Mannheim: Gutachten belegt Defizite bei der Notfallmedizin / Konsequenzen noch umstritten

  • Ist ohne Anmeldung leider nicht lesbar.


    Hier mal ein Auszug daraus:


    Zitat

    “Allerdings liegt dieser Zeitung das Protokoll von zwei Mitarbeiterversammlungen vom 7. und 14. Dezember 2017 vor. In dem siebeneinhalbseitigen Papier, verfasst vom stellvertretenden Leitstellenleiter, ist von einer „schlechten Grundstimmung unter den Mitarbeitern“ und „Unruhe“ die Rede. „Personalknappheit“ beim DRK und eine „Trägheit des Einsatzleitsystems“ wird ebenso ausdrücklich vermerkt.
    Mit einer „Gesprächsannahmezeit“ – sprich erstes Klingeln bis Annahme des Notrufs – von 50 Sekunden sei Ladenburg „die schlechteste Leitstelle in Baden-Württemberg“. Üblich sind fünf bis elf Sekunden.
    Die Leitung beklagt laut Protokoll, dass „trotz massiver Aufstockung von Personal gefühlt keine Verbesserung zu erkennen ist“, so das Papier. „Es scheint, dass man bewusst nicht an klingelnde Notrufe geht, frei nach dem Motto, es wird schon einer drangehen“, notiert der stellvertretende Leitstellenleiter. Auch bei der „Erstbearbeitungszeit“ (Notruf bis Alarmierung Fahrzeug) sei Ladenburg mit bis zu 6,19 Minuten „eine der schlechtesten Leitstellen in Baden-Württemberg“, so das Protokoll, das sich auf die „Stelle zur trägerübergreifenden Qualitätssicherung im Rettungsdienst Baden-Württemberg“ (SQR-BW) beruft.“

  • Autsch.....
    Eigentlich müsste es doch angesichts solcher Zahlen und Fakten jetzt einen massiven Aufschrei geben und es ziemliche Konsequenzen hageln

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Ein Kommentar aus dem Mannheimer Morgen dazu:


    https://www.morgenweb.de/mannh…reifen-_arid,1234991.html


    Fazit daraus:


    Zitat

    Auch wenn Mannheim ab 2019 eine eigene Leitstelle bekommen soll – so lange darf die Politik nicht warten, bis sie eingreift. Langfristig muss zudem die baden-württembergische Besonderheit, dass mit dem Roten Kreuz ein privater Verein allein die Leitstellen für Notrufe dominiert, auf den Prüfstand.

  • https://www.morgenweb.de/mannh…ch-ein-_arid,1235458.html


    Daraus:


    Zitat

    Das Stuttgarter Innenministerium hat beunruhigt auf den „MM“-Bericht über die Zustände in der Integrierten Leitstelle Rhein-Neckar in Ladenburg, die den Rettungsdienst steuert, reagiert. Man nehme „die Berichterstattung zum Anlass, sowohl seinen Vertragspartner, den DRK Landesverband Baden-Württemberg, als auch das Regierungspräsidium Karlsruhe um Stellungnahme zur Situation der Leitstelle zu bitten“, sagte ein Sprecher von Innenminister Thomas Strobl auf Anfrage dieser Zeitung.


    Zitat


    „Es ist besorgniserregend, was da zutage tritt“, äußerte sich der SPD-Landtagsabgeordnete und Stadtrat Boris Weirauch „bestürzt“. Er wolle „schnell wissen, wie die Ausfälle an Personal kompensiert werden“. Zudem erwarte er, dass Stadt und Land eingreifen: „Man darf darüber nicht zur Tagesordnung übergehen“, so Weirauch. „Ziemlich erschütternd“ empfindet ebenso Steffen Ratzel, sicherheitspolitischer Sprecher der CDU-Gemeinderatsfraktion, die Zustände in der Leitstelle. „Da wird offenkundig, wovon ja immer mal die Rede war. Es ist richtig, dass der ASB nun die Notbremse gezogen hat“, so Ratzel. Nun sei „spätestens der Zeitpunkt gekommen, wo sich Politik und Rechtsaufsicht einschalten müssen“, sagte der Stadtrat: „Es geht schließlich um Menschenleben.“
    ML-Stadtrat Holger Schmid fordert, dass die Stadtverwaltung heute im Sicherheitsausschuss über das Thema berichtet. „Wenn beim Roten Kreuz im Rettungsdienst 140 Schichten aufgrund Personalmangel ausgefallen sind und die Rettungsdienstleitstelle Ladenburg den Herausforderungen nicht mehr gewachsen ist, können wir aufgrund unserer Verantwortung für die Bevölkerung nicht länger tatenlos zusehen“, so Schmid. Bislang steht das Thema heute aber nicht auf der Tagesordnung. Auch der Bereichsausschuss Rettungsdienst, besetzt mit Vertretern von Krankenkassen und Hilfsorganisationen, schob das Thema in seiner gestrigen Sitzung auf den Termin im Juli.

