Ärztequalität im Fokus

  • ...andersrum finde ich die hier im Forum herrschende tolerante Haltung bzgl. der Ärztefehler interessant, wenn man dagegen im Vergleich Fehler von Rettungsassistenten betrachtet ist die Haltung da doch eine ganz andere.


    Nun, da ist wohl ein wenig Realismus gefragt: Ärztliche Fehler resultieren nach meiner Erfahrung meist aus einer falschen Lage- und Situationsbeurteilung und vergleichsweise selten aus mangelnden medizinischen Fähigkeiten. Die mir bisher zu Ohren / Gesicht gekommenen "Fehler von Rettungsassistenten" resultierten dagegen zu annähernd 100% aus mangelndem Fachwissen bzw. profunder Unkenntniss medizinischer bzw. einsatztaktischer Zusammenhänge...da müssen wir wahrscheinlich (leider...) zunächst vor der eigenen Haustüre kehren und die Ärzte erst einmal in Frieden lassen ;-)

  • Dies mag vielleicht sein, wobei ich mittlerweile die Erfahrung im Rettungsdienst gemacht habe, das es gerade die Ärzte sind, die aufgrund mangelnder Fortbildung oftmals nicht in der Lage sind, nach den jetzigen Standards zu agieren. Dies fängt mit den simplen Reanimationsguidlines an und hört bei der Versorgung von Polytrauma auf, wo oftmals m. E. falsche Prioritäten von den Medizinern gesetzt werden.


    Allerdings, was Ani geschrieben hat ist auch nicht von der Hand zu weisen, das gerade junge Ärzte unglaubliche Angst haben im Rettungsdienst Fehler zu machen. Dies äußert sich zum einen in eine schwere und oftmals langfristige Entscheidungsfindung und häufig werden Bagatellfälle ins KH eingeliefert, weil schlicht eine gewisse Unsicherheit (vielleicht auch Angst) vorhanden ist.


    Ein weiterer nicht unerheblicher Punkt ist auch die Spezialisierung von Ärzten. So tun sich Chirurgen häufig bei einfachen internistischen Problemen sehr schwer, während umgekehrt die Internisten bei chirurgischen Notfällen oftmals ebenfalls recht unglücklich agieren. Meine Organisation bietet Hausärzten Notfallmanagement an, was auch sehr gerne angenommen wird. Hier tun sich zum Teil echte Abgründe auf.


    Gerade was die Notfallmedizin angeht stelle ich in meinem Bereich fest, das hier die Ärzte immer mehr zum schwächsten Glied des Rettungsteams werden, da die routinierten Notärzte immer seltener werden und die jungen Ärzte doch eine gewisse Zeit brauchen um einen gewissen Standard zu erreichen. Wenn sie dann den Standard erreicht haben, fahren sie keine Notarztdienste mehr und neue junge Notärzte treten den Dienst an. Einfach ungut.

  • Um es überspitzt zu sagen wird es dazu kommen, dass die Leute Guidelinekonform sterben werden. Es gibt Krankheitsbilder in der Onkologie, aber auch in anderen Bereichen, wo es keine ausreichende Fallzahlen für Studien gibt, dass sollte man aus dem Rettungsdienst ja kennen und wo bisher ein Arzt sagte: Wenn wir es versuchen haben wir in 10 % eine Chance bei guten Outcome, wenn wir es nicht versuchen stirbt er garantiert binnen 48 h.
    Nur eine solche Intervention kostet und wenn man die GKV als Quelle nimmt, die wollen nicht zahlen, dass der Patient verstirbt ist für sie ein wirtschaftlicher Gewinn und wenn man den Tod mit Statistiken belegen kann um so besser um selber die Hände in Unschuld zu waschen.
    Von daher bei so einer OP ist der Tod nicht ein Fehler, sondern das Überleben ein Glücksfall und bisher hieß es wenn der Verstorbene zu den 90 % zählt, dann war es ein schicksalhafter Verlauf und wenn er zu den 10 % zählt dann hatte er einen guten Arzt un Glück. Heute wird der schicksalhafte Verlauf zum Fehler.

  • hk-um: :cookie:
    Was für ein konfuser Beitrag. Ich habe ihn jetzt bestimmt zehnmal gelesen und verstehe immer noch nicht, was du sagen willst. Die gesetzlichen Kostenträger wollen eine Behandlung mit überwiegend schlechtem Outcome nicht bezahlen und deswegen ist es ein Arztfehler wenn nicht das seltene, gute Ergebnis eintritt? Wo ist denn da die Logik?

