Aktueller Stand der Novellierung | Notfallsanitätergesetz

  • Wie der ein oder andere ja schon erwähnt hat wird selten ein komplexes Gesetz (vor allem wenn ohne Zeitnot) ohne Nachbesserungen und Verfeinerungen einfach abgenickt.


    Also nix mit essig.


    Ich finde es sehr BILD-mäßig solche Überschriften zu wählen und auch im Text nicht wirklich auf Details oder Gründe etc. einzugehen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • RS200: Das würde ich auch tun. Ich bin ziemlich sicher, dass diese Regelung - die rechtstechnisch vertretbar ist, aber wohl nicht zwingend notwendig sein dürfte - in der Praxis zu einiger Verwirrung führen dürfte.

  • [...]


    Ist immer eine Frage der Sichtweise. Aus meiner Sicht seit Ihr die Ingenieure der Titanic. In Deutschland wird nie ein Notfallsanitäter auch nur irgendeine Form der Erlaubnis zum selbstständigen Heilen bekommen. Das ist so sicher wie das Versinken der Titanic. Da nützt auch Eure Petitions-Showeinlage nichts. Die ist nichts weiter als das ehrenhafte Spielen des Bordorchesters im finalen Akt auf der Titanic. Das ganze angehende Gesetz wird so lange hin und her geschoben, bis alles im Wesentlichen so ist wie bisher.


    Der Heilungsprozess umfasst ja auch sehr viel mehr als die Dauer des Rettungsdienst-Einsatzes. Eigentlich beginnt er erst in der Klinik, von den allseits bekannten Heilungen durch Handauflegen mal abgesehen. Wo aber beginnt die Heilkunde? Und heilkundliche Maßnahmen?

    NEU: Jetzt auch mit elektrohydraulischer Trage sowie Beladesystem!

  • Für mich völlig unerheblich. Mein Beitrag soll nur aussagen: es bleibt alles gleich. Was Deine Kollegen darunter verstehen, wenn sie von "Heilerlaubnis bis zum Arzt" sprechen, reicht bei mir bis zur Gänsehaut. Das kannst Du aber besser mit denen diskutieren.

  • Meine Tätigkeit ist aber in keinster Weise mit der eines Arztes vergleichbar. Auch wenn Ärzte natürlich Bestandteil unserer Rettungsdienstlandschaft sind.


    Die Arbeitsweise und Herangehensweise ist schon eine ganz andere. Der Patient soll möglichst gut versorgt in der Klinik ankommen und somit der Weg für eine erfolgreiche Therapie geebnet werden. Die eigentliche Therapie findet aber nicht mehr im Rettungsdienst statt. Hinzu kommt, dass es immer mehr Fachgebiete in der Medizin gibt, die hochspezialisiert sind.

    NEU: Jetzt auch mit elektrohydraulischer Trage sowie Beladesystem!

  • Naja, um Inhalte geht's in der Juristerei ja nun echt selten. Heilkunde ist schon ein recht umrissener Begriff, erweiterte Maßnahmen wie evtl zukünftig geplant werden schon darunter fallen..

  • @ani: Ich weiß, dass du deinen Senf dazugeben musst - nur die Redundanz, mit der du deine aus meiner Sicht wenig substantiierten Unkenrufe zum Besten gibst, grenzt mittlerweile an Lächerlichkeit. Trotzdem hier um des lieben Frieden Willens: wenn wir uns endlich mal treffen, geht die erste Runde auf mich :prost:
    Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass alles mittelfristig so bleibt wie es ist. Faktisch ist unser komplettes Gesundheitswesen finanziell wie substantiell dabei, vor die Wand gefahren zu werden. Es dauert vielleicht noch ein paar Jahre, bis es auch der Letzte begriffen hat, dass Medizin, wie sie in der BRD heutzutage immer noch gemacht wird a) nicht mehr bezahlbar und b) nicht mehr zeitgemäß ist. Auf der einen Seite stellen sich alle möglichen Menschen - darunter auch jede Menge Ärzte - hin und jammern, dass das Individuum mehr Verantwortung für sein Leben übernehmen muss, was selbstverständlich auch die persönliche Gesundheitsvorsorge umfasst; auf der anderen Seite jedoch versucht man aber immer noch, die über Jahrzehnte gezüchtete Vollkaskomentalität des "Bei-jedem-Wehwechen-den-Arzt-Aufsuchers" zu bedienen, als wenn es kein Morgen gäbe. Ein wenig Schizophren, n'est-ce pas?



