MANV-Übung in Frankfurter Krankenhaus

  • Ich will lieber nicht wissen, was in der überwiegenden Zahl von Krankenhäusern los ist, wenn mehr als ein Dutzend Notfälle "auf einmal" eintreffen :pfeif:


    http://m.fnp.de/lokales/frankf…-Handgriff;art675,1358374

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Das ist gut!


    Ich möchte hier nur einen Aspekt herausgreifen:
    Menschen, die nach einem MANV das KH eigenständig bzw. ausserhalb der üblichen Transportmittel aufsuchen (Privat-PKW, Taxi...)
    Im regulären klin. Betrieb ist das Problem der "Selbsteinweiser" ja bereits alltäglich - und schwierig.


    Wie gestaltet es sich dann bei einem derartigen Szenario?
    Auch ausserhalb von Ballungsräumen mit entsprechender Transport- und Behandlungskapazität gibt es "Chemie" und damit die Gefahr der Kontanimation von KH-Betriebsteilen.


    Es benötigt also nicht nur Sichtungsteam, Schockräume, OP-Kapazität usw. - sondern schlicht Manpower für Absperrungsmassnahmen und krankenhausinterne "Verkehrsregelung"


    P.S.
    Das übende KH liegt tatsächlich in unmittelbarer Nähe des Frankfurter Zoos, wo das fiktive Ausgangsereignis stattfand.
    Damit ist eine "Überschwemmung" durch ortskundige Patienten/Angehörige mit hoher Wahrscheinlichkeit gegeben.

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Pläne dazu gibt es im Regelfall. Bei solchen Übungen gibt es leider eine sehr hohe Übungskünstlichkeit, zumal die Ausgangsbedingungen schon alleine von der Tages- und Dienstzeit extrem unterschiedlich sind. Und eine solche Übung im tatsächlichen Tagesgeschäft abzuhalten, ist so gut wie unmöglich.

  • Das Problem dabei ist schon, dass es regelhaft zu wenige Dekon P+/V Einheiten gibt, um ein oder sogar mehrere Krankenhäuser zu versorgen. Ich glaube selbst nicht 100%-tig an das hannoversche EVK-Konzept! Die (EVK)-Krankenhäuser, die in der Realität seit Monaten täglich abgemeldet sind und schon mit zwei, drei RTW in der Notaufnahme überfordert sind. 14 Verletzte, wie im Frankfurter Beispiel, sind nicht viel und sollten auch für Grund-/Regelversorger mittels KH-Alarmplan schaffbar sein. Ich bin gerade an einer solchen KH-Übung beteiligt und bin schon gespannt. Leider ist sie nicht geheim. Und Ani hat da schon Recht; von der Tageszeit im Krankenhaus ist vieles schon abhängig...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Einmal editiert, zuletzt von Harris NRÜ ()

  • Ich kann dazu nur auf meine Beiträge verweisen, die ich hier im Forum bzgl. der MANV-Übungen von KH in Frankfurt/Main gemacht habe.
    Natürlich Übungswirklichkeit, aber:
    - die Beschäftigten haben sich mit den anderen Abläufen vertraut gemacht
    - das waren bspw. Registrierung/Dokumentation, Einbindung auch nichtmedizinischer Mitarbeitergruppen (KH-interne Verkehrslenkung, Fahrstuhlführung, Absperrung), Betreuung
    - es wurden Materialien beschafft, der Umgang praktisch geübt (Feldbetten, Patientenversorgungsset's, Westen...)


    Das wichtigste aber:
    Alle diese Übungen wurden an einem Werktag durchgeführt und beteiligt waren stets alle med. Abteilungen


    Es wird nicht die EINE Lösung geben - Im Gegenteil: ausgehend von den lokalen Strukturen muß jedes Haus seine individuelle Lösung erarbeiten.


