BRK-Bereitschaften sind sauer

  • Bei uns konnte indirekt mit der UGRD ein erhöhter Bedarf nachgewiesen werden, dies ist mit in ein Regional Gutachten der Kostenträger (nicht Bedarfsplan) eingeflossen. Ergebnis = Vorhalteerhörung von über 65 % in der Notfallrettung in unserem Landkreis, UGRD wurde eingestampft. Somit wieder 0% EH Anteil am Regelrettungsdienst... und das finde ich gut!

  • na, ob das wirklich so ist? Hier ging es laut Artikel rein um die Spitzenabdeckung! Eben nicht um die Besetzung von hauptamtlichen Schichten etc..


    Spitzenabdeckung bei den Feuerwehren bedeutet nach meinem Wissen das Abrücken von der normalen AAO bzw. die Anforderung weiterer Einheiten; durchaus die Nachforderung Freiwilliger Feuerwehren bei Grosseinsätzen der BF.


    Bei mir in WI mit drei BF-Wachen heisst dies auch eine regelmässige Rufbereitschaft für jeweils drei FF, die dann zwei BF-Wachen besetzen, die personell "ausgebrannt" sind - weil alle Einsatzkräfte gebunden sind - um die Hilfsfristen einzuhalten.
    Diese Wachbesetzung bedeutet dann noch lange nicht die Übernahme von pille-palle-Einsätzen wie Türöffnung usw. (kann warten), sondern soll lediglich den Bereich Brandschutz für evtl. Folgeeinsätze abdecken.


    Ich denke, daß dies ein eklatanter Unterschied ist zum RD bzw. zum hier dargestellten Verfahren bei Augsburg.
    Anders gesagt:
    wenn es eine bezahlte Rufbereitschaft beim hauptberuflichen RD gäbe, würde dieser wirklich nur die rettungsdienstliche Abdeckung gewährleisten - und keine Gipskontrollen und Nierenwäschen befördern.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • pille-palle-Einsätzen wie Türöffnung usw. (kann warten)


    Die Feuerwehr ist für eine Türöffnung lediglich zuständig, wenn Gefahr im Verzug ist. Sei es bei Essen auf Herd und zugefallener Tür, sei es bei Notfall hinter verschlossener Tür oder bei Kind hilflos in Wohnung. Ich hoffe inständig, dass auch in Hessen da sofort Hilfe disponiert wird!

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Bei uns in der Gegend ist Spitzenabdeckung bei den BF´en, das Personal vom Löschzug wie der Truppmann von der DL z.b. auf einen Hintergrund RTW Springen.


    So verschieden ist das alles in Deutschland.

  • Johannes D.


    Zumindest in den Teilen von Hessen die ich überblicken kann, ja, auch dort wird sofort entsprechende Hilfe disponiert.


    @Harun
    Kenne ich so auch, funktioniert logischerweise aber nur dort wo es eine Berufsfeuerwehr gibt die in den Rettungsdienst eingebunden ist.

  • Danke, das beruhigt mich sehr. Es hatte mich aber auch erstaunt, wenn Ra-Wi da Recht gehabt hätte. Bei uns ist es im städtischen Bereich ebenfalls üblich, dass die BF sogenannte Doppelfunktions-RTW besetzt und auch auf dem Land kommen wir ohne Ehrenamt aus. Es wird im Zweifel dienstfreies Personal alarmiert, was dann auf freiwilliger Basis zum Dienst erscheint, keineswegs aber unentgeltlich. Es werden selbstverständlich auch die Zulagen für kurzfristig angeordnete Mehrarbeit gezahlt. Unsere Fahrzeugbemessung macht das aber so gut wie nie erforderlich. Ehrenamtliche SEGen gibt es natürlich schon, allerdings ausschließlich für große Schadenslagen, wobei oben genanntes Prinzip zusätzlich abläuft. Hauptamtliches Personal wird bei uns auf jeden Fall entlohnt, aber wir sind halt auch öffentlicher Dienst und keine HiOrg...