  • Schwere Vorwürfe gegen die Rettungsleitstelle in Ladenburg


    https://www.rnz.de/nachrichten…denburg-_arid,352795.html


    daraus

    Zitat

    Ins gleiche Horn stößt Christoph Schauder, Dezernent für Ordnung/Gesundheit im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis - und damit unter anderem zuständig für die Leitstelle in Ladenburg. "Die vom ASB aufgeführten Gründe können wir nicht akzeptieren", sagt Schauder. Man sei in einem konstruktiven Dialog gewesen, die Kündigung aus heiterem Himmel sei kein guter Stil. Überhaupt sei man mitten in einem Prozess zur weiteren Optimierung der Qualität. "Mir drängt sich der Eindruck auf, dass der ASB mit den Veränderungen nur bedingt Schritt halten kann", sucht er nach einer Erklärung. Aber die Lücke, die der Weggang der ASB-Disponenten hinterlasse, "werden wir schnell schließen".


    Vom Vertreter der Aufsichtsbehörde würde ich eher ein Statement in der Richtung "wir prüfen das" erwarten, aber scheinbar hat man sich bereits eine Meinung gebildet. Auch wenn ich im Grund nichts von der Auftrennung der ILS halte, ist das vermutlich ein gutes Beispiel, warum man in Mannheim lieber heute als morgen die Leitstelle und damit auch die Rechtsaufsicht "im eigenen Haus" haben möchte.


    Zitat

    Harte Vorwürfe, gegen die sich Caroline Greiner gegenüber der RNZ vehement zur Wehr setzt. "Dass Mitarbeiter Anrufe vorsätzlich nicht annehmen, weise ich entschieden zurück." Dies könne gar nicht sein, "es gibt doch einen Berufsethos".


    Zitat

    Auch Dezernent Schauder ist entsetzt über den Vorwurf, Mitarbeiter könnten mit voller Absicht einen Notruf nicht entgegengenommen haben. "Das übersteigt absolut meine Vorstellungskraft." Solche unbewiesenen Vorwürfe in den Raum zu stellen, sei schlicht und einfach unredlich.


    Das etwas nicht sein kann, weil man es sich nicht vorstellen könne, halte ich jetzt nicht für die beste Argumentationslinie.



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    Edit: Rechtschreibfehler


  • Ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen dass sich die ASB Verantwortlichen, vor allem auch auf Landesebene, diesen Schritt nicht sehr genau überlegt haben. Ansonsten kann ich mich nur dem Argument anschließen dass die Vorstellungskraft vieler Politiker, in Kommunal und Landespolitik,was die Realitäten im Rettungsdienst seitens des "größten Leistungserbringer im Rettungsdienst" angeht sehr, sehr beschränkt ist. :negative:

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Das etwas nicht sein kann, weil man es sich nicht vorstellen könne, halte ich jetzt nicht für die beste Argumentationslinie.


    Da die genannten Medien ja offensichtlich aus einem internen Protokoll einer Mitarbeiterbesprechung zitieren, welches ihnen nach eigener Aussage vorliegt (womit die Aussagen also keine Mutmaßungen sein dürften), müsste man sich das womöglich gar nicht „vorstellen“, sondern könnte es einfach direkt imselben Protokoll nachlesen, wenn man, wie Herr Schauder und Frau Greiner, Dienstherr der Leitstelle ist. Herr Schauder vertritt ja sogar gleichzeitig die rechtsaufsichtsführende Behörde...

  • Die rechtsaufsichtsführenden Behörden in Baden-Würrtemberg haben in den letzten Jahrzehnten eine sehr eigenwillige Interpretation ihrer Rolle gepflegt. Jetzt tun sie sich wahnsinnig schwer in normale Formen zurück zu finden. Und dazu gehört auch zu erkennen, dass sich etliche Verantwortliche im Rettungsdienst tatsächlich über dem Gesetz wähnen.