    Viele Interessen und deren Vertreter (vulgo Lobbyisten) suchen sich ihren Weg auf das glatte Parkett der Gestaltung des Gesundheitswesens und der bestimmende Faktor ist dabei nicht das Wesentliche, worum es im Kontext dieses Gesellschaftlichen Subsystems eigentlich gehen sollte, nämlich der Mensch - sondern vielmehr meistenteils pekuniär motivierte Partikularinteressen verschiedener Player. Pharmaunternehmen, Krankenhausbetreiber, Kranken- und Sozialversicherungsträger, die Ärzteschaft und neben noch ein paar mehr natürlich auch die Interessenvertretungen der nicht-ärztlichen Medizinalfachberufe. Das von denen jeder andere Prämissen hat, versteht sich von selbst - und das die Ärzteschaft nur ein Teil des Systems ist, der bei weitem nicht über so große gestalterische Spielräume verfügt, wie er sie sich selbst gerne zuschreibt, ist jedem klar, der mal mit Realpolitik zu tun hat/hatte.


    Wandel ist ein Muss in einem so hochdifferenzierten, überdies von verschiedensten Abhängigkeiten und Kompromissen bestimmten Gebilde wie einer modernen Industriegesellschaft; und genau in so einer leben wir (dankenswerter Weise). Dieser Wandel betrifft periodisch alle Subsysteme von "Gesellschaft", so auch das Gesundheitswesen und es wäre schlicht töricht, anzunehmen dass in einer sich immer schneller verändernden Welt, deren Oberbegriff gegenwärtig Pluralisierung lautet irgendein Part über einen längeren Zeitraum vom Veränderungsdruck ausgespart bleibt. Finanzielle, Demographische und somit Ordnungspolitische Notwendigkeiten lassen hierzu in den nächsten 5-10 Jahren auch in unserem Staat keine Spielräume mehr.


    Wie die Ergebnisse solcher notwendiger Veränderungen letzten Endes aussehen, wage ich nicht vorhersagen zu wollen, aber sicher bleibt eines: so wie es jetzt ist, wird es nicht mehr funktionieren.


    H.a.n.d.

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...

  • Guter Beitrag..


    Ein kleines Addon noch von meiner Person, weil es finde ich ganz gut passt:


    "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben"


    Und eben dieses gilt es mit der Gesetzesnovelle zu vermeiden..

  • Ein bisle verblüfft bin ich von dem Statement der AgRD (Arbeitgemeinschaft Rettungsdienstschulen)


    Zitat

    Das Gesetz über den Beruf des Notfallsanitäters soll Anfang 2014 in Kraft treten. Die AgDR fordert den Gesetzgeber aber auf, das Rettungsassistentengesetz beizubehalten, um schwerwiegende Folgen für die Organisationen im Rettungswesen abzuwenden.


    Zitat

    Die AgRD schätz, dass die ersten Notfallsanitäter nicht vor 2017 ihren Dienst antreten können, was den Fachkräftemangel im Rettungswesen noch verstärken wird. Die Arbeitsgemeinschaft befürchtet chaotische Zustände und die Gefährdung von Menschenleben.


    *klick*


    Woher kommt diese Angst und Panikmache?


    Edit: und weiter gehts mit Herrn Kolmorgen (ist er nicht Mitglied im Vorstand des DBRD - dann verstehe ich diesen berufspolitischen Auftritt überhaupt nicht)


    Zitat

    Im Übrigen werden die Beschlüsse des Gesundheitsausschusses dazu führen, dass auf Rettungswagen künftig Sanitäter mit einer “Schmalspurausbildung” von drei Monaten eingesetzt werden. Außerdem plant der Gesetzgeber, die eigentlich dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter auf die Hälfte der Ausbildungszeit zu verkürzen. “Gemessen an der ursprünglichen Absicht, Notarzteinsätze auf ein Minimum zu reduzieren, ist das ein gefährlicher Rückschritt in die Steinzeit”, so Kolmorgen.


    Wer hat da etwas nicht richtig verstanden? Der Interviewer oder derjenige der interviewt wird?


    oder geht es ihm nur darum?