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  • Die Unterschiede der Lösungsstrategien sind sicherlich unterschiedlich.
    Bei mir -WI- ist die BF NICHT im RD aktiv, sondern vollzieht ihre Kernaufgaben Branschutz + Techn. Hilfeleistung.
    Lediglich als First Responder sind sie aktivierbar; jedes HLF hat die entsprechende Beladung und die RS-Ausbildung ist Bestandteil der BF-Ausbildung.
    Ansonsten gibt es 3 BF-Wachen.
    Davon rücken von den beiden grosssen Wachen im Alarmfall jeweils ELW, DLK und HLF 1 aus.
    Das zweite HLF kommt jeweils von der anderen der bd. Wachen.
    Die dritte BF-Wache hat lediglich Gruppenstärke und erhält somit immer Unterstützung durch die bd. "grossen" Wachen.


    Auch werktgl. im Tagesdienst gibt es FF-Standorte, die routinemässig mitalarmiert werden.
    Entweder verkürzt dies die Eintreffzeiten bzw. erhöht die Schlagkraft vor Ort.


    Darüber hinaus gibt es einen Dienstplan, der jeweils drei FF-Standorte umfasst.
    Diese besetzen die bd. grossen BF-Wachen (Wachbesetzung), solange die ausgerückten BF-Einheiten gebunden sind.


    Andere Großstädte teilen FF-Einheiten spez. Sonderaufgaben zu.
    Bei uns gibt es halt eher die allg. Einbindung in den Alarmdienst.
    Die FF meines eigenen Vorortes rückt bspw. regelmässig mit auf die BAB aus, weil sie günstiger stationiert ist wie jede BF-Wache.

    raphael-wiesbaden


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  • Ob die Kernaufgabe einer BF den Rettungsdienst ausschließt ist genau so regional zu unterscheiden. Bei uns im Norden ist der RD in meinen Augen gut in den BF aufgehoben und gehören hier seit vielen Jahrzehnten zur Kernaufgabe!


    Das FF oder einzelne Fahrzeuge anderer Wachen zur Gebietsabdeckung in leer Standorte einrücken ist glaube ich kein WI Sonderfall, ich denke das gilt für die meisten Feuerwehren in der BRD. Selbst gibt es FF die das so praktizieren, besonders im Urbanenraum unterhalb der BF Schwelle ist das häufig anzutreffen.

  • [...] und der Nebeneffekt ist, das die ehrenamtlichen Helfer, somit auch ein wenig Einsatzerfahrung auch für KatSchutz-Einsätze oder Großschadenslagen sammeln können.


    Ich finde nach langer Zeit sowohl auf rein ehrenamtlichen und gemischt-haupütamtlichen Fahrzeugen, das eben genau dieser Lerneffekt nicht gegeben ist, wenn das Fahrzeug rein ehrenamtlich besetzt ist. Und individualmedizinische Einsätze bringen für einen Großeinsatz, der ehrenamtlicher Strukturen bedarf, relativ wenig. Insofern finde ich einen eventuellen edukativen Argumentationsansatz als nicht gegeben.


    Gruß, Christian

  • Widerspreche ich ganz grundsätzlich: Eine gewisse, an echten Patienten und unter echten Einsatzsituation erworbene Kenntnis im Bereich der Individualversorgung vorhanden sein muss, um bei der größeren Schadenslage Leute an echte Patienten zu stellen. Mir bringen 257 ehrenamtliche RS rein gar nichts, wenn die nach ihrer "Ausbildung" keinen Patienten mehr gesehen haben.
    Und ich versteh auch nicht, warum ein etwaiger Lerneffekt oder ein Zugewinn an Einsatzerfahrung davon abhängen soll, ob die reguläre Fahrzeugbesatzung einmal im Monat nen Zettel bekommt, auf dem ihr Gehalt draufsteht.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Eine gewisse, an echten Patienten und unter echten Einsatzsituation erworbene Kenntnis im Bereich der Individualversorgung vorhanden sein muss, um bei der größeren Schadenslage Leute an echte Patienten zu stellen. Mir bringen 257 ehrenamtliche RS rein gar nichts, wenn die nach ihrer "Ausbildung" keinen Patienten mehr gesehen haben.

    :positiv: Das müsste man nur noch den SEG/KatS-Führungskräften und -Wasserkopf verständlich machen. Denen ist das nämlich völlig egal! Hauptsache die SEG-RTW´s rollen...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Widerspreche ich ganz grundsätzlich: Eine gewisse, an echten Patienten und unter echten Einsatzsituation erworbene Kenntnis im Bereich der Individualversorgung vorhanden sein muss, um bei der größeren Schadenslage Leute an echte Patienten zu stellen. Mir bringen 257 ehrenamtliche RS rein gar nichts, wenn die nach ihrer "Ausbildung" keinen Patienten mehr gesehen haben.


