Nach der OP: "Wussten Sie das denn nicht?"

  • Ein Artikel in der FAZ beschreibt, wie mangelhaft Patienten bei ihrer Krankenhaus-Entlassung oft über notwendige anstehende Maßnahmen und deren richtige Durchführung informiert werden. Das hat zwar nur sehr indirekt etwas mit dem Rettungsdienst zu tun, ist aber sicher dennoch ganz interessant:


    http://www.faz.net/aktuell/ges…dArticle=true#pageIndex_2

  • Ich möchte an dieser Stelle einen meiner Lieblingsdialoge zitieren, der meiner täglich erlebten Realität fast wörtlich gleicht.


    Dr. Julius Hibbert: So leid es mit tut, aber Sie werden sich einer Bypass-Operation unterziehen müssen.
    Homer: Können sie auch Klartext reden, Doktor?
    Dr. Julius Hibbert: Sie müssen am offenen Herzen operiert werden...
    Homer: Verschonen Sie mich mit medizinischen Kauderwelsch.
    Dr. Julius Hibbert: Wir werden Ihnen das Bäuchlein aufschneiden und an ihrer inneren Uhr rumfummeln.
    Homer: Haben sie's nicht 'ne Nummer einfacher?

  • Das war früher doch nicht anders. Außerdem finde ich, er jammert in Zeit von Google und Internetforen ziemlich laut. An solche Informationen heutzutage dranzukommen ist einfacher denn je. Und auch Heparin-Spritzen haben einen Waschzettel.

  • Das meiste davon würde ich sogar glauben, wenns in der Bild stünde (ausnahmsweise).


    :secret:


    Krankenhäuser und das zugehörige Personal sind aber nicht für die kognitive Leistungsfähigkeit ihrer Patienten verantwortlich und irgendwann endet auch deren Verantwortung.


  • Krankenhäuser und das zugehörige Personal sind aber nicht für die kognitive Leistungsfähigkeit ihrer Patienten verantwortlich und irgendwann endet auch deren Verantwortung.


    Ich finde, damit machst du es dir etwas leicht. Aber egal.

  • Ich finde, damit machst du es dir etwas leicht. Aber egal.


    Ganz und gar nicht. Ob die Dinge, die der Autor benennt, so vorgefallen sind, weiß ich nicht. Das kann so sein, er kann aber auch Wesentliches weggelassen haben und schon entsteht ein anderes Bild.


    Um mein obiges Simpson-Zitat zu erläutern: Wenn ich während eines Prämedikationsgespräch erläutere, warum die geplante OP nur in Vollnarkose durchgeführt werden kann, den Einleitungsvorgang beschreibe und auch die Risiken einer Vollnarkose, den Begriff Vollnarkose x-fach erwähne, abschließend aber gefragt werde, ob die OP in Vollnarkose stattfindet, dann ist das symptomatisch für alle Prozesse im Krankenhaus.


    Wenn man nicht zuhört, wichtige Dinge bereits beim Rausgehen aus der Tür wieder vergessen hat, dann ist irgendwann Schluss mit Geduld und Fürsorgepflicht.

  • Wenn man nicht zuhört, wichtige Dinge bereits beim Rausgehen aus der Tür wieder vergessen hat, dann ist irgendwann Schluss mit Geduld und Fürsorgepflicht.


    Ich glaube durchaus auch deine Ausführungen. Das schließt sich aber nicht aus.ich glaube ganz einfach, dass beide Phänomene alltäglich sind: fehlende "Compliance" beim Patienten sowie fehlendes Interesse beim Personal.
    Das wiederum bedeutet ja weder, dass jeder Patient so ist, noch, dass alle Krankenhausmitarbeiter gleichgültig sind.


    J. :prost:

  • Viele Patienten und Angehörige verstehen die ihr mitgeteilten Informationen -aus welchen Gründen auch immer- nicht.


    Die Kommunikation hört aber nicht mit dem Verweis auf einen Beipackzettel auf!
    Wie sich hoffentlich jeder aufgrund seiner Schulzeit erinnert, gehört zum Lernen nicht nur das Lesen.
    Das "vormachen" bzw. eine praktische Demonstration ist sehr oft der AHA-Effekt.


    Kommen dann noch Faktoren wie eingeschränkte Sehkraft bei Nichterreichbarkeit des Nachttisches mit der Lesebrille hinzu...
    (legt euch mal in ein Klinikbett und bewegt einen KH-Nachttisch nur mit Hilfe von einem Unterarm - dann bedenkt die reduzierte Kraftlosigkeit bspw. bei alten Menschen)


    Meine Frau lag vor wenigen Monaten wg. einer OP in der Klinik; die Mitpatientin hatte den gleichen Eingriff.
    Nach der OP lag die Einwegheparinspritze einfach auf dem Tisch - kein Beipackzettel mit Mini-Bildchen!
    Meine Frau erklärte dann die Vorgehensweise.
    Eine später kommende exam. Pflegekraft wurde aber probehalber um Unterweisung gebeten. Ihre "ich komme gleich wieder"-Reaktion war bis zur Entlassung nicht erfolgt.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Die Kommunikation hört aber nicht mit dem Verweis auf einen Beipackzettel auf!
    Wie sich hoffentlich jeder aufgrund seiner Schulzeit erinnert, gehört zum Lernen nicht nur das Lesen.
    Das "vormachen" bzw. eine praktische Demonstration ist sehr oft der AHA-Effekt.


