Bei Notfallversorgung in Baden-Württemberg besteht noch Verbesserungspotenzial

  • Und genau das würde bei vielen, v.a. internistischen Krankheitsbildern geschehen, nach dem Motto "geh erstmal gucken!".
    Nur für den Fall einer frühzeitigen Lageeinschätzung braucht es m.E. kein hauptamtliches First-Responder-System, bei Deinem Beispiel kann die frühzeitige Nachalarmierung auch von bereits vorhandenen ehrenamtlichen First-Responder-Systemen oder ersteintreffenden Kräften der Feuerwehr erfolgen.

    Ich bin für Drohnen... :biggrin_1:

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Wie ist eure Meinung dazu, die Situation mittels hauptamlichen First Respondern zu verbessern? Ich komme aus einem ländl. Rettungsdienst, der keine FR hat. Daher weiß ich nicht, wie erfolgreich und nützlich sowas ist.


    seit ein paar jahren fahre ich (auch) in einem ländlichen bereich, in dem regelmäßig FR eingesetzt werden. in ermangelung gesetzlicher vorschriften fallen die qualifikationen unterschiedlich aus, und auch die erfahrungsstufen differieren natürlich. die einen sind eher deko, während die anderen eine wirkliche bereicherung darstellen. in den letzten 5 jahren sind mir mindestens drei fälle erinnerlich, in denen patienten nur aufgrund eines FR-einsatzes überlebt haben. grundsätzlich finde ich FR also ziemlich gut - solange sie nicht dazu führen, dass rettungsmittel absichtlich später oder garnicht eingesetzt werden.

  • Ich bin in einem Gebiet groß geworden, wo es alle 10 Minuten einen RTW gab und wohne jetzt dort, wo 95 % der Einsätze in 20 Min erreicht werden. Hier gibt es nicht selten Fälle, wo wir sogar erst nach 30 oder 40 Minuten am Einsatzort sind. Hier beschwert sich niemand, wenn es sogar ne Std dauert, bis die nächste Ambulanz da ist. FR Gruppen werden hier eingesetzt, um die Hilfsfrist zu halten, es handelt sich hierbei um ehrenamtliches Personal.


    Meine Meinung dazu ist, möchte das Land, dass in 10 Minuten der RTW da ist, hat er dafür auch Sorge zu tragen. Aber nicht, wenn man dafür ehrenamtliches Personal einsetzt.

  • @Mav83


    Auf einem KTW und RTW gibt es eine definierte Notfallausstattung und definiertes ausgebildetes Personal. Bei einem First Responder nicht. Beide Rettungsmittel sind weitestgehend so präpariert, daß sie einen Patienten bis zum Eintreffen eines NEF versorgen oder (schnell) transportieren können.

  • Allerdings sind in bei uns in BW mindestens 1/3, gefühlt fast 45%, der Einsätze Fahrten ohne Sondersignal. Und gefühlt die Hälfte dieser Fahrten ohne Sonderrechte sind "Fahrt mal gucken" Einsätze. Diese könnten von Spotter übernommen werden.


    Sollte da nicht eher am Abfragesystem etwas geändert werden?


  • Sollte da nicht eher am Abfragesystem etwas geändert werden?


    Bestimmt! Man ist ja dabei - aber man wird immer die unklaren Anrufe haben wo der Disponent nicht weiß was er daraus machen soll.


    @Mav83


    Auf einem KTW und RTW gibt es eine definierte Notfallausstattung und definiertes ausgebildetes Personal. Bei einem First Responder nicht. Beide Rettungsmittel sind weitestgehend so präpariert, daß sie einen Patienten bis zum Eintreffen eines NEF versorgen oder (schnell) transportieren können.



