Entwurf Ausbildungs- und Prüfungsverordnung NotSan

  • Denn hier gebe ich mich keiner Illusion hin die Politik will, dass viele die überleitung ohne großen Aufwand schaffen.


    Ich glaube der Politik ist das relativ schnuppe.
    Die Leistungserbringer werden mittelfristig ein Interesse daran haben, eine "leichte Überleitung" zu haben.
    Es ist Sache der Schulen und der Regierungsbehörden dies zu unterbinden.


    Das hoffe ich auch. Allerdings halte ich dies für schwierig, schließlich sind die Schulen ja fast alle einer HiOrg zugehörig und haben daher gewisse ökonomische Zwänge. Dies wäre nur dann nicht der Fall wenn man die Prüfungen nicht an der HiOrg eigenen Schule machen darf, oder?

  • Mal völlig losgelöst vom "Organisationsinteresse" sind es doch die Schulen, die über die notwendigen Ressourcen an pädagogisch geschultem Personal verfügen und über einen nicht zu unterschätzenden Erfahrungsschatz.
    Eine Verpflichtung aller an der Ausbildung beteiligten Bildungsträger (egal ob in privater oder Verbandsträgerschaft) zur Etablierung eines gewissen Standards ist in jedem Fall einfacher (wenn auch immer noch schwierig genug), als wenn man alle dubiosen "Notfallinstitute" einbinden wollte.
    Am elegantesten wäre es natürlich wenn sich die Länder auf einheitliches Niveau einigen würden -- daran glaube ich aber nicht.


    Außerdem relativieren sich die ökonomischen Zwänge ein wenig, sobald die Finanzierung der Ausbildung geregelt ist.
    Die Schulen müssen dann ja nicht mehr um jeden einzelnen "Kunden" (bisher in der Regel Selbstzahler) werben, sondern haben Kooperationsverträge mit Ausbildungswachen, die ihnen die Auszubildenden "schicken" und die Ausbildung bezahlen.
    Ich glaube sogar, dass sich mittelfristig eine Schule nicht mehr an der Einfachheit der Ausbildung, sondern an ihrem Qualitätsstandard wird messen lassen müssen.
    Der ausbildende Betrieb möchte nämlich einen guten und handlungskompetenten Mitarbeiter gewinnen und nicht, wie bisher, schnell mal jemanden für die Lücken im Dienstplan generieren.

  • Den durch die mündliche und praktische Prüfung kann man sich irgendwie durchmogeln, durch eine schriftliche Prüfung nicht da bin ich auf mich alleine gestellt und muss zeigen was ich kann. Meiner meinung nach erfolgt ohne schriftliche Prüfung keine Abfrage von tiefergehenden theoretischem Wissen, dass ich für zwingend erforderlich halte um die an den künftigen Notfallsanitäter gestellten Herausvorderungen gut bewältigen zu können.


    Persönlich kann ich mir gar nicht vorstellen, wie man den - von allen Gewollten - Unterschied im theoretischen Wissen des Notfallsanitäters gegenüber Rettungsassistenten sinnvoll ohne einen schriftlichen Teil abprüfen will.


    Ein hoher Standard bei praktischer und mündlicher Prüfung scheitert mMn schlichtweg an der Vergleichbarkeit.


    Ich weiß nicht, was ihr für Vorstellungen von mündlichen Prüfungen habt (oder welche Erfahrungen damit).
    Aus eigener regelmäßiger Erfahrung als Prüfer kann ich sagen, dass mündliche Prüfungen sehr wohl anspruchsvoll sein können und auch herausstellen, was ein Prüfling kann (/weiß) und was nicht. Und wenn ich das möchte, kann ich in einer mündlichen Prüfung auftretenden Wissenslücken unter Umständen effizienter auf den Grund gehen als in einer schriftlichen Prüfung - erst Recht als in einer schriftlichen Prüfung der bisher gängigen Form. Vossi hat das ja anschaulich beschrieben.
    Ob eine Prüfung anspruchsvoll und aussagekräftig ist oder eher läppisch, hängt weniger davon ab, ob sie schriftlich oder mündlich erfolgt, sondern davon, wer sie durchführt und auf welcher Grundlage. In beiden Formen kann ich (wenn ich will) Blender enttarnen und beide Formen kann ich (wenn ich will) so gestalten, dass jeder sie besteht.


    J.

