HEMS TC Ausbildung

  • Hallo in die Gemeinde,
    ich interessiere mich dafür, was in der HEMS TC Ausbildung beim ADAC genau gemacht wird. Hat den hier jemand absolviert und kann mir mal einen kleinen Einblick geben was in den 2 Wochen als Lehrinhalt dran kommt?

    Viele Grüße :)

  • Den HEMS TC des ADAC kenne ich nicht, aber den der DRF. Allerdings ist meine HEMS Ausbildung schon 15 Jahre her sowie die Fortbildungen auch bereits 10 Jahre. Inhalte waren bei mir/uns:


    • Hubschraubertechnik (warum fliegt so ein Ding, grundlegende Instrumente / Anzeigen im Cockpit
    • Organisation des Luftraumes / Kontrollzonen (Luftraum Golf für Hubschrauber am wichtigstren, aber auch Kontroll- (Flughäfen/Fliegerhorst) oder Flugverbotszonen (Atomkraftwerke, Truppenübungsplatz bei Schießbetrieb, usw.)
    • Wetterkunde / Grenzen des Sichtflugbetriebes (VFR)
    • Luftraumbeobachtung (ich hatte im Ruhrgebiet mal einen Fast-Unfall mit einem anderem Hubschrauber erleben müssen; ich konnte die Sonnenbrille des anderen Piloten erkennen, so nah war es schon; unkontrollierter Luftraum)
    • Flugfunk
    • Einweisung in den Hubschrauber / Sicherheitsbelehrung
    • Medizinische Besonderheiten in der Luftrettung
    • Organisation Luftrettung / Intensivtransport (Anforderungswege, A-z-A-G, Vorbereitungen, Durchführung)
    • Einsatzführung (örtliche Leitstelle Primäreinsatz, übergeordnete Leitstelle im Sekundäreinsatz, usw.)
    • ... (hatte noch keinen Kaffee; vielleicht fällt mir gleich noch was ein)

    Besonderheiten wie Dinge, die während des Fluges ausserhalb des Hubschraubers gemacht werden (Windenrettung, usw.), gab es bei uns nicht. War eben für einen ITH. Dafür wäre aber auch ein Kollege hier im Forum (mindestens einer), der sich damit auskennt (Offshorerettung und so).

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Cross_SH Bist Du zufällig bei der BuPol? Im Frühjahr in Berlin auf PAL gewesen?

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  • Hey, vielen Dank für deine Antwort schonmal! Das ist schonmal sehr viel Wert!! Damit kann man ja was anfangen. Ich glaube nicht, dass sich die Ausbildung bei der DRF und dem ADAC so unfassbar doll unterscheiden.


    Nein, ich bin tatsächlich bei der LaPol :saint:

  • Nö, war auf Deutsch. Die anderen Kurse auch. Ich habe vor einigen Wochen erst die Ausbildungsunterlagen weg geworfen. Sonst hätte ich mehr Details liefern können.

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  • Etwas offtopic, aber ich klinik mich in das Thema ein: Harris NRÜ magst du schildern wieso du aus der Luftrettung ausgestiegen bist? Gibt sicherlich einige (mich eingeschlossen) die gerne mehr auch über die eventuellen Schattenseiten der Fliegerei hören möchten.

  • Ich war nie wirklich in die Luftrettung eingestiegen. Es gab jedoch einen Zwang, die Ausbildung zu absolvieren, da alle Leitstellendisponenten, die im Auftrage des Landes eine Funktion in der Koordination der Intensivtransporte auf Bundeslandebene wahrnehmen, eine HEMS-Ausbildungen haben mussten (u.a. auch, da die Sekundärleitstelle des Landes Flugfunk hatte; das war noch vor dem Digitalfunk). Daher musste ich die Ausbildung machen (musste hört sich doof an; hatte auch Lust drauf); also Theorie und Praxis, sowie die jährlichen theoretischen Fortbildungen und Praxistage. Ich bin somit kein festes Stamm-Mitglied gewesen und von richtig Erfahrung kann daher keine Rede sein. Einige Kollegen sind auch über die verschiedene Standorte in Niedersachsen rotiert; damals. Ich nur auf einem ITH (fand ich auch spannender, als Ex-Krankenpfleger mit Affinität zur Intensivpflege; RTH ist nix anderes wie ein fliegendes NEF; man fliegt von einer Synkope zum nächsten Apoplex ins Pflegeheim; mit einem ITH kommt man gut rum und sieht mMn mehr kranke Menschen). Allerdings sind einige Kollegen kleben geblieben und als nebenberufliche NotSan/HEMS eingestiegen. Macht halt auch Spaß.


