Delbrück: Intaktes Auto mit Rettungsschere zerlegt

  • http://www.nw-news.de/owl/4703…ttungsschere_zerlegt.html


    Nach einem Verkehrsunfall stieg die verunfallte junge Frau noch selbstständig aus ihrem Fahrzeug aus und wartete bei einem Zeugen im Auto auf die Einsatzkräfte.
    Der Notarzt diagnostizierte eine schwere Rückenverletzung und ordnete den Transport mit RTH in eine Bielefelder Klinik an.
    Die angeforderte Feuerwehr Dellbrück LZ Lippling entfernte kurzerhand das Dach des Zeugen-Pkw um eine patientenorientierte Rettung zu ermöglichen.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Bei mir kommt spontan die Frage auf ob ein KED-System es nicht auch getan hätte ...

    Genau mein Gedanke...


    ...aber vermutlich werden sie schon ihre Gründe gehabt haben zu solchen Methoden zu greifen.

  • zu spekulieren warum die das gemacht haben ist nicht fair, wenn keiner dabei war und weiß wie es richtig gewesen ist!

  • zu spekulieren warum die das gemacht haben ist nicht fair, wenn keiner dabei war und weiß wie es richtig gewesen ist!


    Ich sehe es nicht als Problem an, dass man in einem Fachforum Fragen stellt, diskutiert und auch ein Stück weit spekuliert - Solange ein gewisses Niveau eingehalten wird. Davon lebt ein Forum ...

  • Unabhängig davon, dass wir das richtig oder falsch hier wirklich nicht beurteilen können hätte ich das Gesicht des Ersthelfers gerne gesehen als der erfahren hat, dass sein Auto zum Cabrio gemacht wird... Von der versicherungsrechtlichen Seite her mal ganz abgesehen. Was wird dann bezahlt? Nur der reine Versicherungswert? Das könnte bei einem alten/mittelalten Auto dann ja ein echtes finanzielles Problem für den Besitzer werden...

  • Ich hatte vor Jahren ein ähnliches Erlebnis, als ein verunfallter Patient aus seinem Auto ausstieg und sich dann - als schlagartig heftigste Rückenschmerzen einsetzten - in einen Streifenwagen setzte. Als ich der Polizisten ankündigte, "ihr" Auto aufschneiden zu lassen, wurde sie kreidebleich und meint nur: "Den habe ich vorgestern erst abgeholt!".
    Wir haben es dann tatsächlich ohne Schere, aber mit KED geschafft.



    Gruß, Christian

  • Zunächst mal würde ich festhalten, dass man mit einem KED System recht gut eine Patientenorientierte Rettung durchführen kann.
    Was wird denn benutzt, sobald das Dach weg ist? Das KED System.
    Und diesen Hauch einer minimalen Mehrbelastung, wenn ich das Dach drauf lasse und die Patientin aus dem Auto hole, kann man damit begründen, dass Sie immerhin von ihrem verunglückten Auto zum Auto des Ersthelfers gegangen ist.
    Ohne die näheren Umstände zu kennen drängt sich mir der Verdacht auf, dass die kein KED System haben oder sich damit nicht wirklich auskennen.

  • Ich bin geneigt, Karsten zuzustimmen:
    da die Patientin nach dem Unfall selbständig aus einem Graben gekrabbelt und in ein anderes Auto gestiegen ist, kann von schweren neurologischen Ausfällen oder kritischer Instabilität wohl kaum ausgegangen werden.
    (Sicherlich gab es andere Indizien für eine "schwere" Rückenverletzung. ?( ) Die Tatsache, dass laut Bericht die Patientin mit dem Sitz in den RTH gekommen ist, deutet in der Tat darauf hin, dass der RD kein KED zur Verfügung hatte, oder ein F1-Extrication-Team zum Vorbild genommen hat... ;)
    Deshalb ein intaktes unbeteiligtes Fahrzeug zu zerlegen, kann auf weitere Ersthelfer nur den abschreckenden Einfluss haben, Unfalllopfer nicht in das eigene Fahrzeug zu lassen.


  • da die Patientin nach dem Unfall selbständig aus einem Graben gekrabbelt und in ein anderes Auto gestiegen ist, kann von schweren neurologischen Ausfällen oder kritischer Instabilität wohl kaum ausgegangen werden.


    das würde ich so nicht unterschreiben. die tatsache, dass patienten gehen, ist kein beweis für die abwesenheit irgendwelcher traumata. und wenn man tatsächlich so denken würde, dann kämen immobilisationsmaterialien wohl nur noch selten zum einsatz. ich jedenfalls erlebe es häufig, dass patienten an der einsatzstelle stehen oder gehen, die vom rettungsdienst als schwererletzt eingestuft werden - und manche sind es auch tatsächlich.