  • Mir wird ganz schlecht wenn ich Vossies post lese..... habdlungskompetenzen ohne theoretisches Grundwissen? Was ist denn wenn der Patient bei der Aufklärung fragt 'warum'. Der NFS dann antworted, keine Ahnung aber bei Atemnot geb ich immer Medikament A2 und zwar halb. Was für ein bockmist. Theorie ist ausschlaggebend für Wissenstransfer.... klingt für mich nach 'monkey sees, monkey does'. Von diesem signs and symptoms mist hat man sich hier zum Glück vor 15 Jahren verabschiedet...

  • Mir wird ganz schlecht wenn ich Vossies post lese..... habdlungskompetenzen ohne theoretisches Grundwissen? Was ist denn wenn der Patient bei der Aufklärung fragt 'warum'. Der NFS dann antworted, keine Ahnung aber bei Atemnot geb ich immer Medikament A2 und zwar halb. Was für ein bockmist. Theorie ist ausschlaggebend für Wissenstransfer.... klingt für mich nach 'monkey sees, monkey does'. Von diesem signs and symptoms mist hat man sich hier zum Glück vor 15 Jahren verabschiedet...


    Wenn es so wäre, hättest du Recht. Das hat Vossi so allerdings weder beschrieben noch gemeint.
    J.

  • Maggus:
    Es ging nicht darum einen Roboter zu erschaffen, der in einer bestimmten Situation immer etwas bestimmtes macht, ohne nachzudenken.
    Aber:
    Im aktuellen Lehralltag werden die Leute mit einem solch immensen Überbau an Fachwissen ohne jedwede Handlungsrelevanz überschüttet, während Dinge wie Empathie, Einfühlungsvermögen, Methodenkompetenz oder Troubleshooting völlig außen vor gelassen werden.


    Auch wenn es Dir dabei schlecht wird - ich wiederhole es nochmal:
    Der NotSan muss nicht wissen, was Zytochromoxydase in der Atmungskette macht um eine Zyanidintoxikation zu behandeln.
    Er muss nämlich z.B. ein Antidot im Zweifelsfall sicher anwenden können - er muss es nicht entwickeln.
    Es geht also nur darum, zu definieren, wie tief das theoretische Grundwissen reichen muss.
    Glücklicherweise ist die Lernfelddidaktik darauf ausgelegt, die Leute dazu zu bringen sich Dinge selbst zu erarbeiten und dabei selbst zu lernen wie man lernt und versteht.


    Ganz krass gesagt:
    Ohne meinen Lehrauftrag wüsste ICH nicht, was Zytochromoxydase genau macht.
    Und 99% meiner Kollegen wissen es auch nicht.
    Falls Du es auf Anhieb gewusst hättest würde ich Dich gerne Fragen inwieweit Dich dieses Wissen in deiner täglichen Arbeit handlungskompetetnter macht, als Deine Kollegen, denen es fehlt.


    Ich hoffe Du hast jetzt verstanden, was ich ausdrücken wollte.


    Und ja - handlungsunrelevantes Wissen muss man nicht abprüfen.

  • Ich sehe das anders Vossi und ja ich habe dieses wie du es nennst handlungsirrelevante Wissen. Es ist unabdingbar. Wie kann ich denn ohne grundlegendes Verständnis therapieren? Sich das Gros der Normalbürger kann ich dann behandeln aber diesen Luxus haben wir ja nicht. Zusätzlich muss ohne Verständnis alles auswendig gelernt werden und wir wissen ja wielange solches Wissen verknüpft bleibt als aktives Wissen und nicht als pasdives 'ach jaaaa' Wissen.
    Wäre schon wünschenswert wenn der NFS weis warum ein beta-blocker ne scheiss Idee ist um eine amphetamin generierte tachycardie oder hypertonie zu senken und es nicht nur auswendig gelernt hat. Die Liste solcher Sachen ist endlos. Ohne Grundlagenwissen ist ein NFS eine große Gefahr. Wieder so ne geile Ansicht, möglichst wenig lernen aber viel dürfen und das dann handlungsirrelevantes Wissen zu nennen. Und das von einer Lehrkraft....

  • Da DU anscheinend nicht mal ansatzweise verstanden hast, worum es mir geht und ich auch keine Chance sehe, Dich in irgendeiner Form davon zu überzeugen, dass wir nicht so weit auseinander sind, wie Du glaubst, beende ich hiermit diese Diskussion und ziehe mich wieder auf den Platz des stillen Mitlesers zurück.
    Das Gesetz und die APrVo sind so gut wie durch und es ist eh müßig sich darüber aufzuregen.

  • Wieder so ne geile Ansicht, möglichst wenig lernen aber viel dürfen und das dann handlungsirrelevantes Wissen zu nennen. Und das von einer Lehrkraft....


