Aufstand der jungen Ärzte

  • Und was ist der Plan, die Missstände zu beheben? Auszuwandern und andere Tätigkeiten anzunehmen sind ja keine Lösungsansätze.


    Sich zum NotSan umschulen lassen, mit Prüfung natürlich. :ironie:

  • @Basti


    Nein, aber wenn man nicht daran interessiert ist, auf die Bedürfnisse der Ärzte einzugehen, bleibt einem nur die Rette-sich-wer-kann-Strategie. Ansatzweise findet man ja in manchen Krankenhäusern Tendenzen, dem entgegen zu wirken. Aber das sind bisher nur Tropfen auf dem heißen Stein. So lange wir die ökonomisch geprägte Defensivmedizin weiter betreiben, wird sich das auch nicht wesentlich ändern.



    @Ghandi


    Tatsächlich bereut eine Freundin nach knapp einem Jahr als Ärztin, ihr Medizinstudium nach langer Tätigkeit als Rettungsassistentin beendet zu haben. Und das Schlimme ist: mir fehlen motivierende Worte für sie, den Job weiter zu machen.

  • Ärzte haben doch relativ große und gut arbeitende Verbände, denen sie angeschlossen sind. Gibt es da keine Möglichkeit, Änderungen anzustoßen, bevor die Krankenhäuser und Arztpraxen voller Dr. med. (CZ) oder Dr. med. stom (RO) sind? Bislang hört man in der Öffentlichkeit (ist aber auch nicht mein Interessensschwerpunkt) immer von Arbeitszeit- und Gehaltsänderungswünschen. Deise Probleme sind doch allerdings maximal die Spitze des Eisbergs. Und 40 Jahre nur wegen des tollen Gefühls der Ideologie als Arzt zu arbeiten, wird wohl kaum jemand schaffen.

  • Bei Generation Y muss ich immer an Bundweswehr denken.. aber abgesehen davon trifft der Artikel es auf den Punkt.
    Ich sehe mich primär zwar in D, aber wenn mich Freundin/Frau nicht hier hält und die Arbeitsbedingungen/Inhalte nicht stimmen, dann heißt es auch füch mich Adieu.... jetzt schon einkalkuliert. Und viele meiner Kommilitonen sehen das genau so, wenn sie nicht jetzt schon fest entschlossen sind ins Ausland zu gehen.

  • @Basti


    Schwierig. Verstaubte Traditionen, starre Hierarchien und Klinikgeschäftsführungen, die keinerlei Bezug mehr zur Basisarbeit haben, machten das bisher fast unmöglich. Im Großen wie im Kleinen. Bis vor wenigen Jahren fiel den Klinikleitungen das überhaupt nicht auf, wenn ganze Abteilungen von fachärztliche Highperformer frustriert kündigten. Heute kriegt man wenigstens erstaunte Anrufe, wenn sie die Kündigung im Briefkasten finden. Und so lange noch so viele Kollegen das Spiel mitmachen, um nach oben zu kommen, wird den Klinikleitungen immer noch suggeriert, daß alles in Ordnung ist. Die Qualität spielt dabei keine große Rolle mehr: solange Dr. (Ro) et al. eine Zahl im Stellenplan darstellen und die Fallzahlen erfüllt werden, ist für die Geschäftsführung alles in Ordnung. Hinzu kommt, daß es für Ärzte aufgrund ihres Berufsverständnisses fast unmöglich ist, konsequent durch Streiks oder Arbeitsverweigerung auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Das ist mir persönlich erst als Honorararzt möglich geworden, zu bestimmten Arbeitsbedingungen einfach "Nein!" zu sagen.

  • Die Ärzteverbände und Ärztekammern wehren sich übrigens mit Händen und Füßen gegen dieses System...

  • Und was ist der Plan, die Missstände zu beheben? Auszuwandern und andere Tätigkeiten anzunehmen sind ja keine Lösungsansätze.


    Ich sag jetzt mal provokant: DOCH!!!!


    In meinem Freundeskreis bereiten das gerade mehr als nur eine Person nach ihrem Studium vor oder haben den Schritt schon getan als Arzt.


    Grüße aus München

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Die Ärzteverbände und Ärztekammern wehren sich übrigens mit Händen und Füßen gegen dieses System...