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Dies mag vielleicht sein, wobei ich mittlerweile die Erfahrung im Rettungsdienst gemacht habe, das es gerade die Ärzte sind, die aufgrund mangelnder Fortbildung oftmals nicht in der Lage sind, nach den jetzigen Standards zu agieren.


    Da bist du nicht der Einzige...


    So tun sich Chirurgen häufig bei einfachen internistischen Problemen sehr schwer, während umgekehrt die Internisten bei chirurgischen Notfällen oftmals ebenfalls recht unglücklich agieren.


    ...und beide haben Probleme mit der deutschen Sprache ;-)


    Gerade was die Notfallmedizin angeht stelle ich in meinem Bereich fest, das hier die Ärzte immer mehr zum schwächsten Glied des Rettungsteams werden, da die routinierten Notärzte immer seltener werden und die jungen Ärzte doch eine gewisse Zeit brauchen um einen gewissen Standard zu erreichen. Wenn sie dann den Standard erreicht haben, fahren sie keine Notarztdienste mehr und neue junge Notärzte treten den Dienst an.


    Das ist in der Tat eine sehr negativ zu wertende Entwicklung - allerdings sehe ich auch ein wenig Licht am Horizont. Durch die stark zunehmende Zahl von Honorar-Notärzten finden sich zumindest in einzelnen Regionen wieder vermehrt erfahrenere Ärzte im RD.

  • 1.
    Wäre die Qualität des deutschen Medizinstudiums so schlecht, dann hätten deutsche Uni's keine Studenten aus dem Ausland.
    Ausland meint hier nicht nur die EU-Staaten, sondern wirklich die ganze Welt.
    Seit jetzt einem guten Jahr agiere ich im Skill-Med-Labor der Unikliik MZ mit - und erlebe hier auch nichtdeutsche Studenten, die unisono von der "Qualität" angetan sind.
    Das es sehr viele Verbesserungsmöglichkeiten gibt - mir fällt bspw. aus den Rückmeldungen die Theorielastigkeit auf, deswegen kommen die Studi's so gerne für das Einüben praktischer Dinge - steht dabei ausser Frage.


    2.
    In bestimmten Klinikbereichen, vorzugsweise im REHA-Bereich, leidet die Patientenversorgung erheblich unter einer immer grösser werdenden Zahl nichtdeutschsprachiger Mediziner.
    Diese Mediziner haben ihre Ausbildung durchaus in Staaten gemacht, wo die Cramerschiene bei Knochenbrüchen den normalen Standard darstellt.
    Die Sprachproblematik erschwert die Kommunikation mit den Patienten + Angehörigen, was sich wiederum auf die Qualität der Versorgung niederschlägt.
    Da der stationäre REHA-Bereich das bevorzugte Geschäftsfeld privater Klinikkonzerne darstellt, hege ich hier durchaus den Verdacht, daß die durchaus bekannten "Baustellen" mehr oder weniger bewusst toleriert werden.
    REHA hat ja eigentlich den Auftrag, eine Wiedereingliederung bzw. die Förderung von Restaktivitäten des Patienten zu ermöglichen. Damit soll erreicht werden, daß ein zugrundeliegendes med. Problem sich verschlimmert oder erneut auftritt.
    Die immer schlechter werdende Qualität (nichtdeutschsprachige Ärzte, zu wenig pflegerisches Fachpersonal, Hygienemängel usw.) sorgen eher dafür, daß weitere -kostenintensive- stationäre Massnahmen entstehen.
    Wirtschaftlich völlig verständlich: jeder Wirtschaftszweig will ständig mehr Kundschaft, weil dies den Gewinn steigert.
    Nur zahlt hier "die Gesellschaft" die Rechnung und jedes Individuum kann darunter leiden...


    3.
    Das ambulante und stationäre Gesundheitswesen leidet unter chronischer Formalitis.
    Jeder verbeamtete Bürohengst einer beliebigen Behörde beweist die Notwendigkeit seines Arbeitsplatzes damit, daß er Arbeitgeber und Arbeitnehmer Hausaufgaben aufzwingt, die nicht mehr nachvollziehbar sind.
    Gerade das Gesundheitswesen leidet darunter.
    Wenn niedergelassene Ärzte, vorzugsweise hausärztliche tätige Mediziner, sich darüber beklagen, daß etwa 40% ihrer Arbeitszeit mit "Schreibkram", d.h. Anfragen von Versicherungen/Behörden draufgeht, halte ich das für wahr.
    Davon betroffen ist auch das Pflegepersonal in Kliniken und pflegerischen Einrichtungen.
    Auch hier muß jedes Haarekämmen dokumentiert werden.
    Politik und Kassen sagen dann leichthin, daß die Fachkräftequoten ja erfüllt werden - und verschweigen, daß diese Fachkräftequoten ohnehin nicht ausreichen und zweitens die zu wenigen Fachkräfte einen Grossteil ihrer Zeit am Schreibtisch hocken.
    Die eigentliche Arbeit - die Pflege - übernehmen Hilfskräfte und/oder Angehörige, denn: das "bißchen" Pflege kann ja jeder...


