Warum ist ITLS in der BRD so teuer?

  • Mir kommen gleich die Tränen.
    Wo kann ich für diese guten und selbstlosen Menschen spenden? Wird auch Kleidung benötigt, oder nur Lebensmittel?


    In großer Sorge und voller Kummer,
    Jörg


    :growup:

  • Das ist richtig, aber jemand, der gewohnt ist, mit einer 20 cm langen Nadel im Oberschenkel den N. ischiadicus zu suchen, eine Knochenmarkspunktion durchzuführen oder anderen Menschen den Bauch aufzuschneiden geht erfahrungsgemäß anders an so eine Sache heran


    Ja - oftmals garnicht. Nachdem auch der Versuch, die Jugularis externa zu punktieren fehlschgeschlagen ist, wird dann mit wehenden Fahnen das nächste Krankenhaus angefahren. Viele der Notärzte (intern und vor allem extern) scheuen sich davor, i.o. zu punktieren, da sie es selbst noch nie gemacht haben. Daher halte ich solche Pauschalaussagen wie die obige für nicht richtig. Natürlich ist die Hemmschwelle, i.o. zu punktieren niedriger, wenn man die Maßnahme zuvor schon am Menschen geübt bzw. durchgeführt hat. Das gilt aber sowohl für (Not-)Ärzte, als auch für Rettungsassistenten.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Als ich das gelesen habe, hab ich mich auch gefragt, wieso die Dozenten den ganzen Aufwand im Endeffekt für ´nen Appel und ´nen Ei machen. Aber wenn jmd. "vom Fach" schon so bereitwillig Auskunft gibt, sollte man sich einfach mal zusammenreissen und in angebrachter Form nachhaken, anstatt sich in pubertären Ergüssen über das Geschriebene lustig zu machen. Von daher gebe ich hiaslinga recht ---> :growup: . So Jörg, jetzt darfst du den Spieß wieder rumdrehen und mir irgendetwas unterstellen/vorhalten/wie auch immer...

    jemand, der gewohnt ist, mit einer 20 cm langen Nadel im Oberschenkel den N. ischiadicus zu suchen

    Das macht ihr aber doch mitlerweile sicherlich unter Zuhilfenahme eines Sonos, oder? ;)

  • @DG


    Die Hemmschwelle von invasiven Maßnahmen ist beim Rettungsassistenten durchschnittlich größer als beim Notfallmediziner. Das liegt einfach in der Natur der Berufe. Wenn Du das abstreitest, muß ich Dir leider wie so vielen Rettungsassistenten eine Verkennung der Realität unterstellen. Selbst erfahrene Rettungsassistenten unterlassen oft Punktionsversuche bei vermeindlich schlechtem Venenstatus, während Notärzte mutig lospunktieren. Auch ein Zeichen der inneren Hemmung.




    @//stefan84


    Die wenigsten Anästhesieabteilungen wenden Sonographiegeräte für Regionalanästhesien an. Wir auch nicht. Die Maßnahme ist vor allem zu teuer und er Vorteil zu gering, um sie von den Fachgesellschaften zur Zeit als Standard zu definieren. Deshalb bleibt es lediglich bei Empfehlungen

  • @DG


    Selbst erfahrene Rettungsassistenten unterlassen oft Punktionsversuche bei vermeindlich schlechtem Venenstatus, während Notärzte mutig lospunktieren.


    ...weil der geneigte Notarzt dann gerne und ausgiebig lamentiert, man habe ihm die ganzen guten Venen zerstochen, was dann natürlich nicht am Venenstatus, sondern am Unvermögen des RA liegt.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Zitat

    [...] man habe ihm die ganzen guten Venen zerstochen, was dann natürlich nicht am Venenstatus, sondern am Unvermögen des RA liegt.

    Was manchmal (!) auch so ist ;)
    Und da man das Gegenteil nicht beweisen kann, steht man schön doof da.


    PS: Ich mache es trotzdem, auch wenn der Patient vermeintlich "schlechte" Venen hat. Meistens erfolgreich.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • ihm-al


    Das zeigt doch, daß das innere Standing des Rettungsassistenten ein anderes als das des Notarztes ist. Ein Notfallmediziner würde die "letzte Vene" nicht für den Kollegen aus dem Rettungsdienst übrig lassen. Und bei schlechten Venen ist es doch eigentlich egal, wer punktiert.