    Dir bringen auch 257 RS nix, die alle drei Monate mal einen Patienten zur Spitzenabdeckung in die Dialyse gefahren haben. Oder mit ner Radiusfraktur versorgt haben. Oder meinetwegen auch ein Polytrauma versorgt haben. Die wissen dann im idealfall zwar, wie man mit dem ganzen "Spielzeug" vom RTW umgeht, haben aber von MANV-Einsatzlagen keine Ahnung. Ich weiß das, ich bin selbst aus dieser Motivation raus ehrenamtlich gefahren, musste dann aber feststellen, dass SEG/KatSchutz gaaazn anders ist.

    Zitat


    Und ich versteh auch nicht, warum ein etwaiger Lerneffekt oder ein Zugewinn an Einsatzerfahrung davon abhängen soll, ob die reguläre Fahrzeugbesatzung einmal im Monat nen Zettel bekommt, auf dem ihr Gehalt draufsteht.


    Nun, zum Job gehört neben der reinen Theorie auch eine gewisse Praxis und vor allem Erfahrung und kontinbuierliche Schulung. Es ist schön und lobenswert, wenn ehrenamtliche Bereitschaftsmitglieder lernen, wie man mit einer Vakuummatratze umgeht. Wenn man das aber nur einmal im Jahr tatsächlich anwendet, nutz das für die routinierte Durchführung relativ wenig. Genauso sieht das mit anderen Basics aus, ganz zu schweigen von den Skills, die in der Bereich erweitere Maßnahmen gehen.


    Gruß, Christian

  • Das ist doch alles übertriebene Schwarzmalerei. Auch ehrenamtliche RS machen Sanitätsdienste und üben während ihrer Bereitschaftsabende den Umgang mit den entsprechenden Hilfsmitteln. Beim Flugzeugabsturz in Wickede habe ich fast ausschließlich mit ehrenamtlichen SEG'lern zusammengearbeitet. Wenn man vernünftig kommuniziert, klappt das auch. Dasselbe kann ich auch vom Einsatz auf der BAB 31 behaupten. Die müssen keine Ahnung von MANV-Lagen haben, denn in MANV-Lagen bekommen sie einen Arbeitsauftrag und fertig. Und hört doch generell mal auf mit dieser MANV- und Polytraumamentalität. Wenn's drauf ankommt, sind auch die meisten Rettungsassistenten schnell an ihren Grenzen. Ab NACA 5 oder MANV bestimmen ganz andere Leute im Rettungsdienst was Phase ist. Außerdem ist das nun weiß Gott kein rettungsdienstlicher Alltag.

  • Sehe ich zum Teil genauso. Ich finde lediglich, dass das "Üben" kein Grund ist, ehrenamtlich nen RTW zu besetzen, um eine Spitzenabdeckung zu machen. Wenn jemand üben will, soll er ganze Schichten mitfahren - meiner Meinung nach.

  • Es ist wohl eher das grundsätzliche Problem der Spitzenabdeckung als das der Besatzung. Weiterhin ist jeder Einsatz, den ein ehrenamtlicher RS oder RA fährt eine wichtige Erfahrung für die nächsten. Außerdem sind reine ehrenamtliche Besatzungen mit wenig Erfahrung sicher nicht die Regel. Viele Ehrenamtliche arbeiten nebenbei hauptamtlich in dem Job.


  • Dir bringen auch 257 RS nix, die alle drei Monate mal einen Patienten zur Spitzenabdeckung in die Dialyse gefahren haben. Oder mit ner Radiusfraktur versorgt haben. Oder meinetwegen auch ein Polytrauma versorgt haben. Die wissen dann im idealfall zwar, wie man mit dem ganzen "Spielzeug" vom RTW umgeht, haben aber von MANV-Einsatzlagen keine Ahnung. Ich weiß das, ich bin selbst aus dieser Motivation raus ehrenamtlich gefahren, musste dann aber feststellen, dass SEG/KatSchutz gaaazn anders ist.


