Welche Notfallmedikamente und erweiterten Versorgungsmaßnahmen würdet ihr euch als NFS wünschen?

  • Bezüglich des Föderalismus darf man auch nicht vergessen, dass alteingesessene Patienten bei mir im Ruhrgebiet generell eine höhere Schmerztoleranz haben als der durschnittliche Münchener Bürger. Aus diesem Grund sollten NFS hier keine Analgesie durchführen.


    Historisch bedingt gibt es hier aber auch eine höhere Prävalenz an COPD-Patienten und aus diesem Grund ist eine Beta2- und parasympatholytische Medikation selbstverständlich Standard. In München hingegen brauchen Patienten diese Medikamente aufgrund der besseren Luft eher nicht.


    :ironie:


    Ich kann ja drüber schmunzeln (aus berufsbezogenem Anlass würde ich übrigens sogar sagen, dass Du mit der Unempfindlichkeit des Ruhrpottlers recht hast, aber das ist ein anderes Thema). Mir hängt nur dieses ewige Gejaule über den bösen Bundesstaat zum Hals raus. Da wäre oft ein bisschen mehr Nachdenken ganz schön. Aber Schluss damit, das gehört wirklich nicht in diesen Thread.


  • Der Vergleich hinkt doch, wenn der Intensivpfleger im gleichen Gebäude und oft auch gleichen Raum arbeitet wie ein Arzt, der RA und künftige NFS aber nicht. Ich bin sehr deutlich für sehr geringe Freigaben und auch alle nur bei NA Alarmierung, das ein hypoglycämischer bewustloser Patient nach Eintreffen des RTW nochmal 20 Minuten warten muss bis er vom Notarzt einen i.v. Zugang und Glucose bekommt ist aber Schwachsinn. Bei allem innerklinischen Standesgehabe muss man auch die Kirche im Dorf lassen. Für basis Maßnahmen, brauch man keine dreijährige Ausbildung.

  • Der Vergleich hinkt doch, wenn der Intensivpfleger im gleichen Gebäude und oft auch gleichen Raum arbeitet wie ein Arzt, der RA und künftige NFS aber nicht.


    Es kommt drauf an, was man genau vergleicht. Betrachtet man lediglich die Kompetenzen im Hinblick auf die Ausbildungsdauer, dürfte die geforderte Liste von Seite 1 etwas zu lang sein.

  • [
    Stimm ich dir voll und ganz zu. Nur geht's mir langsam echt gegen den Strich, dass die Ras hier für doof hingestellt werden (belegt durch Einzelbeispiele, weil auch 4 in Serie machen deutschlandweit nicht den Status Quo).


    Das hat mit doof nichts zu tun, sondern mit einer insuffizienten Ausbildung, etwas, was leider von nicht wenigen so weder gesehen noch akzeptiert wird.
    Deshalb ist m.M. die Novellierung zwingend notwendig und deshalb muss im Rahmen der Novellierung darauf geachtet werden, dass auch diese Basics sitzen und nicht nur drauf geschielt werden, was es an Möglichkeiten der medikamentöse Therapie gibt.


    (Doof wird es dann, wenn jemand einerseits immer erzählt, was er alles könne und was er alles als regelhafte Maßnahmen fürs RFP fordert, dieser dann andererseits am Aufziehen und Verdünnen vom Supra scheitert und einem Patienten dann deutlich zu viel gibt. Und klar, das ist ein Einzelfall, und ich schließe da sicher auch nicht auf die Gesamtheit des RFP in D, aber anderseits werden Notärzte in der Diskussion, häufig mit dem Hinweis aufs Ausland, mal mehr, mal weniger offensichtlich, auch gerne als lästig, dem RFP nicht wohlgesonnen und das Patientenwohl aus Standesinteressen negierend dargestellt.)

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker


  • Schwarze Schafe hat's auf beiden Seiten, da kenn ich mehr als genug. Darum bin ich ja so froh, dass man es zumindest auf Seite des nichtärztlichen Personals erkannt hat und hoffentlich mit dem NFS ein grosser Schritt gegangen wird.


    Wirklich?
    Dann hoffe ich, dass die Hürde für den Aufstieg vom RA zum NFS entsprechend hoch gehängt und anspruchsvoll ausgebildet wird, um dies zu erreichen und sich nicht die Gruppe derer durchsetzt, die am liebsten eine Neuauflage der Adelung von anno dunnemals hätte, siehe z.B. die Verfassungsklage.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
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    James Elroy Flecker

  • Bei einer Hypoglycämie wartet auch ein Intensivpfleger nicht auf einen Arzt. Ich denke, je nach Krankenhaus und Station haben wir schon die ein oder andere Möglichkeit, schnell zu agieren.
    Und wenn für Basics eine Ausbildung unter drei jahren reicht, warum konzentriert sich der "jetzige" Rettungsassistent nicht nur darauf? Wieviel Rettungsassistenten können eine Narkose inkl. Intubation zügig (so schnell, gründlich und sauber wie eine Anästhesiepflegekraft) richten?


