Erweiterte Kompetenzen für Pflegepersonal - auch für Rettungsfachpersonal?

  • Wie die ARD auf ihren Seiten meldet, hat der Sachverständigenrat für das Gesundheitswesen vorgeschlagen, Pflegediensten und -kräften mehr Kompetenzen einzuräumen. Unterstützung hierbei bekommen sie von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt.


    Zitat

    Pflegekräfte sollten im Sinne einer vernetzten Versorgung mehr Rechte erhalten, erklärte die SPD-Politikerin. Es könne nicht angehen, dass Menschen aus Pflegeheimen in Kliniken eingeliefert würden, nur weil bestimmte Krankenschwestern bestimmte Tätigkeiten nicht ausführen dürften, wenn kein Arzt vorhanden sei.


    Die so genannten nicht-ärztlichen Berufe müssten stärker eingebunden und mit mehr Eigenverantwortung ausgestattet werden. Darin stecke ein großes Potenzial - auch mit Blick auf ein bezahlbares Gesundheitswesen.


    Die derzeitige Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe -Ärzten, Pflegediensten, Krankenhäusern und Vorsorgeeinrichtungen - reicht nach Ansicht der Sachverständigen nicht mehr aus.


    Quelle: http://www.tagesschau.de/aktue…en/0,,OID7044672_,00.html


    Ist das die Chance auch für das deutsche Rettungsfachpersonal?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Ist das die Chance auch für das deutsche Rettungsfachpersonal ?


    Die Chance wofür?


    In erster Linie geht es den Reformern wohl nicht darum, Kompetenzen einzelner Berufsgruppen zu stärken und diese dadurch aufzuwerten.
    De Facto ist die Motivation für solche Ideen doch nur in einer möglichen Kostenersparnis zu suchen.


    Vielleicht ist es in der Konsequenz auch nur die Chance für das Rettungsfachpersonal, weniger Fahrten zu machen und dadurch auch Stellen im Rettungsdienst einzusparen?!


    J. ;)

  • Selbstverständlich geht es bei diesen Vorschlägen um Kosteneinsparungen und Optimierungen durch das Ausnutzen vorhandener Ressourcen.
    Dies ist auch durch den optimalen Einsatz des Rettungsdienstes bzw. des im Rettungsdienst eingesetzten Fachpersonals möglich.
    Gerade wenn es um die Frage der möglichen Kompetenzen geht, ist hier unbestritten Potenzial vorhanden.
    Und natürlich wird es voraussichtlich - sollte dieser Vorschlag umgesetzt werden - zur Konsequenz haben, dass sich das Einsatzaufkommen hinsichtlich nicht indizierter Fahrten reduzieren wird. Darin sehe ich allerdings mehr Vor- als Nachteile.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein


    Da reicht wohl das Geld nicht mehr aus.


    Ich schließe mich Jörgs Beitrag an. Hier geht es nicht um eine Aufwertung der Pflegeberufe, sondern um Einsparungen. Augenscheinlich zielen diese ja auf Pflege- und Altenheime ab, weniger auf die in Krankenhäuser tätigen PflegerInnen.
    Es ist ja sehr viel günstiger, wenn Sr. Agnieszka einen Blasenkatheter schiebt, als den Patienten umständlich ins Krankenhaus oder zum Arzt fahren zu lassen.


    Im Rettungsdienst zielen die Kompetenzerweiterungen ja sehr wahrscheinlich wieder auf die medikamentöse Therapien. Ich denke nicht, dass sich da so schnel etwas ändert. Aber das hatten wir ja schon mal ...

  • Zitat

    Es ist ja sehr viel günstiger, wenn Sr. Agnieszka einen Blasenkatheter schiebt, als den Patienten umständlich ins Krankenhaus oder zum Arzt fahren zu lassen.


    Selbstverständlich! Warum sollte Sr. Agnieszka dies auch nicht machen, wenn sie es gelernt hat und kann?