    Die Fragestellung war doch eine ganz andere: Profitiert eine Einsatzkraft im med. KatS von Erfahrung im Rettungsdienst? Ganz klare Antwort: ja. Dass das alleine nicht ausreicht, steht auf einem anderen Blatt. Und wenn "Hintergrund-RTW" zu Dialysefahrten u.ä. Späßchen herangezogen werden, läuft etwas ganz grundlegend falsch.


    Zitat

    Nun, zum Job gehört neben der reinen Theorie auch eine gewisse Praxis und vor allem Erfahrung und kontinbuierliche Schulung. Es ist schön und lobenswert, wenn ehrenamtliche Bereitschaftsmitglieder lernen, wie man mit einer Vakuummatratze umgeht. Wenn man das aber nur einmal im Jahr tatsächlich anwendet, nutz das für die routinierte Durchführung relativ wenig. Genauso sieht das mit anderen Basics aus, ganz zu schweigen von den Skills, die in der Bereich erweitere Maßnahmen gehen.


    Okay, ich hab das Missverständnis gefunden: Du redest von Personal, das ausschließlich zur Spitzenabdeckung eingesetzt wird, ich hab mich dagegen auf deine Textpassage bezogen, in der du von deiner Tätigkeit auf ehrenamtlich besetzten Rettungswachen bezogen.

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  • Weiterhin ist jeder Einsatz, den ein ehrenamtlicher RS oder RA fährt eine wichtige Erfahrung für die nächsten.


    Das setzt dann aber ständige Reflektion/Analyse voraus.
    Ich wage die Behauptung, daß dies sowohl bei Freizeitrettern wie beruflichen Einsatzkräften flächendeckend und ständig leider NICHT vorhanden ist.
    Ich beobachte dafür mit Erschrecken bspw. die Haltung von "geadelten" RA (also Personen in meinem Alter) deren Haltung bei vom AG voll finanzierten FoBi-Massnahmen (PHTLS, AMLS) grenzwertig ist ("Ich will mich nicht mehr umstellen, ich bin ja schon so alt - früher ging es doch auch - was wir schon für Fälle hatten - das ist so kompliziert - ich will nix Neues mehr lernen - so viel Englisch"...)

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Reflexion und Identifikation ist bei ehrenamtlichen Rettern sicherlich nicht weniger vorhanden als bei hauptamtlichen. Sonst würden sie es nicht freiwillig machen. Im Gegenteil: die sind oft noch mehr bemüht alles richtig zu machen.

  • Ich glaube das auch ohne umfangreiche Reflektion ein Lerneffekt bei jedem Beschäftigten (egal ob im Rettungsdienst oder an der Wursttheke) aufgrund seiner Tätigkeit und den dort gemachten Erfahrungen eintritt.
    Besser wäre es natürlich zu reflektieren, aber manchmal reicht auch lernen durch Schmerz. :)



    Zum Thema Ehrenamts-RTWs:
    Ich finde es sinnvoll wenn sich Ehrenamtler aus dem Bereich KatS im Rettungsdienst engagieren, so lange es nicht zur Regel wird das dies geschieht im Sinne von Einsparungen von Arbeitskräften aus dem hauptamtlichen Bereich.
    Es gab mal einen Landkreis (also den gibts auch immer noch) in dem wurde jeden Samstag von 6 bis Sonntagmorgen um 6 ein RTW des DRK (eigentlicher Leistungserbringer) außer Dienst gestellt und dafür hat an dieser Wache ein Team der JUH Stellung bezogen und hat mit einer rein ehrenamtlichen Besatzung den Rettungsdienst in diesem Bereich durchgeführt.
    Ich möchte aus der dort gemachten Erfahrung heraus festhalten, dass eine rein ehrenamtliche Besetzung eines Regelrettungsdienstfahrzeugs ganz bestimmt nicht positiv war.


    a) das Personal verfügte zwar über die theoretische Qualifikation zum RettSan/RettAss war aber völlig aus der Übung
    b) es fehlten Basics (sicherer Umgang mit Medizinprodukten, Fahrzeug, Funk etc.)
    c) das DRK hatte lange Zeit keinen "Bedarf" mehr Personal einzustellen


    Alles in allem:
    Lass die EAs retten wo sie nur können - wenn mindestens ein hauptamtlicher Mensch mit auf dem Auto sitzt der das Ganze "anleitet". (gültig für den Bereich Regelrettungsdienst)

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin