Notarzt verordnet Bettruhe - Patient verstirbt an Herzinfarkt

  • Ein 50-jähriger Familienvater ist in Lohfelden bei Kassel an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben. Zuvor rief die Familie den Rettungsdienst, der Notarzt konnte auf dem vor Ort gemachten EKG keine Anzeichen eines Infarktes erkennen und verordnete dem Mann Bettruhe.


    Quelle und ausführlicher Text: http://www.hna.de/hessen_kasse…fort_ins_Krankenhaus.html

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Der Interviewpartner kann sicherlich EKG´s befunden, dass er eines angelegt hat, ist sicher schon Jahre her:

    Zitat

    Das heißt, es müssen zwölf Ableitungen und Kontakte gelegt werden, also nicht nur zu den Extremitäten, sondern auch am Brustkorb

    :D

  • EKGs anlegen und auswerten sollte wirklich jeder Arzt können. Halte ich für unwiderruflich. Manchmal sollte sich ein Arzt auch mal den Patienten ansehen, die Klinik beschreiben lassen und untersuchen. Glaub bloß nicht alles, was du auf nem EKG siehst.

  • Vor allem, glaub ich nicht alles, was in der Zeitung steht....


    Bei uns heißt das EKG ELEKTROkardiogramm und unsere EKG's haben standardmäßig 10 Elektroden, das sieht bei Euch sicher auch nicht anders aus, oder?


    Typischer Fall, wie es in D gehandhabt wird - "Name it, shame it, blame it." Der Verantwortliche wurde wieder einmal überaus schnell gefunden, Glückwunsch.


    Ich konnte es mir nicht verkneifen und habe ein paar kritische Zeilen als Leserkommentar formuliert. Mal sehen ob es darauf eine Reaktion gibt.

    Einmal editiert, zuletzt von Erik Eichhorn ()

  • Also ich komme ja nun aus dem Bereich und ich kenne den NEF-Fahrer, der zum 2. mal, also zum reanimieren hin gefahren ist. Es ist wohl was an den Schilderungen dran, die in der Zeitung stehen.
    Ein wirklich erfahrener Notarzt, der den Pat. zuhause gelassen hat - und ein sehr kompetenter noch dazu. Aus meiner Sicht sollte man alle Seiten dieser Aktion beleuchten und alle Meinungen hören. Es muss ja einen Grund gegeben haben, den Patienten da zu lassen. Weiß man denn, ob der Patient vielleicht selbst verweigert hat?


    Ich will hier niemandem etwas unterstellen - vorallem nicht dem Notarzt. Falls mir einmal etwas passieren sollte, wäre ich über einen solchen Doc froh - ganz ehrlich!


    Zur Info, ich kenne den genauen Sachverhalt auch nicht und kann deshalb, genau wie alle anderen hier, auch nur spekulieren. Somit hat das nichts mit einer Verletzung der Schweigepflicht o.ä. zu tun!

  • schwierig, hier Stellung zu beziehen, weil, wie schon von meinen Vorrednern gepostet, niemand den genauen Sachverhalt vor Ort kannte.


    Nur soviel: zur Infarktausschlussdiagnostik genügt, wie hier wohl allen hinreichend bekannt sein dürfte, lediglich EIN EKG vor Ort nicht......

    Einmal editiert, zuletzt von Bernhard Ruehl ()

  • Eventuell spielt auch das soziale Umfeld des Patienten eine Rolle. "Habe-viel-Schmerz". Kennt Ihr alle, oder? Wenn dann die Beschwerden unspezifisch und das EKG unauffällig ist, kann ich mir vorstellen, dass ein erfahrener Notarzt schonmal davon absieht, den Patienten mitzunehmen...

  • An diesem Beispiel vielleicht ein kleiner Exkurs in die Luftfahrt.
    Sicher kann Thomas H. da noch einiges ergänzen.
    Dort werden schon sehr lange Fehleranalysen betrieben. Ein Fehler im medizinischen Sinne muss nun nicht unbedingt den Tod des Patienten bedeuten, sondern tritt, wenn ihr ganz kritisch seid, beinahe täglich auf.


    Dazu kann man den Vergleich mit Schweizer-Käse-Scheiben heranziehen, die sich frei im Raum hintereinander befinden. Jede dieser Käsescheiben stellt eine Schutzbarriere dar, die den Fehler nicht durch die Löcher fliegen lässt. Also z.B: die Fachkunde des Notarztes, der RA, Alarme an den Geräten usw. Irgendwie hat es im obigen Fall der "Fehler" geschafft, sich durch ganz bestimmte Umstände und versagen ZAHLREICHER Schutzbarrieren sich durch alle Käsescheiben zu mogeln, mit leider tragischem Ausgang.


    Was ich damit sagen will: Es gibt nicht den Schuldigen, sondern nur viele (kleine) Fehler, die in der erst in der Summe dazu führen konnten, das ein Patient stirbt. Also kann es eigentlich auch keine Lösung sein, DEN Schuldigen zu suchen, zu finden und an den Pranger zu stellen.


    Interessante Webseite zum Thema: http://www.cirs-notfallmedizin.de/


    Und ein schönes Bild um es nochmal zu verdeutlichen hab ich auch...


    Wer hat dort schuld?


    a) der Esel, weil er zu kurze Beine hatte
    b) der Konstrukteur des Karrens, weil die Deichsel zu kurz ist?
    c) der Verpacker der Ware, weil er fälschlicherweise Blei statt Federn geladen hat?
    d) derjenige, der den Karren evtl. zu schwer beladen hat?
    e) da fällt Euch bestimmt noch einiges mehr ein :-)




    Gruss,

    Einmal editiert, zuletzt von Erik Eichhorn ()

  • Du hast moralisch gesehen schon recht. Allerdings fällt es trotzdem ganz klar dem Notarzt auf die Füsse. Einer muss eben die Verantwortung tragen, und das ist er in diesem Fall.

  • @Erik


    Als ein Mitarbeiter in einem medizinischen Arbeitsbereich (Anästhesie), der, was Arbeitsabläufe und potentielle Fehlerquellen angeht, der Luftfahrt ziemlich ähnlich ist, kann ich Dir uneingeschränkt zustimmen... :)



    Und mit dem einprägsamen Beispiel... genial erklärt! :D



    Gruß,


    Ani

  • Sehr schön beschrieben!!!Dem kann ich nur 100%-ig zustimmen...


    Das wichtigste bei Fehlern ist nicht, einen SChuldigen dafür zu hängen, sondern einen sinnvollen Nutzen daraus zu ziehen... Zu lernen und solche Fehler in ZUkunft zu vermeiden...


    Einer trägt die Verantwortung, den triffts... aber ist er alleine schuld???


    Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über das selbe Thema malen. (Pablo Picasso)

  • Zum bereits angesprochenen Thema CIRS:


    Zitat: ... schwer tut sich die Medizin als ganzes, mit Fehlern umzugehen. (...) auch Mediziner begehen Fehler, wobei viele ihrer menschlichen Schwächen nicht bewusst sind. (...) Die Aussage: "selbst übermüdet reagiere ich effektiv in kritischen Situationen" wurde von nahezu 60 % der Krankenhausärzte bejaht, wogegen nur 20 % der Linienpiloten dieser Aussage zustimmten.


    Quelle: http://www.cirs.ch