    Zitat

    Im Rettungsdienst zielen die Kompetenzerweiterungen ja sehr wahrscheinlich wieder auf die medikamentöse Therapien


    Es gibt im rettungsdienstlichen Alltag noch mehr, als den Einsatz von Medikamenten.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Es gibt im rettungsdienstlichen Alltag noch mehr, als den Einsatz von Medikamenten.


    Stimmt. Was wären deiner Meinung Kompetenzerweiterungen des RD-Personals, die zu Einsparungen führen könnten (abgesehen von der Einsparung des Notarztdienstes)? Das ist eine ernstgemeinte Frage.


    Letztlich ist es so, dass der Patient trotzdem in ein Krankenhaus gebracht wird, also weiterhin Folgekosten anfallen werden, auch bei vermeintlichen Bagatelleinsätzen (absolute Nonsenseinsätze (mit einer Mini-Nadel in den Finger gepiekst) schließe ich jetzt dabei aus). Das würde durch die "ambulante" Versorgung durch die Pflegekräfte aber entfallen.

  • Als Beispiel könnte ich mir die Durchführung kleinere Wundversorgungen, für die im Regelfall bislang der Transport zu einem Arzt erfolgt, durch Rettungsfachpersonal vor Ort vorstellen. Der Transport durch einen Krankenwagen ist bislang teurer, als die eigentliche Versorgung in einem Krankenhaus / einer Arztpraxis.
    Generell könnte die Transportpflicht, die in manchen Rettungsdienstgesetzen festgeschrieben ist, wegfallen, wenn Rettungsfachpersonal aufgrund sicherer Beurteilung der Lage der Meinung ist, ein Transport ist aus medizinischer Sicht nicht erforderlich.
    Grundsätzlich habe ich natürlich Maßnahmen der "Notkompetenz" im Kopf, die künftig zu einer generellen Kompetenz gehören könnten - hier insbesondere die Anlage eines PVK.
    In diesem Zusammenhang ist allerdings auch das Problem der Finanzierung unter "Fahrkosten" und nicht der tatsächlich erbrachten Leistung von Bedeutung. Das bedeutet, dass beispielsweise eine kleine Wundversorgung, die durch RD-Personal vor Ort durchgeführt wurde, auch entsprechend abgerechnet werden müsste, was bislang nicht möglich ist.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Und wie sollte die durch Rettungsdienstfachpersonal mit den üblicherweise auf einem Rettungsmittel vorgehaltenen Mittel endgültig durchzuführen sein?

  • Damit meine ich die desinfizierende und säubernde Versorgung mit der anschließenden Anlage eines Wundverbands und bei Bedarf das Aufbringen eines Klammerpflasters.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Smokeeater


    Man kann sich auch "Probleme" aus den Fingern ziehen ;)

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Smokeeater


    Man kann sich auch "Probleme" aus den Fingern ziehen ;)


    Das kann man schon, da stimme ich dir zu, Daniel Grein, allerdings seh ich da auch durchaus "Probleme", denn wie willst du z. b. prüfen, ob ein Tetanusschutz vorliegt, diesen kannst du nämlich im RTW nicht auffrischen, was in der Klinik problemlos möglich wäre....


    Ich hab kein Problem damit, einem Patienten eine adäquate "kleine" Wundversorgung zukommen zu lassen, nur ab welchem Punkt wäre dann eine Transportentscheidung zu treffen?

  • Der Tetanusschutz wird genauso überprüft, wie dies in der Klinik geschehen würde: fragen oder in den vielleicht vorhandenen Impfausweis schauen.
    Ist ein ausreichender Schutz nicht mehr gewährleistet, wird dem Patienten empfohlen, selbstständig einen Arzt zur Auffrischung aufzusuchen. Dies kann bis zu 24 Stunden nach erfolgter Verletzung geschehen. Ein Transport in ein Krankenhaus ist dafür nicht notwendig.
    Die Entscheidung zu einem Transport ist natürlich abhängig von der Schwere der Verletzung bzw. der wahrscheinlich erforderlichen Weiterbehandlung / Untersuchung.
    Ich möchte mich hier jetzt aber nicht auf die Wundversorgung festlegen, welche lediglich ein Beispiel für mögliche Kompetenzen war.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Abseits vom Rettungsdienst.