    Im Grunde genommen geht's doch nicht darum, was der Rettungsdienstler will, sondern was die Bevölkerung will. Und was sie dafür bereit ist, zu zahlen. Und wenn's halt ne akademische Versorgung sein soll, dann kostet das halt.


    Und wenn ich mir doch noch den Vergleich zur Pflege erlauben darf: Da darf man mit drei Jahren auch keine medikamentösen Therapien einleiten.

  • Es kommt drauf an, was man genau vergleicht. Betrachtet man lediglich die Kompetenzen im Hinblick auf die Ausbildungsdauer, dürfte die geforderte Liste von Seite 1 etwas zu lang sein.


    Die Liste von Seite eins ist generell zu lang, ohne weitere Vergleiche. Wie auch in allen meinen Posts in diesem thread zu lesen....

  • Bei einer Hypoglycämie wartet auch ein Intensivpfleger nicht auf einen Arzt. Ich denke, je nach Krankenhaus und Station haben wir schon die ein oder andere Möglichkeit, schnell zu agieren.
    Und wenn für Basics eine Ausbildung unter drei jahren reicht, warum konzentriert sich der "jetzige" Rettungsassistent nicht nur darauf? Wieviel Rettungsassistenten können eine Narkose inkl. Intubation zügig (so schnell, gründlich und sauber wie eine Anästhesiepflegekraft) richten?


    Im Grunde genommen geht's doch nicht darum, was der Rettungsdienstler will, sondern was die Bevölkerung will. Und was sie dafür bereit ist, zu zahlen. Und wenn's halt ne akademische Versorgung sein soll, dann kostet das halt.


    Und wenn ich mir doch noch den Vergleich zur Pflege erlauben darf: Da darf man mit drei Jahren auch keine medikamentösen Therapien einleiten.


    Ich frage mich was das hier alles damit zu tun hat was ein Pfleger kann und darf.... Der Pfleger hat ein ganz anderes Aufgabengebiet und ganz andere Lerninhalte.

  • Naja, es sind beides medizinische Berufsfelder mit einem hohen medizinischen Anteil neben ihrem eigentlichen Gebiet. Und die Lerninhalte sind in beiden Berufen überraschend ähnlich...

  • Naja, es sind beides medizinische Berufsfelder mit einem hohen medizinischen Anteil neben ihrem eigentlichen Gebiet. Und die Lerninhalte sind in beiden Berufen überraschend ähnlich...


    Klingt für mich mehr nach, 'wir dürfen nicht obwohl wir toller sind, also dürft ihr auch nicht'. Dein einziges Argument war bisher, Pfleger dürfen nicht, also dürfen die auch nicht dürfen.

  • Es kann ja jeder seine Liste posten, seine Vorstellungen zu Kunde tragen.


    Die Geschwindigkeit des Vorberietens einer RSI ist übrigens eine Frage der Übung, keine Denkaufgabe. :hi:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Hier im rückständigen England, narotisieren wir noch mit dem Holzhammer. Den hab ich am Gürtel und bin auch morgens um 3:30 Uhr in 3 Sekunden gerichtet, ehm oder hab gerichtet.
    Möchte mal sehen wie schnell und gut der ITS Pfleger im Hundezwinger in Kacke kniend dem Arzt alles so richtet ohne seinen schön sauberen Arbeitsplatz.


    Im Ernst (armer Ernst), dieses ganze Gegeneinander der Berufsgruppen ist so unproduktiv und überflüssig. Es ist doch völlig egal wer was wo wielange und wie schnell kann. Gute Patientenversorgung ist das Ziel, und wir haben alle unsere Aufgaben.

  • Meiner Meinung nach, kann man Medikamente nicht so schulen, wie sich das manche vorstellen. Sicher kann man alles über ein Medikament auswendig lernen, aber das ist so schnell wieder vergessen, wie man es gelernt hat oder man bringt es mit den anderen durcheinander. Warum ist das so? Weil man es nicht ständig, und damit meine ich täglich, anwendet.


    Als ich in der Anästhesie angefangen habe, hatte ich auch die wichtigsten Medikamente im Kopf, was Dosierung, Indikation, Kontraindikation etc. angeht, aber dann wirklich eine Narkose durchzuführen, ist komplett was anderes. Und das trifft nicht nur für Narkosen zu, sondern auch für die Behandlung von Krankheiten (Herzrhythmusstörungen, Hypertonie, akute Luftnot etc.). Aber das zu lernen, dafür ein Gefühl zu entwickeln, wie viel ich von was wann am besten gebe, das dauert, und ist meiner Meinung nach im alltäglichen Rettungsdienst nicht gegeben. Zum einen ist die Häufigkeit richtiger, schwerer Erkrankungen viel zu gering, um eine gewisse Routine zu entwickeln, und die Patienten sind auch zu instabil, um gerade jetzt Erfahrungen mit Medikamenten zu sammeln, und zum anderen fehlt einfach die permanente Rückkopplung durch andere, die einem auf Fehler aufmerksam machen.