    Als Beleg für Punkt Nr. 3 eine Episode meines gesundheitlichen Befindens:
    seit meinem Schlaganfall habe ich eine Schwerbehinderung von 80%.
    Dies muß (?) die Behörde (Versorgungsamt) jetzt prüfen. Ich könnte ja zwischenzeitlich in Lourdes eine Wunderheilung bzw. vollständige Wiederherstellung erreicht haben.
    Also kam vor einigen Wochen das Formular.
    Hierin habe ich alle Mediziner anzugeben, die in der Zeit nach meiner Schwerbehinderung an mir tätig waren.
    Bei mir sind dies: Hausärztin, Neurologe, Psychotherapeutin sowie eine Fachklinik.
    Die werden jetzt alle angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten.
    Das bedeutet für mich, daß ich zwischenzeitlich durchaus ambulante Termine vereinbare, damit ein aktueller Eindruck entstehen kann bzw. ich diese Personen "vorwarne".
    Rein medizinisch ist ein Teil dieser Termine überhaupt nicht notwendig.


    Das Versorgungsamt wartet also alle Befunde ab und sichtet diese zunächst vor.
    Dies erledigt ein Sachbearbeiter, der nicht unbedingt eine medizinsch-pflegerische Ausbildung hat.
    Dann geht das Ganze zu den dort angestellten Ärzten, die noch einmal alles lesen bzw. die Zusammenfassung des Sachbearbeiters.
    Üblicherweise erfolgt der neue Bescheid lediglich nach Aktenlage.
    Eine persönliche Überprüfung ist in aller Regel gar nicht möglich; erstens gibt es zu wenige Ärzte in der Behörde, zweitens gibt es keinerlei Austattung für "höherwertige" Untersuchen, bspw. die Mesung der Nervenleitgeschwindigkeit und drittens wäre da noch der Punkt mit der unmittelbaren Qualität der dort angestellten Ärzte.
    Ich unterstelle nichts, wage aber dennoch die Behauptung, daß es einen Unterschied darstellt, Akten zu "heilen" oder dies an richtigen Menschen zu versuchen...
    Ergänzende ambulante Untersuchungen zur Überprüfung der schriftlich vorgelegten Befunde werden nicht vorgenommen, dafür gibt es ja keinen Etat.
    Zusammenfassung:
    Steuermittel und Krankenkassenbeiträge werden aufgewendet; meine Ärzte mutieren zu Schreibtischtätern anstelle wirklich kranke Menschen behandeln zu können -
    und ich werde wohl höchstwahrscheinlich den gleichen Schwerbehinderungsgrad haben.
    Die kontrollierende Behörde und deren oberster (politischer) Chef darf sich aber beruhigt selbst auf die Schulter klopfen:
    wieder einmal haben sie ihre Aufgaben erfüllt (die sie selbst vorher definiert haben) - gezahlt hat es der Steuer- und Beitragszahler, also ich selbst.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Zitat Shavakur
    Da bist du nicht der Einzige und beide haben Probleme mit der deutschen Sprache ;-)

    :?: (Häää) ...wohl hin und wieder auch mit der Verständigung. Naja, immerhin weiß ich, das ich nicht perfekt bin, jedoch die Fähigkeit habe und auch nutze, meine Augen zu benutzen.


    @ Raphael


    vielen Dank für den Beitrag. So habe ich es bisher noch nicht gesehen.

  • Nur um ein bißchen die Illusion einiger User zu nehmen: Schaut man sich die Zahlen an, sind Patientenklagen bezüglich (vermeintlicher) Ärztefehler im Rettungsdienstbereich ausgesprochen gering.

  • Auch wenn ich Raphaels Beitrag sehr unterstütze und gut finde, sollten wir uns schon - bei aller berechtigter Kritik am System - vor Augen halten, auf welchem Niveau hier in Deutschland eigentlich gejammert wird.


