AUT - Notärztin war mit Gips im Einsatz

  • Quelle: Niederösterreichische Nachrichten / Bezirk Gänserndorf


    Ausgabe: 25/2009 Seite 5


    Online: http://www.noen.at/redaktion/n…e.asp?Text=301512&cat=343






    Weil es viel zu wenig Notärzte gibt, musste Medizinerin sogar mit einer eingegipsten Hand ihren Dienst versehen. Lösung für Problem ist nicht in Sicht.




    Dass Österreich grundsätzlich ein hervorragendes Gesundheitssystem besitzt, ist unbestritten. Dass das System aber trotzdem an manchen Stellen krankt, ist auch Faktum. Bestes Beispiel dafür ist der Gänserndorfer Notarztwagen: Die Dienst habende Notärztin verletzte sich am Donnerstag an der Hand, diese musste gegipst werden. Weil sich kein Ersatz fand, musste die Medizinerin auch am Freitag, Samstag und Sonntag Dienst schieben - trotz Gipshand.


    Manche Kritiker meinen nun, dass die Situation fahrlässig war. Mit der Gipshand hätte die Notärztin weder einen intravenösen Zugang legen, noch einen Patienten im Notfall intubieren können. Dem widerspricht Dr. Peter Kozlowsky, Chef des Vereins der Gänserndorfer Notärzte: Eine Gefahr für Patienten bestand zu keiner Zeit. Die Kollegin hatte immer einen in Deutschland bestens ausgebildeten Notfallsanitäter mit, der auch intravenös stechen und intubieren darf. Im Übrigen: Intubieren muss man bei 100 Einsätzen ein Mal.


    Kozlowsky selbst war in der Nacht von Donnerstag auf Freitag für die verletzte Notärztin eingesprungen: Auch am Wochenende standen Dr. Johann Cserko und ich immer auf Abruf bereit. Wir hätten die Kollegin im Notfall jederzeit ablösen können.
    Der Notarzt-Chef gibt zu, dass das Ganze kein Idealzustand war: Das Problem war das verlängerte Wochenende. Wir hatten alle Kollegen durchtelefoniert, niemand hatte aber Zeit einzuspringen. Die Alternative wäre gewesen, den Notarztwagen komplett still zu legen.


    Kozlowsky betont, dass trotz aller Widrigkeiten die Qualität der Notarztversorgung am Wochenende nicht gelitten hatte: Wir haben das beste aus der Situation gemacht. Mehr konnte man nicht tun. Dass Notärzte krank werden und man so schnell keinen Ersatz findet, kommt auch auf jeder anderen Dienststelle vor.



    Das Problem sei, dass es viel zu wenig Notärzte gäbe: Sogar Wien leidet unter einem Notarztmangel. Bei uns verdient ein Notarzt ungefähr 13 Euro netto pro Stunde. Somit ist es auch klar, dass sich die Nachfrage für diesen Job in Grenzen hält. Ein weiteres Problem ortet Kozlowsky im Umstand, dass ständig neue Notarztstützpunkte eröffnet werden. Zuletzt zum Beispiel in Groß-Enzersdorf: Die wenigen Notärzte, die wir haben, teilen sich dadurch noch weiter auf.
    Eine Lösung des Problems ist also nicht in Sicht. Offenbar ist jetzt einmal die Politik gefragt.

  • Eine Gefahr für Patienten bestand zu keiner Zeit. Die Kollegin hatte immer einen in Deutschland bestens ausgebildeten Notfallsanitäter mit, der auch intravenös stechen und intubieren darf. Im Übrigen: Intubieren muss man bei 100 Einsätzen ein Mal.


    Super Argumentation!


    Auch am Wochenende standen Dr. Johann Cserko und ich immer auf Abruf bereit. Wir hätten die Kollegin im Notfall jederzeit ablösen können.


    Noch besser. "Kannst du mal bitte schnell vorbeikommen und mich ablösen? Nur für eine Intubation, das Laryngoskop steckt schon im Hals..."


    :pardon:

  • Lustiger Artikel, vor allem

    Die Kollegin hatte immer einen in Deutschland bestens ausgebildeten Notfallsanitäter mit, der auch intravenös stechen und intubieren darf.


    Und da wird immer gesagt, in Deutschland sei die Ausbildung so schlecht. Wie wird sie da in Österreich sein? 8o

  • Ah, das geht doch nicht, die nehmen uns die gannzen Notärzte weg, die bösen Kollegen in 20 Einsatzfahrt-Minuten Entfernung! Frechheit! :hot: :ironie:
    Das ist genau ein relativ neuer NEF-Stützpunkt, einer. Aber da ist ja gleich wieder die Rede davon, dass da NEF-Standorte wie Schwammerl aus dem Boden schießen.