  • @Ani, mittlerweile halt ich es nicht mehr für allgemein gültig davon aus zugehen jeder RettAss sei gerade bei der i.v. Punktion minder erfahren als alle Ärzte im NA Dienst.


    Nun möchte ich dazwischen hauen und auf das eigentliche Thema zurück lenken.


    Ich finde Ani´s Aussage bezüglich der Versorgung schwerer Trauma Patienten und damit die Begründung der "exlusiven" Kursplätze für falsch. Der Arzt trägt zwar die Verantwortung und verordnet Maßnahmen, aber die technische Umsetzung der Immobilisation und Rettung aus dem Gefahrenbereich sowie der Transport obligt zum größten Teil dem Rettungsdienstpersonal.

  • @Ani, mittlerweile halt ich es nicht mehr für allgemein gültig davon aus zugehen jeder RettAss sei gerade bei der i.v. Punktion minder erfahren als alle Ärzte im NA Dienst.




    Hab' ich so nie behauptet und würde es auch nie tun... :)

  • Vielen dank für die Antwort Kai. Das ist schon mal eine tolle Reaktion auf meine Frage und allen anderen danke ich natürlich auch.
    Da ich mich gerade mit dem ganzen Thema auseinandersetze kam mir zu Ohren das ein Großteil der Kursplätze exlusive für Notärzte reserviert sind und nichtärtzliches Personal dadurch benachteiligt wird, ist denn da was dran?

    Nein, hier ist nichts Wahres dran, allerdings würde mich interessieren, woher diese Information stammt. Wir respektive die Kurszentren machen keinen Unterschied zwischen nicht-ärtzlichem und ärztlichem Personal, außer im Preis, da die Registrierung der Kurse bei den Ärztekammern meist ordentlich kostenpflichtig ist. Daraus resultiert der höhere Preis für Ärzte. Bei der Platzvergabe jedoch spielt das keine Rolle, und dabei wird es auch bleiben.


    Zitat

    Als ich das gelesen habe, hab ich mich auch gefragt, wieso die Dozenten den ganzen Aufwand im Endeffekt für ´nen Appel und ´nen Ei machen.

    Weil wir tatsächlich von dem, was dabei rumkommt, überzeugt sind. Weil es Spaß macht. Weil man jedes Mal wieder neue Interessierte kennenlernt, neue RAs und NAs quer aus der gesamten Republik. Und weil nicht bei jedem Kurs die Entschädigung aufgefressen wird, sondern auch mal was übrig bleibt, in der Regel jedoch nicht besonders viel. Wenn ich mir nen Nebenjob suchen würde, dann würde deutlich mehr dabei für mich finanziell herausspringen. Aber darum geht es einfach nicht (immer).

    Zitat

    Der Arzt trägt zwar die Verantwortung und verordnet Maßnahmen, aber die technische Umsetzung der Immobilisation und Rettung aus dem Gefahrenbereich sowie der Transport obligt zum größten Teil dem Rettungsdienstpersonal.

    Und auch aus diesem Grunde gibt es keine Unterschiede. Es geht doch darum, eine patientenorientierte Versorgung durch das gesamte Team zu ermöglichen, deshalb trainieren auch alle Teilnehmer unter identischen Voraussetzungen und die selben Maßnahmen. So wird beispielsweise auch die Rettung aus einem Fahrzeug vom gesamten Team umgesetzt, und bei den Übungen übernimmt jeder einmal jede Position.
    Wie dann einzelne Bereiche auf der Straße umgesetzt werden, kann ITLS nicht vorgeben, das muss auf regionaler Ebene jeweils umgesetzt werden. Die Erfahrungsberichte, die uns mit zunehmender Häufigkeit erreichen, zeigen die Umsetzbarkeit auch in Deutschland.

    Einmal editiert, zuletzt von K. Pohl - ITLS Germany ()

  • Die Hemmschwelle von invasiven Maßnahmen ist beim Rettungsassistenten durchschnittlich größer als beim Notfallmediziner.


    Das stimmt allgemein betrachtet sicherlich, aber gerade die hier angesprochene i.o. Punktion stellt für eine Vielzahl an Notärzten und Rettungsassistenten gleichermaßen eine Hemmschwelle dar. Zumindest im hiesigen Krankenhaus ist diese Maßnahme eine absolute Ausnahme; wird sie durchgeführt, dann im Regelfall von einem Anästhesisten. Die übrigen Ärzte, welche im Notarztdienst eingesetzt sind, dürften über die gleiche Erfahrung diesbezüglich verfügen, wie auch der Großteil der Rettungsassistenten - die theoretische oder garkeine.


