Ketanest-Gabe durch RettAss: Rechtsgutachten zum Schreiben des Innenministeriums Rheinland-Pfalz

  • Warum sprechen manche eigentlich immer noch von ATLS wenns um die präklinische Notfallmedizin gibt? Versteh ich den Zusammenhang nicht oder wird es nur irrtümlich mit dem RD in Verbindung gebracht?


    Link

  • Warum sprechen manche eigentlich immer noch von ATLS wenns um die präklinische Notfallmedizin gibt? Versteh ich den Zusammenhang nicht oder wird es nur irrtümlich mit dem RD in Verbindung gebracht?


    Link



    Ich habe das PH doch extra in Klammern (Prehospital Trauma Life Support PhTLS) und das leitet sich doch nun mal von ATLS ab und man könnte mit etwas willen auch von alleine drauf kommen ohne solch ein Kommentar aus zugeben. Des weiteren wird ein PhTLS ohne ein inner klinisches ATLS nix wirkliches bringen oder verbessern.

  • Ruhig bleiben und nicht gleich persönlich angegriffen fühlen.
    Mir ist durchaus bewusst das ein präklinisches "Traumamanagement" ohne ein innerklinisches, recht sinnfrei ist. Ebenso ist mir bekannt das sich PHTLS / ITLS sich vom ATLS ableitet. Trotzdem hatte und hat ATLS an sich nichts direkt mit dem RD zu tun.


    MkG :beer:


    Max

  • Lediglich das Studium in Verbindung mit ausreichender klinischer Erfahrung versetzt dich hierzu in die Lage.


    Das halte ich für mehr als übertrieben.
    Mit dieser Aussage führst Du alle Paramedic Systeme ad absurdum.



    Es kommt auf den Anspruch an,
    den du an dich selbst und an deine Arbeit stellst.


    Dem einen fehlt das theoretische Wissen,
    dem anderen die praktische Erfahrung.
    Beides sollte man als gleichwertig betrachten.


    Eine vernünftige RA-Ausbildung, auch in ihrer derzeitigen Form (vorausgesetzt an einer guten Schule absolviert), vermittelt das Basiswissen zum Umgang mit den Standard-Analgetika im RD.


    Praktische Erfahrung kann man nur bekommen, wenn man es "praktisch" durchführen kann, am besten unter Anleitung eines in der Massnahme Kollegen oder Notarztes.


    Du bist herzlich eingeladen Dich davon zu überzeugen, dass ein RA durchaus in der Lage ist, mit Ketamin, Fentanyl, Morphin, etc. verantwortungsbewusst und kompetent umzugehen. Und das auch ohne Studium der Humanmedizin.




    Bevor dem RettAss eine Analgesie an die Hand gegeben wird, würde ich erst mal dafür sorgen das allgemein und über regional gültige Standards wie (PH)ATLS eingeführt werden. Erst wenn man ein standardisiertes System vorweisen kann sollte man darüber nach denken weitere inversive Maßnahmen einzuführen


    Interessant finde ich, dass bei der Thematik von Standards meistens Traumasysteme angeführt werden.
    Ich hoffe mal, dass die meisten Rettungsdienste in Deutschland die ERC Guidelines 2005 in der Zwischenzeit umgesetzt haben.
    Das ist auch Standard und deckt weit mehr Notfälle ab, als die 5 Prozent der Traumapatienten, um die es bei PHTLS oder ITLS geht.


    Zumindest bei ITLS weiss ich, dass das Thema Analgesie im Kurs behandelt wird.
    Also ist es auch als integraler Bestandteil zu sehen.


    Aber der kritische, schwer traumatisierte Patient ist in unseren Rettungsdienstbreiten eben nicht der Standardpatient, sondern z.B. die ältere Dame, die mit der Schenkelhalsfraktur auf der Treppe liegt und nicht schmerzfrei auf die Vakuummatratze gelagert werden kann, oder der Teenager, dem beim Schulsport die Patella rausgesprugen ist.


    Diese Patienten benötigen eine Analgesie. Und diese kann ein solide ausgebildeter RA nach festgeschriebenen SOPs ausführen oder eben z.B. 10 Minuten oder länger auf das NEF oder den Heli warten, was sicherlich nicht der Wunschvorstellung des schmerzgeplagten Patienten entspricht.


    Sicherlich muss die Haftungsfrage ganz klar geregelt sein.


    Für mich persönlich erwarte ich von einem Profi, dass er mit Kompetenzen verantwortungsbewusst umgeht und das entspricht auch der Realität, die ich im Kollegenkreis gemacht habe.