    Aber eher nicht mit großem Erfolg, oder? Natürlich muss man sagen, dass es in vielen Bereichen des Berufslebens nicht rosig ist, aber es ist und bleibt nunmal ein Bereich, in dem eben nicht ein Blech krumm gefräst wird oder ein Schnitzel zu lang gebraten wird, weil der Angestellte müde/ deprimiert oder demotiviert ist, sondern ab und an geht es ja auch um die Gesundheit.

  • @Basti


    Nein, man kennt das ja von den frustrierenden Debatten der Ärztekammervorsitzenden mit diversen Gesundheitsministern oder Krankenkassenvertertern... :(

  • Auch wenns ein wenig OT ist, ich Frage mich schon lange, warum begrenzt der Staat eigentlich nicht schon lange die Ausgaben der Kassen, z.b. für Arzneimittel und schafft so Raum für eine bessere Bezahlung im Gesundheitswesen?

  • Danke Ani, für diesen Link.
    Ich erinnere mich an einen Leserbrief im dt. Ärzteblatt, für welchen der Chefarzt der anästhesiologischen Abteilung eines süddeutschen Krankenhauses verantwortlich zeichnete. Dieser erschien im Zusammenhang mit dem Arbeitszeitgesetz und seiner Anwendbarkeit auf die Ärzte öffentlicher Kliniken, ich schätze mal, so um das Jahr 2000 herum. Es ging m. E. darum, dass zukünftig keine 36 Stunden-Dienste mehr möglich sein sollten.
    Hier wurden die "jungen" Ärzte als belastungsunfähige "Game-Boy-Generation" tituliert, welche nur auf eigenen Bequemlichkeit aus wären.

  • Auch wenns ein wenig OT ist, ich Frage mich schon lange, warum begrenzt der Staat eigentlich nicht schon lange die Ausgaben der Kassen, z.b. für Arzneimittel und schafft so Raum für eine bessere Bezahlung im Gesundheitswesen?


    Warum soll denn der Staat immer alles regeln, wenn es mal nicht so läuft, wie einige es sich wünschen? Natürlich ist das Thema der Arbeitsbedingungen der Ärzte ein ernstes Thema, aber gleich wieder nach dem Staat zu rufen, muss ja nicht sein. Manchmal geht es nämlich sogar ohne Regulierungen und Maßregelungen.

  • Weil das Ganze Ausmaße annimmt, die einfach nicht mehr tragbar sind. Man kann doch sehen, wie sich Pharmaunternehmer die Taschen füllen und alle bezahlen brav. Mann muss ja nicht alles sofort verstaatlichen, aber eine gewisse Regelung würde das Ganze doch entschärfen.

  • Als allererstes ist mir ein Bekannter eingefallen; deut. FA Anästhesie, arbeitet in Nordschweden.
    Er ist Vater.
    Als seine Frau schwanger wurde, bekam er die Information, daß ihm eine (bezahlte) Elternzeit zusteht - auch wenn seine Frau das Kind aufzieht.
    Dann registrierte die Personalabteilung, daß er ja schon ein Kind hatte.
    Ergebnis 1: diese Elternzeit kommt selbstverständlich dazu.
    Ergebnis 2: sein Chef hat ihm gratuliert und ihm alles Gute gewünscht.


    Ich denke, jeder hier kann sich ausdenken, wie hierzulande die Reaktion ausgesehen hätte.
    Wenn die Arbeitsbedingungen zu schlecht sind, sind gutausgebildete Leute die ersten, die gehen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Guter Beitrag.....

    Zitat

    Die Stellen sind nicht besetzt, weil die junge Generation von Ärzten
    sieht, wie schwer sich gute Medizin in diesem System umsetzen lässt und
    wie unzufrieden viele Ärzte der älteren Generation mit ihrem
    Arbeitsalltag sind.

    ...es sind in allen Bereichen des Gesundheitswesen zwingend notwendig. Das Schlimme ist, das es die Politiker, die Bürger in diesem Lande letztendlich alle wissen und trotzdem wird das System ständig verkompliziert und damit auch unübersichtlicher...Ein Hoch auf den Kommerz!

  • Man könnte aber auch die provokante Frage stellen wieso die Ärzte nicht für bessere Arbeitsbedingungen streiken, sondern nur für mehr Kohle...

  • Solche Proteste hat es auch immer wieder gegeben. Allerdings ist es schwierig, weil es ein Problem des Systems selber ist. Gegen wen soll da die große Masse streiken?