Wer rettet den Rettungsdienst? Notfallsanitäter schlagen Alarm

  • Aber ja, es ist durchaus möglich, dass zukünftig Menschen, die bisher in kleineren Kliniken gearbeitet haben, wenn sie ihren Beruf wie bisher weiter ausüben wollen, dafür umziehen müssen.

    Hallo Hilope. Da hast du natürlich recht. Aber du hast, wie auch Karl Lauterbach, die Arztbrille auf. Dass man nach einer 12+ jährigen Ausbildung und einem entsprechenden Gehalt natürlich einen Wechsel in einen anderen Job nicht so im Blick hat, ist klar. Für Menschen mit einer dreijährigen Ausbildung und einem Gehalt im öffentlichen Dienst ist der Sprung aber, wenn man kleinere finanzielle Einbußen hinnehmen will und kann, nicht so groß. Hier kann es sogar sinnvoll sein, was komplett Neues zu machen. Und bei einem dualen Studium in einem Betrieb muss man meist nicht mal den an der Hochschule notwendigen NC haben, da diese Studiengruppen einen eigenen Zugang haben. In meinem Umfeld haben die meisten mittlerweile dem Gesundheitsbereich den Rücken gekehrt (hat oft Mut erfordert, etwas zu machen, wo man thematisch nicht zu Hause ist) und keiner hat es bereut. Es ist eher so, dass sie im nachhinein sagen, sie hätten diesen Schritt früher wagen sollen. Das Menschen mit so einer Meinung aus einem Beruf gehen, den sie einmal aus Überzeugung ausgewählt haben, zeigt doch, wie im Gesundheitsbereich Personal verbrannt wird.

  • Hmm, ehrlich gesagt fühle ich mich aktuell als Arzt beruflich deutlich flexibler als früher im Rettungsdienst. Eben weil ich mit meinem Studium wesentlich mehr Jobs außerhalb der originären Tätigkeit annehmen könnte, als mit meiner Ausbildung als Rettungsassistent / Notfallsanitäter ohne eine komplette Umschulung machen zu müssen. Man kann das so oder so sehen. Der Leidensdruck in der Pflege ist nur sehr viel höher, weil die Arbeitsbedingungen sehr schlecht sind und es finanziell auch nicht hinreichend honoriert wird. Ich glaube eher, dass die weitere Verschlechterung, durch den Ortswechsel, daher eher zum Wechsel anregt. Aber ich stimme dir somit schon zu, dass es die Pflege stärker betrifft, sie hat ohnehin die höhere Abwanderung.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Das ist auch ein Punkt den ich nicht verstehe. Wenn ich mehr Teilzeit-MA habe, bin ich doch flexibler, als wenige Vollzeitkräfte.

    Jein. Vielfach sind Teilzeitmitarbeitende in der Kindererziehung tätig, andere arbeiten für andere Brötchengeber! Letztere sind wenig flexibel.

  • Das Wortgefecht zwischen uns dreht sich nur um Deine Aussage, dass die Reformen Personalressourcen freisetzen werden (bzw. das Arbeitgeber genau auf dieses hoffen). Nur daran habe ich meine Zweifel, dass diese Ressourcen 1:1 dann an anderer Stelle zur Verfügung stehen.

    Ich hatte auch schon geschrieben, dass das natürlich nicht 1:1 sein wird. Aber selbst kleine Anhebungen im "Personalpool" führen doch schon zu Verbesserungen, wenn nicht immer de selben zwei einspringen müssen, sondern auf einmal drei oder vier Mitarbeiter mehr zur Verfügungen stehen würden.

  • Hallo Hilope. Da hast du natürlich recht. Aber du hast, wie auch Karl Lauterbach, die Arztbrille auf. Dass man nach einer 12+ jährigen Ausbildung und einem entsprechenden Gehalt natürlich einen Wechsel in einen anderen Job nicht so im Blick hat, ist klar. Für Menschen mit einer dreijährigen Ausbildung und einem Gehalt im öffentlichen Dienst ist der Sprung aber, wenn man kleinere finanzielle Einbußen hinnehmen will und kann, nicht so groß. Hier kann es sogar sinnvoll sein, was komplett Neues zu machen. Und bei einem dualen Studium in einem Betrieb muss man meist nicht mal den an der Hochschule notwendigen NC haben, da diese Studiengruppen einen eigenen Zugang haben. In meinem Umfeld haben die meisten mittlerweile dem Gesundheitsbereich den Rücken gekehrt (hat oft Mut erfordert, etwas zu machen, wo man thematisch nicht zu Hause ist) und keiner hat es bereut. Es ist eher so, dass sie im nachhinein sagen, sie hätten diesen Schritt früher wagen sollen. Das Menschen mit so einer Meinung aus einem Beruf gehen, den sie einmal aus Überzeugung ausgewählt haben, zeigt doch, wie im Gesundheitsbereich Personal verbrannt wird.

    Ja, das mag für Arbeitnehmer U30 stimmen, für viele Ältere und zu versorgender Familie ist das meistens keine Option, die sich einfach umsetzen lässt. Ich würde es sehr bezweifeln, dass sehr viele der Generation Ü40 oder gar Ü50 in großem Ausmaß nochmals ernsthaft neu starten wollen oder werden.


    Dass Akademiker nicht wechseln würden, stimmt so auch nicht. Allein in meiner Abteilung hat seit Mai letzten Jahres ein Drittel (!!) der Ärzte gekündigt, in der Chirurgie musste aufgrund des nicht mehr zu kompensierenden Ärzteabgangs das Dienstmodell in sehr zweifelhafter Art und Weise geändert werden. Klar, die wenigsten machen jetzt komplett etwas anderes (wobei eine ehemalige chirurgische OÄ seit 2 Jahren eine Schreinerausbildung macht), sondern geht in die ambulante Versorgung, das hilft den Kliniken aber auch nicht.


    Und ich bin seit geraumer Zeit auch ernsthaft am überlegen, nicht aufzuhören und Jura zu studieren. Das könnte ich mir aufgrund meines Berufes finanziell deutlich einfacher erlauben, als wenn ich die letzten Jahren in der Krankenpflege gearbeitet hätte.

  • Ich hatte auch schon geschrieben, dass das natürlich nicht 1:1 sein wird. Aber selbst kleine Anhebungen im "Personalpool" führen doch schon zu Verbesserungen, wenn nicht immer de selben zwei einspringen müssen, sondern auf einmal drei oder vier Mitarbeiter mehr zur Verfügungen stehen würden.

    Eine Glas halb voll - Glas halb leer Sichtweise. Schön, dass Du das so positiv siehst.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Es weiß niemand, ob es sich positiv entwickelt. Zumindest bietet die Reform die Chance, Ressourcen, sowohl personell wie finanziell, besser einzusetzen als bisher.

  • Um die Reform ansich geht es mir immer noch nicht.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.