    Ich glaube, daß eine verbindliche Organisation bzgl. Wegweisung und Absperrung schon viel erreichen kann.
    Betrachte ich mir Krankenhauseingänge, sehe ich eigentlich eher ein Hotelfoyer.
    Dieser Eingang wird aber von eingeschränkt gehfähigen Personen nach einem MANV aufgesucht werden.
    Auch ohne ABC-Lage habe ich hier u.U. eine Art Feldhospital - leider nur ohne Material.


    Ein KH-Foyer ist regelmässig ein Aufenthaltsbereich - er benötigt also kurzfristig Materialien damit leichtverletzte Personen nicht die wenigen Behandlungsräume blockieren und das med. Personal mehr zur Verfügung hat wie das Stethoskop in der Kitteltasche.


    Das dazu notwendige Material ist entweder ohnehin vorhanden oder aber preiswert käuflich/umrüstbar.
    Um es an zwei Bsp. zu erklären:
    1.
    die jedem RD-ler bekannten bunten Plastiktüten "PATIENTENEIGENTUM" könnten vorab mit einem Einwegoverall, -Pantoffeln, Nierenschale(n), Einwegdecke u.a.m. bestückt werden.
    Wer sich umziehen soll ist beschäftigt - wer beschäftigt ist, kann nicht Unruhe stiften.


    2.
    Infusionen sind üblichwerweise in einem 10-er-Karton gelagert.
    Jeder leere Karton wird mit 1 VEL plus Zubehör (Braunülen, Pflaster, Stauschlauch...) beestückt.
    Sehr schnell habe ich etliche Versorgungsset's; das gelagerte Material kann ohne grossen Aufwand regelmässig ausgetauscht werden.


    Die Uniklinik Frankfurt hat bspw. zwei Containerwagen ausschliesslich für Angehörige/Leichtverletzte bestückt.
    Inhalt: Getränke, Becher, Servietten, Gebäck....dazu eine Kaffeemaschine.
    "Wer etwas in der Hand hält kann nicht aufgeregt mit den Armen herumfuchteln" (Zitat eines Uniklinikmitarbeites anlässlich einer Übung)


    Es gibt also sehr viele Möglichkeiten, die Umsetzung muß individuell erfolgen.


    P.S.:
    Die Frankfurter KH verfügen übrigens ALLE über Vollschutz-Anzüge zur Patientendekontanimation

    raphael-wiesbaden


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  • Das Hauptproblem tagsüber ist, dass normaler Patientenverkehr herrscht und alle Mitarbeiter beschäftigt sind. Zudem sind alle Räume und OP's belegt. Das wird bei solchen Übungen in der Regel nicht berücksichtigt. Grundsätzlich sind Konzepte natürlich schon sinnvoll. Inwieweit Übungen tatsächlich etwas bringen, da hab ich so meine Zweifel.

  • Ich kann hier wieder nur über die Frankfurter Verhältnisse reden. Der Übungszeitraum war stets mittags - in etwa zur Übergabezeit Früh- / Spätdienst.
    Zu diesem Zeitpunkt wird ja auch bereits ein Teil des OP-Programms abgearbeitet sein.
    Natürlich ist das Übungskünstlichkeit - aber immerhin wurde einmal praktisch geübt und kein Sandkastenspiel einer mehr oder weniger desinteressierten KH-Leitung durchgeführt.


    Übungen von RD + Sanitätsdienst sind doch ebenso künstlich.
    Die "Alarmübung" ist vielen Beteiligten schon bekannt - "zufällig" ist am Übungstag ohnehin eine praktische Unterweisung geplant - in der Unterkunft treffen sich Sanitätskräfte ebenso zufällig mit den Leuten vom Küchenzug (die später mal eben 200 Einsatzkräfte versorgen) und-und-und.


