Offener Brief des DBRD - Gehören Notärzte noch zum Rettungsdienst?

  • Eigentlich mag ich dazu gar nichts mehr schreiben,
    gibt meist eh nur gegenseitige Anfeindungen...


    Aber eine Frage stelle ich mir beim Lesen dieser Eintrittsauffordung ja schon: Gehören Notärzte noch zum Rettungsdienst?


    Ich persönlich sehe Rettungsdienst als gemeinsame "Teamherausforderung", hierbei bringt sich jeder (RH, RS, RA, NA, OrgL, LNA) je nach Notwendigkeit entsprechend der jeweiligen Qualifikation und persönlichen Erfahrung in die Patientenversorgung ein. Im Idealfall profitiert der Patient von dieser heterogenen Gruppe mit ganz unterschiedlichem Fachwissen. Jetzt lese ich von Notärzten als "Schnittstellenproblem", von "den Ärzten", die natürlich nur ihre eigenen Interessen vertreten...?
    Und was ist mit den hochengagierten, ehrenamtlichen Rettungsfachpersonal?
    Und was ist mit den Rettungssanitätern, Rettungshelfer und vielen anderen, die im Rettungsdienst mitwirken?


    Wer ist denn gemeint mit Rettungsdienst?
    Wen vertritt der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst?
    Ausschließlich hauptamtliche Rettungsassistenten?


    Immer wieder lese ich, wie wichtig die "Anerkennung des Berufsbildes" ist! Wie wenig man in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird! Das der gemeine Patient nicht die korrekte Anrede als Rettungsassistent kennt...


    Ganz ehrlich, ich verstehe das nicht.
    Ich habe auch noch keinen Patienten erklärt, dass ich 13 Jahre Schule, 6 Jahre Studium, 6 Jahre ärztliche Weiterbildung, viele viele Einsätze und hunderte von Fortbildungsstunden, Facharztprüfung, Fachkunde-Prüfung, Notfallmedizin-Prüfung, Promotion etc etc gemacht habe... und jetzt - nachts um 3.30 Uhr aufstehe, um die vielleicht nur subjektiv empfundene Dyspnoe zu behandeln.
    Nein, ich behandle den Patienten einfach gemeinsam mit RA/RS/RH fachgerecht. Ich glaube, dass die meisten Patienten unsere Arbeit tatsächlich sehr schätzen und anerkennen - und die, die es nicht tun sind mir egal.


    Und was ist mit Unterricht, Fortbildungen, Vorträgen oder einfach persönlichen Gesprächen mit vielen RA/RS/RHs, was ist mit persönlichem Engagament vieler anderer Notärzte, auch hier im Forum. Alles aus Eigennutz?




    Auf keinen Fall möchte ich falsch verstanden werden, ich unterstütze jedes Engagament für einen "starken Rettungsdienst"!



    Aber gehöre ich überhaupt noch dazu? ?(

  • Liest man sich den Brief durch, hat man in der Tat den Eindruck, als ob "Notarztwesen" und "Rettungsdienst" verschiedene paar Schuhe sind.



    Gruß,


    Ani

  • Zitat

    Original von Snoopy
    Ausschliesslich hauptamtliche RA?


    Das ist der Hauptgrund, warum ich kein Mitglied bin


    Wo findest Du das? Ich hab ihn hier nach Alans und Deinem Kommentar extra nochmal durchgelesen und kann diese Forderung beim besten Willen nicht finden. Soll ich Dir einen Aufnahmeantrag zuschicken?


    alan: ich finde die Notärzte dort auch etwas ungeschickt aufgeführt, jedoch bleibt die Bemerkung nicht außen vor, daß die BAND, immerhin ja DIE Organisation der Notärzte, tatsächlich ein Problem aus Sicht der Rettungsassistenten ist, da ihre Forderungen kaum von denen der BÄK abweichen und somit natürlich einigen Bestrebungen der Rettungsassistenten entgegenstehen. Auf den einzelnen Notarzt runtergebrochen mag das jedoch ähnlich ungerecht erscheinen wie ein Pauschalvorurteil a la Rettungsrambo gegen Befürworter von Kompetenzerweiterungen. Berufspolitische Forderungen und die dazugehörige Argumentation (und Polemik) richten sich nun mal nicht gegen das Individuum.


