Der Postbote soll auch Lebensretter sein

  • Ich sehe hier auch einen Konkurrenten zu den Pflegediensten, die ebenfalls solche Leistungen übernehmen.






    Hat der Postbote wirklich die Professionalität und "Coolness" angemessen zu reagieren? Ich denke hierbei an eine immer grösser werdende Bevölkerungsgruppe, welche immer multimorbider und teils verwahrlost ohne Hilfe häuslich auf eigenen Wunsch lebt. Was ist wenn der COPD erkrankte sagt "nein mir geht es nicht so gut, dreh mal mein Sauerstoffgerät auf 4."? Kennt er die möglichen Folgen?



    Ich finde halt, das Patienten durch das Scheitern an alltäglichen vermeintlich einfachen Situationen lernen professionelle Hilfe durch Gesundheitsdienstleistern zu zulassen. Dazu zähle ich auch kleinere Haushaltstätigkeiten. Und auch wenn viele ungelernte Pflegehelfer im Einsatz bei Pflegediensten sind, unterliegen diese der fachlichen Aufsicht von Pflegefachkräften. Die Krankheiten und der allgemeine Verlauf des Betroffenen sind hier wenigsten fachlich prüfenden blicken ausgesetzt. Ob ein Postbote ohne jede Qualitätssicherung dies ansatzweise leisten kann, will ich bezweifeln.



    Ich kann mir auch vorstellen, das es zu einer ganzen Reihe von vermeidbaren Rettungeinsätzen kommen wird.









    Gruß



    Schnitzel



    gesendet von meinem Siemens C25

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  • Aber sicher ist es schön, eine funktionierende Nachbarschaft zu haben. Meine Vermieterin stellt mir zum Beispiel immer einen Teller mit Kuchen vor die Tür, wenn sie gebacken hat. (Vermutlich würde sie nach mir suchen, wenn der Kuchen am nächsten Tag noch unangetastet wäre - du hast also Recht!)


    Eine (!) kleine Geschichte am Rande: Ich teile mir mit meinem Nachbar einen Flur und die Keller unter unseren "Anwesen". Vor Monaten hatte er einen schweren Infarkt, was ich nach seiner Rückkehr aus dem KH von ihm erfahren habe. So einmal in der Woche treffen wir uns irgendwo in der Wohnanlage oder zufällig auf dem Flur oder im Keller - ganz normal eben. Nach dem Infarkt habe ich ihm freundlich nahegelegt, bei irgendwelchen medizinischen Beschwerden einfach zu klopfen oder anzurufen.
    Vor ca. einem Monat kommt ein RTW immer näher und näher, und hält 3 Häuser weiter. Ich schaue ganz unbedarft aus dem Haus und sehe eine fette Blutspur auf dem Gehweg. Während ich also in meiner Bude saß hat er klammheimlich in unserem Heizraum gefließt, sich den halben Fuß dabei abgeschnitten und sich an 2 Notfallrucksäcken und 2 Resusci-Annes (die hätten ihm wahrscheinlich nicht direkt geholfen) vorbei in seine Wohnung geschleppt, von dort über die Straße zur Nachbarin, die früher mal beim Arzt gearbeitet hat. Das war jetzt nicht unbeedingt lebensbedrohlich, aber doch ein mehr als ordentlicher Blutverlust.


    Normalerweise seh ich ihn jetzt aber auch wieder 1-2 mal die Woche, wenn er Äpfel bei mir klaut oder ich dringend nen Gießdienst brauch... :greeting:


    Aktuell bewirbt doch auch das DRK relativ intensiv "seinen" HNR im Radio - das wäre meiner Ansicht nach auch der bessere Ansatz.


    Der Postbote hat doch maximal 10 Sekunden pro Haustür, wie Sebastian schon angedeutet hat. Was passiert, wenn Oma Brömmelkamp in der Zeit nicht die Tür erreicht hat? Beim "Tagesalarm" des HNR wird immerhin (zumindest kenne ich das so) mal durch die Leitstelle oder HNR-Zentrale mal gesprochen, und dann ggf. noch angerufen, bevor man den RTW losschickt.


    Klarer Vorteil Postbote: Der ist nur tagsüber unterwegs, also: keine abgelaufenen HNR-Uhren mehr um halb vier, während der Kunde gemütlich schnarcht...

  • Hallo,



    ich denke wir diskutieren das Ganze auf viel zu sehr durch die
    medizinische Brille.



    Viele alte Menschen vereinsamen in Ihrer Wohnung da die Angehörigen
    nicht in der Nähe wohnen.



    Es geht hier vor alle um den regelmäßigen persönlichen Kontakt.
    Ich kenne eine ähnliche Lösung, dort rufen sich mehrere ältere Damen jeden
    Vormittag der Reihe nach an.



    Auch das ist keine Lösung für einen akuten medizinischen Notfall,
    aber es ist sichergestellt, dass sich jemand kümmert. Das auch mal das Pfund
    Brot mitbringt wird, bei Schreiben ans Amt jemand hilft, etc. und die
    schleichende Verschlechterung eine Sozialen oder Gesundheitlichen Zustandes
    auffällt.



