Erlangen: Todkranke Patientin musste warten: Notarztwagen eingekeilt

  • Zitat

    "Beide Fahrzeuge hielten nahe der scharfen Kurve, sodass die Busse nicht mehr vorbei kamen. Jedoch fuhren trotzdem weitere Busse, Lkw, Taxis munter weiter in die Heuwaagstraße hinein, bis nichts mehr ging und der Notarztwagen komplett eingekeilt war. Als der mit Sondersignalen und der Patientin zur Klinik wollte, ging nichts mehr.
    [...]
    Etwa eine Viertelstunde lang, sagt Notarzt Albert Schiele, habe es gedauert, bis er mit der lebensbedrohlich erkrankten Frau weiter in Richtung Klinik weiter konnte. Zum Zustand der Frau wollte er keine Auskunft geben. Durch das Fenster im Notarztwagen aber konnten die Passanten beobachten, wie die Patientin offenbar die ganze Zeit lang reanimiert wurde."


    Quelle und vollständiger Bericht: http://www.nordbayern.de/regio…agen-eingekeilt-1.4011140

  • Zitat

    Ein Mitarbeiter des ASB lief von Bus zu Bus um die mit stoischer Ruhe darin sitzenden Fahrer auf die lebensbedrohliche Situation für die Patientin aufmerksam zu machen – alles vergebens. Dann lotste der junge ASB-Mann einen Bus aus dem in der Hauptstraße entstandenen Stau in Richtung Marktplatz. Erst jetzt löste sich das Knäuel langsam auf, jedoch hielt ein Busfahrer noch an der Haltestelle in der Hauptstraße, um Fahrgäste aus- und einsteigen zu lassen.


    Ist es eigentlich meine falsche Wahrnehmung, oder wird dergleichen unproportional selten zur Strafanzeige gebracht? Der Gang an die Presse ist ja gut und schön, hilft aber bei so verbohrten Charakteren nicht viel.

  • War anscheinend eher ein "Verkettung unglücklicher Umstände"...


    Die extrem schwierige Verkehrssituation in dieser Strasse ist bekannt und befindet sich auch im (bürokratisch langsamen) Lösungsprozess.

  • Auch auf die Gefahr hin, mich damit seeeehr unbeliebt zu machen- ich sehe das Thema anders...
    Ich teile die Einstellung, dass es der falsche Weg ist, mit dem Vorfall an die Presse zu gehen, ich halte vor allem die so unreflektierte Kritik an den Busfahrer für unangemessen.
    Allerdings frage ich mich schon, ob wir als Rettungsfachpersonal wirklichverlangen können, dass in dem Fall die Busfahrer uneingeschränkt mitdenken und reagieren.
    Ich weiß nicht, ob das Fahrzeug zum Beispiel mit Sonderrechten dort abgestellt worden war, wenn das einfach nur dort steht würde ich mich auch erst mal aufregen und vielleicht noch hupen, aber ganz sicher nicht auf die Idee kommen, wieder rückwärts aus der Straße auszufahren. Außerdem kann ich nicht beurteilen, wie es zu der Situation kam. Ich stelle mir also vor: Busfahrer 1 fährt in die Straße ein, der RTW steht auf seiner "Fahrbahn" und er kommt nicht weiter. Zeitgleich kommt aus der Gegenrichtung ein zweiter Bus und kommt ebenfalls nicht am RTW vorbei. Beide Busfahrer nehmen die Situation wahr (vielleicht kann ich noch verlangen, dass die Busfahrer bemerken, dass die Situation ausweglos ist und einer von beiden zurücksetzen muss), vermutlich steht hinter dem ersten Bus inzwischen aber mindestens ein anderer Bus und vielleicht noch x weitere PKW. Wie soll der Busfahrer in dieser Situation reagieren? Soll er aussteigen und die Fahrzeuge hinter seinem Bus bitten, zurückzusetzen? Soll er ggf. den Verkehr ums Eck leiten, damit die Fahrzeuge gefahrlos ausfahren können? Wohlgemerkt müsste auf die Idee der Busfahrer der entgegengesetzten Fahrtrichtung kommen, sonst macht das überhaupt keinen Sinn- das ist aus meiner Sicht aber noch einmal eine wesentlich größere Transferleistung... Wann kommt dann der RTW? Soll der Bus dann eine Stunde am Straßeneck warten bis der RTW dann (zum Beispiel nach einer ausgiebigen Vesper, was- wenn wir ehrlich sind- durchaus auch denkbar wäre) wegfährt? Soll der Busfahrer einfach weiterfahren und es zulassen, dass der nächste Bus wieder in die Straße einfährt und das gleiche Szenario beginnt?
    Ich frage mich an der Stelle, ob wir das wirklich alles vom "sonstigen Straßenverkehr" verlangen können?! Ich gebe zu, bislang hat das auch in meiner Einsatzorganisation wenig Rolle gespielt, aber dieser Fall war mir ein gutes Beispiel dafür, künftig auch beim Standardeinsatz die "Parksituation" mehr in meinen "Überblick über die Situation" einfließen zu lassen. Ich kann auch beim VU die Pol rufen, ich kann die Pol rufen aus Eigenschutzgründen und und und... Wäre es hier nicht ebenfalls eine Alternative gewesen, zum Beispiel die Pol zu rufen, damit die die Straße für die Zeit des Einsatzes dicht machen? Ich stelle nicht in Frage, dass die Kollegen vielleicht genau an der Stelle parken mussten, aber ich sehe hier kein Versagen des sonstigen Straßenverkehrs. Ich sehe viel mehr uns hier in der Verantwortung für vorausschauendes Handeln.

  • Die Verkehrssituation ist schon ohne RTW in dieser Strasse besch***en.


    PS So wie der Artikel sich liest, wurde der nicht aus einer Pressemitteilung sondern einfach aus Beobachtungen geschrieben, ohne Zutun des RD.


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  • Ich kenne den Ort nicht, nichtsdestotrotz kann man von einem Teilnehmer im Straßenverkehr erwarten, zu verstehen, dass ein Rettungsdienst (Feuerwehr, Polizei) Fahrzeug manchmal stehen bleibt, und danach manchmal zügig weiter fahren will.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Hi!

    nichtsdestotrotz kann man von einem Teilnehmer im Straßenverkehr erwarten, zu verstehen, dass ein Rettungsdienst (Feuerwehr, Polizei) Fahrzeug manchmal stehen bleibt, und danach manchmal zügig weiter fahren will.

    ..den Glauben hab ich schon lang verloren..
    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • So ist das halt mit den Erwartungen. Ich erwarte als Verkehrsteilnehmer auch, daß man seinen RTW im Einsatzfall nicht einfach mitten auf der Strasse parkt ("Weil ich's darf!"). Aus welcher Sicht man das auch betrachtet: irgendwie wird man immer enttäuscht. ;-)

  • Ein anderer erwartet schnelle Hilfe, und kriegt sie nicht, entweder weil der RTW zugeparkt ist, oder weil er noch nach einer passenden Stelle sucht. Das Leben ist voller Enttäuschungen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.