Aktueller Stand der Novellierung | Notfallsanitätergesetz

  • @Ani


    Sehr schön, dass du das genause siehst! Ich hoffe mal das wir gemeinsam mit den Ärzteorganisationen einen guten Konsens auf Basis des Referentenentwurfes finden. Und dabei meine ich nicht, dass dieser geändert werden sollte. Es sollten nur eben Maßnahmen (invasive) definiert werden. Und meines Erachtens gehört für das RFP KEINE thoraxchirurgischen Eingriffe dazu, höchstens die Luftentlastung mit einer Kanüle im Falle eines Spannungspneus.


    Vorstellen für eine Regelkompetenz kann ich mir folgende Maßnahmen:


    1. LTD und Intubation im Rahmen der Rea
    2. Analgesie bis zu einer Dosis X (wenn möglich mit Opiaten) fragliche Rechtslage, ich weiß!
    3. Einsatzen von Midazolam nasal/ Diazepam i.v. beim Krampfanfall
    4. Einsatz von Glukose
    5. Einsatz eines blutdrucksenkenden Mittels (sicherlich fraglich und mit strenger SOP zu regeln)
    6. Einsatz von Nitraten beim ACS
    7. Anlage PVK/Infusion mit VEL
    8. Entlastungspunktion
    9. Adrenalingabe beim HKS und Anaphylaxie
    10. Beta-2 Inhalationsmittel
    11.O2 Gabe


    Das ist schon sehr sehr viel, ich weiß! Aber ich halte es zumutbar dieses durch den neuen NFS durchführen zu lassen.


    VG

  • Sehr, sehr viel? Das ist streng genommen weniger als heute schon in ganz Rheinland-Pfalz praktiziert. Zwar dürfen wir (formal) (noch) kein Ebrantil einsetzen & auch keine Entlastungspunktion durchführen (wer die Maßnahme beherrscht, führt sie natürlich bei klar gegebener Indikation trotzdem durch) - dafür enthalten unsere SOPs aber:


    - Adrenalin bei Reanimation und Anaphylaxie
    - Ipratropiumbromid (Atrovent)
    - Prednison rektal (Prectal / Rectodelt)
    - Prednisolon (Solo-Decortin H)
    - Furosemid (Lasix)
    - Amiodaron (Cordarex)
    - Lorazepam (Tavor expidet)
    - Diazepam (Diazepam Desitin rectal tube)
    - Paracetamol (Perfalgan)
    - Nitrate (Nitrolingual-Spray)
    - Glucose 40%
    - Salbutamol
    - ASS ("offiziell" z.Zt. nur in den Rettungsdienstbereichen Rheinhessen & Bad Kreuznach, vermutlich aber bald landesweit)
    - EZ-IO (s.o.)


    Hin und wieder werden auch Maßnahmen außerhalb der SOP ergriffen...insbesondere Novalgin & Ebrantil stehen in einigen RD-Bereichen immer mal wieder in den Protokollen - nicht im Rahmen einer regelhaften Anwendung, aber eben bei absoluter Nichtverfügbarkeit eines NA & zweifelsfrei gegebener Indikation. Eben diese beiden Medikamente haben uns ja u.a. auch das "Mayener Urteil" beschert.


    Das ist landesweiter, HEUTIGER Standard für RA. Und der rheinland-pfälzische "Kompetenzkatalog" ist mit Sicherheit nicht der umfangreichste in der Republik. Wenn man dem NFS nicht ein wenig mehr "gestatten" will, können wir uns die ganze Novellierung m.E. gleich schenken! Denn für das, was heute schon praktiziert wird, ist die RA-Ausbildung definitiv mehr als ausreichend.

  • Ich verstehe nicht, wieso in anderen Ländern das alles machbar ist, damit meine weder Thoraxentlastung oder dergleichen, aber in Deutschland nicht. Und auch trotz längerer und guter Ausbildung gibt es auch hier Kollegen, denen man am besten kein Medikament in die Hand geben sollte. Aber das wird nicht so hoch gepuscht, wie in meiner Heimat. Ich finde das einfach nur noch beschämend.

  • Zitat

    Das BMG machte deutlich, dass das Notfallsanitätergesetz unstrittig ist und sowohl der Bund als auch die Länder, die einen Tag zuvor im BMG angehört wurden, das Berufsgesetz wünschen. Auch die Politik hat ein großes Interesse an diesem Vorhaben. Daher ist das Ziel, dass das Berufsgesetz noch in dieser Legislaturperiode, also bis zum Frühjahr 2013, verabschiedet wird, damit es nach der noch anschließend zu erarbeitenden Ausbildungs- und Prüfungsverordnung zum 01.01.2014 in Kraft treten kann. Im BMG werden in den nächsten Wochen die Ergebnisse der Anhörung sowie die Stellungnahmen bearbeitet und ggf. in den Gesetzentwurf eingebracht.


    Ich bin ganz gelassen. :kaffee:
    Die Diskussion um Einzelheiten der zukünftigen Ausbildung hier im Forum und anderswo wird anscheinend an der Einführung des Gesetzes nichts mehr ändern.
    Und DAS ist der Punkt.
    Das Gesetz wird wohl kommen. Alles andere ist m.E. derzeit Detailgeplänkel.


    Wie genau sich die Inhalte des Ausbildungszieles mit dem Curriculum und den zu erlernenden Maßnahmen in Deckung bringen lassen wird, wird die APrVO zeigen.
    Welche Maßnahmen in welchem Umfang für die "Heilkunde" :whistling: in Frage kommen wird sich ebenfalls zeigen.


    Vergesst bitte über der ganzen "Thorakotomie-und-Narkose-Diskussion" nicht, dass das wichtigste Ziel, nämlich endlich eine qualifizierte und fundierte Ausbildung mit entsprechender Einordnung in das Feld der Gesundheitsfachberufe zu schaffen erreicht ist.
    Der Beruf gewinnt damit an Attraktivität, an Professionalität und mittelfristig auch an Anerkennung.
    Ob der zukünftige NFS dann z.B. Ketamin geben darf/soll/muss oder nicht ist in meinen Augen derzeit noch vollkommen nebnensächlich.
    Hauptsache das Ding kommt!

  • ...mir sind hoch qualifizierte und engagierte "Möchtegern-Paramedics" allemal lieber als Hilfskrankenträger für die der Tellerrand eine dermaßen hohe Hürde darstellt, dass sie unser ineffizientes, überteuertes und qualitativ fragwürdiges Rettungsdienstsystem für "der Weißheit letzter Schluss" halten. Da werde sogar ich im Zweifelsfall lieber zum Möchtegern-Paramedic...


    :applaus:

  • Die Diskussion um Einzelheiten der zukünftigen Ausbildung hier im Forum und anderswo wird anscheinend an der Einführung des Gesetzes nichts mehr ändern.
    Und DAS ist der Punkt.
    Das Gesetz wird wohl kommen. Alles andere ist m.E. derzeit Detailgeplänkel.


    Genau so sieht es derzeit aus, der politische Wille ist durchgehend vorhanden und das BMG nimmt diesbezüglich mächtig Fahrt auf. Dabei beruft es sich nun unter anderem auf das, was im Vorfeld durch die Expertengruppe ausgearbeitet und befürwortet wurde. Und was man hierzu vielleicht noch einmal deutlich betonen muss: in der Expertengruppe waren auch Ärzte aktiv!
    Es ist daher aktuell davon auszugehen, dass es tatsächlich nicht mehr zu all zu umfangreichen Änderungen im Entwurf kommen wird, auch wenn sicherlich der eine oder andere Punkt noch verbesserungswürdig ist.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Es ist daher aktuell davon auszugehen, dass es tatsächlich nicht mehr zu all zu umfangreichen Änderungen im Entwurf kommen wird, auch wenn sicherlich der eine oder andere Punkt noch verbesserungswürdig ist.


    Dies ist ein Umstand der auch in der Politikwissenschaft bekannt ist. Lobbyarbeit findet immer VOR dem Referentenentwurf statt, ein Entwurf wird meistens nur noch marginal verändert. Ich glaube ich habe das auch schon mehrmals angebracht.