    Das ist doch mal was Nettes für CIRS, nicht?

  • Und da wird immer gesagt, in Deutschland sei die Ausbildung so schlecht. Wie wird sie da in Österreich sein? 8o


    Nach meinem Kenntnisstand bekommst du mit dem RS.de problemlos den Notfallsanitäter anerkannt - Als RettAss den Notfallsanitäter nebst den allgemeinen Notfallkompetenzen "Arzneimittellehre", "Venenzugang und Infusion" und "endotracheale Intubation".


    http://de.wikipedia.org/wiki/R….A4ter_in_.C3.96sterreich
    http://de.wikipedia.org/wiki/Notfallsanit%C3%A4ter


    Da fahren dann auch schon mal zwei RS.at mit 260 stündiger Ausbildung den RTW ...

  • Na Gott sei Dank war sie in Niederösterreich und nicht in der Steiermark. Weil hier Intubiert nur von "Rettungsmedizinern" werden darf und die NKI (Notfallkompetenz Intubation) ansonsten auch nicht ausgebildet wird. Selbst wenn ein NFS (Notfallsanitäter) auf eigene Kosten die NKI z.B. in Wien erwirbt, darf er sie in der Steiermark nicht ausführen.


    Somit hätte dies in der Steiermark nicht passieren können, es sei denn ein Meidizinstudent wäre der Fahrer des NAW gewesen.


    Ansonsten stimmt es, dass man bei Einreichung des RS.de in Wien den NFS.at ohne Notfallkompetenzen erhält. Der RA wird als NFS (NKA (Arzneimittel), NKV (Venöser Zugang), NKI anerkannt in einem Vormittag und selbst österreichische Ausbilder (Dozenten an der Donauuniversität) halten die österreichisch als auch die deutsche Ausbildung für unzureichend und ziehen ungarische Rettungsoffiziere vor. Na gut wird aber auch eine Frage des Geldes sein. Nur haben diese eine 4 jährige Ausbildung auf Fachhochschulebene und dürfen bis auf eine Narkose und Schrittmacher eigentlich alle ärztlichen Maßnahmen durchführen.


    Nur für die explizite Nennung, das der NFS aus der BRD wird es ein Probleme geben, weil einige HiOrg's ihren RS.at mit 260 h für überlegen ansehen. Auf jeden Fall ist er leichter zu führen als ein NFS, weil er meist völlig Vereinsintern ausgebildet wird und Weiterbildungen nach Dienstjahren als Belohnung erhält.

  • Naja, dass wäre so sicher nicht passiert. Beide Ärzte wurden zeitgleich "mit" alarmiert und kamen an die jeweiligen Einsatzstellen.

  • Ah, das geht doch nicht, die nehmen uns die gannzen Notärzte weg, die bösen Kollegen in 20 Einsatzfahrt-Minuten Entfernung! Frechheit! :hot: :ironie:
    Das ist genau ein relativ neuer NEF-Stützpunkt, einer. Aber da ist ja gleich wieder die Rede davon, dass da NEF-Standorte wie Schwammerl aus dem Boden schießen.


    Das ist doch mal was Nettes für CIRS, nicht?


    Leider gibt es schon "immer" Engpässe bei den Notarzt-Stützpunkten - und das berichten leider mehrere Dienststellen -. Seit ein / zwei Jahren wurden neue Stützpunkte über das ganze Land verteilt, leider sind es aber nicht mehr Notärzte geworden um nicht zu sagen, dass einige abgesprungen sind.


    Nein, für CIRS ist das noch lange nicht´s! Die Ärztin hat zu keiner Zeit einen Fehler gemacht bzw. kein Pat. wurde durch ihre Gipshand geschädigt.

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  • Also, wurden zu einem Einsatz drei Ärzte alarmiert? Warum hat dann nicht einer der beiden den Dienst direkt übernommen.


    Über die Leitstelle wird bei einem NAW Einsatz automatisch der nächste und registrierte Praktische Arzt mitalarmiert, eine Art "First Responder". Beide Ärzte teilen sich, mehr oder weniger das Einsatzgebiet und werden somit auch alarmiert. Die Dienstübernahme auf der Dienststelle war beiden nicht möglich, da beide eine Praxis unterhalten und dort Dienst hatten