    Zitat

    Zugleich werden freie Schulen, die bisher 50 Prozent des in Deutschland benötigten Rettungsdienstpersonals ausbildeten, in ihrer Existenz bedroht. Das Gesetz soll nach Beschlüssen von Bundestag und Bundesrat Anfang 2014 in Kraft treten.


    *klick* - huote.de
    *klick* - Finanznachrichten
    *klick* - Apotheken Magazin

    5 Mal editiert, zuletzt von cerebralperfusion ()

  • Interessantes Statement der Johanniter:


    Zitat

    Im Hinblick auf den Einsatz von Notfallsanitätern während der Ausbildung setzen sie sich für eine differenzierte statt einer pauschalen Regelung ein: Sobald die Auszubildenden einen dem Rettungssanitäter entsprechenden Ausbildungsstand erreicht hätten, sollten sie zumindest bei Krankentransporten auch als verantwortliche Einsatzführer für ausbildungsrelevante Tätigkeiten eingesetzt werden können


    Entsprechende Passagen wurden von mir Unterstrichen.
    Klingt nach schnellem Einfügen von billigen Arbeitskräften. - Gerade das soll nicht das Ziel sein, den NFS Auszubildenden im Krankentransport zu verheizen, denn das wird nicht sein primäres Arbeitsumfeld in Zukunft sein, oder sieht das jemand anders?


    *klick*

  • Mowl


    Ich stimme Dir voll und ganz zu. Wie man ja von mir weis, finde ich die Idee für eine Überarbeitung sehr gut. Nur bin ich Skeptiker und sehe immer noch das Handikap mit den Kosten. Ich befürchte auch wie in einem letzten Schreiben angekündigt, das die Gesetzgeber einfach keinen relevanten Nutzen finden könnten. Ich bin davon überzeugt, man kann den NotSan nur dann besser verkaufen, wenn man die Mehrkosten an anderer Stelle wieder rein holt. Weniger Notärzte und dafür wieder mehr Ärzte in geringerem Maße in die Notaufnahmen. Viele andere Länder sehen den Notarzt auf der Straße als Verschwendung von Ressourcen.


    Das unser Gesundheitssystem durch das immer älter werden der Gesellschaft an die Wand fahren wird, das ist sicher wahr, nur ist es der Notfallrettung zu verdanken? Ich denke die großen Kosten stecken wo anders.


    Ich hoffe sehr, das Ani nicht recht haben wird, und man dieses Gesetzt sich nicht totlaufen lassen will. Das es einigen Lobbyisten an den Sack geht und man jetzt Panik bekommt ist klar und deutlich zu sehen. Ich bin in Summe wirklich gespannt ob der NotSan Bestandteil des Heilpraktiker-gesetztes wird und somit deutlich mehr "Behandlungsspielraum" bekommen kann.


    In Summe sollte es uns um den Patienten gehen, der wir alle mal werden können. Ich persönlich finde es immer noch gut, wenn wir die Option auf einen NA im RD hätten. Wenn ich aber tagtäglich sehen wie inflationär diese Ressource aber genutzt wird, um letzten Endes weitere Standorte zu rechtfertigen, dann ist dieses Berufsbild vielleicht wirklich der richtige Anfang, Kosten und Leistung auf den richtigen Weg zu bringen.


    Nur wie ich schon sagte, wir müssen öffentlich zugeben was wir vom "Goldstandard" Überhall ist schnell ein Arzt zu bekommen, einen Schritt zurück gehen. Dafür aber eine andere Lösung anbieten, um die ärztliche Qualifikation wieder vermehrt in den Notaufnahmen zu haben.

    Der Inhalt des Textes, möchte keine Lehrmeinung vertreten er stellt eine rein persönliche Ansicht des Autors da. Die Nutzung ausserhalb des Forums ist nicht gestattet.
    * 150 Jahre Deutsches Rotes Kreuz, Aus Liebe zum Menschen * :rtw:

  • Ein bisle verblüfft bin ich von dem Statement der AgRD (Arbeitgemeinschaft Rettungsdienstschulen)


    Woher kommt diese Angst und Panikmache?


    Das liegt doch auf der Hand: Die Schulen haben a) Angst um ihre Kohle (bedarfsgerechte Ausbildung statt Massenabfertigung) und b) Angst um ihren Fortbestand (Anerkennung). Ein ziemlich durchsichtiges Statement, das vor allem die eigenen Interessen berücksichtigt, nicht aber die Gesamtsituation.