    Es tut mir Leid, das sagen zu müssen, aber du hast Vossi immer noch nicht verstanden. Und du hast nicht verstanden, was lernfeldorientierte Didaktik ist. Es ist nämlich das genaue Gegenteil von Auswendiglernen, sondern es bedeutet Lernen durch Verstehen, indem man sich das Wissen (moderiert) selbstständig erarbeitet.

  • Ich habe es sehr wohl verstanden. Nur wird wissen das nicht abgeprüft wird selten tiefgreifend bearbeitet. Danke der Belehrung Jörg, mir ist dieses Kozept bekannt. Ändert nichts daran das man es bei solchem Grundwissen nicht dem Schüler ungeprüft überlassen darf wie tief er in die Materie vordringt.

  • Ob die BAND nun interne Überleitungen gut heißt oder nicht ist kein Argument dafür, dass wir auch eine schlechte Regelung treffen sollten.


    Der Vollständigkeit halber: das wollte ich mit meiner Bemerkung nicht ausdrücken. Ich fand es lediglich bemerkenswert, dass die BAND in den eigenen Reihen den Anspruch bei Bedarf offensichtlich niedriger ansetzt, als sie es gerade bei uns tut.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Es gibt doch einen gravierenden Unterschied. Der Notarzt geht nach Erlangen der Zusatzbezeichnung der exakt gleichen Tätigkeit nach, der neue NFS geht eventuell einer neuen Tätigkeit nach, auf jeden Fall mit mehr Kompetenzen. Überleitung ist nicht gleich überleitung.

  • Im aktuellen Lehralltag werden die Leute mit einem solch immensen Überbau an Fachwissen ohne jedwede Handlungsrelevanz überschüttet, während Dinge wie Empathie, Einfühlungsvermögen, Methodenkompetenz oder Troubleshooting völlig außen vor gelassen werden.


    Mir ist die Idee des Lernfelds in groben Zügen klar. Ich kenne nur auch - aus einer anderen Perspektive natürlich - die Nachteile der Idee, sich auf "weiche" Faktoren und Methodenkompetenz zu konzentrieren. Das ist alles gut und richtig, ersetzt aber nicht ein gerüttelt Maß an abrufbarem Wissen. Das kann man zweifelsohne auch in einer mündlichen Prüfung hinterfragen, nur: Ob man es auch tut, ist die Frage. Zudem glaube ich, dass schriftliche Prüfungen objektivierbarer sind (obwohl mir klar ist, um Deinen Einwand vorzunehmen, Jörg, dass es Untersuchungen gibt, die das fraglich erscheinen lassen).

  • Noch ein Wort zum Lernfeld-Ansatz. Unter Pädagogen besteht kaum noch ein Zweifel, dass es der richtige Weg ist, handlungsorientiert zu unterrichten. (Auch Reformstudiengänge der Medizin orientieren sich ganz klar an dem Konzept.)


    Aber: Ich glaube es ist ein Fehler, zu unterstellen, dass der Absolvent am Schluss weniger Wissen hat. Es ist Aufgabe der Schule, sämtliche relevanten Lerninhalte (auch in der nötigen Tiefe) in die Lernfelder zu "verpacken". Lehrer müssen intensiv planen und sich ständig abstimmen. Da wird in den nächsten drei Jahren viel Arbeit - außerhalb des Unterrichts - auf uns zukommen.


    Nochmal: Nicht die Lerninhalte sind andere, sondern nur die Art der Vermittlung. Hier soll Wissen im Kontext erworben und verstanden werden - und das ist gut und richtig. (Wer kennt das nicht: In der Schule irgendwas auswendig gelernt und viel später geht einem während des Einsatzes ein Licht auf und man erkennt erst die Zusammenhänge. Dieser lernphysiologisch wichtige Mechanismus wird hier einfach schon in die Schule vorgezogen.)


    Ein frischer Notfallsanitäter weiß am Schluss mit Sicherheit mehr, als ein heutiger RettAss-Absolvent - er kann dieses Wissen aber auch noch zusätzlich im Zusammenhang sehen, versteht seine Relevanz und kann kognitiv "Querverbindungen" herstellen.

  • Um das Beispiel von oben aufzugreifen: Wenn man es früher im Fach Biochemie für nötig hielt, die Atmungskette zu kennen, wird diese natürlich auch im Rahmen des entsprechenden Lernfeldes (dessen Aufhänger z.B. eine Einsatzsituation sein kann) vom Biochemie-Lehrer unterrichtet werden. Der Notfallmedizin-Lehrer unterrichtet im gleichen "Block", was man gegen eine Zyanidvergiftung tun kann und so weiter....