    Jeder der der Auffassung ist, dass Rettungsfachpersonal mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet zum Verabreichungsjunkie mutiert und damit zum unkalkulierbaren Risiko wird, wird sich täuschen. Das Gegenteil ist der Fall und das kann man in den entsprechenden Systemen beobachten.


    Die Kommentare von mobitz sind sicherlich ein Beispiel dafür, wie es NICHT sein sollte.
    Sie strotzen nicht gerade vor persönlicher Reife und sollten aber nicht gleich wieder zur Verallgemeinerung verleiten.


    Sicherlich gibt es immer Einzelfälle, die sich nicht an die Regeln halten, aber diese findet man genauso unter der Notärzteschaft.
    Und ob es besser ist, diese Regelverstösse praktisch legitimisiert zu begehen, weil man eben Arzt ist, sei mal dahingestellt.


    Allen Zweiflern, Besserwissern und v.a. denen, die noch nie erlebt haben, welche sehr gute Arbeit RettungsassistentenInnen mit den entsprechenden Kompetenzen ausgestattet (weil sie eben gut geschult wurden und ihr Wissen/Können regelmässig überprüfen lassen müssen) auf diesem Planeten leisten, würde ich empfehlen, sich dies mal live anzuschauen, bevor sie pauschal dagegen sind.



    Grüsse aus der Nachtschicht,


    Mathias


    (Der auch "nur" RA ist und zum Dipl. RS anerkannt wurde.)

  • Zitat

    Du bist herzlich eingeladen Dich davon zu überzeugen, dass ein RA durchaus in der Lage ist, mit Ketamin, Fentanyl, Morphin, etc. verantwortungsbewusst und kompetent umzugehen.



    Wann macht Ihr denn so Vorführungen?

  • Das halte ich für mehr als übertrieben.
    Mit dieser Aussage führst Du alle Paramedic Systeme ad absurdum.


    Ich würde es eher ad malum führen...


    Aber einmal im Ernst,
    ich verstehe dein Problem nicht.
    Ich fordere lediglich Qualität.
    Falls du es bemerkt haben solltest, würde auch ich mich nach dem Studium ausklammern und sagen, dass ich nicht eine 99 prozentig gute Leistung erbringen werde.
    Das würden die Jahre mit sich bringen.


    Ich kenne die Aussage eines bekannten Notfallmediziners und Autors auf diesem Gebiet, der einmal folgendes sagte:
    Grundsätzlich gesteht er einem RA die Durchführung einer Analgesie zu,
    allerdings keiner suffizienten. Ab dem Zeitpunkt der Notwendigkeit einer Beatmung ist es Aufgabe des Notarztes...
    Jetzt magst du dich in deinem Stolz verletzt sehen,
    aber ich frage mich dann ernsthaft, welche Rolle du für einen Arzt in der Patientenversorgung siehst ?
    Ist die Möglichkeit theoretisches Wissen zu besitzen lediglich Ballast ?



    Wann macht Ihr denn so Vorführungen?


    Ani, falls du dort dann San-Dienst machen möchtest:
    Ich würde dir bei der Absicherung dieser Veranstaltung assistieren,
    falls am Ende doch irgendwer einen Arzt braucht... :hallo:

  • Wann macht Ihr denn so Vorführungen?


    Qualitativ hochwertiger Kommentar. Respekt.
    Dafür muss man wohl Medizin studieren.


    Nun, da in der Schweiz hypertrophe Notärzte, die sich gerne selbst im Hubschrauber mit Helm fotografieren nicht gerne gesehen sind, glaube ich nicht, dass Du Dich hier nicht sonderlich wohl fühlen würdest.


    Trotz allem besteht immer mal die Möglichkeit auf dem RTW mitzufahren.




    Ich kenne einen bekannten Notfallmediziners und Autors auf diesem Gebiet, der einmal folgendes sagte:
    Grundsätzlich gesteht er einem RA die Durchführung einer Analgesie zu,
    allerdings keiner suffizienten. Ab dem Zeitpunkt der Notwendigkeit einer Beatmung ist es Aufgabe des Notarztes...
    Jetzt magst du dich in deinem Stolz verletzt sehen,
    aber ich frage mich dann ernsthaft, welche Rolle du für einen Arzt in der Patientenversorgung siehst ?
    Ist die Möglichkeit theoretisches Wissen zu besitzen lediglich Ballast ?


    Ich bin sicherlich nicht in meinem Stolz verletzt. Keine Sorge.
    Dafür bin ich zu gesetzt und mir meines theoretischen Wissens und praktischen Könnens ausreichend bewusst.