    Gruß, Nils
    (und ich möchte den Notarzt nicht missen. Das miteinander klappt normalerweise ganz gut, auch wenn einige Leutchen einen das öfters mal gerne vergessen lassen würden)

  • Hi Group,


    ohne den Artikel bis jetzt gelesen zu haben kann ich nur sagen


    "Wir sind ein Team"


    Egal ob RS/RA oder NA.


    Kann jemand nen Link zum Artikel einstellen.


    Danke und Gruß aus Hamburg


    Sven

  • Ist es denn nicht so, das der Rettungsdienst sich verschiedener Berufsgruppen bedient? Für die Berufsgruppe der Rettungssanitäter und Rettungsassistenten, welche Hauptamtlich Rettungsdienst betreiben halte ich einen Berufsverband für sinnvoll. Warum sollte jedoch ein Arzt, der in der Klinik angestellt ist und nur während den Notarztdiensten den Rettungsdienstverstärkt, Mitglied im Berufsverband sein, der sich als Vertretung von hauptberuflichen Rettern sieht? Oder verstehe ich etwas falsch?

  • Zitat

    Original von Smart
    ... Für die Berufsgruppe der Rettungssanitäter und Rettungsassistenten, welche Hauptamtlich Rettungsdienst betreiben halte ich einen Berufsverband für sinnvoll. Warum sollte jedoch ein Arzt, der in der Klinik angestellt ist und nur während den Notarztdiensten den Rettungsdienstverstärkt, Mitglied im Berufsverband sein, der sich als Vertretung von hauptberuflichen Rettern sieht? Oder verstehe ich etwas falsch?


    Hm, verstehe ich vielleicht falsch? Aber ich bin ebenso hauptberuflich auch (also nicht ausschließlich) im Rettungsdienst tätig - dies gehört zu meiner Dienstaufgabe. Ebenso bin ich nebenberuflich im Rettungsdienst tätig. Insgesamt mit einer Einsatzanzahl wohl weit über der, der meisten anderen hauptberuflichen Rettungskräfte.

  • Wie auch immer. Ich finde nichts verwerfliches daran, wenn sich ein Berufsverband für hauptamtlich im Rettungsdienst tätige Leute vorwiegend an RA/RS richtet.

  • Zitat

    Original von Smart
    Wie auch immer. Ich finde nichts verwerfliches daran, wenn sich ein Berufsverband für hauptamtlich im Rettungsdienst tätige Leute vorwiegend an RA/RS richtet.


    Ich auch nicht! Zwar nicht in der Weise, wie der DBRD es tut, aber generell.


    Leute die als EA im RD tätig sind, tun dies meist aus Hobby. Es heisst ja auch Deutscher BERUFSverband... nicht HOBBYverband.


    Ausserdem gibs auch keinen Berufsverband der Hobbyangler, Hobbygärtner, Hobbyköche...

  • Smart


    Das ist ja auch okay. Aber wenn von einer Schnittstelle "Notarzt - Rettungsdienst" gesprochen wird, ist das in meinen Augen nicht richtig. Es wird ja auch nicht von einer Schnittstelle "Rettungsassistent - Rettungssanitäter", "Fahrer - Transportführer" gesprochen...



    Gruß,


    Ani

  • Hallo alan,


    ich möchte zunächst zu deiner eingangs gestellten Frage eine Gegenfrage stellen:
    rettet Rettungsfachpersonal Menschenleben ?
    Das frage ich mich immer wieder, wenn ich diverse Publikationen ärztlicher Vereinigungen oder Ähnliches lese. Darin wird leider selten die von dir angesprochene Teamarbeit angesprochen, vielmehr wird immer betont, wie wichtig, ja sogar überlebenswichtig der Einsatz eines (Not-)Arztes ist. Das Rettungsfachpersonal wird dabei meist nur am Rande, wenn überhaupt, erwähnt. Erwähnt wird allerdings häufig, welche "Probleme" es bei der Versorgung von Patienten durch Rettungsfachpersonal (ohne Notarzt) geben kann.