    Eddy

  • Die Reaktion des 1. Bürgermeisters und Sicherheitsdezernenten von Mannheim, Christian Specht:


    https://www.morgenweb.de/mannh…bhilfe-_arid,1236466.html


    Daraus:


    Zitat

    Als „inakzeptabel“ hat Erster Bürgermeister Christian Specht den ständigen Ausfall von Schichten im Rettungsdienst bezeichnet. Er habe gegenüber den Rettungsorganisationen „deutlich gemacht, dass wir das als Stadt auf Dauer nicht hinnehmen können“, erklärte er auf Anfrage dieser Zeitung.

  • und es geht weiter


    Landrat vermutet "vorgeschobene Gründe"


    https://www.rnz.de/nachrichten…gruende-_arid,353043.html


    Daraus:

    Zitat

    Unverständlich sei dies insbesondere vor dem Hintergrund, "weil die Träger wegen der wiederholten Überlastungsanzeige eines einzelnen ASB-Mitarbeiters mit dem ASB in einem engen und abgestimmten Dialog stehen." Die vom ASB genannten Gründe könne man nicht akzeptieren. "Wir gehen deshalb davon aus, dass es sich um vorgeschobene Gründe handelt", fährt Dallinger schweres Geschütz auf. Diese würden wohl in einem von den Leitstellenträgern initiierten Prozess zur weiteren Optimierung der Qualität liegen. Mit diesem Prozess könne der ASB offenbar nicht Schritt halten, ätzt der Landrat in Richtung des Rettungsdienstes.


    Harte Worte.


    Zitat

    Dann wird Dallinger noch deutlicher: "Darüber hinaus darf spekuliert werden, ob der ASB durch die angekündigte Maßnahme vielleicht zukünftige Veränderungen im Rettungsdienstbereich strategisch vorbereiten und sich für eine Einbindung in die künftige Leitstelle Mannheim empfehlen möchte."


    Diese Frage habe ich mir ehrlich gesagt allerdings auch schon gestellt.

  • Diese Frage habe ich mir ehrlich gesagt allerdings auch schon gestellt.


    Es ist ja legitim, sich diese Frage zu stellen.
    Ob ich das allerdings als Landrat des Kreises, der Träger der ILS und Inhaber der Rechtsaufsicht ist, in einer ersten Reaktion in dieser Form und auf diesem Wege tun würde, weiß ich nicht.
    Doch, ich weiß es doch: Nein, würde ich nicht.


    Und zumindest beim Rest seiner Behauptungen würde ich bezweifeln, dass sie einer inhaltlichen Überprüfung standhalten.
    Bleibt also die oben zitierte Spekulation übrig. Nicht mehr, nicht weniger. Und wenn schon: Wenn sich eine Organisation durch eine solche Veränderung strategisch besser aufstellen könnte, wer würde es ihr verübeln?


    Übrigens hat ja nicht zuletzt das DRK Mannheim bereits angekündigt, sich nach der Trennung der Leitstellenbereiche aus der ILS Rhein-Neckar zurückzuziehen, obwohl deren Zuständigkeitsbereich auch dann noch einen Teil des eigenen Kreisverbandsgebietes abdeckt.
    Das scheint also ein legitimer Weg zu sein, ohne dass man dafür irgendwelche Spielchen spielen müsste.
    Vielleicht ist am Ende also an den Vorwürfen des ASB doch was dran?


  • Als mittelfristige Folge dieses Elends wird sehr wahrscheinlich doch die Kommunalisierung der Leitstellen in BaWü stehen. Das würde dem ASB überhaupt nichts bringen daher läuft diese Spekulation komplett ins Leere. Mit Sicherheit wird allgemein momentan die Positionen des ASB auf den wenigen Leitstellen bei denen dieser Verband beteiligt ist in ein negatives Licht gerückt was für mich ein weiteres Indiz darstellt dass man wirklich den Mitarbeiterschutz im Blick hat und Arbeitnehmerkündigungen vorbeugen möchte.

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Da die genannten Medien ja offensichtlich aus einem internen Protokoll einer Mitarbeiterbesprechung zitieren, welches ihnen nach eigener Aussage vorliegt (womit die Aussagen also keine Mutmaßungen sein dürften), müsste man sich das womöglich gar nicht „vorstellen“, sondern könnte es einfach direkt imselben Protokoll nachlesen, wenn man, wie Herr Schauder und Frau Greiner, Dienstherr der Leitstelle ist.