    Wenn dann durch den Briefträger z.B. die Angehörigen, das
    Sozialamt oder der Hausarzt informiert, damit diese sich entsprechen kümmern,
    so ist viele alleinlebende Menschen eine bessere Fürsorge möglich.

  • Klar sind Hausnotrufsysteme fein aber für mich sieht die Argumentation von MHD und Caritas eher nach Stutenbissigkeit aus:


    Grau, grau ist alle Theorie.


    Man könnte jetzt einen konkreten Fall eines der genannten Anbieter anbringen, bei dem bei einer klaren medizinischen Notfallsituation RTW und NEF alarmiert wurden mit dem Zusatz "Schlüssel wird gebracht". Hat dann etwas länger gedauert, aber nach weniger als einer Dreiviertelstunde war der Schlüssel dann da. Durch die klare Mitteilung, es komme ein Schlüsselzubringer, hatten die Rettungskräfte vor Ort Skrupel, die Tür gewaltsam zu öffnen, die Feuerwehr war aus ebendiesem Grund zunächst nicht mitalarmiert. Man hatte sich dann vor dem Eintreffen des Schlüsselzubringers durchaus schon anderweitig Zutritt verschafft, aber die Verzögerung lag bei rund 30 Minuten. Großes Kino.


    Unabhängig davon ist der klingelnde Postbote natürlich noch nicht einmal theoretisch sinnvoll, insbesondere, wenn man weiß, wie stark Postboten, aber auch Paketdienste am Limit arbeiten. Und die Annahme, die Post werde dafür den Personalschlüssel - auch im Dauerbetrieb - erhöhen, darf wohl getrost ins Reich der Fabel verwiesen werden.


    Grüße,
    -thh


  • Wobei es genau für die von dir genannten Punkte ja -in weiten Teilen sogar kostenlose- Angebote gibt. Um bei den Maltesern zu bleiben: Malteserruf, Besuchs und Begleitdienst, Hauswirtschaftshilfen. Und ich behaupte einfach mal ganz dreist, dass ich dafür mehr effektive Hilfe kriege als bei der Post.
    Die Post wird ihre Dienstleistung ja v.a. in den großen Zentrumregionen leben können, grade da existieren aber eigentlich genug andere brauchbare Angebote. Von daher: In meinen Augen ist es in der Tat v.a. eine Einnahmequelle für die Post.

  • Man könnte jetzt einen konkreten Fall eines der genannten Anbieter anbringen, bei dem bei einer klaren medizinischen Notfallsituation RTW und NEF alarmiert wurden mit dem Zusatz "Schlüssel wird gebracht". Hat dann etwas länger gedauert, aber nach weniger als einer Dreiviertelstunde war der Schlüssel dann da. Durch die klare Mitteilung, es komme ein Schlüsselzubringer, hatten die Rettungskräfte vor Ort Skrupel, die Tür gewaltsam zu öffnen, die Feuerwehr war aus ebendiesem Grund zunächst nicht mitalarmiert. Man hatte sich dann vor dem Eintreffen des Schlüsselzubringers durchaus schon anderweitig Zutritt verschafft, aber die Verzögerung lag bei rund 30 Minuten. Großes Kino.

    Das ist u.a. ein Grund, warum ich bei Hilfsersuchen von Hausnotrufbetreibern immer nach dem Eintreffen des Schlüssels frage. Wenn mir das zu ungenau ist oder zu lange dauert, dann entsende ich grundsätzlich immer die Feuerwehr mit. Egal ob im BF- oder FF-Bereich! Damit fahre ich eigentlich sehr gut. Genau aus den oben genannten Gründen und auch eigenen schlechten Erfahrungen.


    Unabhängig davon ist der klingelnde Postbote natürlich noch nicht einmal theoretisch sinnvoll, insbesondere, wenn man weiß, wie stark Postboten, aber auch Paketdienste am Limit arbeiten.

    Das war auch mein Gedanke. Früher, ja richtig, "früher" kam der Postbote immer pünktlich um 9:30 Uhr in unser Haus. Auch die S-Bahnen waren immer pünktlich (ich musste als Schüler ständig damit durch die Gegend düsen). Das hat sich durch meine ganze Kindheit und Jugend so hingezogen. Als nach und nach keine Postbeamten mehr gab, alles "ein wenig" umstrukturiert wurde, je später kommt die Post. Heutzutage kommt meine Post immer so zwischen 15 und 17 Uhr. Auch die S-Bahn und Regionalbahn kommen ständig zu spät. Ich habe eigentlich keinen Tag, wo die Bahn mal nicht unpünktlich ist. Auf Unpünktlichkeit ist da echt Verlass! Gut ist nicht schlimm (mit der Post), nur wenn mal wieder Post auf unerklärlicher Weise verschwindet, was bei mir ab und zu mal vorkommt. Aber ich würde nicht wieder nach einer Verbeamtung von Postboten rufen. Es gibt Bereiche da braucht es einfach keine Beamten. Das wird schon teuer genug, man muss nur regelmäßig die Zeitungen lesen um zu erfahren, dass die Pensionsrückstellungen allein meiner Behörde ganz schön auf´s öffentliche Geldsäckel drücken wird (und schon tut)...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.