    In stelle Fest das wie von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen: Bei mir ist ein Spotter oder HA FR ein RA/NFS. Bei der Ausstattung gebe ich dir recht - allerdings wäre es ein leichtes auch dieses fest zu legen. Ein Notfallrucksack, AED, O2, LUCAS

  • Wie man es auch dreht: es scheitert einfach daran, daß es keine gesetzliche Implementierung gibt und er für die von Dir präferierte Einsatztaktik nicht in Frage kommt. Man könnte höchstens darüber diskutieren, ob so ein Fahrzeug zu implementieren sei. Und den von Dir angeführten Vorteil können offensichtlich nur die wenigsten hier erkennen. Die Nachteile dagegen schon.

  • Wie man es auch dreht: es scheitert einfach daran, daß es keine gesetzliche Implementierung gibt und er für die von Dir präferierte Einsatztaktik nicht in Frage kommt. Man könnte höchstens darüber diskutieren, ob so ein Fahrzeug zu implementieren sei. Und den von Dir angeführten Vorteil können offensichtlich nur die wenigsten hier erkennen. Die Nachteile dagegen schon.


    Gesetzliche Regelungen kann man schaffen. Ich bin der Auffassung, dass es einen Standard geben muss, sprich Qualifikation, Berufserfahrung, Ausrüstung. Ich halte es ebenfalls nicht für sinnvoll, einen FR zu alarmieren und aufgrund dessen zunächst auf eine RTW alarmierung zu verzichten, sondern die Zeit, wo dieser länger braucht, zu überbrücken. Man darf nicht vergessen, dass die Stay & Play Zeit für den RTW durch die bereits getroffenen Maßnahmen des FR reduziert wird.


    Nach resi's Beitrag habe ich den Eindruck gewonnen, dass es geht. Das Personal dafür muss selbstverständlich eingestellt werden. Der Bedarf ist aber mindestens um die Hälfte geringer, als bei der Schaffung einer neuen Rettungswache. Ganz zu schweigen von den Kosten.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Laut dem Innenministerium sollen ja die FR/HvO weiter ausgebaut werden auch bei den Feuerwehren, allerdings sollen diese nicht in die Hilfsfrist wirken.
    Bei der Ausstattung finde ich es immer wieder erstaunlich wie da von Gerätschaften geredet wird die bei uns wahrscheinlich in den nächsten 5 Jahren noch keinen Einzug auf den Rettungsmitteln halten wird.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Hauke, Du darfst nicht übersehen, daß ich damit die Einsatzzeiten bis zur definitiven Versorgung (incl. Transport) künstlich lang halten kann. Das kann kein Sinn und Zweck eines solchen Rettungsmittels sein. Ziel muß es sein, daß ein First Responder irgendwann mal verschwindet, weil ausreichend Rettungsmittel in hinnehmbarer Zeit zur Verfügung stehen. Eigentlich müsste doch jedem klar sein, daß ein First Responder in vielerlei Hinsicht nicht daß leisten kann, was ein RTW (ggf. mit NEF) leisten kann. Selbst, wenn da ein Rettungsassistent drauf sitzt. Einen First Responder aus der Notlösung zu heben und taktisch anders einzusetzen als bisher (z.B. Spotter mit Sach- und Fachkunde... ich find' diese Begriffe einfach nur geil!) kann nur mit einer regelhaften Verschlechterung des Rettungsdienstes einhergehen.

  • Ani, aber genau so, wie du es beschreibst, verstehe ich einen FR. Er macht erste Untersuchungen und eine Anamneseerhebung, erfasst erste Werte, kann ggf. (ein NEF) nachfordern. Und wenn der RTW oder das NEF dann da ist, packt er seine Sachen und geht, sofern die Situation das zulässt. Zumindest meldet er sich bei der Leitstelle wieder frei.


    Ich verstehe nicht ganz, inwieweit die Zeiten künstlich lange gehalten werden?


    Ja, du hast Recht: Es ist nich die Ideallösung, aber es ist ein Kompromis, wie so vieles im Rettungsdienst. Aber bevor gar nix passiert, weil sich alle vor den Kosten für neue Rettungswachen wegducken, kann man damit zunächst einmal eine Verbesserung zur jetzigen Situation erreichen. Keine Verschlechterung.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Wie man es auch dreht: es scheitert einfach daran, daß es keine gesetzliche Implementierung gibt und er für die von Dir präferierte Einsatztaktik nicht in Frage kommt. Man könnte höchstens darüber diskutieren, ob so ein Fahrzeug zu implementieren sei. Und den von Dir angeführten Vorteil können offensichtlich nur die wenigsten hier erkennen. Die Nachteile dagegen schon.


