BZ: Ein ärztlicher Fehler mit tödlichen Folgen

  • Wenn man weiß, wer und wie jemand diese Gutachten erstellt, kann einem nur schlecht werden. Wenn ich da mal aus dem Nähkästchen plaudern würde... :-(



    Tu Dir keinen Zwang an.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Jeder der in der Notfallmedizin hat bestimmt schon mal einen Fehler gemacht, die aber i. d. R. nicht geahndet werden. Es ist halt ein schwieriges Geschäft, da der Faktor "Tod" nicht auszuschalten ist, wir alle nur auf "Zeit" hier spielen.


    Ungeachtet ob der Fehler vermeidlich gewesen wäre, dem Betroffenen noch ein wenig mehr Zeit hier zu geben, was mich vielmehr an diesem Fall erschreckt ist:

    Zitat

    Auch der 71-jährige Allgemeinmediziner besserte damit sein Einkommen auf, das er mit jährlich knapp 21 000 Euro angab, davon nur rund 13 000 aus selbstständiger Tätigkeit.

    Mit 71 Jahren sollte ein Mensch, der sich höchstwahrscheinlich jahrzehntelang für die Allgemeinheit verdient gemacht hat eigentlich auf seinen Lebensabend freuen. Irgendwas läuft doch ganz kräftig schief.

  • Wenn man weiß, wer und wie jemand diese Gutachten erstellt, kann einem nur schlecht werden. Wenn ich da mal aus dem Nähkästchen plaudern würde... :-(


    Das Schöne daran ist ja, dass die Ärzteschaft das selbst regeln kann (und muss). :good2: Oder eben mit den Ergebnissen leben ...

  • Jeder der in der Notfallmedizin hat bestimmt schon mal einen Fehler gemacht, die aber i. d. R. nicht geahndet werden. Es ist halt ein schwieriges Geschäft, da der Faktor "Tod" nicht auszuschalten ist, wir alle nur auf "Zeit" hier spielen.


    Der Fehler ist das eine - nicht selten sind die "Fehler" durchaus gravierend. Der Nachweis, dass der Fehler todesursächlich geworden ist, ist das andere - und dieser Nachweis ist seltenst zu führen.


    Die besondere Situation eines Arztes, gerade auch in Notfallsituationen - die hier aber offensichtlich aus der subjektiven Sicht nicht vorlagen - wird gerade auch bei der Strafzumessung berücksichtigt; auch grobe Fehler, die einen Patienten umbringen, werden regelmäßig milder geahndet als (bspw.) diejenigen eines Autofahrers, der versehentlich jemanden totfährt.


    Andererseits gehört natürlich als Kehrseite zu dem Argument, dass der Arzt ständig unter dem Druck steht, dass ein Fehler, der in jedem anderen Beruf genauso vorkommt, bei ihm direkt Gesundheit und Leben eines Menschen bedrohen kann, die Erkenntnis, dass gerade deshalb besondere Sorgfalt geboten ist, die man oft, aber leider keineswegs immer so wahrnehmen kann.

  • @ thh



    Danke für den Post thh.


    Ich frage mich nur persönlich was ein 71 jähriger noch an der Front zu suchen hat? Bei 1.750,- € (hoffentlich Netto) kommen mir erhebliche Zweifel an unserem Gesundheitssystem, vor allem weil in dem Alter mit Sicherheit die Lernfähigkeit, Aufnahmefähigkeit etc doch etwas eingeschränkt sein dürfte, um auf dem halbwegs neuesten Stand der Notfallmedizin zu bleiben.

  • Mit 71 Jahren sollte ein Mensch, der sich höchstwahrscheinlich jahrzehntelang für die Allgemeinheit verdient gemacht hat eigentlich auf seinen Lebensabend freuen. Irgendwas läuft doch ganz kräftig schief.

    Was heute noch Ausnahmefälle zu sein mögen, wird sicher in 20-30 Jahren normal sein. Mir wird auch immer übel, wenn ich meine jährliche Renteninformation bekomme. Und es gibt viele Menschen, die deutlich weniger monatliches Entgelt erhalten. Und ob das Renteneintrittsalter von 67 in 20-30 Jahren immer noch aktuell ist habe ich auch so meine Zweifel dran. Die aktuellen Politiker werden dieses heiße Eisen jedoch bestimmt nicht so schnell anfassen. Darum können sich ja die nächsten Politikgenerationen kümmern! Es gibt ja schon jetzt Wirtschaftsweisen, die eine weitere Anhebung für gut halten (fragt mich jetzt aber nicht mehr nach dem Namen des Fuzzis). Aber: Die Rente ist sicher... [/OT]


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich frage mich nur persönlich was ein 71 jähriger noch an der Front zu suchen hat? Bei 1.750,- € (hoffentlich Netto) kommen mir erhebliche Zweifel an unserem Gesundheitssystem, vor allem weil in dem Alter mit Sicherheit die Lernfähigkeit, Aufnahmefähigkeit etc doch etwas eingeschränkt sein dürfte, um auf dem halbwegs neuesten Stand der Notfallmedizin zu bleiben.