    Man kann sich darüber ärgern oder schmunzeln...
    doch mittlerweile glaube ich, daß es besser ist, überhaupt etwas zu üben als nur zu hoffen, daß der Kelch an einem vorüberzieht.
    Ich bin auch mittlerweile ein Fan davon, Szenarien eher minimalistisch zu halten.
    Der Airbusabsturz auf den vollbesetzten ICE, der gerade eine Flussbrücke überquert unter der ein prallvoller Ausflugsdampfer seine Runde dreht... :nein:


    Demnächst soll auch bei uns wieder "gespielt" werden...leider ohne jede Klinikbeteiligung.

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Wenn man Manpower braucht, dann kann man die Feuerwehr mit in den Notfallplan einbinden und ggf. einen Sichtungs-/Behandlungsplatz auf dem Krankenhausgelände errichten. Dadurch könnte man die Kontamination verhindern.


    Bsp. Medizinische Hochschule Hannover - ManV


    Die Dekon-Kapazitäten stehen also nicht im Feld / an der Einsatzstelle?
    Oder wurden extra dafür materielle wie personelle Redundanzen beschafft?

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Bzgl. Frankfurt kann ich zur Installierung eines DEKON-Platzes sagen: NIX mit Feuerwehr!


    Die BF Frankfurt/Main ist sicherlich nicht gerade klein; sieht sich aber nicht in der Lage, vor Kliniken gesonderte DEKON-Plätze zu errichten und zu betreiben.
    Begründung: diese Ressourcen werden an der eigentlichen Schadensstelle benötigt.
    Aus diesem Grund haben alle Frankfurter Kliniken, die regelmässig vom RD angefahren werden die entsprechende Ausrüstung gelagert.
    Die Schulung der KH-Mitarbeiter (Vollschutzanzug etc.) übernahm die BF, aus der öffentlichen Hand wurde auch die Ausrüstung finanziert.
    Seitens der KH bestand/besteht die Verpflichtung zur Bereitstellung/Schulung der Mitarbeiterinnen.


    Seitens des RD ist mir im gesamten Rhein-Main-Gebiet lediglich die SEG Infekt/Dekon des MHD in Rüsselsheim bekannt

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Die Dekon-Kapazitäten stehen also nicht im Feld / an der Einsatzstelle?
    Oder wurden extra dafür materielle wie personelle Redundanzen beschafft?

    Ich zitiere mal aus dem oben verlinkten PDF: :)

    Zitat

    Die Technische Unterstützungsgruppe (TUG) der Freiwilligen Feuerwehr – Einsatzstärke etwa 80 Personen mit technischer Qualifikation – trifft etwa 30 min nach Alarmierung ein und dient der allgemeinen technischen und organisatorischen Unterstützung, hier insbesondere beim Aufbau und Betrieb der zusätzlichen Behandlungsbereiche sowie bei der Gebäudesicherung.

    Zitat

    Bei einem Massenanfall wird von der Feuerwehr vor dem Eingang der Poliklinik ein Dekontaminationsplatz zur Dekontamination von Verletzten bzw. Personen (Dekon-V, Dekon-P) eingerichtet und betrieben.

    Die Stadt und Region Hannover sind groß. Die haben meines Wissens mehrere ABC-Züge und auch Dekonstellen. Aber da kann Harris sicherlich mehr zu sagen.

  • Die Technische Unterstützungsgruppe (TUG) der Freiwilligen Feuerwehr ? Einsatzstärke etwa 80 Personen mit technischer Qualifikation ? trifft etwa 30 min nach Alarmierung ein und dient der allgemeinen technischen und organisatorischen Unterstützung, hier insbesondere beim Aufbau und Betrieb der zusätzlichen Behandlungsbereiche sowie bei der Gebäudesicherung.