    Natürlich geht´s immer auch noch nen Ticken besser und man sollte niemals aufhören das Maximale zu fordern, um das Minimale zu erreichen.


    So lange aber der Kostendruck durch die hier übliche Finanzierung nicht gemildert werden kann und jede Verbesserung immer zu Lasten der gesamten Bevölkerung geht, wird es schwer werden eingefahrene Strukturen zu ändern.


    Als an den Haaren herbeigezogenes Beispiel die Einführung des neuen Berufsbildes NFS (;-) )
    Wären alle Beitragspflichtigen in Deutschland überzeugt davon und bereit dafür eine Minimale Erhöhung der KV-Beiträge zu akzeptieren, gäbe es keine Finanzierungsdebatte.
    Da man aber naturgegeben nicht bereit ist Geld für etwas zu bezahlen, was man nach eigener Meinung selten bis nie in Anspruch nehmen will (von Handy- Unfall-, Haftpflicht, Wasserschaden-, Blitzschlag- etc -Versicherungen mal abgesehen), wird es immer ein Gemurre geben, wenn´s ans eigen Portemonnaie geht.


    Das wissen auch die Politiker und die haben ja bekanntermaßen vor nichts mehr Angst, als vor dem Verlust von Wählerestimmen bei unpopulären Entscheidungen.

  • Nur um ein bißchen die Illusion einiger User zu nehmen: Schaut man sich die Zahlen an, sind Patientenklagen bezüglich (vermeintlicher) Ärztefehler im Rettungsdienstbereich ausgesprochen gering.


    Wie es der Zufall will, ist gerade heute in der Presse ein diesbezüglicher Vorfall aus Frankfurt/Main -
    siehe dazu die Presseschau, ich habe den Artikel eingestellt.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Nur um ein bißchen die Illusion einiger User zu nehmen: Schaut man sich die Zahlen an, sind Patientenklagen bezüglich (vermeintlicher) Ärztefehler im Rettungsdienstbereich ausgesprochen gering.

    :hmm: ....eben, daher verwundert es mich ungemein, warum die Ärztelobby gerade im Bereich des Rettungsdienstes und gerade im Bereich Kompetenzen für nichtärztliches Personal derart interveniert, wenn selbst in den eigenen Reihen eine Standardqualität nicht gewährleistet ist und Patienten deshalb Schaden nehmen und gefährdet sind?


    @ Vossi
    Das Argument, das hier im Lande auf hohem Niveau gejammert ist sicherlich in gewissen Teilen nachvollziehbar, aber trotzdem nicht stichhaltig. Wenn Politiker in anderen Ländern auf die Unversehrtheit ihrer Bevölkerung keine Rücksicht nehmen, ist das vielmehr ein recht bedauerlicher Zustand. Wenn bei uns im Land die eingefahrenen Strukturen allerdings das Gesundheitswesen immer mehr verschlechtern, kann es bald auch hier ein bedauerlicher Zustand werden, dem man eigentlich drastisch gegensteuern sollte. Gerade der Beitrag von Raphael ist doch das Paradebeispiel, das grundlegende Reformen mehr als notwendig sind.


  • Wie es der Zufall will, ist gerade heute in der Presse ein diesbezüglicher Vorfall aus Frankfurt/Main -
    siehe dazu die Presseschau, ich habe den Artikel eingestellt.

    Das war aber kein Behandlungsfehler sondern ein Organisations-/Kommunikationsproblem, unabhängig davon ob es tatsächlich eine Auswirkung auf den Patienten hatte (der, so wie sich der Artikel liest, ja bereits bei Eintreffen des RTW reanimationspflichtig war).

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  • Das war aber kein Behandlungsfehler sondern ein Organisations-/Kommunikationsproblem, unabhängig davon ob es tatsächlich eine Auswirkung auf den Patienten hatte (der, so wie sich der Artikel liest, ja bereits bei Eintreffen des RTW reanimationspflichtig war).

    ...ob der Patient bei Eintreffen des RTW schon reanimationspflichtig war, kann ich aus dem Artikel nicht herauslesen.

  • Gerade der Beitrag von Raphael ist doch das Paradebeispiel, das grundlegende Reformen mehr als notwendig sind.


    Das sehe ich durchaus genauso.
    Ich hab ja auch nicht behauptet, dass keine Reformen notwendig seien.
    Vielmehr sehe ich den Bedarf an Verbesserungen durchaus auch, ich habe lediglich auf die Schwierigkeiten durch Lobbyismus, wahltaktischen Erwägungen und Egoismus / Ignoranz der Bevölkerung hinweisen wollen.

