Ideen zur Pädiatrie-Fortbildung

  • Hallo liebe Kollegen,


    Ich brauch mal eure Unterstützung:



    Ich soll eine ca. 120 min. Fortbildung über Pädiatrie halten. Hier soll eher auf Notfallbilder eingegangen werden. Basics wie Anatomie und Physiologie sowie Reanimation wurden im Vorfeld bereits besprochen.


    Naja das Spektrum an Kindernotfälle ist relativ groß. Habe unter anderem das Buch "Der Kindernotfall" vom SK-Verlag als Literatur. Aber ich könnte ja stundenlang über dieses Thema reden :scare3:


    Meine Frage ist allerdings in was sollte ich die Schwerpunkte setzen?


    Danke schon mal für eure Hilfe :acute:

  • "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Und weil ich da gerade zufällig darüber gestolpert bin, ein Hinweis auf das "Epidemiologische Bulletin" des RKI:


    http://www.rki.de/DE/Content/I…df?__blob=publicationFile


    Zitat

    Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien


    Salmonellen sind neben Campylobacter als Ursache einer bakteriellen Enteri- tis für Deutschland nach wie vor von herausragender Bedeutung. Im Jahr 2012 wurden über 20.000 Salmonella-Infektionen gemeldet.1 Der überwiegende Teil der Infektionen wird durch Verzehr von Lebensmitteln verursacht. Der Anteil Rohei-bedingter S. Enteritidis-Ausbrüche sank in den letzten Jahren erheblich, doch ist ein wachsender Anteil von S. Typhimurium-Ausbrüchen durch mo- nophasische Stämme des Lysotyps DT193 bedingt durch Fleisch und Fleisch- produkte in den letzten Jahren festgestellt worden. Außerdem werden häufiger Salmonella-Infektionen durch pflanzliche Lebensmittel beobachtet.2
    In diesem Beitrag soll auf einen wenig bekannten Infektionsweg hingewie- sen werden: Erkrankungen von Säuglingen und Kleinkindern durch von Reptili- en stammende „exotische“ Salmonella-Serovare. Erwartungen, dass dieser direk- te Infektionsweg Tier-Mensch in Deutschland eine Seltenheit bleibt, haben sich leider nicht bestätigt.3,4 Epidemiologische Daten und Beobachtungen von Pädi- atern belegen, dass solche Infektionen besonders bei Säuglingen in den letzten Jahren zugenommen haben.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
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    James Elroy Flecker

  • Manchmal hilft es, wenn Du
    a)
    Dich selbst fragst welche Notfälle für Dich selbst interessant sind. Hat den Vorteil, dass Du das Thema mitunter besser und mit mehr Spass vorbereitest und enthusiastischer vermittelst,
    b)
    Du fragst im Vorfeld die Teilnehmer (wenn möglich) an welchen Themen sie Interesse hätten.


    Beides schränkt die Auswahl der unzähligen Themen ein, und macht Dir das Leben bei der Vorbereitung etwas leichter.

    Einmal editiert, zuletzt von Medic5754 () aus folgendem Grund: Edit: fehlender Buchstabe eingefügt

  • @ Medic5754: dieses Thema beschäftigt mich schon eine Weile und irgendwie finde ich immer wieder Themen die ich mit reinnehmen könnte.


    und ich persönlich finde eigentlich alles, im Bezug auf Kindernotfälle, wichtig. Wenn es nach mir ginge könnte ich auch eine Tagesfortbildung davon machen ;)

  • @ Medic5754: dieses Thema beschäftigt mich schon eine Weile und irgendwie finde ich immer wieder Themen die ich mit reinnehmen könnte.


    und ich persönlich finde eigentlich alles, im Bezug auf Kindernotfälle, wichtig. Wenn es nach mir ginge könnte ich auch eine Tagesfortbildung davon machen ;)



    Die grosse Kunst ist, sich bei solchen Vorträgen nicht zu verzetteln und das eigenen Interesse am Thema mit dem Interesse der Zuhörer zu verwechseln.


    An wen richtet sich denn Deine Fortbildung?

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    James Elroy Flecker

  • Bei meiner letzten Kinder-Fobi wurde aus einer Studie zitiert welche ergeben hat, dass die Medikamentendosierungen bei Kindern zu einem unglaublich hohen Anteil (hab da irgendwas um 80% im Kopf...) falsch gewählt sind.
    Ich kann mir gut vorstellen hier diesen Umstand zu erklären und dazu ein paar praktische Kniffe o.ä. als Hilfestellung zu geben. Bei uns war das sehr gut und ist auch entsprechend positiv angekommen.