    Noch ein Grund nicht Arzt zu werden.
    Stell dir mal vor du musst jedem Patienten vormachen wie man sich Clexane oder Insulin spritzt.
    Gesund kann das nicht sein. :scratch_one-s_head:

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Noch ein Grund nicht Arzt zu werden.
    Stell dir mal vor du musst jedem Patienten vormachen wie man sich Clexane oder Insulin spritzt.
    Gesund kann das nicht sein. :scratch_one-s_head:



    Das ist doch Aufgabe des Pflegepersonals :-D

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Letztlich bleibt vieles am Hausarzt hängen, und auch von dem wird verlangt mit minimalem Zeitaufwand zu "wirtschaften". Die in dem Artikel genannten Beispiele wirken ein wenig aufgebauscht, fast schon theatralisch.

  • Letztlich bleibt vieles am Hausarzt hängen, und auch von dem wird verlangt mit minimalem Zeitaufwand zu "wirtschaften". Die in dem Artikel genannten Beispiele wirken ein wenig aufgebauscht, fast schon theatralisch.


    Natürlich, sonst liest es ja keiner.


    Bezeichnend auch, dass ein Verfasser geistreicher FAZ-Artikel ohne Wochenendseminar nicht in der Lage ist, mit zwei Gehhilfen umzugehen


  • Natürlich, sonst liest es ja keiner.


    Bezeichnend auch, dass ein Verfasser geistreicher FAZ-Artikel ohne Wochenendseminar nicht in der Lage ist, mit zwei Gehhilfen umzugehen



    Dazu benötigt es sicher kein Wochenendseminar.
    Aber bspw. ein Hinweis darauf, wie die Höhe einzustellen ist - NEIN, das ist kein sebstverständliches Allgemeinwissen, welches mit der Muttermilch gelehrt wurde.


    Es benötigt auch Hinweise darauf, was eine Teilbelastung ist.
    Mit "sie dürfen aber nur mit 15kg belasten" kann sich kein Mensch etwas vorstellen- dazu müsste er mal eine Waage gebracht/gezeigt bekommen.
    Dafür ist im Klinikalltag (angeblich) keine Zeit.
    Es geht weiter mit dem Punkt "Laufschule".
    Ein Gehstock soll ja entlasten, daß bedeutet dann aber auch ggf. eine Veränderung des Schritts.


    Hilope:
    Du bist hier der Fachmann - Dir wird es vmtl. keiner erklären müssen.
    Jeder Berufszweig hat spezielles Wissen, bei dem die tgl. Anwender davon ausgehen, daß "alle" es auch verstehen.
    Dennoch haben wir in -D- aber bspw. tausendfach Steuerberater.

    raphael-wiesbaden


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  • @ ra-wi:


    Ohne verletzend sein zu willen. Aber das ist jetzt absoluter Käse, was d schreibst. Mit Sicherheit bekommt in Deutschland keiner einfach 2 Krücken ans Bett gestellt und gesagt, schau mal, wie du zurecht kommst.


    Das sind genauso Allgemeinplätze, die du los lässt, wie der Autor.

  • Vielleicht nicht mit diesen Worten erfolgt die Hilfsmittelübergabe.
    Doch alleine, wenn diese Übergabe von einem Auszubildenden gemacht wird, besteht ein gewisses Risiko, daß die Einweisung ungenau erfolgt.
    Nicht immer steht dafür eine Physiotherapeutin zur Verfügung oder eine exam.Pflegekraft, die sich wirklich auskennt (also keine Aushilfe von irgendeiner Agentur, die heute hier und morgen da arbeitet).


    Meine Punkte zu der Benutzung von Gehilfen bezeichnest Du als Allgemeinplatz.
    Dies mag ja für Dich gelten - als Fachmann.
    Für den Patienten und seine Angehörigen ist es aber Neuland. Er benötigt dazu Unterstützung und nicht alle haben fachkompetente Personen im pers. Umfeld oder einen jederteit greifbaren Internetanschluss, um sich die Informationen zu besorgen.


    Ich kann ja verstehen, daß Du hier eine andere Auffassung hast.
    Dennoch gibt es eine Vielzahl von "Kleinigkeiten", die im Klinikalltag gerne untergehen.
    Der Patient und seine Angehörigen arbeiten ja durchaus gerne mit ("doofe Kunden" gibt es überall - nicht nur im med. Gewerbe)-.
    Nenn es Prozessoptimierung, nenn es Qualitätssteigerung...
    Ich nenne es einfach einen erkrankten Menschen da abholen, wo er momentan steht.
    Das ist eigentlich der Auftrag einer Klinik - leider aber immer weniger selbstverständlich.
    Über die Warum-Gründe möchte ich keine Diskussion beginnen.


    Ich habe allerdings durchaus den Eindruck des reflexhaften Reagierens, weil Kritik geübt wurde - und das sogar von einer seriösen Zeitung,

    raphael-wiesbaden


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  • Nachtrag:
    Ich war in meinem Leben sehr oft felsenfest davon überzeugt, die allumfassende Weisheit gepachtet zu haben.
    Das Erlernen - und ich beherrsche es auch heute noch nicht immer - ein Problem auch einmal von der anderen Seite zu betrachten, war erleuchtend.


    Darum geht es mir.
    Ich stimme jedem zu, der pauschal bzw. anhand von Bsp. belegt, daß der Patient "doof" ist.
    Dies macht nach meiner Beobachtung so ziemlich jeder, der beruflich mit Menschen/Klienten/Kunden/Patienten zu tun hat.


    Es kann aber hilfreich sein, sich eben in diese Rolle zu versetzen.
    Das es jede Menge anderer, weitaus grösserer Probleme im Betrieb Krankenhaus geben kann, ahnt der Patient vielleicht.
    Es ist ihm aber momentan egal - sein Problem ist die Heparininjektion, von der er nicht weiss, wie er sie machen soll oder der Umgang mit Gehstöcklen.

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?