    Thinking outside the box ;)

  • Nicht alles ist sinnvoll innovativ, nur weil es out of the box ist.


    Wer hat das behauptet?


    Allerdings ist unser Verwaltungs- und Gesetzgebungssystem dafür bekannt, sich meistens nur inkrementellzu verändern und sich-durchzuwursteln (vgl. Lindblom). Steuerungsanalysen laufen meist ins Leere, weil zuviel Interaktion mit Pfadabhängigkeiten u.ä. belastet sind und somit die inkrementellen Änderungen meistens hinter den damit verbundenen Hoffnungen zurück bleiben. In wenigen Ausnahmesituationen gibt es ein Fenster der Möglichkeiten (windows of opportunity) um ein neue Idee einzuführen. Wenn diese neue Idee umgesetzt wird, dann meistens "radikal" und umfassend. Es gibt nun zwei Möglichkeiten sich mit betroffenen Themen zu beschäftigen:
    a) Ich konzentriere mich nur auf den inkrementellen Weg und definiere mögliche Veränderungen (meist weil kein großer Handlungsbedarf erkannt wird)
    b) Ich beschäftige mich mit inkrementellen Veränderungen, halte diese nicht für ausreichend und beschäftige mich anderen Lösungsmöglichkeiten. Diese sind meist nicht inkrementell erreichbar.
    Welcher Pfad am Ende der richtige ist, ist meist nur aus der Retrospektive zu erkennen.

  • Kann es sein, daß Du gerade schwafelst? ;-)


    1. Schuldest du mir noch ein Antwort! ;-)


    2. Kann es sein, das du von Verwaltungswissenschaften nicht mehr Ahnung hast, als jemand der einen 1. Hilfe-Kurs besucht hat, von Medizin? :drinks:

  • Ich verstehe nichts davon. Deshalb frage ich mich ja auch gerade, ob das überhaupt zu dem passt, worüber wir debattieren. Welche Antwort schulde ich Dir?

  • Ani, aber genau so, wie du es beschreibst, verstehe ich einen FR. Er macht erste Untersuchungen und eine Anamneseerhebung, erfasst erste Werte, kann ggf. (ein NEF) nachfordern. Und wenn der RTW oder das NEF dann da ist, packt er seine Sachen und geht, sofern die Situation das zulässt. Zumindest meldet er sich bei der Leitstelle wieder frei.


    Ich verstehe nicht ganz, inwieweit die Zeiten künstlich lange gehalten werden?


    Ja, du hast Recht: Es ist nich die Ideallösung, aber es ist ein Kompromis, wie so vieles im Rettungsdienst. Aber bevor gar nix passiert, weil sich alle vor den Kosten für neue Rettungswachen wegducken, kann man damit zunächst einmal eine Verbesserung zur jetzigen Situation erreichen. Keine Verschlechterung.


    Man kann und darf sich auf keinen Fall der Illusion hingeben, dass ein FR/HvO-System die Einsatzzahlen (zumindest die Hilffristen) verkürzt oder verbessert. Die Aufgabe ist lediglich, die Zeit bis zum Eintreffen des (gleichzeitig alarmierten) Rettungsteams zu überbrücken und lebensrettende Maßnahmen einzuleiten. Nicht mehr, nicht weniger.
    Das ist natürlich gut für den Patienten, für die Fahrzeugvorhaltung dürfte das aber in keinster Weise relevant sein...


    Gruß, Christian

  • grundsätzlich finde ich FR also ziemlich gut - solange sie nicht dazu führen, dass rettungsmittel absichtlich später oder garnicht eingesetzt werden.


    ... oder dringend benötigte RTW-Standorte nicht geschaffen werden, weil "das ja der First Repsonder" überbrückend abdecken kann.