  • Und?
    Das korrekte Einschätzen des Gewichts, das richtige Anwenden des Dreisatzes und die Dosis/kgKG der wichtigsten Notfallmedikamente für Kinder darf auch ein RA/RS auf dem Schirm haben.

  • Und gerade das abschätzen des Gewichtes ist ein Problem... Und da kleine Fehler bei der gewichtsschätzung schnell zu einer deutlichen fehldosierung führen, ist das für alle ein Problem, welches durch die notfalllineale nur bedingt gelöst wird.

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    James Elroy Flecker

  • Ich denke auf die aktuellen Reanimationsleitlinien (insbesondere Pharmakotherapie) einzugehen wäre sicherlich auch interessant.
    Weiterhin würde ich die aktuellen Behandlungsoptionen für häufige Krankheitsbilder wie Stenosierende Laryngotracheitis (Pseudokrupp) und Asthma vorstellen. (Salbutamol / Atrovent / Adrenalin vernebelt)
    Therapieoptionen beim kindlichen Krampfanfall (arbeitet Ihr mit MAD?).
    Auch ein interessantes (aber auch für sich schon abendfüllendes) Thema wäre "Kinder mit besonderen Pflegebedürfnissen", also mit Behinderungen.
    Auf die ewig propagierte Unterscheidung von Pseudokrupp und Epiglottitis kann man heutzutage gerne verzichten. Erstens weiss es eh jeder, zweitens KANN man die beiden gar nicht verwechseln und drittens gibt es Epiglottitis so gut wie gar nicht mehr.
    Ein paar Worte auch zum Umgang mit Eltern / Betreuern und zur Versorgung des kindlichen Traumas - schon sind zwei Stunden voll.


    Praktisch kann man zum Beispiel darauf eingehen / demonstrieren / üben, wie man einKind auf nem Erwachsenenspineboard fixiert...

  • Zitat

    Und gerade das abschätzen des Gewichtes ist ein Problem... Und da kleine Fehler bei der gewichtsschätzung schnell zu einer deutlichen fehldosierung führen, ist das für alle ein Problem, welches durch die notfalllineale nur bedingt gelöst wird.


    So ist es. Abgesehen davon hat ein simples Experiment im Plenum gezeigt, dass die gewichtsadaptierte Dosierung von Medis dann doch wenige drauf haben. Wie viel gibt man denn bspw. Von Supra, Diazepam oder mcp? Was glaubst du wie viele bei ner Rea immer 1mk Supra geben?In unserem allgemeinen Gebrauch geben wir doch eher Milliliter.
    Ich geb's zu, mich hat's neulich erwischt, als wir einen 10-jährigen mit Trapanal narkotisieren mussten. Da guckten sich im RTW dann plötzlich 4 Leute fragend an. Im Stress ist Dreisatz einfach doof.
    Oben von mir erwähnte Studie belegte übrigens, dass eine simple, mittels Excel erstellte und vorgefertigte Liste das Risiko für alle deutlich reduzieren.

  • Auf die ewig propagierte Unterscheidung von Pseudokrupp und Epiglottitis kann man heutzutage gerne verzichten. Erstens weiss es eh jeder, zweitens KANN man die beiden gar nicht verwechseln und drittens gibt es Epiglottitis so gut wie gar nicht mehr.


    Das ist interessant: mir ist bekannt, daß man es heute in der präklinischen Notfalltherapie nicht mehr unterscheidet, weil es a) in der Praxis eben kaum zu unterscheiden ist und b) der Therapieansatz nach aktuellem Ermessen derselbe ist.

  • Das ist interessant: mir ist bekannt, daß man es heute in der präklinischen Notfalltherapie nicht mehr unterscheidet, weil es a) in der Praxis eben kaum zu unterschieden ist und b) der Therapieansatz nach aktuellem Ermessen derselbe ist.