    Wie man an der Aussage des so bekannten Notfallmediziners sieht, trägt die Bekanntheit nicht gleich zur Qualität des Inhalts bei.
    Solche Plattitüden sind mir durchaus bekannt, beeindrucken mich aber in keinster Weise.
    Habe eher Bedenken, ob sich diese Koryphäe darüber bewusst ist, was er da von sich gegeben hat.
    Sprich bei einer suffizienten Analgesie muss der Patient beatmet werden?!
    Wow... Respekt. Dann machen 99 Prozent aller Notärzte auf dem Planeten ihren Job nicht richtig.
    Nur Dr. Superanalgesist.




    Ani, falls du dort dann San-Dienst machen möchtest:
    Ich würde dir bei der Absicherung dieser Veranstaltung assistieren,
    falls am Ende doch irgendwer einen Arzt braucht...


    Willst wohl auch ein mit-Helm-im-Hubschrauber-sitz Foto haben.
    Aber die Hypertrophie braucht immer Nachwuchs, denn zukünftige RAs brauchen ja Vorbilder in der Ärzteschaft.


  • Nein,
    aber wenn es so einfach wäre, frage ich mich wieso Beatmungsgeräte im OP stehen...




    Willst wohl auch ein mit-Helm-im-Hubschrauber-sitz Foto haben.
    Aber die Hypertrophie braucht immer Nachwuchs, denn zukünftige RAs brauchen ja Vorbilder in der Ärzteschaft.


    Oh, da wurde jemand doch ein bischen in seinem Stolz verletzt...



    Vielleicht formuliere ich meine These anders.


    Gehen wir davon aus du hast eine Erkrankung und möchtest eine Behandlung. Du wirst mir zustimmen, dass du das wirksamere und risikoärmere Medikament bevorzugen würdest, z.B. eine grüne gegenüber einer roten Pille...


    Ich würde vorschlagen, dass du 1000 Notärzte und 1000 Rettungsassistenten (zufällige Stichprobe aus der Population NAs und RAs in Deutschland , inklusive sämtlicher Idi*ten) jewils 1000 randomisierte Notfallpatienten behandeln lässt. Ich würde die ganze Studie sogar einfach verblindet vorschlagen, keiner stellt sich dem Patienten gegenüber als RA oder NA vor.
    Wie schätzt du das Ergebnis unterm Strich ein ?
    Meine Meinung ? Die Notärzte würden im Schnitt besser abschneiden und weniger Kollateralschäden verursachen.


    Und nun stell dir wieder das Beispiel mit den Pillen vor... Die Notärzte sind die grüne Pille, die Rettungsassistenten die rote Pille.

  • Oh, da wurde jemand doch ein bischen in seinem Stolz verletzt...


    Sicher nicht! Nur spiegeln Deine Aussagen eine ziemliche Respektlosigkeit wieder und da ist mir wohl ein entsprechender Kommentar gestattet.
    Deine mir gegenüber an den Tag gelegte Arroganz weisst nicht gerade die menschliche Kompetenz auf, die man von einem (zukünftigem) Arzt erwartet.


    Tatsache ist, dass ich mich zu keinem Zeitpunkt gegen ein Notarztsystem ausgesprochen hab, sondern mich nur zur Gabe von Analgetika geäussert habe.
    Sprich ich argumentiere gar nicht in der Schublade, in die Du mich unbedingt stecken willst.


    Nach wie vor bin ich der Meinung, dass RA bei entsprechender Aus-, Fortbildung, SOP-Anwendung und Überwachung eine suffiziente Analgesie durchführen und auftretende Komplikationen erfolgreich managen können.


    Mehr habe ich nicht gesagt.


    Das heisst aber in keinster Weise, dass ich gegen ein NA-System bin.
    Ganz im Gegenteil.


    Du hattest gefragt, welche Rolle der NA aus meiner Sicht bei einer Patientenversorgung spielen soll.


    Nun, ich kann Dir beispielhaft die Notarztindikationen unseres RD aufführen.


    Ein primäres Aufgebot des/der Notarztes/in erfolgt in der Regel bei folgenden Indikationen:


    - Unmittelbare Gefährdung der Vitalfunktionen (Atmung, Herz, Kreislauf)
    - Reanimation
    - Polytrauma (instabile Atem- und Kreislaufverhältnisse, schweres SHT)
    - Eingeklemmte Person
    - Herzinfarkt mit Komplikationen
    - Intensiverlegungen von intubierten Patienten
    - Verkehrsunfall mit mehr als zwei Verletzten
    - Todesfall


    Darüber hinaus kann das Aufgebot eines Notarztes jederzeit durch das sich vor Ort befindliche Team erfolgen, sofern dies aus dessen Sicht erforderlich ist.


