Zur aktuell vielfach geäußerten Kritik zum Notfallsanitätergesetz

  • Mal abgesehen davon, dass ich eine Akademisierung des Rettungsdienstes für so unnötig erachte wie einen Pickel auf der Nase:
    Durch eine Akademisierung nur um der Akademisierung Willen wurde noch keine Berufssparte besser. Weder faktisch, noch in ihrer "Strahlkraft" nach außen.
    Dieser ganze Akademisierungsquatsch der letzten 15 Jahre befriedigt höchstens Minderwertigkeitskomplexe, ansonsten hat er mehr geschadet als genützt.


    J.


    Das stimmt so definitiv nicht. Es stellt sich nur die Frage, was genau die Akademisierung erreichen soll. Man nehme z.B. die Pflege.
    So ist es keinenfalls zu einer Übernahme ärztlicher Tätigketen o.vgl. gekommen im Rahmen der Akademisierung gekommen. Darum ging es auch nie. Keinenfalls sind oder waren halbe Ärzte das Ziel. Im Gegenteil. Die Pflege hat sich als ureigene Profession verstanden. Ganz nach „Whoever controls the educational process of a profession controls the practice of that profession“ (McDonough 2010) werden seither großflächig die Inhalte von Fort- und Weiterbildungen in der Pflege von Personen vermittelt, die vornehmlich aus der Pflege stammen und in ihr verwurzelt sind. Auch Inhaltlich fand eine Trennung statt. Der Fokus der Pflegenden richtete sich nun zunehmend auf pflegefachliche Inhalte, die von Medizinern entweder gar nicht oder nur in einem begrenzten Maße betrachtet werden und daher auch nicht glaubhaft vermittelt werden können.


    Einen ähnlichen Weg halte ich auch für den Rettungsdienst für möglich und durchaus auch sinnvoll. Vielleicht nicht im gleichen großen Umfang, da die Trennung zu urärztlichen Tätikeiten/Kompetenzfeldern nicht so leicht möglich ist, aber trotzdem durchaus richtig.

  • Das stimmt so definitiv nicht. Es stellt sich nur die Frage, was genau die Akademisierung erreichen soll. Man nehme z.B. die Pflege.
    So ist es keinenfalls zu einer Übernahme ärztlicher Tätigketen o.vgl. gekommen im Rahmen der Akademisierung gekommen. Darum ging es auch nie. Keinenfalls sind oder waren halbe Ärzte das Ziel. Im Gegenteil. Die Pflege hat sich als ureigene Profession verstanden. Ganz nach „Whoever controls the educational process of a profession controls the practice of that profession“ (McDonough 2010) werden seither großflächig die Inhalte von Fort- und Weiterbildungen in der Pflege von Personen vermittelt, die vornehmlich aus der Pflege stammen und in ihr verwurzelt sind. Auch Inhaltlich fand eine Trennung statt. Der Fokus der Pflegenden richtete sich nun zunehmend auf pflegefachliche Inhalte, die von Medizinern entweder gar nicht oder nur in einem begrenzten Maße betrachtet werden und daher auch nicht glaubhaft vermittelt werden können.


    Einen ähnlichen Weg halte ich auch für den Rettungsdienst für möglich und durchaus auch sinnvoll. Vielleicht nicht im gleichen großen Umfang, da die Trennung zu urärztlichen Tätikeiten/Kompetenzfeldern nicht so leicht möglich ist, aber trotzdem durchaus richtig.


    Na ja, aber - wie du schon sagst - Bereiche im Rettungsdienst zu finden, die nicht irgendwo mit der Tätigkeit des Arztes kollidieren dürfte schwer werden.
    Und die Felder die es gibt sind, nach meiner Meinung, doch schon ganz sinnvoll mit Studiengängen belegt, oder?
    Wobei man sicher noch etwas mehr in den Bereich Management gehen könnte.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Überschneidungen darf es ja durchaus geben - es soll nur kein Miniarzt das Ziel sein. Es darf überhaupt keine neue Profession das Ziel sein. Kompetenzen müssen aus sich selber heraus entstehen. Und jein, ich denke die bestehenden Studiengänge für den Rettungsdienst sind ein guter Anfang, haben aber nicht das Ziel sich als Profession weiter zu entwickeln und abzugrenzen, sondern schienen zumindest mir nur die Kompetenzerweiterung des Inidividuums zum Ziel zu haben. Und das genau ist der Knackpunkt.

  • Die medizinische Pädagogik, soweit sie gegenwärtig studierbar ist, ist sehr stark von der Pflege geprägt. Andere Studiengänge erfüllen nicht einmal entfernt die Voraussetzungen, um sich akkreditieren zu können und zu "echten" Titeln zu führen. Gerade bei der Forderung von einer überwiegend durch Akademikern durchgeführten Ausbildung von Notfallsanitätern, ist das mit dem Ablauf der sieben jährigen Übergangsfrist ein ganz erhebliches Problem. Hier besteht schon ein Bereich, wo Studiengänge sinnvoll wären. Aber einen studierten Notfallsanitäter braucht man dafür nicht, lediglich einen allgemeineren Medizinpädagogen. Im Bereich Taktik, Führung und Technik könnte man ein wenig bei den BF - lastigen Studiengängen wie Hazard Control und co wildern. Die haben ohnehin rettungsdienstliche Bezüge und vielleicht bekommt man darüber effektivere, praxisbezogene Einflüsse auf die Entwicklung von Medizintechnik, Fahrzeugtechnik etc nehmen. Wenn man über die Unmöglichkeit eine elektrische Fahrtrage in einem Fahrzeug zu sichern, wenn sie hoch gefahren werden kann, spricht, erscheint mir der Bedarf erheblich. Ob man Notfallsanitätern wissenschaftlich arbeiten lassen muss, weiß ich nicht. Die Anästhesisten sind in dem Bereich ja recht fleißig.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Diese ganzen - dem Akademisierungswahn geschuldeten - Studiengänge irgendwelcher obskuren Hochschulen sind natürlich kappes, aber um das Beispiel Pflege nochmal zu verwenden: Studiengänge wie Pflegewissenschaft, -management und -pädagogik sind und waren für die Weiterentwicklung der Pflege enorm wichtig


    Wenn es für die Pflege "enorm wichtig" war, warum können diese Studiengänge nicht auch für die Weiterentwicklung im Rettungsdienst wichtig sein?

  • Was ist denn gegen Rescue Engineering einzuwenden?
    Ich kenne da einige Absolventen und Studenten und finde das ziemlich sinnvoll.

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  • Matt hat mir die Lösung ja schon vorausgenommen.
    Dem bleibt höchstens hinzuzufügen, dass es mehrere Unternehmen im Bereich "Sicherheitstechnik" gibt, die solche Absolventen durchaus in verschiedenen, attraktiven Bereichen einsetzen. Bspw. im Produktmanagement oder der Entwicklung.

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  • Generell finden viele Rescue Engeneers und Hazard Controler auch ihren Weg in den gehobenen und höheren Dienst bei einer BF. Eine gute Freundin ist schon während des Studiums Werkstudentin bei Bosch geworden, zu ganz netten Konditionen. Die Leute werden gebraucht und haben eine exzellente Beschäftigungsquote. Das ist, wie meine Vorredner schon nahelegten, etwas ganz anderes als einfach ein studierter Rettungsassistent / Notfallsanitäter.

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