  • @mütom:

    Zitat

    Ob das Leben von Marco hätte gerettet werden, wenn der Notarzt früher eingetroffen wäre, darüber will Röck nicht spekulieren:. "??Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass er nicht verstorben wäre, wenn der NEF eher am Unglücksort gewesen wäre. Der Notarzt hätte zwar früher dort sein können, aber er hätte den Patienten wohl auch nur weiter reanimieren können??."

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    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • @ Zoidberg nein die Erkrankung ist "Nett" - 90 % versterben in jedem Fall und 100 % ohne Intervention. Wenn ärztlich interveniert wird haben 10 % eine Chance zu überleben und eben bei allen Überlebenden mit einem guten Outcome und die anderen 90 % verursachen auch keine Kosten, da sie versterben.
    Nur die Leitlinien sagen jetzt auf der Basis der Statistik ist diese Maßnahme als nicht indiziert anzusehen, da die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ausgangs zu gering ist. Somit ist die OP nicht Leitlinienkonform und der Kostenträger kann es selbst bei positiven Ausgang als Kunstfehler betrachten und die Zahlung verweigern, weil nach Leitlinien die Erkrankung binnen 48 h zum Tod geführt hätte.
    Durch die OP wurden jetzt 2 von 20 gerettet, hierbei entstanden zusätztliche Behandlungskosten, welche bei leitlinienkorrekten Verhalten nicht entstanden wären.

  • der Kostenträger kann es selbst bei positiven Ausgang als Kunstfehler betrachten und die Zahlung verweigern


    Wusste gar nicht, dass in Österreich Kunstfehler und Kostentragungspflicht etwas miteinander zu tun haben.

  • An der Diagnose: "mehr Behandlungsfehler" ist ja nicht viel zu deuten, wenn man sich die Zahlen ansieht so ist das aber im Vergleich zu den Millionen an Behandlungsfällen immer noch ein geringer Anteil, obwohl die Dunkelziffer deutlich höher ist. Jetzt kann man sich streiten warum Behandlungsfehler zunehmen, eine Ursache ist sicherlich, dass vermehrt geklagt wird. Die Folgen sind auch jetzt schon zu sehen , sowohl bei den Hebammen als auch bei den Ärzten steigen die Beitrge der HAftpflichtversicherungen stetig an, bei den Hebammen durch den schlechteren Verdienst mittlerweile in existenzbedrohende Höhen. Bei weiterhin steigenden Klagen wird absehbar folgendes passieren: 1. die Versicherungsbeitrge werden weiter steigen, 2. medizinisches Personal wird immer mehr Defensivmedizin betreiben und damit die Krankenversicherungskosten in die Höhe treiben und auch den gesundheitlichen Schaden in der Gesamtbevölkerung erhöhen (z.B. durch unnötige Röntgenuntersuchungen, Katheteruntersuchungen usw.). Wie kommt man aus diesem vorhersagbaren Teufelskreislauf raus? Andere Länder (Schweden) haben da eine staatliche Versicherung aufgebaut. Wenn eine Behandlung einen Schaden hervorgerufen hat, dann wendet sich der Patient an diese Vericherung und bekommt dort ggfs. Schadensersatz, es entfällt der juristische Streit mit dem Behandler. Bevor jetzt also wieder mal das wohlfeile Fingerzeigen stattfindet sollte sich die Gesellschaft Gedanken machen wie sie mit der absehbaren Entwicklung umgeht. Meine Prognose jedenfalls ist, dass die Zahlen weiter ansteigen werden. Wenn die Voraussetzungen weiter erleichtert werden, dann geht es natürlich noch schneller. Bleibt dann alles so wie wir es momentan handhaben, dann werden wir o.g. Probleme bekommen und dem Patientenschutz ist ein echter Bärendienst erwiesen worden.

  • Durch die stark zunehmende Zahl von Honorar-Notärzten finden sich zumindest in einzelnen Regionen wieder vermehrt erfahrenere Ärzte im RD.


    Wobei dies dem gerne genommenen Argument widerspricht, dass ein guter Notarzt gleichzeitig ein in der Klinik tätiger Arzt sein muss. Und meiner persönlichen Erfahrung nach kann man die regelmäßige Tätigkeit im Notarztdienst nicht automatisch mit "mehr Wissen/Können" gleichsetzen.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.