    Es ist alles eine Frage der Perspektive.
    Aus der Sicht des Rettungsfachpersonals haben sich in der Vergangenheit ärztliche Standesvertreter massiv in unsere Berufspolitik eingebracht und unser aktuelles Berufsbild mit geprägt. Das alleine muss noch kein Nachteil sein und ist in gewisser Weise auch logisch - immerhin hat sich die Arbeit in der Vergangenheit an der Assistenz des Arztes orientiert.
    Zum Nachteil wird es allerdings dann, wenn es lediglich um die Wahrung ärztlicher, berufspolitischer Interessen geht. Und genau darum geht es dem DBRD - raus aus der reinen Fremdbestimmung, die unsere eigenen berufspolitischen Interessen behindern. Rettungsdienst ist einem stetigen Wandel unterlegen und auf diesen Wandel gilt es nun entsprechend zu reagieren.


    Der DBRD möchte sicherlich keine Notärzte abschaffen bzw. hegt keinen Groll gegen sie - weshalb auch ? Es wurde bislang immer betont, dass man diese lediglich entlasten möchte, damit diese für diese Einsätze zur Verfügung stehen, bei welchen sie tatsächlich benötigt werden. Notärzte sind in Deutschland fester Bestandteil des Rettungsdienstes und sollen es auch in Zukunft bleiben. Lediglich die Rahmenbedingungen müssen überarbeitet werden.


    Du musst als Arzt übrigens niemandem deinen Beruf erklären. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Allgemeinheit über den Werdegang und die "Kompetenzen" eines Arztes informiert ist.
    Das ist beim Rettungsfachpersonal leider nicht so und das möchten wir ändern. Auch das gehört zur Berufspolitik.


    Wie ja bereits erwähnt wurde, handelt es sich um einen BERUFSverband, welcher natürlich primär die Interessen des hauptberuflichen Personals, welches mit diesem Beruf bzw. dieser Arbeit seinen Lebensunterhalt bestreitet, vertritt. Die Entwicklung im Bereich der Ehrenamtlichkeit im Rettungsdienst ist besorgniserregend und Grund für Kritik. Das muss uns zugestanden werden.


    Auch wenn es zunächst etwas unglücklich klingen mag, ist auch die Zusammenarbeit mit Notärzten mitunter ein "Schnittstellenproblem", ähnlich der Zusammenarbeit mit Notaufnahmen und Anderen. Jeder kann aus seinem Arbeitsalltag unzählige Beispiele bringen, wie durch unterschiedliche Versorgungsalgorithmen (sofern überhaupt bekannt), Arbeitsauffassungen und Kenntnisse ein Einsatz entgleiten kann, sobald ein Notarzt in die Patientenversorgung einsteigt. Hier müsste beispielsweise das Augenmerk auf eine gemeinsame Schulung von Notärzten und Rettungsfachpersonal forciert werden, wie es ja heute schon regional vereinzelt durchgeführt wird.


    Ich möchte noch einmal betonen, dass es sich beim DBRD um die Berufsvertretung des Rettungsfachpersonals handelt und dieser sich entsprechend positioniert. Die Bundesärztekammer, der Marburger Bund, BAND etc. werden sich entsprechend ihrer Mitglieder positionieren. Hier einen Konsens zu finden muss letztlich das Ziel sein - für einen effektiven Rettungsdienst, der alle daran Beteiligten zufriedenstellt.


    Ich bin mir sicher, der Vorstand des DBRD würde dir in einem persönlichen Gespräch gerne Rede und Antwort stehen. Nur Mut ;)

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von JohnGage


    Ich auch nicht! Zwar nicht in der Weise, wie der DBRD es tut, aber generell.


    Was "tut" der BRD denn so verwerfliches? Könntest Du auch mal konkret werden statt immer nur rumzuschwallen?


  • Stimmt auffallend. Sehe ich genauso.

  • Zitat

    Original von Nils



    Was "tut" der BRD denn so verwerfliches? Könntest Du auch mal konkret werden statt immer nur rumzuschwallen?


    Um es für dich nochmal zu wiederholen - soll ja Leute geben, die etwas mehr Zeit brauchen:


    Wie an anderer Stelle schon diskutiert wurde, macht ein Berufsverband wenig Sinn, in dem die Firmenchefs der Rettungsdienstunternehmen ganz oben sitzen. Man macht den Bock zum Gärtner; wäre vergleichbar damit, Peter Löscher zum Vorstand von ver.di oder Martin Winterkorn zum Vorsitzenden von IG Metall zu machen.