  • Gibt es denn von der sächsischen Landesärztekammer schon eine offizielle Stellungnahme oder nur diesen Artikel in der Ärztezeitung?


    Es gibt einen Bericht auf den Seiten der BÄK:



    Quelle: http://baek.de/page.asp?his=0.8.5627.10567

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Es ist doch perfekt wenn es im Gestzestext keinen Gegenstandskatalog gibt mit Bezug auf irgendwelche Maßnahmen. Behandlungsstrategien ändern sich, Personal Vorhaltungen ändern sich, Ausbildungsstandarte ändern sich etc. Wäre doch bekloppt wenn man dann jedesmal ein Gestzestext ändern müsste. Mal ganz abgesehen davon das der Bund gar nicht Kompetent ist so ein Gesetz den Ländern auf zu drängen. Was wäre denn wenn in diesem Gesetz steht das der NotfallSan beim ACS Aspirin verabreichen kann/soll/darf und ganz plötzlich ändert sich die Strategie zu einem anderen Medikament... Blödsinn. das sich daraus dann eine schwammige Darstellung der Kompetenzen ergibt ist doch logisch. Damit ist es doch aber zukunftssicherer und Berufsverbände müssen nicht alle Naslang wieder nach einer Novelle betteln. Das jeder Verband nun diese Formulierungsschwäche für seine politischen Interessen ausnutzt ist doch legitim. Immer ruhig und abwartenwas bei herum kommt.

  • ... Das jeder Verband nun diese Formulierungsschwäche für seine politischen Interessen ausnutzt ist doch legitim. Immer ruhig und abwartenwas bei herum kommt.


    Das halte ich für zu kurz gedacht. Wir müssen schon Präsenz zeigen, z.B. durch unseren Berufsverband.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Schon klar, ich meinte mit Abwarten eher den gemeinen Krankenkutscher. Je unspezifischer ein Gesetz formuliert ist, umso besser kann auf ortsspezifische Gegebenheiten eingegangen werden. Keine der Stellungnahmen hat mich wirklich überrascht. Jeder eingetragene Ärzteverband erregt sich nun an der Formulierung der selbstständigen Heilkunde und invasive Maßnahme, jede HiOrg nörgelt über mangelnde Anerkennung und zu wenig Zeit, die Krankenkassen wollen nix zahlen, die Berufsfeuerwehren sagen das es schier unmöglich sei etc pp. Ist doch legitim das jeder Verband seine eigenen Interessen vertritt dies aber natürlich immer so dar zu stellen versucht als ginge es um das Patienten- oder Allgemeinwohl. Wir sind doch alle nicht erst seit Gestern dabei.

  • @Maggus: Jupp, :prost: die Inhalte der Stellungnahmen waren abzusehen. Interessant fand ich, wie "emotional" und schwarzmalend für das Gesundheitssystem einige davon sind.

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  • Jetzt habe ich es auch endlich geschafft mir alle Stellungnahmen durchzulesen, und komme zu folgendem Ergebnis:


    Die Stellungnahme ARGE RettRecht ist sehr gut und sollte unbedingt Beachtung finden um den Gesetzestext zu verbessern. Außerdem werden immer eine Wunschänderung und einen Hinweis auf Änderungen bei Beibehaltung der aktuellen Regelung gemacht. Wirklich super!


    Die Stellungnahme der Malteser ist die Stellungnahme die ich insgesamt am besten finde, da sie einfach Rundum die wichtigen Punkte anspricht (fast alle Punkte wurden auch von uns hier im Forum diskutiert) und vernüftige Lösungsvorschläge enthält.


    Überrascht hat mich die Stellungnahme der Feuerwehren, da diese keine prüfungslose Überleitung von RettAss zu NotSan fordern.


    Die restlichen Stellungnahmen reichen von war zu erwarten bis noch viel schlimmer als Gedacht.