    Ist den Verantwortlichen eigentlich klar, dass sie, wenn sie den "Hilfsberufen" mehr Verantwortung und Kompetenzen einräumen, auch mehr bezahlen müssen? Ich denke mal, eher nicht.


    Wenn ich in dem Artikel vom Ärzteblatt lese,


    Zitat

    Original Frau Schmidt
    Bei den nicht ärztlichen Berufen gebe es ein großes ungenütztes Potential.

    ,


    dann frage ich mich, ob das die Betreffenden auch so sehen. Oder ob die meisten in der Pflege nicht heute schon extrem überlastet sind.


    Das hört sich sehr nach Kostendrückerei an (gerade wenn es Frau Schmidt so etwas unterstützt).

  • Das ist natürlich ein Argument, welches nicht ausser Acht gelassen werden kann. Mehr Kompetenzen/Verantwortung müssen mit einer besseren Entlohnung einhergehen.
    Ich sehe die mögliche Kompetenzerweiterungen aber gerade auch als Grundlage, um Forderungen nach einer besseren Bezahlung zu untermauern. Dies ist derzeit eventuell auch die einzige Möglichkeit, dem Negativtrend in Punkto Verdienst entgegenzusteuern. Viele Maßnahmen werden bereits heute (bei bescheidener Entlohnung) regelmäßig durchgeführt, obwohl sie eigentlich nicht in den regelmäßigen Kompetenzbereich des Personals fallen. Würden diese Kompetenzen (mit eventuellen, vereinzelten Aufwertungen) nun grundsätzlich festgeschrieben, würde sich an der Arbeit an sich nicht übermäßig viel ändern, jedoch die Argumentationsgrundlage für eine angemessene Bezahlung wäre eine bessere.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    Ich sehe die mögliche Kompetenzerweiterungen aber gerade auch als Grundlage, um Forderungen nach einer besseren Bezahlung zu untermauern. Dies ist derzeit eventuell auch die einzige Möglichkeit, dem Negativtrend in Punkto Verdienst entgegenzusteuern.


    Das ist natürlich zu hoffen und wäre auch wünschenswert. Aber dann kommt meist der Hinweis auf die leeren (Gesundheits-) Kassen.


    Zitat

    Original von Daniel Grein
    Viele Maßnahmen werden bereits heute (bei bescheidener Entlohnung) regelmäßig durchgeführt, obwohl sie eigentlich nicht in den Kompetenzbereich des Personals fallen. Würden diese Kompetenzen (mit eventuellen, vereinzelten Aufwertungen) nun grundsätzlich festgeschrieben, würde sich an der Arbeit an sich nicht übermäßig viel ändern, jedoch die Argumentationsgrundlage für eine angemessene Bezahlung wäre eine bessere.


    Das trifft auf den RD sicher zu. Im Pflegebereich würde ich nicht davon ausgehen, dass das die aktuelle Situation ist (von Spezialstationen in Krankenhäusern (Intensiv, Anästhesie usw.) einmal abgesehen).


    Letztlich bin ich auf deiner Seite, Daniel, sowohl was die Kompetenzerweiterung des RD-Personals, zumindest die Festschreibung/ gesetzliche Absicherung des jetzt schon längst praktizierten (Zuganglegen etc.), und natürlich die angemessene Bezahlung angeht. Aber realistisch steht zumindest die bessere Bezahlung in den Sternen. Aufgaben werden gerne verteilt, doch auch bezahlt ...?

  • Allerdings hat Frau Schmidt hier ausnahmsweise mal recht. Man schaue suich nur an wie viele Dehydratationen für eine Infusion aus dem ALtenheim ins KH verlegt werden. Alleine hier könnten man, ohne nennenswerte Mehrbelastung des Pflegepersonals (die Verlegung macht auch Arbeit), enorm Kosten einsparen (zwei Transporte, KH Aufenthalt für ein bis drei Tage).