SPON: Spezial - RTW beschleunigt Therapie bei Schlaganfall

  • Als Schlaganfallbetroffener bin ich an diesem Thema ja besonders interessiert.
    Deswegen eine weitere Frage, die sich besonders an unsere saarländischen UserInnen hier richtet:


    jede LS hat ja ein Abfrageprotokoll, selbstgestrickt oder eingekauft, 100%-ige Vorgabe oder eher Gedächtnisstütze für den Disponenten, der ansonsten frei nach Gefühl (und Laune?) arbeitet.
    Das Saarland hat nach meinem Wissen eine einzige LS in Winterberg.
    Daraus folgere ich, daß es tgl. nicht nur einen Notruf geben wird, der aufgrund seines Inhalts den Verdacht auf einen Schlaganfall nahelegt.
    Nach welchen Kriterien kommt es nun zur Alarmierung des Spezialfahrzeugs?
    Was passiert, wenn dieses Fzg. belegt ist und ein weiterer Notruf den zwingenden Verdacht auf ein weiteres Schlaganfallereignis im RD-Bereich nahelegt - hat dann der zweite Notfall einfach "Pech" ?-( .
    Gibt es spezielle Notrufanfragekriterien bei diesem Krankheitsbild; bspw. das Alter des Patienten?
    Wer dies "komisch" findet: zum Beginn der Lysetherapie war das kalendarische Lebensalter von siebzig Jahren die Schallmauer.


    Inwieweit gibt es einen Vergleich zwischen der Patientengruppe, die im Fahrzeug lysiert wurde und den PatientInnen, die auf herkömmliche Art und Weise in einer klinischen Stroke-Unit behandelt wurde.
    Nur das ergäbe ja nach meiner Logik ja Sinn.


    Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, nach der "kompetenten" Antwort des saarländischen Users über den laborchem. Ausschluss bzw. der Bestätigung eines Insultes, hier weitere Informationen einzuholen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Die NSE wird ausschließlich zur Prognoseinschätzung bei schweren Hirnschäden eingesetzt (Hypoxie, Traum etc.)


    Wobei man sagen muss, dass der Laborwert vermutlich mit der Menge an untergegangenem Parenchym korreliert.
    Eine punktuelle Ischämie im Frontalhirn bietet eine andere Klinik als eine punktuelle Ischämie im Hirnstamm oder im Bereich der Capsula interna.
    Ohne Frontalhirn lebt es sich z.B. auch und man kann sogar Fußballprofi werden... ;-)
    Daher würde ich auf den NSE-Wert nicht so sehr setzen..

  • Das sehen andere anders... ;)


    Die Neuronenspezifische Enolase (NSE) ist ein Enzym, das heute als recht zuverlässiger Indikator für die Prognose eines hypoxischen Hirnschadens (z.B. nach Reanimation) gilt. In Untersuchungen zeigte sie sich zuverlässiger als klinische, elektrophysiologische und bildgebende Verfahren alleine.


    Ich selber habe auf mehreren Intensivstationen gearbeitet, wo die NSE zur Einschätzung der Prognose als zusätzlicher Marker hinzugezogen wurde. Insgesamt ein durchaus übliches und offensichtlich valides Verfahren.

  • Cave:
    Der hypoxische Hirnschaden ist weniger fokal als eine Ischämie.
    Deswegen gilt meine qualitative doch Einschränkung immernoch.
    :-)


    Bei Hirnödem, Einklemmung etc., d.h. wenn das Schiff am Sinken ist, kann es sicherlich prognostisch von Relevanz sein.
    Eine "fokale" Neurologie kann man aber mit der NSE sicherlich nicht differenzieren. Und eine "fokale" Neurologie z.B. im Hirnstamm kann prognostisch sicherlich auch ungünstig sein.


    Deswegen wäre ich vorsichtig mit der Idee eines präklinischen Point-of-Care Testes für NSE (oder einen anderen Marker neuronaler Ischämien), wie man ihn für Troponin kennt.
    Entweder müsste man den Cut-Off-Wert sehr niedrig setzen, oder man läuft Gefahr kleinere, aber unter Umständen klinisch relevante Ischämien zu übersehen.
    Deswegen kann die präklinische Bestimmung eines solchen Wertes sicherlich nicht sinnvoll sein.
    --> Rauf auf die Trage und schnell in eine "gute" neurologische Klinik, wo am besten eine 24h MRT-Bereitschaft herrscht.

  • Ich möchte die Bedeutung des Rettungsdienstes ja nicht schmälern, aber um den Schlaganfall herum spielt der Rettungsdienst außer einem schnellen Transport in die richtige Einrichtung keine besonders große Rolle.


    Gemäss der alten Weisheit, dass Notfallrettung Luft und Wasser bedeutet, sehe ich in deiner Aussage keine Schmälerung des Rettungsdienstes, sondern genau seine Aufgabe.