    Manche können nicht aufhören, weil sie das Geld brauchen. Manche wollen nicht aufhören, weil sie außerhalb ihrer Tätigkeit keinen Lebenssinn sehen.


    Bei den meisten Berufen endet das Arbeitsleben zwingend mit dem Ruhestands-/Renteneintrittsalter. Die Ausnahmen - u.a. Rechtsanwälte, Ärzte und Apotheker - sind nicht immer ein Segen.


    PS: Bei den Ärzten endet m.W. zumeist die Möglichkeit der Vertragsarztzulassung mit 68 Jahren. Danach kommen nur noch Privatbehandlungen in Betracht; das lohnt kaum.


    PPS: Ich kenne leider einige Fälle, wo ältere Ärzte und Apotheker einfach den rechtlichen Anforderungen ihres Berufes nicht mehr gerecht werden, mit den entsprechenden strafrechtlichen Folgen, manchmal aber durchaus auch mit Folgen für die Kunden und Patienten. Da bleibt als Lösung dann manchmal nur der Entzug der Betriebserlaubnis bzw. der Vertragsarztzulassung ...

  • Historisch gesehen ist es die Ausnahme, ein jahrzehntelanges Ruhestandsleben zu genießen.

    Historisch gesehen, ist es die Ausnahme, mehr als 20 Jahre zu arbeiten...

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Historisch gesehen, ist es die Ausnahme, mehr als 20 Jahre zu arbeiten...


    Tolle Platitüden, die mal wieder zeigen, das man mit Statistik viel Schindluder betreiben kann.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Zitat

    Tolle Platitüden, die mal wieder zeigen, das man mit Statistik viel Schindluder betreiben kann.


    Die "Platitüden" haben einen wahren Kern: die Verlängerung der menschlichen Lebenserwartung ohne vergleichbare Verlängerung der Lebensarbeitszeit, ggf. verbunden mit Pflegebedürftigkeit unter gleichzeitigem Wegfall familiärer Strukturen und damit sich dem Wegfall der Pflege innerhalb der Familie, führt zu Finanzierungsproblemen.

  • Die "Platitüden" haben einen wahren Kern: die Verlängerung der menschlichen Lebenserwartung ohne vergleichbare Verlängerung der Lebensarbeitszeit, ggf. verbunden mit Pflegebedürftigkeit unter gleichzeitigem Wegfall familiärer Strukturen und damit sich dem Wegfall der Pflege innerhalb der Familie, führt zu Finanzierungsproblemen.


    Eben! Daher werden die Bürger gezwungen sein länger zu arbeiten oder sich ihre Rente aufzubessern. Ich mag mir jedoch nicht vorstellen mit 72 Jahren noch in der Leitstelle zu sitzen (wobei fraglich ist, ob ich dem Streß der Informationsflut dann überhaupt noch gewachsen bin) oder RTW zu fahren. Die Befürchtung ist und bleibt, dass man nicht sämtliche Berufe 45, 50 Jahre oder länger ausüben kann, dieses aber erwartet wird (oder gezwungen sein wird eher in Rente zu gehen = Rentenkürzung). Auf der anderen Seite muss das Ganze aber auch finanziert werden. Und da bekomme ich dunkle Wolken in den Kopf, wenn ich dann an die Zukunft denke...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich treffe regelmäßig im Rahmen der ANÜ oder Selbstständigkeit auf Kollegen, die bereits weit im Rentenalter sind. Die Gründe sind vielschichtig:


    - Notwendigkeit eines zusätzlichen Gelderwerbs


    - Spaß am Job und der Vorteil, sich etwas zur Rente hinzuzuverdienen


    - die "Leere" nach Eintritt in die Rente mit Leben zu füllen


    Besonders beeindruckend war die Schilderung eines ehemaligen Anästhesiechefarztes, der aufgrund seiner ausfüllenden Tätigkeit als Abteilungsleiter und Klinikdirektor in den letzten 20 Jahren seine Berufslebens keine Gelegenheit hatte, sich ein Leben neben der Klinik aufbauen zu können, das er dann mit in die Rente "mitnehmen" konnte.

  • Das betrifft ja nicht nur Ärzte... Viele Leute "vergessen" sich während der Arbeit ein Leben aufzubauen.