    Im Übrigen schließen sich - wie oft unterstellt - Lernfeld-Konzept und Frontalunterricht nicht aus. Manche Inhalte lassen sich nach wie vor am besten durch einen Lehrervortrag oder gar mittels Powerpoint vermitteln.


    Damit aber genug meiner pädagogische Sicht. Im Grunde geht's hier ja um die Inhalte APrV...

  • Mal ne kurze frage, gibts es schon Planungen zum definitiven starttermin der ersten kurse? Hab da noch nichts konkretes gefunden, aber die woche gehört im süden wird schon mit 01.01. spekuliert.


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  • Und ganz nebenbei angemerkt: ich finde es schon beachtlich, dass ausgerechnet die BAND dies fordert. Gegen die teils großzügigen Übergangsbestimmungen bezüglich der Fachkunde Rettunsgdienst in ihren eigenen Reihen hatte sie nämlich augenscheinlich nichts einzuwenden.


    Ich fand es lediglich bemerkenswert, dass die BAND in den eigenen Reihen den Anspruch bei Bedarf offensichtlich niedriger ansetzt, als sie es gerade bei uns tut.


    Dazu fallen mir folgende Punkte ein:
    1. Die ultimative Hochstufung ohne jedwede Leistung gab es beim RFP....
    2. Es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied zwischen RA -> NotSan und Fachkunde RD -> Zusatzbezeichnung: Letztere war und ist nicht mit einer Erweiterung der Kompetenzen verbunden, bei ersterer soll dies ja letztendlich das Ergebnis sein.
    3. Gab es in der Ärzteschaft über das Thema Fachkunde -> Zusatzbezeichnung und das Procedere viele Diskussionen, was letztendlich dazu geführt hat, dass es je nach LÄK unterschiedlich abgelaufen ist. Bei den einen strenger, bei den anderen weniger streng. Diese Diskussionen sind nur nicht (übertrieben formuliert) in der Bildzeitung (oder auf den RD bezogen in den Publikationen des S&K-Verlages) berichtet worden.



    Insofern finde ich es mal wieder bemerkenswert, dass, wie so häufig in dieser Diskussion, jeder Beitrag aus dem Bereich der Ärzteschaft, noch vor einer inhaltlichen Auseinandersetzung, negativ beurteilt und in die Ecke <ironie-on> "die wollen uns nur böses und uns nicht mitspielen lassen <ironie-off> einsortiert und mit einem "Veto" belegt wird.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Ich weiß nicht, was ihr für Vorstellungen von mündlichen Prüfungen habt (oder welche Erfahrungen damit).
    Aus eigener regelmäßiger Erfahrung als Prüfer kann ich sagen, dass mündliche Prüfungen sehr wohl anspruchsvoll sein können und auch herausstellen, was ein Prüfling kann (/weiß) und was nicht. Und wenn ich das möchte, kann ich in einer mündlichen Prüfung auftretenden Wissenslücken unter Umständen effizienter auf den Grund gehen als in einer schriftlichen Prüfung - erst Recht als in einer schriftlichen Prüfung der bisher gängigen Form. Vossi hat das ja anschaulich beschrieben.
    Ob eine Prüfung anspruchsvoll und aussagekräftig ist oder eher läppisch, hängt weniger davon ab, ob sie schriftlich oder mündlich erfolgt, sondern davon, wer sie durchführt und auf welcher Grundlage. In beiden Formen kann ich (wenn ich will) Blender enttarnen und beide Formen kann ich (wenn ich will) so gestalten, dass jeder sie besteht.


    Lass mich hierauf noch Antworten, da du mich zitiert hast.


    Ich bestreite nicht, dass eine mündliche Prüfung "anspruchsvoll und aussagekräftig" sein kann. Aber sie wird - nach meinem Verständnis immer - subjektiver sein als eine gut gestellte schriftliche Prüfung. Und genau um diesen Punkt geht es mir. Abgesehen von dem Faktor Mensch, den ich mal mit den hieraus sich ergebenden Problemen von Voreingenommenheit, Sympathien und ähnllichem außen vor lassen möchte, müsstest du jedem Prüfling exakt die selbe Frage stellen um es vergleichbar zu machen.
    Und diese Vergleichbarkeit ist es die ich für wichtig erachte. Denn sie ist nicht zuletzt ein Zeichen für eine gleich schwere und qualitativ ebenbürtige Prüfung. Das ist der Grund warum ich sie fordere. Ob mn die nun zusätzlich mcht oder anstatt der mündlichen ist sicherlich diskutbel.