    Edit: und weiter gehts mit Herrn Kolmorgen (ist er nicht Mitglied im Vorstand des DBRD - dann verstehe ich diesen berufspolitischen Auftritt überhaupt nicht)


    Ist er nicht. Mehr. As time goes by...


    J.

  • Klingt nach schnellem Einfügen von billigen Arbeitskräften. - Gerade das soll nicht das Ziel sein, den NFS Auszubildenden im Krankentransport zu verheizen, denn das wird nicht sein primäres Arbeitsumfeld in Zukunft sein, oder sieht das jemand anders?


    Ich persönlich finde es ungeschickt davon zu sprechen, dass man im KTW-Dienst "verheizt" wird, denn dort jahrzehntelang eingesetzte Zivis, FSJler und Bufdis rennen und rannten nicht nach ihrer abgeleisteten Dienstzeit in die Psychologenpraxen um ihr Burnout behandeln zu lassen... Nennen wir das Kind doch beim Namen: es hat schichtweg keiner Bock auf den KTW, alte Omis buckeln und alte, demente Opis 20 Min. lang zu betüddeln. Da ist es schon "geiler" mit Nanü-Nana den Verkehr aufzurollen und die Maximaltherapie bei der Pneumonie durchzuziehen.
    Zugegeben etwas polemisch und übertrieben, aber man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen und nicht irgendwelche vermeintlichen berufspolitischen Gründe vorschieben um das zu unterbinden. Im Krankenhaus ist es schon seit Jahren Standard Pflegeschüler/innen ihre Minimalzeit auf den notwendigen Stationen einzusetzen und sie den Rest der Zeit auf Innere bzw. Geriatrien einzusetzen, da sie hier schlichtweg gebraucht werden weil die Pat. dort einfach morbider sind. In einem gewissen Rahmen ist dies auch durchaus nachvollziehbar.


    Zur Frage zurück: Ich finde die Idee sogar sehr gut. Der künftige NFS soll ja auch einen Pflichteinsatz im KTP haben. Hier wäre es auch durchaus sinnvoll, wenn er hier auch mal als Fahrer bzw. Beifahrer aktiv werden dürfte. Auch im KTP kann man viel lernen: Patientenumgang, Transporttechniken, Einsatzroutine, Patientenbetreuung, Protokollführung, Transportabwicklung, Funken, Fernfahrten... alles Dinge, die gerade vollkommen unbedarfte Berufsanfänger einmal lernen müssen und das ist in einem geordneten KTP-Einsatz sicherlich einfacher, intensiver und besser als in einem schnelllebigen RTW-Einsatz.

  • Ich persönlich finde es ungeschickt davon zu sprechen, dass man im KTW-Dienst "verheizt" wird, denn dort jahrzehntelang eingesetzte Zivis, FSJler und Bufdis rennen und rannten nicht nach ihrer abgeleisteten Dienstzeit in die Psychologenpraxen um ihr Burnout behandeln zu lassen..


    Nicht durcheinander bringen. Auszubildende und hauptamtliche RS die ihre Tätigkeit im KT ausüben. Verbrannt ist nicht gleich BurnOut sondern, das hier eine vermeindlich günstige Arbeitskraft wunderbar den ganzen Tag in seiner Ausbildung KT fahren kann. Ich sehe es schon als verheizen, wenn der Azubi den ganzen Tag KTs schaukelt und dadurch ein Ungleichgewicht zwischen Notfallrettung und Krankentransport zu Gunsten des KT entsteht.


    Zur Frage zurück: Ich finde die Idee sogar sehr gut. Der künftige NFS soll ja auch einen Pflichteinsatz im KTP haben. Hier wäre es auch durchaus sinnvoll, wenn er hier auch mal als Fahrer bzw. Beifahrer aktiv werden dürfte.


    Stimme ich Dir zu, das ein Pflichteinsatz dazu gehört. Klingt nur irgendwie nicht nach Pflichteinsatz um einen Einblick zu erlangen, klingt eher nach günstiger Arbeitskraft.
    Warum ich das so sehe: das "sobald" stört mich daran. Sobald / Sofort wenn der NFS Auszubildende ausreichend qualifiziert ist - ab in den KT als verantwortliche Kraft.


    Jörg:
    Danke für die Information bezüglich des Herrn Kolmorgen.
    Unter diesem Licht ist seine Auffassung nachvollziehbar.