    Ich persönlich glaube nicht, dass wir auf einen Nenner kommen werden, da wir nicht über die selben Erfahrungswerte verfügen und Du sicherlich von einem anderen Bild des Rettungsfachpersonals und der Notärzte ausgehst, als ich.


    Allerdings wäre ich bei Deiner Aussage mit den roten und grünen Pillchen etwas vorsichtig.


    Soweit mir bekannt ist, wird dieses Jahr noch eine Studie aus dem Süden Deutschlands veröffentlicht, die zu einem etwas anderen Ergebnis kommt.
    Allerdings kenne ich weder das Studiendesign noch die genauen Ergebnisse.


    Deswegen müssen wir beide uns wohl oder übel überraschen lassen.


    Guats Nächtli!

  • Naja, im Fernseher lief nix, mein Geschirr habe ich weg, die Betten sind gemacht und nun erfreue ich mich an der hitzigen Diskussion darüber was hier zu lesen ist!
    Fachlich..ok, Sachlich ooohnein!
    @ ANI :applaus: Thanx für deine Anmerkung zur "Vorführung" kringle mich jetzt noch!
    @ andere Diskussionsteilnehmer....gehts auch etwas freundlicher???
    Hans

  • Cool, eine meinVZ-Seite scheint ja regen Zulauf zu haben! Komm' Eidgenosse, Du bist schon ein bißchen neidisch, daß sie Dich nicht bei der REGA nehmen, oder? ;)

  • Hallo!


    Nein,
    aber wenn es so einfach wäre, frage ich mich wieso Beatmungsgeräte im OP stehen...

    Vielleicht täusche ich mich ja oder ich hab den Zusammenhang nicht ganz kapiert, aber m.M. ist es doch ein Unterschied, ob man eine Analgesie z.B. wegen einer frakturierten Extremität oder einer OP am offenen Bauch durchführt, oder?



    Ansonsten meine Ansicht zu dem Thema:


    Freigabe der Analgesie durch RettAss nur, wenn


    - ausreichende und ausführliche Ausbildung vorhanden,
    - Wissen aller Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen, etc.,
    - Wissen über Management bei Zwischenfällen,
    - mindestens jährliche Überprüfung durch Ärztlichen Leiter oder anderen notfallmedizinisch erfahrenen Arzt,
    - ausführliche Dokumentation der Maßnahme.


    Ciao
    Rettungshund


  • Qualitativ hochwertiger Kommentar. Respekt.
    Dafür muss man wohl Medizin studieren.


    Nun, da in der Schweiz hypertrophe Notärzte, die sich gerne selbst im Hubschrauber mit Helm fotografieren nicht gerne gesehen sind, glaube ich nicht, dass Du Dich hier nicht sonderlich wohl fühlen würdest.


    Das Zitat ist "ungeschnitten".
    Wer im Glashaus sitzt, sollte im Keller scheißen.


    Mir geht das ganze Egogewichse hier im Forum langsam auf den Wecker. Ich habe mich gestern nach 5 Tagen ohne Internet durch das Forum gelesen und war zu 70% genervt von der Scheiße, die hier an verschiedenen Stellen abgelassen wird. Und das hat nichts mit einem angeblichen Konflikt zwischen Ärzten und "Nicht-Ärzten" zu tun, sondern eher mit einem Gefälle der Diskussionskultur und Argumentationsfähigkeit bzw. der Fähigkeit, Argumentationen überhaupt folgen zu können (oder zu wollen). Natürlich ist es nicht gerade zielführend, wenn man auf diese ganzen schwachsinnigen Aussagen nur noch mit Polemik, Sarkasmus, Zynismus oder Ironie reagiert - aber ich kanns auch irgendwie verstehen. Da sitzen irgenwelche Schreihälse auf irgendwelchen Inseln oder Halbinseln, auf irgendwelchen Bergen oder in irgendwelchen Wüsten, manche anscheinend auch auf irgendwelchen Planeten, und philosophieren vor sich hin. Der Haken daran ist, dass man das Philosophieren besser den Philosophen überlassen sollte, weil es sonst schnell peinlich wird.


    Es ist doch ganz einfach (um mal zum Thema dieses Threads zurückzukommen): Solange zwischen den paar wirklich guten Rettungsdienstlern noch so viele Schwachköpfe rumrennen, wie es dieses Forum hier repräsentiert, hätte ich selbst als Patient lieber 10 Minuten länger Schmerzen, bis ein Arzt kommt.