    Nun ja, man darf dabei nicht übersehen, dass der Sachverhalt in beide Richtungen hin offen ist.


    Es ist einerseits richtig, dass die bewusste Nichtannahme von Notrufen in einer Leitstelle schwer vorstellbar ist, aber deshalb nicht ausgeschlossen; es gibt viel schwerer vorstellbare Dinge, die tatsächlich regelmäßig geschehen.


    Andererseits bedeutet das Erheben solcher Vorwürfe aber nicht, dass sie beweisbar oder auch nur tatsächlich geschehen sind. In einer Mitarbeiterbesprechung wird viel gesagt, und sogar in Strafanzeigen wird viel geschrieben, dass sich dann später nicht belegen und gar nicht so selten sogar klar widerlegen lässt. Behauptungen sind erst einmal nur Behauptungen - in diesem Fall freilich Behauptungen, denen man nachgehen muss, aber die dennoch nicht zwingend zutreffen müssen. (Was nicht bedeutet, dass sie bewusst unwahr sind. Möglich sind auch Fehlwahrnehmungen, Missverständnisse oder eine Geschichte, die sich verselbständigt hat und von der man am Ende selbst überzeugt ist, obwohl man sie so nie wahrgenommen hat - der menschliche Geist und insbesondere das Gedächtnis ist ein gar wunderliches Ding.)

  • Als mittelfristige Folge dieses Elends wird sehr wahrscheinlich doch die Kommunalisierung der Leitstellen in BaWü stehen.


    Man weiß halt nicht, ob's damit besser wird. Das dürfte dann vor allem daran hängen, welche Mitarbeiter man hält oder bekommt.


    Meinem subjektivem Eindruck nach ist die rettungsdienstliche Notrufabfrage bei den Mitarbeitern der ILSen, die aus der Feuerwehrschiene kommen, teilweise spürbar schlechter als die derjenigen, die aus dem Rettungsdienst kommen. Und über die Qualität der Notrufabfrage in den FLZen der Polizei breiten wir jetzt am besten den Mantel des Schweigens ... (Obwohl ich dort den subjektiven Eindruck habe, dass es besser geworden ist.)

  • https://www.rnz.de/nachrichten…hon-aus-_arid,354484.html


    Daraus:


    Zitat

    Besonders in Mannheim blickt man mit Argusaugen nach Ladenburg: Die Leitstelle war aktuell Thema in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung der Quadratestadt. Dort machte die Runde, dass in diesem Jahr wegen Personalmangel bereits über 1100 Arbeitsstunden in der Leitstelle ausgefallen sein sollen. Wie Mannheims Ordnungs-Dezernent Christian Specht (CDU) im Ausschuss berichtete, seien in dem für die Rettungsleitstelle verantwortlichen "Bereichsausschuss Rettungsdienst Rhein-Neckar" vor wenigen Tagen konkrete Zahlen zum aktuellen Betrieb der Leitstelle genannt worden. Demnach seien 2016 das Jahr über 108 Rettungswagen-Schichten mit 864 Stunden ausgefallen, 2017 habe es den Ausfall von 147 Rettungswagen-Schichten mit 1176 Stunden gegeben.


    Allein im laufenden Jahr seien hingegen bereits 146 Rettungswagen-Schichten mit 1168 Stunden ausgefallen. "Das ist nicht akzeptabel", kommentierte Specht. Das Innenministerium sei aufmerksam geworden und werde dazu Fragen stellen. Der "Bereichsausschuss Rettungsdienst" werde in einer Sondersitzung erklären müssen, wie das abgestellt werden soll", sagte Specht.


    Böse auf stoßen Specht schwere Vorwürfe, über die auch die RNZ ausführlich berichtet hat. So sollen Disponenten der Leitstelle eingehende Notrufe unter 112 nur unwillig und mit zeitlicher Verzögerung angenommen haben. Zudem weist der Qualitätsbericht einer unabhängigen Stelle für die Leitstelle Rhein-Neckar die schlechteste Annahmezeit von Notrufen innerhalb des Landes aus. Vom ersten Klingeln des Telefons in der Leitstelle bis zur Alarmierung des Rettungsdienstes sollen hier im Durchschnitt über sechs Minuten vergangen sein.