    NOCH geht es dem Anschein nach um die schon genannten Arbeitsgruppen
    - ist dies aber irgendwann erreicht oder sieht man kein Weiterkommen, wird es früher oder später um die Bezahlung des RFP' gehen - und wenn da nur Firmenbosse im Vorstand des Berufsverbandes sitzen - gute Nacht.

  • @JohnGage


    Welche Chefs von welchen Rettungsdienstunternehmen sitzen denn ganz oben ? Nenne das Kind doch einfach mal bei seinem Namen und wirf bitte nicht immer so pauschale Aussagen in den Raum.
    Ich jedenfalls kann keinen Chef eines Rettungsdienstunternehmens im Vorstand des DBRD ausmachen. Und wenn du dich mit dem DBRD schon ausführlicher auseinandergesetzt hättest wüsstest du, wie und von wem dort Stellungnahmen und Strategien ausgearbeitet werden - von Machern, nebenbei bemerkt, nicht von notorischen Nörglern mit verschränkten Armen und Anti-Haltung.


    Vielleicht möchtest du auch mit gutem Beispiel voran gehen und selbst berufspolitisch aktiv werden ? Als unbefleckter Assistent in Ausbildung und nicht vorbelastet. Du hast doch sicherlich gute und wichtige Kontakte, die uns in der berufspolitischen Arbeit von Nutzen sein könnten, oder ?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Zitat

    Original von Daniel Grein
    @JohnGage


    Welche Chefs von welchen Rettungsdienstunternehmen sitzen denn ganz oben ? Nenne das Kind doch einfach mal bei seinem Namen und wirf bitte nicht immer so pauschale Aussagen in den Raum.
    Ich jedenfalls kann keinen Chef eines Rettungsdienstunternehmens im Vorstand des DBRD ausmachen. Und wenn du dich mit dem DBRD schon ausführlicher auseinandergesetzt hättest wüsstest du, wie und von wem dort Stellungnahmen und Strategien ausgearbeitet werden - von Machern, nebenbei bemerkt, nicht von notorischen Nörglern mit verschränkten Armen und Anti-Haltung.


    Vielleicht möchtest du auch mit gutem Beispiel voran gehen und selbst berufspolitisch aktiv werden ? Als unbefleckter Assistent in Ausbildung und nicht vorbelastet. Du hast doch sicherlich gute und wichtige Kontakte, die uns in der berufspolitischen Arbeit von Nutzen sein könnten, oder ?


    Zumindest 1/3 des Vorstandes ist in leitender Position, der Beirat tut ein Übriges.


    Ich will auf keinen Fall Leuten madig machen, sich dort zu egangieren - man sollte nur wissen, mit wem man es zu tun hat.
    Ich gebe nur meine bescheidene Meinung wider... :D

  • Zitat

    Zumindest 1/3 des Vorstandes ist in leitender Position


    Vom "Chef eines Rettungsdienstunternehmen" zur "leitenden Position" - du wirst mir sicherlich zustimmen, dass es da einen Unterschied gibt ?
    Du sprichst explizit Ingo Kolmorgen, den Verfasser des offenen Briefes und Leiter der MED-ECOLE Rettungsdienstschule an. Hast du dich schon einmal mit ihm unterhalten ? Hast du überhaupt seinen offenen Brief gelesen und verstanden ? Ich glaube nicht.


    Zitat

    man sollte nur wissen, mit wem man es zu tun hat


    Wer des Lesens mächtig ist und die Seiten des DBRD aufruft sieht sofort, mit wem er es dort zu tun hat. Es gibt keine Geheimniskrämerei, im Gegenteil - man ist um größtmögliche Transparenz und Offenheit bemüht.


    In welche Art der berufspolitischen Arbeit steckst du selbst deine Energie ? Oder wird diese dadurch aufgebraucht, permanente Kritik zu üben ?
    Vielleicht beendest du erst einmal deine Ausbildung, arbeitest ein paar Jahre im Rettungsdienst und sammelst (auch berufspolitische) Erfahrung, ich bin sicher, dann wirst du einige Dinge aus einem anderen Blickwinkel sehen.
    Derzeit kann ich über dich lediglich den Kopf schütteln.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Nur, dass mir nachher niemand sagt, er hätte es nicht gewusst.
    Hrn. Kolmorgen meine ich übrigens explizit nicht.