    Ob es ein gutes Kriterium ist, wenn Notärzte "mutig lospunktieren", wage ich zu bezweifeln. Ich jedenfalls kenne beide Situationen: das Übriglassen einer annähernd akzeptablen Vene für den Notarzt sowie die "Übertragung" der Punktion auf den RettAss, nachdem der Notarzt mehrere frustrane Versuche und der Patient eine notärztliche Akupunktur hinter sich hat. Letztlich ist es völlig gleichgültig, wer die Nadel gelegt hat.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • @ Ani


    Natürlich hat der Arzt ein anderes Standing, allein schon aufgrund der "medizinischen Nahrungskette". Das wollte ich hier nicht Abrede stellen. Allerdings fallen mir gerade deswegen die Teamplayer unter den Notärzten immer wieder positiv auf, welche einem ausreichend erfahrenen RettAss einen ähnlichen Erfahrungs- und Ausführungsstandard zutrauen, als dem Kliniker. Ob berechtigt oder nicht, mir gefällt die Geste. Ich jedenfalls lasse die Braunüle nicht fallen, sobald der Doktor in der Tür steht...


    Mit deiner Antwort auf meinen Kommentar gehe ich voll d'accord.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • @i.o. Diskussion



    Ich wette, hier hat der Feuerwehrmann (SB) die geringste Hemmschwelle! Da bei den meisten BFen noch eine Handwerkliche Ausbildung gefordert wird, wird sich gerade beim EZ-IO der Feuerwehrmann am geschicktesten anstellen.




    Das das ärztlichen Personal generell eher, öfter und beherzter zusticht, liegt aber wohl auch an der ihm gegebenen Rolle, der geringeren Angst, sich vor Klinikpersonal rechtfertigen zu müssen, der besseren rechtlicheren Absicherung und das ein oder anderen Mal vielleicht wirklich am größeren Ego.




    Mal ganz ehrlich, bei Medikamenten muss ich viel Hintergrundwissen haben. Invasive Maßnahmen kann ich fast einem Affen beibringen!



    8)

  • Ich wette, hier hat der Feuerwehrmann (SB) die geringste Hemmschwelle! Da bei den meisten BFen noch eine Handwerkliche Ausbildung gefordert wird, wird sich gerade beim EZ-IO der Feuerwehrmann am geschicktesten anstellen.


    Da möchte ich dagegenhalten.


    Sicher hat der Feuerwehrmann schon im Vorwege meist eine handwerkliche Ausbildung durchlaufen. Da er aber für gewöhnlich nur einen geringen Prozentsatz seines Dienstes auf dem RTW/NEF verbringt, mag er das handwerkliche seines Jobs insgesamt beherrschen, jedoch fehlt ihm meiner Erfahrung nach ganz klar der routinierte Umgang mit Menschen. Einen Bohrer an einer USB-Platte oder an einem Menschen anzusetzen, macht da doch einen gewaltigen Unterschied!
    So jedenfalls meine Erfahrung in den Berufsfeuerwehren, die ich bisher kennengelernt habe.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Jetzt wirds echt dämlich. Wäre es dann ratsam, die BF-RTWs eher mit ehemaligen Schreinern oder besser ehemaligen Klempnern zu besetzen?? Oder noch besser mit gelernten Metzgern, die haben sicher die wenigsten Hemmungen, hahahaha...

  • Ja sorry, da muss ich mir auch mal dezent an der Schläfe kratzen. Meine erfahrung mit den BF´ler ist eher die das man den meisten, nicht allen, aber den aller meisten so was lieber nicht in die Hand gibt.

  • Nur zu eurer Info, auch wenn es hier nicht ganz hingehört, als Zugangsvoraussetzung für den mittleren Dienst benötigt man ne abgeschlossene handwerkliche Ausbildung mit einem Gesellenjahr, oder eine andere für den Feuerwehrdienst dienliche Ausbildung, wie z.B. Kaufmann oder RA. :)

  • Nur zu eurer Info, auch wenn es hier nicht ganz hingehört, als Zugangsvoraussetzung für den mittleren Dienst benötigt man ne abgeschlossene handwerkliche Ausbildung mit einem Gesellenjahr, oder eine andere für den Feuerwehrdienst dienliche Ausbildung, wie z.B. Kaufmann oder RA. :)


    Du hast recht, die Info passt hier nicht her und ist obendrein auch völlig belanglos.