    Nun ja, auf dem Papier steht das tatsächlich. Aber meine Erfahrungswerte sagen mir, dass ich diese Brandschutzkräfte aus der Region nicht 30min nach Alarm an der MHH stehen habe. Es handelt sich hier ja um die Brandschutzbereitschaften (Verband der Größenordnung I, also 2 bis 5 Züge plus Führungsstaffel/-gruppe), die alarmiert, gesammelt und an die Einsatzstelle/Bereitstellungsraum heran geführt werden müssen (Kolonne?). 30min braucht der hauptamtliche RTW schon, der aus der Ecke der zuständigen Brandschutzbereitschaft kommt, um zur MHH zu kommen. Deswegen mag ich an diese Zeit nicht so ganz glauben. Kann man ja auch ruhig öffentlich sagen, dank der Publikationen ist das ja kein Dienstgeheimnis...


    Die Stadt und Region Hannover sind groß. Die haben meines Wissens mehrere ABC-Züge und auch Dekonstellen. Aber da kann Harris sicherlich mehr zu sagen.

    Das ist soweit korrekt. Der Landkreis hat 5 Brandschutzabschnitte, die ABC-technisch zwar organisiert, aber unterschiedlich aufgestellt und ausgerüstet sind. Grundsätzlich ist aber in jedem Brandabschnitt mindestens ein GW-Meßtechnik und GW-Gefahrgut vorhanden. Zusätzlich sind sonstige ABC-Ausrüstungen aber auch auf sonstige Gerätewagen, Löschfahrzeuge (Erstangriff, CSA) und auch auf Rüstwagen verlastet. Wie das mit Dekon P/P+/V aussieht kann ich gar nicht so genau sagen was da noch an den Ortsfeuerwehren und den eben genannten Fahrzeugen noch so vorhanden ist. Fakt ist jedoch, dass der Landkreis nur 3 Dekonfahrzeuge hat. Zwei davon sind uralte Rundhauberkisten (noch in orange, FF Sehnde/OrtsFw Bilm, FF Pattensen/OrtsFw Pattensen). Der andere ist etwas "frischer" von 1999, ein DekonP der FF Garbsen/OrtsFw Osterwald UE. Ich bezweifle, dass sich auf den drei Dekon-FZG umfangreiche Ausrüstung für die Dekontamination von Patienten, vor allem liegende Patienten, befindet.


    Die Stadt Hannover ist da ein wenig besser aufgestellt und vor allem organisiert. Es gibt mehr Ausrüstung, z.B. der AB-DekonZ (ähnlich wie die Dekon-Dinger aus NRW aufgebaut) für Patienten/liegende Patienten, Dekon P und auch Dekon Geräte/Löschwasserrückhaltung. Diese Ausrüstung ist nicht nur vom Bund, sondern auch kommunal selbst beschaffte oder geförderte Ausrüstung, die durch die BF (Wache 3, AB-Dekon) sowie durch die FF Fachgruppen (AB-DekonZ, DekonP, GW, usw.) eingesetzt werden.


    Ich habe jedoch so meine Bedenken, dass diese Ausrüstung reicht um einen ABC MANV an der Einsatzstelle UND in den vier Erstversorgungskrankenhäusern (EVK) damit zu bedienen. Hier müsste Ausrüstung und Personal überregional, wie die Klinikunterstützungsgruppen (KUG) heran geschafft werden, was natürlich dauert. Eine aus meiner Sicht bessere Lösung wäre die Schaffung von Dekonmöglichkeiten in den Notaufnahmen, vor allem weil viele davon erst in jüngster Zeit neu gebaut wurden und in kürze weitere auch neu gebaut werden. Mein Heimatkrankenhaus hat sich nachträglich dazu Gedanken gemacht und einen Waschraum dafür ausgewählt. Leider muss man dazu erst durch die halbe/ganze Notaufnahme durch um dort hin zu kommen! Die PSA ist nur für eine handvoll Leute bzw. Personal ausgelegt. Vielleicht hätte man hier die Krankenhäuser seitens der KatS-Behörden besser in die Pflicht nehmen können. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Vorbereitung besteht ja ohnehin, evlt. wären auch Fördergelder des KatS ja auch eine Möglichkeit gewesen. Vielleicht hätte man hier das eine oder andere lenken und Einfluss darauf nehmen können...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.