Kreis Altenkirchen: Drei Notarztstandorte zeitgleich nicht besetzt

  • Die Diskussionen um die notärztliche Versorgung im Lankreis Altenkirchen (Rheinland-Pfalz) wurde durch einen schweren Verkehrsunfall, bei dem ein 27-Jähriger verstarb, neu entfacht. Zum Zeipunkt des Unfalls war keiner der drei Notarztstandorte in Altenkirchen, Betzdorf und Wissen besetzt, da kein Notarzt zur Verfügung stand. Das Unfallopfer hätte laut Rhein-Zeitung allerdings auch durch das schnelle Eingreifen eines Notarztes nicht gerettet werden können. Dass die Notarztstandorte auch unter der Woche nicht besetzt werden können, sei keine Ausnahme, so die Rhein-Zeitung.


    Quelle: http://www.rhein-zeitung.de/re…tbereit-_arid,276928.html

  • Der Vater des bei einem Unfall getöteten 27-Jährigen hat einen Fachanwalt damit beauftragt, eine Klageschrift vorzubereiten. Zudem wird er laut einem Bericht der Siegener Zeitung online eine Strafanzeige gegen Unbekannt "wegen unterlassener ärztlicher Hilfeleistung" stellen. Auch wenn er dadurch seinen Sohn nicht zurückbekommt, so möchte er jedoch "...erreichen, dass sich in diesem Bereich für die Zukunft etwas verbessert und so Leben gerettet werden können."


    Quelle und ausführlicher Text: http://www.siegener-zeitung.de…unfall-anklage-des-vaters

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Der Vater des bei einem Unfall getöteten 27-Jährigen hat einen Fachanwalt damit beauftragt, eine Klageschrift vorzubereiten. Zudem wird er laut einem Bericht der Siegener Zeitung online eine Strafanzeige gegen Unbekannt "wegen unterlassener ärztlicher Hilfeleistung" stellen. Auch wenn er dadurch seinen Sohn nicht zurückbekommt, so möchte er jedoch "...erreichen, dass sich in diesem Bereich für die Zukunft etwas verbessert und so Leben gerettet werden können."


    Quelle und ausführlicher Text: http://www.siegener-zeitung.de…unfall-anklage-des-vaters

    Auf den Gutachter bin ich gespannt, der zu dem Ergebnis kommt, dass der junge Mann bei einem Notarzt vor Ort überlebt hätte. Es lebe das Legalitätsprinzip des deutschen Rechtsstaates...

  • Hallo!


    scheint mir ja ein ganz objektiver und guter Artikel zu sein, bleibt zu hoffen das dort wirklich bissel Bewegung rein kommt!
    *mal in die Glaskugel schau*...ich glaub irgendwie nicht dran... :rolleyes:

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • So schlimm wie das auch für den Vater ist, es wird ihm seinen Sohn nicht wiederbringen.
    Allerdings würde ich genauso mit diesem Fall an die Öffentlichkeit treten und eine Klage gegen den Träger des RD einreichen.
    In meinen Augen ist das ein Unding, dass gleich 3 Standorte nicht besetzt sind!


    Jetzt werden bestimmt wieder einige Rettungsassistenten schreien: Wir wollen mehr Kompetenzen haben!
    Klar...warum auch nicht. Geringes Gehalt ( teilweise ) - mehr Verantwortung?! Passt irgendwie nicht.
    Im 2. Atemzug muss jeder RA sich die Frage stellen, ob ich überhaupt in der Lage bin die paare Medikamente, die ich im Rahmen der Notkompetenz freigegeben sind, richtig anwenden kann.
    Ich lasse das mal so Raum stehen.

  • im Rahmen der Notkompetenz freigegeben sind


    Nur der Vollständigkeit halber und noch einmal um Missverständnissen vorzubeugen: die "Notkompetenz" (Bundesärztekammer) gibt nichts frei, sie äußert sich lediglich dazu, was sie aus ihrer Sicht im Notfall für vertretbar hält.