    Schönen Tag noch, Jörg


    P.S.: Das Zitat von Hiaslinga war nur der Auslöser meines Beitrages, nicht die Ursache meines Ärgers. Das trifft hier so einige.

  • Jörg


    Malst du das Bild hier nicht gerade schwärzer, als es in Wirklichkeit ist ?
    Dein Beitrag liest sich für mich sehr einseitig und vermittelt den Eindruck, auf Seiten der Rettungsassistenten könne man nicht argumentieren und die Reaktionen (oft sind es eigentlich mehr Aktionen) der Kritiker seien nur die Folge darauf. Das sehe ich ganz und garnicht so. Und du lässt dich gerade dazu hinreissen, aufgrund der Beiträge vereinzelter Personen auf die ganze Gruppe rückzuschließen.
    Ich z.B. kann die Reaktion von Hiaslinga verstehen, denn ihm wird indirekt unterstellt, dass er (und alle anderen in einem Paramedic-System Tätigen) tagtäglich seine Patienten wissentlich in Gefahr bringt.


    Und um deinen letzten Absatz zu nehmen: solange es unter den Notärzten noch solche gibt, die nicht studiertem Personal mit einer nicht unerheblichen Überheblichkeit gewisse notfallmedizinische Kompetenzen absprechen freue ich mich, dass es weltweit Paramedic-Systeme gibt, welche das Gegenteil beweisen.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Jörg


    Malst du das Bild hier nicht gerade schwärzer, als es in Wirklichkeit ist ?


    Daniel, das weiß ich nicht. Es ist eben der Eindruck, der bei sich bei mir immer stärker durchsetzt, je länger ich in diesem Forum lese. Und ich lese hier sehr intensiv, ich habe seit Oktober 2005 so gut wie jeden Beitrag, jede (wiederkehrende) Diskussion und unzählige Aussagen zum konkreten Thema gelesen.
    Hinzu kommt, dass das Forum vermutlich eben nicht repräsentativ ist, da sich hier am ehesten noch der Anteil der Kollegen wiederfindet, der besonders engagiert und informiert ist und grundsätzlich fortbildungswillig ist. Die Masse derer, die sich für Qualität, Weiterentwicklung und Etablierung von Standards überhaupt nicht interessiert, taucht hier gar nicht auf. Das hier könnte also so eine Art "Spitze des Eisbergs" sein.


    Dein Beitrag liest sich für mich sehr einseitig und vermittelt den Eindruck, auf Seiten der Rettungsassistenten könne man nicht argumentieren und die Reaktionen (oft sind es eigentlich mehr Aktionen) der Kritiker seien nur die Folge darauf. Das sehe ich ganz und garnicht so. Und du lässt dich gerade dazu hinreissen, aufgrund der Beiträge vereinzelter Personen auf die ganze Gruppe rückzuschließen.


    Ich versuche eigentlich gerade, von diesem angeblichen "Gruppenkonflikt" wegzukommen. Es geht hier meiner Meinung nach eben nicht um "Rettungsassistenten" und "Ärzte", die sich auf unterschiedlichen "Seiten" gegenüberstehen. Alle Ärzte, die hier aktiv sind und sich an den Diskussionen beteiligen, sind erfahren im Rettungsdienst, einige sind aus ihm hervorgegangen. Sie alle kennen die Materie und wissen, wovon sie sprechen. Der Unterschied ist vielleicht, dass sie beide Seiten (Präklinik und Klinik) besser kennen und auf einen höheren theoretischen und vielfach auch praktischen Erfahrungsschatz zurückblicken.
    Das "Fass Arzt vs. RA" wird hier doch in der Regel von den Nicht-Ärzten aufgemnacht, im Moment ist es ja sogar schon in Mode, Medizinstudenten als "zukünftige Gegner" in diese Kiste zu stecken, sobald sie es wagen, gegen eine Kompetenzerweiterung oder Ähnliches zu argumentieren.
    Und hier sind wir meines Erachtens am entscheidenden Punkt: Sobald dieser Scheinkonflikt Arzt-RA angeschnitten wird, bleiben sachliche Argumente plötzlich ungehört, weil sie automatisch mit "Arroganz, Lobbyismus, Standesdünkel, Angst vor Machtverlust" etc. assoziiert werden. So ein Unsinn. Es geht hier nicht um Dünkel, sondern um Kompetenzen und Qualität. Und in diesen Diskussionen entsteht bei mir persönlich eben regelmäßig der Eindruck, dass es bei manchem Diskussionsteilnehmer einfach am grundsätzlichen Intellekt fehlt, sich auf eine sachliche Diskussion und logische Argumente einzulassen. Wenn zum Beispiel jemand behauptet, im Rahmen der jährlichen 30-Stunden-Fortbildung könne eine annähernd ähnliche Kompetenz zur Analgesie erreicht werden, wie sie ein (Not-)Arzt hat, dann ist er entweder ignorant oder schlicht etwas dumm. Das hat dann nichts damit zu tun, dass er ein RA ist, sondern eher damit, dass er einen niedrigeren IQ hat.


    Ich z.B. kann die Reaktion von Hiaslinga verstehen, denn ihm wird indirekt unterstellt, dass er (und alle anderen in einem Paramedic-System Tätigen) tagtäglich seine Patienten wissentlich in Gefahr bringt.


    Es geht hier doch nicht um gekränkte Eitelkeiten. Natürlich funktionieren Paramedicsysteme. Natürlich gibt es Gegenden auf der Welt, wo Paramedicsysteme sinnvoll und bewährt sind. Aber in vielen Fällen handelt es sich eben um eine Notlösung oder einen Kompromiss, weil eine entsprechende Abdeckung mit Ärzten nicht gewährleistet werden kann, entweder aufgrund von Ärztemangel oder aus wirtschaftlichen Gründen. Daraus, dass das irgendwie funktioniert, kann man aber doch nicht schließen, dass es auch gleich gut ist. Es bleibt ein Kompromiss. Ein erfahrener Maurer kann vermutlich auch ein Haus bauen, dennoch würde ich meines lieber von einem Architekten oder Bauingenieur planen und den Bau beaufsichtigen lassen.
    Wir sind in Deutschland in der komfortablen Lage, eine flächendeckendes und gut funktionierendes Notarztsystem zu haben, von dem ja auch explizit angeblich keiner der Diskussionsteilnehmer abweichen möchte. Das wäre ja auch idiotisch. Das versetzt uns in die luxuriöse Lage, jeden Patienten auf hohen Niveau zu versorgen. Wenn man dann jetzt mit einem Zeitvorteil von 10 oder 20 Minuten bei einer Analgesie argumentiert, die ein RA (im Einzelfall) gegenüber dem Notarzt rausholen kann und zur Unterstützung des "Funktionierens" auf Paramedicsysteme verweist, dann übersieht man dabei doch auch gerne, dass selbst unser (im Einzellfall) 30 Minuten später eintreffender Notarzt noch immer schneller beim Patienten ist als der Paramedic in Zentralghana oder Nordnorwegen. Sobald man solche strukturellen Unterschiede auch nur anspricht, wird man angegriffen, weil man die Voraussetzungen nicht vergleichen könne. Nun gut, warum kann man dann das Notarztsystem mit dem Paramedicsystem vergleichen? Unter *unseren* Bedingungen ist das Notarztsystem bewährt und hochwertig. Aufgrund dieser großartigen Tatsache gibt es überhaupt keine Notwendigkeit für den RA, medikamentöse Therapien zu übernehmen, die über absolut zeitkritische Indikationen hinausgehen. Und eine Analgesie bei einem gebrochenen Fuß ist eben nicht absolut zeitkritisch.
    Allerdings geht es mir gar nicht um die Diskussion von konkreten Beispielen, sondern um die Diskussionskultur ansich.



    Und um deinen letzten Absatz zu nehmen: solange es unter den Notärzten noch solche gibt, die nicht studiertem Personal mit einer nicht unerheblichen Überheblichkeit gewisse notfallmedizinische Kompetenzen absprechen freue ich mich, dass es weltweit Paramedic-Systeme gibt, welche das Gegenteil beweisen.