    Zu a) alleine schon das hohe Fieber und der schwere Krankheitseindruck bei Epiglottitis macht doch ein Verwechseln mit Pseudokrupp fast unmöglich
    Zu b) stimmt


    Kleine Anekdote am Rande:
    Ich hatte im Rahmen eines PALS Kurses in Berlin, bei dem ich als Instruktor war, Gelegenheit mit der Leitenden Schwester der Kinderrettungsstelle der Charité zu plaudern, die als Teilnehmerin in diesem Kurs war.
    Die nette ältere Dame konnte zu diesem Zeitpunkt auf mehr als 40 Jahre Berufserfahrung in der Pädiatrie und über 30 Jahre als Leitungskraft in der größten Kinderrettungsstelle Deutschlands zurückblicken.
    Ich hab sie mal gefragt, wieviele Epiglottiskinder sie in ihrer Karriere schon gesehen hat.
    "Weniger als zehn" war die Antwort. "Und seit bestimmt 1o Jahren gar keine mehr".

  • Zu a) alleine schon das hohe Fieber und der schwere Krankheitseindruck bei Epiglottitis macht doch ein Verwechseln mit Pseudokrupp fast unmöglich


    Das ist mir schon klar, daß das überall so steht und von allen so gelernt und weitergegeben wird. Es steht auch überall in deutschen Anästhesiebüchern, daß Rauchen die Nüchternheit beendet, obwohl das völliger Quatsch ist. In der Praxis scheint es eben doch nicht so einfach zu sein, diese Atemnotsyndrome zu differenzieren, weshalb ich jetzt schon von mehreren Seiten gehört habe, daß man auf diese klinische Unterscheidung erstmal verzichtet, bis die entsprechenden Untersuchungen (z.B. Keimnachweis, bzw. Ansprechen auf Antibiotika) abgeschlossen sind. Es gibt durchaus Kinder, die auch bei einem Pseudocroup Fieber haben und banale Atemwegsinfekte, die einen "bellenden" Husten provozieren. Es gibt in der Medizin eben nicht nur schwarz und weiß, auch wenn die Buchstabenkurse das einem gerne suggerieren möchten.



    EDIT: Rechtscrheibung

  • :)
    Mach mal einen Buchstabenkurs (bei mir) und Du wirst sehen, dass dieser oft gehörte Pauschalvorwurf wenig wahres in sich hat.


    ICH persönlich hab noch NIE ein Kind mit Epiglottitis gesehen und verlasse mich von daher eben auch auf das was die literatur (auch die anästhesiologische) so her gibt.
    Wäre ja mal interessant zu hören, ob überhaupt jemand hier aus dem Forum schon mal mit ner echten Epiglottitis konfrontiert war.

  • Wäre ja mal interessant zu hören, ob überhaupt jemand hier aus dem Forum schon mal mit ner echten Epiglottitis konfrontiert war.


    Zwei Mal, aber das war lange, bevor die HIB-Impfung etabliert war.
    Komischerweise habe ich in der letzten Zeit wieder etwas verstärkt Patienten mit Verdacht auf Pseudo-Krupp.

  • Wäre ja mal interessant zu hören, ob überhaupt jemand hier aus dem Forum schon mal mit ner echten Epiglottitis konfrontiert war.


    Dadurch, daß die Kinder gegen Hämophilus influenzae geimpft sind, ist das Krankheitsbild tatsächlich selten. Allerdings kommen zunehmend primär ungeimpfte Kinder als Migranten nach Deutschland, so daß eine Zunahme der Erkrankung denkbar wäre.


    Ich habe früher einige Kinder mit vermeintlich bellendem Husten unter der Verdachtsdiagnose "Pseudocroup" ins Krankenhaus gebracht, wobei mich die Kinderärzte nur mitleidig angeschaut haben. Heute beschränke ich mich auf eine beschreibende Übergabe und nenne das ganze Atemnotsyndrom. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, daß Du auf diese Frage hier im Forum eine valide Aussage bekommst.


    Die Tatsache, daß die Epiglottitis


    a) sehr selten ist


    b) prinzipiell initial gleich wie andere schwere Atemnotsyndrome behandelt wird


    c) das Krankheitsbild in der Praxis kaum jemanden bekannt ist und es oft unklare Krankheitsbilder gibt (auch Kinder mit banalem Husten können sabbern)


    spricht für eine Vereinfachung der Vorgehensweise. Das führt im Einzelfall zu weniger Unsicherheit und mögliche Falscheinschätzung.



    Und danke für die Einladung, aber ich halte von Buchstabenkursen im Allgemeinen für meine persönlichen Ansprüche im Speziellen nicht so viel. Auch, wenn Du ihn abhältst. Ich würde dann bis zu den Kaffeepausen draussen warten... ;-)