  • Also das Fahrzeug hat wenn berhaupt angemeldet (ist ja nur ne Studie) am Tag wenn überhaupt 1-2 Einsätze im Radius von ungefähr 20min um die Uniklinik Homburg. Wenn zwei Schlaganfälle innerhalb kurzer Zeit in diesem Gebiet gemeldet werden, dann fährt das Fzg. zum ersten Patienten, der zweite wird "klassisch" versorgt.
    Wie das mit dem Abfrageschema der Leitstelle aussieht muss ich leider passen.
    Außerdem fährt das Fahrzeug immer zusätzlich zu RTW+NEF zum Patienten es kann auch mal vorkommen, dass nur die Stroke Unit mit RTW alamiert wird.
    Abgerechnet wird das Fahrzeug nicht (weil es ein Forschungsprojekt ist) es sei denn es wird lysiert, das Lysemedikament wird gesondert abgerechnet, ich glaub zu 1500â??.
    So insgesamt gibt es keine Probleme mit der Abdeckung da ja normalerweise auch RTW wahlweise mit oder ohne NEF zum Einsatz fahren und so das Fzg. nur zusätzliche Optionen bietet.
    Wie das mit den Laborparametern aussieht bin ich leider auch überfragt dafür gibts nen MTA auf dem Auto.


  • Wie das mit den Laborparametern aussieht bin ich leider auch überfragt dafür gibts nen MTA auf dem Auto.


    Das RS/RA diese Laboruntersuchungen NICHT durchführen ist wohl klar (obwohl die Laborautomaten auf Intensivstationen im Prinzip von jedem Primaten bedient werden können).
    Aber eine Auflistung, welche Laborparameter denn im Rahmen dieser Studie im Fzg. überhaupt erhoben werden, wäre schon nett.
    Oder ist die MTA-Kraft auf diesem Fzg. in Wirklichkeit eine MTAR-Person, die das CT bedient?

    raphael-wiesbaden


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  • Das sind ja in der Regel "nur" BGA-Geräte. Für komplexere Analysegeräte braucht man dagegen schon Fachpersonal. Wobei mich auch interessieren würde, ob und welche Laborparameter in der mobilen Schlaganfall-Einheit untersucht werden.

  • Allerdings gibt es auch vollautomatische Analysegeräte.
    Die MTA-Kraft bedient das Gerät, macht natürlich auch die Qualitätskontrolle u.a.m.
    Doch Dinge wie Elektrolyte, Leberwerte, Gerinnung etc. laufen erst einmal im Automat - oder irre ich mich da so?


    Meine ZNA-Zeit endete 1989.
    Schon damals war es im Nachtdienst so, daß einfache Laborbestimmungen wie ein BB auch ohne MTA möglich waren.
    Gerät einschalten - Selbstanalyse/Kalibrierung des Gerätes abwarten - Laborröhrchen aufschrauben - Blut einsaugen lassen - Ausdruck abreissen.
    Bei ERROR-Meldung auf die verschlafene MTA-Kraft warten - die ansonsten bei ihrem Eintreffen i.d.R. bereits zentrifugiertes Serum vorfand.

    raphael-wiesbaden


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  • Die MTA-Kraft bedient das Gerät, macht natürlich auch die Qualitätskontrolle u.a.m.


    Damit hast Du ja quasi schon selber die Notwendigkeit einer MTLA begründet. Von Fehlermeldungen und einem eventuell notwendigen manuellen Modus mal abgesehen. Die haben also durchaus ihre Daseinsberechtigung... :)

  • Diese wollte ich auch niemals abstreiten :!: - es war als junger Mann durchaus reizvoll Kopf an Kopf zu hocken, wenn es das Angebot gab, sich etwas Interessantes unter dem Mikroskop zu betrachten :pfeif:

    raphael-wiesbaden


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  • Diese wollte ich auch niemals abstreiten :!: - es war als junger Mann durchaus reizvoll Kopf an Kopf zu hocken, wenn es das Angebot gab, sich etwas Interessantes unter dem Mikroskop zu betrachten :pfeif:


    Und, an was kannst du dich noch erinnern? :D

  • Und, an was kannst du dich noch erinnern? :D


    Die (damals junge) MTA, an die ich mich spontan erinnere, hat später natürlich einen RA geehelicht - aber nicht mich.

    raphael-wiesbaden


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  • Ich bin ja wirklich nicht Innovationsfeindlich, aber ich war schon länger der Meinung, dass dieses Projekt unnötig Geld verbrennt, welches man woanders sinnvoller einsetzten könnte. Ein akuter Schlaganfall gehört zügig in die Klinik - und wenn dieser nicht mit einer akuten Bewußtseinsstörung/Krampfanfall einher geht, brauche ich dort auch keinen NA sondern nur den schnellen, sachgerechten Transport in die geeignete (vorinformierte) Klinik. Was gibt's da noch groß zu diskutieren?

    Unter den Blinden ist der Einäugige der Arsch - er muss allen Anderen vorlesen...