zubehörteilen.
    Wird deswegen auch in der Declaration of Conformity so ausgewiesen.
    Die Verwendung von nicht durch den Hersteller zugelassenen Teilen (vor allem in Verbindung mit den essentiellen Gerätefunktionen) ist also auch zulassungsrechtlich unter Umständen problematisch.

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  • Meines Wissens nach gibt es für die Defi-Einheit ohne die Möglichkeit Hardpaddels zu befestigen, extra vorkonnektierbare Fast-Patches mit etwa 1,8m Kabel.

    Das Problem dürfte wohl eher ein zu großer Brustumfang gewesen sein, als das zu kurze Stammkabel, denn bei zweiterem würde auch das auseinanderziehen der Kabel keine Abhilfe schaffen.

  • Zitat

    Die Einsatzkräfte entsorgten das Kabel und meldeten den Vorfall den zuständigen Behörden. Die Defibrillatoren blieben im Einsatz. Nach weiteren Berichten der Neuen Westfälischen und nachdem am Dienstag zwei weitere defekte Kabel gemeldet
    wurden, zog die Feuerwehr die Elektroden jetzt aus dem Verkehr, wie die NW in ihrer Mittwochausgabe berichtet.


    Zitat

    In der Zwischenzeit werden die neuen Defibrillatoren nur noch für Diagnosezwecke verwendet, nicht mehr zur Wiederbelebung.
    Stattdessen wurden andere Geräte, sogenannte AED-Defibrillatoren, aus den Krankentransporten in die Rettungswagen verladen.



    Feuerwehr tauscht defekte Elektroden aus



    Vielleicht doch kein Anwenderfehler? :scratch_one-s_head:

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  • Würde ich nicht sagen. Gerade in so einer Situation ist der Hersteller gut beraten ausreichend zu untersuchen und erst dann öffentlich zu werden. Da mahlen gerade sehr umfangreiche Mühlen...


    Jede Äußerung würde jetzt auch von BfArM (und bei Firmen mit der US Freigabe) und FDA kritisch beobachtet werden.

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  • Die in Bielefeld bei dem Vorfall verwendeten Elektroden waren wohl die "corPatch easy pre-connected". Für die Anhänger der bestimmt-waren-die-zu-geizig-für-echtes-Zubehör-Fraktion sei an dieser Stelle gesagt, dass GS ebendiese Elektroden hier als zugelassen deklariert.


    Weil es sonst niemand gesagt hat: Ich finde es super, dass die BF BI durch das Verlasten der AED auf den RTW und älteren EKGs auf den NEF auf Nummer sicher geht, dadurch keine weitere Gefährdung von Personal und Patienten riskiert und den Vorfall weiter gemeldet hat. Auch die Medizintechnik des 21. Jahrhunderts ist nun mal nicht fehlerfrei und vielleicht ist es daher sinnvoll nicht sofort zu schreien, dass irgendwer zu doof bei der Anwendung gewesen sein muss...

  • Bin jetzt mal gespannt, wie die Behörden darauf reagieren.
    Rückruf und Austausch der Elektroden?
    Gibt es ggf Beeinträchtigungen aufgrund des Kurzschlusses im Gerät.
    (ja ich weiß, dafür ist der Defi eigentlich gebaut, aber da ist als Widerstand eigentlich der Mensch dazwischen)


    Gut, wie die BF Bielefeld mit dem Vorgang umgegangen ist. :applaus:


    Jetzt warten wir mal ab, wie Stemple es mit der Informationspolitik hält :scare: :secret: :unknown:

  • Ich denke, Burnfree, dass dürfte auch der Grund für die spärlichen Informationen sein.
    Stemple hat sicher von BfArM die Aufforderung erhalten eine Stellungnahme vorzulegen sowie ggf. Lösungsvorschläge.
    Jetzt wird halt jede Schraube bzw. jedes Kabel auf links gedreht und jede Akte wird gewälzt.
    Erst dann wird was öffentliches kommen.


    Zum Thema Gerätebeeinträchtigung, da sollte so ein Kurzschluss nicht zu sehr stören.
    Die Medizinprodukte müssen nach EN 60601-1 und 2-25,26,27,49 (weiß es gerade nicht aus dem Kopf) defibrillationsgeschützt sein. Bedeutet auch eine Prüfung bis 5kV.
    Ich würde das Gerät aber dennoch vom Hersteller prüfen lassen.

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  • Wir haben noch zusätzlich die Hard-Paddles am Defi dran, die man im Falle eines Rückrufs ja gefahrlos verwenden könnte...

  • Ich denke, dass die betreffende Firma sich der Wirkung eines Rückrufs mit einem entsprechenden Nutzungsverbots und der möglichen Folgen auf den präklinischen Bereich sehr wohl bewusst sein ist. Im Rahmen einer Risiko-Nutzen-Bewertung wird man sich sicherlich dazu entscheiden, dass ein möglicher Austausch erst erfolgen kann, wenn adäquater Ersatz zur Verfügung steht.


    Mich würde mal interessieren, ob das Verbrennungsrisiko (relativ geringer Schaden) den Austausch von aktuellen Defibrillatoren mit Altgeräten, wie es im Artikel erwähnt ist, überhaupt rechtfertigt. Ich kann mich daran erinnern, dass z.B. biphasische Geräte monophasischen Geräten im Defibrillationserfolg überlegen sind (wir hatten diese Diskussion mal). Stichwort: Risiko-Nutzen-Analyse.