    Wer meint, sich den Umgang und das Können mit Medikamenten anlesen zu können oder durch Schulungen zu erwerben, irrt meiner Meinung nach.

  • und zum anderen fehlt einfach die permanente Rückkopplung durch andere, die einem auf Fehler aufmerksam machen.

    Das ist in meinen Augen ein ganz wichtiger Punkt der auch jetzt bei allen Medikamenten applizierenden Menschen in der Notfallrettung gilt. Feedback fehlt total.


    Vereinzelt findet man immerhin ÄLRD die EVMs in den Protokollen durchprüfen und besprechen. Aber das ist auch nur fürs RFP.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Das ist in meinen Augen ein ganz wichtiger Punkt der auch jetzt bei allen Medikamenten applizierenden Menschen in der Notfallrettung gilt. Feedback fehlt total.


    Vereinzelt findet man immerhin ÄLRD die EVMs in den Protokollen durchprüfen und besprechen. Aber das ist auch nur fürs RFP.


    Deshalb, sorry Mike, keine Medikamentengabe ohne Notarzteinsatz. Das ist Zukunftsmusik von in 10-20 Jahren. So ist direktes feed back möglich und die Reflektionsschleife und der Kontrollmechanismus sind kurz/eng.

  • Ich weiß, es ist OT, kommt aber immer wieder: Ist es so schwer zu verstehen, dass zwischen Berlin und dem Hunsrück irgendwie doch ein Unterschied besteht? Föderalismus hat schon seinen Sinn.

    Naja, im Bezug auf den Rettungsdienst ist der Förderalismus mal nicht gerade förderlich.


    Hier kann man nur hoffen, das die Bundesländer entsprechend des NotSanG ihre Landesrettungsdienstgesetze anpassen. Aber da bin ich schon sehr skeptisch. Ich wäre ja schon froh, wenn wenigstens einheitliche Standards je Bundesland (die Stadtstaaten werden es wohl hinbekommen) erreicht werden.


    Ja und die Ausbildung sollte durchaus besser sein als die jetzige Rettungsassistentenausbildung, aber...sie sollte eben genau auch die Punkte berücksichtigen, das ein Notfallsanitäter auch häufiger eine zeitlang ohne Notarzt einen Patienten versorgen muss. Eine adäquate Patientenversorgung bedingt auch hin und wieder die selbstständige Gabe von Medikamenten durch das RFP. Und richtig, mit der Ausbildung zum NotSanG ist eine adäquate Patientenversorgung immer noch nicht grundlegend gewährleistet, hier sind an dem Wissensstand des Notfallsanitäter dann auch dementsprechend die regelmäßigen Aus- und Fortbildungen an den jeweiligen Standorten unabdingbar.


    M. E. ist die Verfassungsbeschwerde bzgl. des NotSanG durchaus berechtigt und begründet zumal sie eben auch viele Schwachpunkte des NotSanG doch aufzeigt (Interview mit dem Beschwerdeführer Groß). Trotzdem wäre es wichtig, das die Verfassungsbeschwerde vom Gericht abgelehnt wird, da ansonsten der einheitliche Ausbildungsstandard, der zwingend notwendig ist, nicht erreicht wird und jede zukünftige Verhandlungsrunde mit den Ärzteverbänden bzgl. sinnvoller Kompetenzerweiterungen zum scheitern verurteilt wäre.


    Aber ob ich das bis zu meiner Rente noch erleben werde, ist schon mehr als fraglich.

  • JUNGER!


    ...sei froh wenn Du als kompetent für die Gabe von:


    Adrenalin, Glucose und Volumen angesehen wirst.


    Damit würden wir wohl einen gemeinsamen Nenner bei allen Usern erzielen. Das grundlegende Problem sind die Voraussetzungen, die therapeutischen Möglichkeiten Deine Liste (die ich gut finde) wird hier wohl keine Zustimmung finden.

  • trotzdem hat mike recht. dazu gibt es bestehende threads, in denen man sich argumentativ austoben kann. hier ist das thema ein anderes. danke!

  • Gut, ich mach mich mal unbeliebt. Maßnahmen die ich als eigenständige Durchführung für sinnvoll halte, Vorraussetzung, NEF ist alarmiert und alle Basismaßnahmen sind ausgereizt.
    Salbutamol Vernebelt
    Eine chrystalloide Infusionslösung zum Offenhalten, oder zur relativen/absoluten hypovolämie.
    Antihistaminikum, Prednisolon, Adrenalin i.m. oder/und vernebelt.
    Midazolam nasal, bei Status Epilepticus.
    Glukose 10% bei bewustloser hypoglycämie.
    Ein ausreichend potentes Schmerzmittel. (Fentanyl wäre das Beste)
    Naloxon
    Nitro-Spray
    Atropin bei symptomatischer nicht-infranodaler bradykardie
    Adrenalin, Amiodaron anhand ILCOR Leitlinien für Herzkreislaufstillstand



    I.v. und i.o. Zugang,supraglottische Atemwegshilfe, manuelle Defibrilation.
    Denke das reicht dicke um die Anrückzeit des NEF zu überbrücken.