  • das würde ich so nicht unterschreiben. die tatsache, dass patienten gehen, ist kein beweis für die abwesenheit irgendwelcher traumata. und wenn man tatsächlich so denken würde, dann kämen immobilisationsmaterialien wohl nur noch selten zum einsatz. ich jedenfalls erlebe es häufig, dass patienten an der einsatzstelle stehen oder gehen, die vom rettungsdienst als schwererletzt eingestuft werden - und manche sind es auch tatsächlich.

    Danke Resi! :applaus:

  • Ich war lange im Ex-team des Nürburgrings.
    Und wenn man mit dem KED System ein paar mal vernünftig geübt hat, ist die Manipulation nur um kaum wahrnehmbare Nuancen stärker als mit Auto zerlegen. Wobei das Maß der Manipulation am Fahrzeug das schon fast wieder ausgleicht.
    Und da das Auto völlig intakt ist, ist es auch nicht schwierig, an die Patientin ran zu kommen.

  • Die Tatsache, dass laut Bericht die Patientin mit dem Sitz in den RTH gekommen ist, [...]


    ..... ist totaler Unfug und so nicht passiert.

    Ich bin nur für das verantwortlich, was ich schreibe...
    ...nicht für das, was Du verstehst!!!

  • @resi
    ich bin da völlig d'accord und meine auch nicht, dass die Patientin hätte in den RTW laufen sollen. Es geht nur darum, dass ich die Notwendigkeit anzweifle, ein völlig intaktes, unbeteiligtes Fahrzeug zum Totalschaden zu transformieren, wenn ein KED es ggf. auch getan hätte.
    Ich will aber mal unterstellen, dass das RD-Team einen wirklich guten Grund hatte, den PKW-Eigner gleich mit zu traumatisieren.
    Vielleicht können ja Muhkuhhesl und der Grillmaster Licht ins Dunkel bringen :golly:

  • [...] ein völlig intaktes, unbeteiligtes Fahrzeug zum Totalschaden zu transformieren, [...]


    Auf der anderen Seite hat der Zustand des Fahrzeugs keinerlei Auswirkungen auf den Zustand des Patienten. Es ist also für die Rettung des Patienten völlig unerheblich, ob es sich dabei um eine alte Rostlaube oder um ein Fahrzeug unmittelbar nach Auslieferung handelt. Das einzige, das evtl. Einfluss ausüben könnte, wäre, dass sich moderne Autos nicht mehr so leicht öffnen lassen und man dies sicherlich in die Kosten-Nutzen-Analyse miteinrechnen muss, wenn daraus irgendwelche negativen Auswirkungen (Zeit, Erschütterung etc) für den Patienten resultieren können. Der Wert des Fahrzeugs allerdings darf meiner Meinung keinen Einfluss auf die Entscheidung haben.


    Gruß, Christian

  • das würde ich so nicht unterschreiben. die tatsache, dass patienten gehen, ist kein beweis für die abwesenheit irgendwelcher traumata. und wenn man tatsächlich so denken würde, dann kämen immobilisationsmaterialien wohl nur noch selten zum einsatz. ich jedenfalls erlebe es häufig, dass patienten an der einsatzstelle stehen oder gehen, die vom rettungsdienst als schwererletzt eingestuft werden - und manche sind es auch tatsächlich.


    Das muss ich auch unterstützen!! Es gibt sogar sehr schöne Studien die das auch belegen!!
    Unter anderem darum orientieren sich alle Indikationsalgorythmen zur WS-Immobilisation der zertifizierten präklinischen Traumasysteme ja nicht nur am Patientenzustand, sondern auch an den sog. positiven Mechanismen.


    Außerdem ist ein KED-System für die patienteschonende Rettung zwar ein wirklich schönes Device, aber wirklich schonend ist es dann doch tatsächlich nur ohne Drehbewegungen... und das geht nun mal nur nach oben. Denn auch bei super angelegtem KED-System kommt es immer noch zu Bewegungen. Letztendlich muss man es wie immer von der Situation und dem Patienten abhängig machen...

  • ist es wirklich euer ernst ein intaktes Auto aus einander schneiden zulassen, manch mal glaube ich es gibt zwei Rettungsdienstwelten sorry ich habe kein Verständnis für so etwas und als Einsatzleiter Feuerwehr hätte ich mich geweigert. Weil ich zig Möglichkeiten kenne eine Person aus einem PKW zu retten und wenn ich die Pat. im Sitz mit Klebeband fixiert hätte und diesen mit Ihr drauf ausgebaut hätte.