    Und weil auch dieser Punkt immer wieder angesprochen wird

    Zitat

    Geringes Gehalt ( teilweise ) - mehr Verantwortung?! Passt irgendwie nicht.


    Es funktioniert im Regelfall so: mehr Verantwortung -> mehr Gehalt. Nicht umgekehrt.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Es funktioniert im Regelfall so: mehr Verantwortung -> mehr Gehalt.


    Ergänzung: Theoretisch funktioniert das so. Aber sicher nicht zwangsläufig.
    Im konkreten Kontext halte dann den Umkehrschluss für wahrscheinlicher: Weil man (politisch) keine höheren Kosten will, wird es auch keine (entscheidende) Kompetenzerweiterung geben. Die Argumentation könnte dann lauten, dass der Status quo bezüglich der Qualität des deutschen Rettungsdientes gut genug ist...


    J.

  • Weil man (politisch) keine höheren Kosten will, wird es auch keine (entscheidende) Kompetenzerweiterung geben.


    Das genau ist ja der springende Punkt: auch in der Politik hat man inzwischen erkannt, dass man durch mehr Kompetenzen beim nichtärztlichen Personal unter dem Strich Geld einsparen kann. Weshalb wohl wurde der Versuch der BÄK, die verabschiedete Ausbildungszielbeschreibung (mit deutlich mehr Kompetenzen) noch einmal zu kippen, abgeschmettert? ;)

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Nur der Vollständigkeit halber und noch einmal um Missverständnissen vorzubeugen: die "Notkompetenz" (Bundesärztekammer) gibt nichts frei, sie äußert sich lediglich dazu, was sie aus ihrer Sicht im Notfall für vertretbar hält.


    Und weil auch dieser Punkt immer wieder angesprochen wird


    Das ist richtig, aber die Notkompetenz wird bereits in der Schule vermittelt, als wäre sie was altägliches.


    Zitat

    Geringes Gehalt ( teilweise ) - mehr Verantwortung?! Passt irgendwie nicht.

    Zitat


    Es funktioniert im Regelfall so: mehr Verantwortung -> mehr Gehalt. Nicht umgekehrt.


    Teilweise mag es zutreffen, aber nicht überall.

  • In meinen Augen ist das ein Unding, dass gleich 3 Standorte nicht besetzt sind!


    Es wäre aus meiner Sicht schon ein Unding, wenn nur 1 NEF (oder auch RTW) nicht besetzt ist. Kurzfristige bzw. im Dienst erkrankte oder verletzte Kollegen / Ärzte kommen vor und sind nicht schlimm, jedoch muss gewährleistet werden das so schnell wie möglich das ausgefallene Rettungsmittel wieder besetzt wird. Ein gesamtes Fahrzeug schon geplant eine komplette Schicht deswegen a.D. zu lassen, nur weil ein Arzt fehlt, geht einfach nicht!


    Es funktioniert im Regelfall so: mehr Verantwortung -> mehr Gehalt. Nicht umgekehrt.


    Funktioniert bei mir / meinen Kollegen leider nicht! Immer mehr Qualifikationen, die dann neue Aufgaben und/oder mehr Tätigkeiten bedeuten, natürlich wiederrum mit mehr Verantwortung, hat in den letzten Jahren nicht wirklich mehr Geld auf mein Konto / unsere Konten gebracht!


    Ergänzung: Theoretisch funktioniert das so. Aber sicher nicht zwangsläufig.


    Richtig... :(


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Landrat Michael Lieber sieht die Gewährleistung der notärztlichen Versorgung im Kreis nur mit mehr Geld realisierbar. Während die Kassen als Kostenträger 660.000 Euro für ausreichend betrachten, genügt dieser Betrag nach Liebers Meinung nicht. Aktuell wird Notärzten 25 Euro pro Stunde vergütet, 35 oder besser 45 Euro hält der Landrat aber für notwendig: "Wir brauchen Ärzte durch Geld".
    Im Gespräch ist inzwischen auch, den Notarztdienst über das DRK zu organisieren.