    Ja, natürlich. Jeder hier weiß (auch ich :hallo: ), dass Ani sich gelegentlich (in letzter Zeit leider häufiger und regelmäßig) im Ton vergreift und selbst auch unsachlich wird. Das finde ich auch nicht so toll, kann es aber auch irgendwie nachvollziehen, nachdem er hier seit Jahren gegen Windmühlen kämpft und die ewig gleiche Kacke lesen muss. Da muss man ja irgendwann entweder resignieren oder ausrasten. Da wir (als Forum) den fachlichem Input dringend nötig haben, sind mir die regelmäßigen Ausraster allerdings lieber als ein Resignieren, das mit einem Rückzug aus dem Forum einherginge. Ich buche das halt unter "Unterhaltungswert" ab.
    Allerdings gibt es auch Beispiele von (immer noch) regelmäßig sehr sachlich argumentierenden Ärzten im Forum (z.B. Hilope), die sofort angegriffen werden, weil sie angeblich nur ihren Standesdünkel ausleben oder eine Ärztelobby vertreten. Dass sie möglicherweise einfach im Recht sind, schließen einige schon deshalb aus, weil sie sie aufgrund ihres Status als Gegener betrachten. DAS kotzt mich an. Selbst Rettungsassistenten, die in der Diskussion moderatere oder gar skeptische Sichtweisen vertreten, werden oft wie "Nestbeschmutzer" behandelt, die sich "bei den Ärzten einschleimen wollen" o.ä.
    Ich selbst zähle mich zu dieser Gruppe, kann aber durchaus versichern, dass ich es nicht nötig habe, mich bei irgendjemandem "einzuschleimen" oder anzubiedern. Aber vermutlich wird der "Klassenkampf" hier im Forum demnächst eh vom "Feindbild Arzt" auf alle Akademiker ausgeweitet. Ich freu mich schon.
    Zum Thema Paramedicsysteme hab ich ja schon weiter oben dargestellt, dass ich diese zwar in vielen Bereichen für legitim und effizient halte, aber nicht besonders scharf darauf bin, ihnen hier bei uns das Wort zu reden.


    Nach meinem ziemlich emotionalen Beitrag von vorhin hoffe ich, dass ich hier etwas sachlicher darstellen konnte, was ich meine. Gleichzeitig danke ich dir, Daniel, dass du selbst (wie immer) auf der Sachebene geblieben bist. Du selbst bist nämlich ein ausgesprochen positives Beispiel für den engagierten Rettungsdienstler, der sich kompetent und sachlich für seine Sache einsetzt und mit dem man immer auf hohem Niveau diskutieren kann, ohne dass irgendwelche Klischees bedient werden oder Vorurteile vertieft werden müssen. Das zeichnet dich (und einige andere hier) aus. Allerdings wissen wir beide genau, dass auch du oft genug angekotzt bist von den Schreihälsen auf "Seiten der Rettungsdienstler", die ihrem eigenen Stand regelmäßig selbst ans Bein pissen, ohne es zu merken. Das sind genau die, die ich hier anprangere.


    Viele Grüße,
    Jörg


  • Ja, natürlich. Jeder hier weiß (auch ich :hallo: ), dass Ani sich gelegentlich (in letzter Zeit leider häufiger und regelmäßig) im Ton vergreift und selbst auch unsachlich wird.



    Ich werde diesbezüglich an mir arbeiten müssen. Ansonsten ist ein Auszug aus dem Forum definitiv nicht angedacht, denn das Fachliche ist mir wesentlich wichtiger als die Berufspolitik der Rettungsassistenten.

  • Ich werde diesbezüglich an mir arbeiten müssen. Ansonsten ist ein Auszug aus dem Forum definitiv nicht angedacht, denn das Fachliche ist mir wesentlich wichtiger als die Berufspolitik der Rettungsassistenten.


    Das ist doch mal ein Statement!


    :thumbup: Jörg

  • Freigabe der Analgesie durch RettAss nur, wenn


    - ausreichende und ausführliche Ausbildung vorhanden,
    - Wissen aller Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen, etc.,
    - Wissen über Management bei Zwischenfällen,
    - mindestens jährliche Überprüfung durch Ärztlichen Leiter oder anderen notfallmedizinisch erfahrenen Arzt,
    - ausführliche Dokumentation der Maßnahme.

    Dem schließe ich mich an.
    Zusätzlich würde ich mir noch Standing Orders/SOPs/Algorithmen durch den ÄLRD wünschen.


    Viele Grüße

  • Danke für deine Ausführung, Jörg, die ich weitgehend nachvollziehen kann. Natürlich freut es auch mich nicht, wenn hier Grabenkämpfe "Arzt vs. Rettungsassistent" ausgetragen werden, aber ich denke, das lässt sich aus verschiedenen Gründen nicht vermeiden.
    Es wurde ja dieser Tage bereits angesprochen: unser Beruf steht gerade an der Schwelle einer neuen Entwicklungsstufe, welche auch das Selbstverständnis der Ausübenden beinhaltet. Viele haben erkannt, dass durch eine praxisnahe und fundierte Aus- und Fortbildung das nichtärztliche Rettungsfachpersonal in die Lage versetzt werden kann, gewisse - im Vergleich zu heute - erweiterte Kompetenzen zu erlangen. Der Streitpunkt hierbei ist unter anderem, ob dies nur über die Form eines (Medizin-)Studiums zu erreichen ist.