    P.S. Vor einigen Jahren hatte man sich dann entschlossen keine HEMS-Ausbildung mit den jährlichen Fortbildungen mehr zu machen (das hat halt auch Personal gebunden und das fehlt seit Jahren zunehmend immer mehr), so dass das irgendwann eingeschlafen war. Mittlerweile wird nur noch eine DIVI-Ausbildung gemacht. Von der halte ich aufgrund der Kürze nicht so viel, wenn man auf einen ITH oder ITW gehen will. Aus der Sicht der Leitstelle macht das noch weniger Sinn, da die meisten leitstellen-spezifischen Dinge (und des Landes) eben in der Ausbildung nicht berücksichtigt werden. Der einzige Vorteil ist, dass ein wenig Verständnis dafür erzeugt werden kann, warum einige Dinge in der Intensivverlegerei / Luftrettung so sind wie sie sind und daher anders laufen wie in der Notfallrettung, mehr Aufmerksamkeit sowie ein intensiveres "Kümmern" erfordert. Das ist auch ein Grund, warum Intensivtransport-Anforderungen, die von den örtlich zuständigen Leitstellen abgefragt werden, inhaltlich oft lückenhaft sind und eine Nachbearbeitung der Sekundärleitstelle des Landes benötigen. Da fehlt es halt an der Fachkenntnis.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Einmal editiert, zuletzt von Harris NRÜ ()

  • Nachteile Luftrettung (meine Persönlichen Negativepunkte nach 15 Jahren und diese Art von Tätigkeit auf 3 verschiedenen Kontinenten) :

    1. Sehr gefährliche Tätigkeit mit hoher Todesraten den Statistiken nach. Immer in den Top5 neben Waldarbeitern, Raffinerie-Operators, etc

    2. Schlechter bezahlt in der Regel als der gemeine NFS bei den HiOrgs mit ihren Rahmen-Tarif-Verträgen

    3. "Unangenehme Dienstzeiten" Im Sommer länger, im Winter kürzer

    4. Starke körperliche Belastung durch Lärm, Schattenwurf des Rotors, schnell und stark verändernden Umgebungstemperaturen,

    Vibrationen im Unteren Rücken, gebücktes Arbeiten in der Maschine, Einladen des Patienten ohne elektrische Tragen & sehr viel

    Umlagern

    5. Hohes Frustrationspotential durch völlig unnötige Einsätze (wie überwiegend bei sämtlichen Notarztbesetzten Einsatzmittel, gibt aber

    auch für ALS-HEMS in Paramedic basierten Rettungsdienstsystemen)

    6. Fällt aber auch unter Punkt 5 des Frustrationspotential: Manchmal unangenehme Kollegen "zu großes Ego" wie leider oft in der

    Luftfahrtbranche. oder auch "exotischere" Vorkommnisse: bzw man fliegt mit Kollegen, bei denen man weiss, dass sie eigentlich ihre

    Lizenz aufgrund eines groben Flugsicherheit Verstosses verloren haben, aber nun auf einer anderen Lizenz weiterhin HEMS fliegen.

    7. Viel Zeit von Nöten für Fortbildungen und Training, wenn man es richtig machen will. Diese Zeit geht von der Zeit mit Familie ab.

    Noch mehr, wenn man Windenrettung bzw richtiges SAR offshore und/oder Gebirge fliegt.