    Quelle und ausführlicher Text: http://www.rhein-zeitung.de/re…hr-Geld-_arid,284891.html

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • 25,00 Euro ist echt wenig für einen Arzt. Als Dozent bekomme ich schon mehr....
    Da muss der Landrat eingreifen.

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies die einzige Bezahlung sein soll. Meist gibt es dazu noch eine Pauschale pro Dienst oder pro Einsatz. Allerdings sind 25 Euro in der Tat wenig.
    Aber auch dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass wir uns künftig die Frage stellen müssen, wieviele Notärzte wir uns leisten möchten/können. Im Zuge des demografischen Wandels sowie der gestiegenen Anspruchshaltung in der Bevölkerung wird das Notarztsystem, wie wir es heute kennen, kaum noch zu finanzieren sein.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Stimme ich dir zu.


    Mehr Arbeit für die Ärzte bei weniger Bezahlung....eine Frage der Zeit, wann das System an weiteren Orten zum Stillstand kommt.

  • Im Zuge des demografischen Wandels sowie der gestiegenen Anspruchshaltung in der Bevölkerung wird das Notarztsystem, wie wir es heute kennen, kaum noch zu finanzieren sein.


    Man überlege mal, wie oft ein Notrarzt standartmäßig alarmiert wird, obwohl man später feststellt, dass er nicht von Nöten ist. Klar, keinder kann per Ferndiagnose sagen, ob NA oder nicht, aber manche Meldebilder kann man einer RTW Besatzung auch durchaus alleine zutrauen, gemäß dem Standart Einsatz "Fahrt mal gucken".
    Als kleines Andekdötchen; bei uns fährt zu jedem verdammten BMA automatisch ein NEF raus.
    Aber das würde über das eigentliche Disskusionsthema hinausgehen...

  • Als kleines Andekdötchen; bei uns fährt zu jedem verdammten BMA automatisch ein NEF raus.


    Wenn es sich um ein Objekt mit einem bestimmten Gefahrenpotenzial handelt, z.B. ein Krankenhaus = viele Personen im Gebäude, vor allem kranke und oft nicht gehfähige Personen, finde ich das gut! Für eine BMA-Auslösung in einer Lagerhalle finde ich es dann doch übertrieben. Auch ein RTW muss da i.d.R. nicht mit dem Zug anfahren.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Was ich ja wirklich interessant finde und was mir bisher noch niemand beantworten konnte, war die Frage, warum es zu so großen Unterscheiden in der NA-Versorgung kommt.
    Als Beispiel:


    Kreis AK: (RLP)


    NA: 3
    Kreisfläche: 642 kmÂ?
    Einwohner: 13200
    Einwohner/Fläche: 208/kmÂ?


    Einwohner/NA: 44000
    Fläche/NA: 208 kmÂ?




    Kreis Siegen-Wittgenstein (direkt nebenan) (NRW)


    NA: 9 (inkl. CH25)
    Kreisfläche:1131 kmÂ?
    Einwohner:282000 (inkl. Stadt Siegen mit 103000)
    Einwoner/Fläche: 250/kmÂ?


    Einwohner/NA: 31333 (Ohne Stadt Siegen mit NEF + CH 25: 179000 Einwohner/ 7 NA = 25571 Einwohner/NA)
    Fläche/NA: 125





    Oberbergischer Kreis (NRW)


    NA: 6
    Kreisfläche: 918 kmÂ?
    Einwohner: 280000
    Einwohner/Fläche: 306/kmÂ?


    Einwohner/NA: 46600
    Fläche/NA: 153


    Liegt das an den Bundesländern (NRW vs. RLP) oder verhandeln die Kreise mit zu wenig NA einfach nur schlecht? Wie viel machen die historisch gewachsenen Struktuten aus?


    (Zahlen z.T. gerundet.)


  • Wenn es sich um ein Objekt mit einem bestimmten Gefahrenpotenzial handelt, z.B. ein Krankenhaus = viele Personen im Gebäude, vor allem kranke und oft nicht gehfähige Personen, finde ich das gut!


    Ich denke ein Altenheim wäre ein besseres Beispiel gewesen als ein Krankenhaus :D