    Interessant finde ich nun auch den ersten Kommentar zur Diskussion in den Medien:
    Dort wird Verständniss für die BÄK ausgesprochen mehr Kompetezen für Sanis kritisch gegenüber zu stehen, da anonsten die Politik irgendwann auf die Idee kommen könnte, nur noch Sanis und keinen Notarzt mehr zu schicken - und davor hat man Angst. Quelle
    Ich denke hier sind unsere Verteter gefordert klar zu machen, was unser Ziel ist und diese Ängste zu zerstreuen.

  • Der Artikel des Verwaltungsrichter in der aktuellen RD ist sehr interessant, da dieser sehr gut herausstellt warum der Entwurf so nicht die geforderte Rechtssicherheit bietet. Ganz im Gegenteil der Arztvorbehalt wird deutlicher und widerspricht sich mehrfach im Entwurf selbst. Zwingender NA Ruf bei fast jeder Lage stehen dem bemühen gegenüber kosten durch unnötige NA Einsätze zu sparen, die Ressource NA soll geschont werden.


    Das Beispiel eines Paramedic-Systems in der BRD, gleiche Ausgabe, finde ich allerdings etwas "naja" verfasst.

  • ...


    Interessant finde ich nun auch den ersten Kommentar zur Diskussion in den Medien:
    Dort wird Verständniss für die BÄK ausgesprochen mehr Kompetezen für Sanis kritisch gegenüber zu stehen, da anonsten die Politik irgendwann auf die Idee kommen könnte, nur noch Sanis und keinen Notarzt mehr zu schicken - und davor hat man Angst. Quelle
    Ich denke hier sind unsere Verteter gefordert klar zu machen, was unser Ziel ist und diese Ängste zu zerstreuen.



    Es genügt, wenn unsere Vertreter unsere Ziele klar machen. Wenn die Politik ein Paramedic System durchscheinen lässt, ist es nicht unsere Aufgabe, der BÄK den Bauch zu pinseln.

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  • Das Beispiel eines Paramedic-Systems in der BRD, gleiche Ausgabe, finde ich allerdings etwas "naja" verfasst.


    Wieso findest Du ihn "naja"? Was findest Du daran "naja"?`


    Ich finde den Artikel großartig. Er beschreibt genau auf den Punkt, was das Problem ist und auf welche Lösung wir hinarbeiten könnten. Diese Lösung macht nicht nur Sinn, sondern stellt auch keinen Ausstieg aus dem Notartzsystem dar. Alles in allem kann man sagen, das Grabinsky et.al. hier wahre Worte gesprochen haben.

  • Weil ich der Meinung bin das das System so wie es dort gefordert wird "ParEF" (NEF ablösung) für mich keine kosten oder zeit Optimierung bringt und die gleichen Probleme schafft wie ein NEF System. Wenn eine Paramedic System dann bitte so eins das auf jedem RTW min. einer zu finden ist, das inkl. Telemetrie zu einem Facharzt für Notfallmedizin und einem mobilen Facharzt für den großen Knall.

  • Es macht aber wenig Sinn, wie auch in dem Artikel beschrieben, wenn die Paramedics aufgrund der Masse (1. Kosten die du anführst) nicht in der Lage sind ihre Skills aufgrund der Häufigkeit der Einsätze zu erhalten. Daher ist der Einsatz auf dem NEF durchaus sinnig und erhält durch Verringerung der NEF Standorte und damit zunehmende Einsatzhäufigkeit, die Skills. Weiterhin kann hier 2. auch durch diesen Aspekt die Kostenminimierung erreicht werden. (Du widersprichst Dich ein wenig, wenn Du sagst - nicht auf dem NEF aber auf allen RTW = wo ist da die Kostenoptimierung?)


    Leider bist Du genauso, wie in dem Artikel eingangs erwähnt, voreingenommen. Hier wird über solche Systeme und Optionen gar nicht bis zu Ende diskutiert und wirklich überlegt, ob es gut und richtig ist, sondern von vornherein ausgeschlagen. Kostenüberprüfungen sollten hier eine Antwort geben, die weder Du noch ich wahrscheinlich hier qualitativ hochwertig erbringen könnten.