    8. Um den Bogen zu Punkt 1 zurück zu führen. Wenn man abgestürzte bzw verunglückte Kollegen dann zu Grabe trägt, ist die Laune

    erstmal für lange Zeit dahin. Oder man auch nur von einem der leider häufig vorkommenden HEMS-Abstürze weltweit hört/liest ist die

    Laune für den restlichen Tag für die Katz.


    Macht aber immer noch richtig richtig viel viel Spass ;-)

    (als Teil des Gesamtpaketes)


    Grüße aus den Bergen Papua Neuguinea

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Weltreisender Trifft das denn alles auch auf Deutschland zu? Ich drösel mal auf:


    zu 1) Gilt das auch für Deutschland? Ja, hier gab es auch schon mehrere Abstürze. Ist das im EU-Ausland und USA ggf. anders (also mehr Unfälle)? Ich habe hier in Deutschland schon eher das Gefühl, dass auf Sicherheit mehr geachtet wird, großzügiger nein gesagt wird oder Einsätze abgebrochen werden (Wetterminima).


    zu 2) Ist das in Deutschland in der Tat so? Bezahlen ADAC, DRF und Northern oder so ihre HEMS so viel schlechter, weil der Effekt "Geil, Hubschrauber" immer noch zieht?


    zu 3) Könnte man mit einem Schichtbetrieb lösen und Mischstellen schaffen, damit aufgrund der geringeren Dienstzeit im Winter Personal auf den Rettungswachen fährt und im Sommer mehr auf dem LRZ Dienst macht. Schichtbetrieb im Sommer hätte auch den Vorteil, dass die RTH verlässlicher im Dienst sind, da aufgrund der Vielzahl der Einsätze diese im Sommer, bei Dienstzeiten von 7:00 bis 21:45 Uhr beispielsweise, schnell "abgeflogen" sind und ausser Dienst gehen müssen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich meine, dass auch der Christoph 31 in Berlin Schichtbetrieb macht.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Hallo in die Gemeinde,
    ich interessiere mich dafür, was in der HEMS TC Ausbildung beim ADAC genau gemacht wird. Hat den hier jemand absolviert und kann mir mal einen kleinen Einblick geben was in den 2 Wochen als Lehrinhalt dran kommt?


    Hey, vielen Dank für deine Antwort schonmal! Das ist schonmal sehr viel Wert!! Damit kann man ja was anfangen. Ich glaube nicht, dass sich die Ausbildung bei der DRF und dem ADAC so unfassbar doll unterscheiden.


    Grundsätzlich sind alle HEMS-TC Grundlehrgänge ähnlich, da sie den Bestimmungen der Europäischen und Deutschen Gesetze entsprechen müssen. Harris hat die grundlegenden Themen ja beschrieben.


    Zu beachten ist, dass der Lehrgang zur Tätigkeit als HEMS-TC in einem bestimmten Luftfahrtunternehmen qualifiziert und berechtigt. Der Lehrgang ist also auf Hubschraubertyp(en), AOC, SOPs, etc. zugeschnitten. Der Lehrgang wird vom LBA (oder Landesamt?) abgenommen, und zugelassen für das jeweilige Unternehmen. Wenn nun jemand mit einem HEMS-TC Lehrgang von einer anderen organisation kommt, muss das Luftfahrtunternehmen die Überschneidungen und Unterschiede feststellen, und einen Konversionskurs erstellen (und genehmigen lassen), der die Differenzen thematisiert und die jeweiligen Muster und SOPs thematisiert. In der Praxis ist es einfacher, einfach den Kollegen zum eigenen HEMS-TC Kurs zu schicken.


    Jenseits des HEMS-TC Kurses mit Prüfung muss noch Dangerous Goods, CRM, und inzwischen meist auch eine Zuverlässigkeitsüberprüfung erworben werden, und aufrecht gehalten werden.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Sprich wenn man beim ADAC den HEMS TC macht reicht kann man nicht einfach zur DRF gehen und sagen da bin ich und hier ist mein Kurs, stellt mich ein? ^^