    Es gibt inzwischen auch viele (Not-)Ärzte die durchaus die Möglichkeit sehen, Rettungsassistenten ohne ein Medizinstudium entsprechend zu qualifizieren. Bedauerlicherweise haben diese innerhalb der eigenen Reihen keinen leichten Stand, wie auch das hier ursprüngliche Thema erkennen lässt - ÄLRD, welche das ihnen unterstellte Personal qualifiziert haben, wird von den eigenen Kollegen auf die Finger geklopft. In Gesprächen mit dem DBRD haben bereits einige Ärzte ihre generelle Bereitschaft zur Unterstützung bekundet, allerdings möchten diese ihre Haltung nicht öffentlich machen. Das ist wirklich bedauerlich, zeigt aber, wie groß die Unsicherheit bezüglich dieses brisanten Themas doch selbst unter den Ärzten ist. Übrigens handelt es sich dabei auch um Ärzte, die aus dem Rettungsdienst hervorgegangen sind und beide Seiten kennen.


    Ähnliche Diskussionen gibt es auch im Bereich der Pflege, wir sind sicherlich nicht die einzige Berufsgruppe, die sich so energisch mit den Positionen der Ärzteschaft auseinandersetzt.
    Auch nach den nun schon jahrelang andauernden Diskussionen habe ich noch nicht verstanden, weshalb - von berufspolitischen Gründen einmal abgesehen - man das nichtärztliche Rettungsfachpersonal nicht entsprechend qualifiziert sehen möchte. Der ewige Verweis auf das umfassende Medizinstudium ist dabei immer das Hauptargument gegen eine entsprechende Qualifikation - meines Erachtens verfehlt. Neuerdings werden nun dokumentierte Komplikationen aufgeführt, die aber bis dato nicht näher erläutert wurden. Der DBRD hat übrigens eine Anfrage gestellt und um eine Erläuterung der ins Feld geführten Komplikationen gebeten. Ich bin schon sehr auf die Antwort gespannt.


    Wenn ich aufgrund meiner Berufserfahrung der Meinung wäre, das Thema Analagesie durch RettAss wäre ein Thema, über das man nicht nachdenken muss, dann würde ich mich in diese Diskussionen nicht einmischen.
    Ich würde übrigens auch nicht vom "Feindbild Arzt" sprechen, denn das Wissen, das wir erlangen, erlangen wir über gute (Not-)Ärzte. Wenn aber das Wissen von eben jenen limitiert werden soll - aus welchen Gründen auch immer - dann müssen wir uns in unserem eigenen Interesse sowie im Interesse der Patienten zur Wehr setzen. Das mag nun vielleicht überzogen klingen, aber in Anbetracht der Diskussionen diesbezüglich sehe ich das inzwischen so. Und ich habe dabei keine feindschaftliche Grundhaltung den ärztlichen Kollegen gegenüber, sondern die Weiterentwicklung unseres Berufsbildes vor Augen.
    Ich setze mich auch gerne mit den Argumenten der "Gegenseite" auseinander, aber wenn ich sie nicht nachvollziehen kann, dann muss ich sie hinterfragen oder auch ablehnen. Das ist, so denke ich, aus meiner Sicht nur logisch und sicherlich nicht verwerflich.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Auch nach den nun schon jahrelang andauernden Diskussionen habe ich noch nicht verstanden, weshalb - von berufspolitischen Gründen einmal abgesehen - man das nichtärztliche Rettungsfachpersonal nicht entsprechend qualifiziert sehen möchte. Der ewige Verweis auf das umfassende Medizinstudium ist dabei immer das Hauptargument gegen eine entsprechende Qualifikation - meines Erachtens verfehlt.


    Meiner Meinung nach hauptsächlich aufgrund der sehr niedrigen Eingangsvoraussetzungen zum Beruf des Rettungsassistenten. Im Moment kann eben jeder Depp RettAss werden. Und wie der Alltag (auch hier im Forum) zeigt, gehen auch viele Deppen diesen Weg.
    Es reicht eben nicht, dass einige Rettungsassietnten (durch persönliche Eignung, gute Ausbildung und große praktische Erfahrung) dazu in der Lage sind, erweiterte Maßnahmen zu ergreifen. Dass es diese Kollegen gibt, weiß ich natürlich, ich kenne einige von ihnen. Der breiten Masse der Rettungsassietnten traue ich es allerdings nicht zu, auch nicht nach einer längeren Ausbildung. Aber das ist ja ein alter Hut.


    Jörg