Region Hannover: Notaufnahmen melden sich immer öfter ab

  • Dummerweise gibt es mehr Medikamente, als die 5 im RTW oder NEF... ;-)

    Du musst aber auch immer das letzte Wort haben, oder? :scare3:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Nein, ich:


    Dummerweise gibt's RTWs mit mehr als 5 Medikamenten..... :eyeroll:
    Ach so, NRW, BF.... jaja, verstehe.... :ironie:


    Nebenbei: Mir is das wurscht, solang mir der Arzt erklärt, was er vorhat. Es muss meinetwegen auch nicht immer die Aufklärung in vorgeschriebener epischer Breite sein. Ich fühl mich als Patient bei der Behandlung auch wohler, wenn ich mich nicht vorher per "Ich weiß auch was!!!!" blamiert habe.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Personalprobleme oder organisatorische Mängel klinikseitig beseitigt IVENA nicht. Aber es erleichtert die Arbeit des Disponenten und teils auch die der Teams vor Ort. Und nebenbei nivelliert es durch PZC & Co. das Dokumentationsverhalten.

    Das stimmt! Wir Disponenten sind bezüglich der Krankenhausabmelderei mächtig abgenervt, denn das einmalige und alleinige senden eines Abmeldefax reicht ja nicht. Man schickt es lieber gleich - zur Sicherheit - ein zweites Mal los. Und um ganz sicher zu sein ruft man dann noch die Leitstelle an. Regelhaft über die 19222. Einige lieber über die 112 - da muss man nicht so lange warten! Und wenn dann doch noch Patienten kommen, naja, dann halt das Spielchen noch mal von vorne, nur mit dicken Ausrufezeichen auf dem Fax, neue Anrufe in der Leitstelle, gerne auch mit Anbrüllen des Disponenten. Es ist erschreckend, wie viele Bäume jeden Tag so durch unser Fax geschreddert werden! IVENA, oder ein ähnliches flächendeckendes System, würde hier ein wenig Abhilfe schaffen. Die Krankenhäuser pflegen ihre Daten selbst ein und müssen für ihre Aktualität selbst sorgen. Der Nachweis würde EDV-gestützt die Leitstelle entlasten, die Zuteilung sicher einfacher laufen. Gut, am Kapaziätsmangel kann es nichts ändern. Aber zu mindestens einige Arbeitsabläufe vereinfachen, denke ich.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Harris NRÜ


    Auf jeden Fall bei solchen Einzelbeispielen. Ich habe immer Angst davor, daß daraus eine Regel gemacht wird. Das Risiko ist ja hier nicht gering. Ach ja, und jetzt natürlich wieder... ;-)



    @all


    Es gab mal ein Urteil, in dem der Aufklärende einer Coloskopie auf das Perforationsrisiko nicht hingewiesen hatte, weil sein Patient Arzt war und er davon ausging, daß ihm das bekannt sein müsste. Das Gericht hat das anders gesehen mit der Begründung, daß man eben nicht davon ausgehen könnte.

  • Es gab mal ein Urteil, in dem der Aufklärende einer Coloskopie auf das Perforationsrisiko nicht hingewiesen hatte, weil sein Patient Arzt war und er davon ausging, daß ihm das bekannt sein müsste. Das Gericht hat das anders gesehen mit der Begründung, daß man eben nicht davon ausgehen könnte.

    Ich glaube es geht auch nur darum, wie mit einem Laien oder medizinische vorgebildeten Patienten umgegangen wird. Dem Laien wird mal wohl Darmspiegelung sagen müssen, der Arzt, die Krankenschwester, usw., die wird wohl auch Koloskopie verstehen. Die vollständige Aufklärung, wie hier am Beispiel "Perforationsrisiko", sollten aber beide bekommen, keine Frage! So verstehe ich das jedenfalls, wenn es hier um die "Sprache auf Augenhöhe" geht.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Spätestens bei ERCP, i.v.-Pyelogramm oder Eradikationstherapie ist es mit der Augenhöhe vorbei... ;-)

    Dann sollte man(n) aber auch so ehrlich sein und Fragen stellen. Selbstverständlich soll der Arzt mehr wissen, da wiederholen wir uns nun schon wieder. Übrigens ist bei vielen Notärzten es auch mit der Augenhöhe vorbei, wenn es um die Anlage einer Luftkammerschiene geht. Ich könnte Dir auch ein paar funk- bzw. kommunikationstechnische BOS-Fremdwörter an den Kopp werfen. Schließlich bist Du auch Notarzt und LNA... ;)


    Gruß


    P.S. Ich gehe jetzt für meine Kinder die gewünschte Kartoffelsuppe zu Ende kochen. Also sei lieb...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Einmal editiert, zuletzt von Harris NRÜ () aus folgendem Grund: Was hinzugefügt...

  • Ich könnte Dir auch ein paar funk- bzw. kommunikationstechnische BOS-Fremdwörter an den Kopp werfen.


    Siehste, das ist der Unterschied zwischen uns: ich erhebe gar nicht den Anspruch, da auf Augenhöhe mitreden zu wollen. Weil ich genau weiß, daß ich da meine Grenzen überschreite. :-)


    Guten Appetit!

  • Siehste, das ist der Unterschied zwischen uns: ich erhebe gar nicht den Anspruch, da auf Augenhöhe mitreden zu wollen. Weil ich genau weiß, daß ich da meine Grenzen überschreite. :-)


    Guten Appetit!

    So unterschiedlich sind wir da gar nicht! Ich kann auch keine ERCP durchführen, auch wenn ich weiß was das ist. Ich kenne meine Grenzen und versuche sie nicht zu tuschieren. Ich erwarte einfach auch das Du mehr Wissen und Können hast, bezogen auf das medizinische Wissen. Nur mag ich nicht gerne für blöd verkauft werden, sondern ich arbeite gerne im Team. Auch wenn einer den Hut auf hat. Kooperativ ist besser wie autoritär...


    Kochen muss noch einen Moment warten, so wie es hier gerade riecht wenn mein Bengel an mir vorbei läuft...


    Gruß

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  • Um mal aus England zu berichten:


    Dort geht es wohl heiß her.


    http://www.bbc.com/news/uk-england-30468794



    http://www.towerfm.co.uk/news/…h-west-ambulance-service/



    http://www.itv.com/news/calend…ice-has-busiest-day-ever/




    Kollegen aus einem UK Forum berichten von 40 - 50% Erreichungsgrad von "Category A calls" (lebensbedrohlich, 8 Minuten), in mehreren "Trusts". Community First Responder werden dort mit einbezogen in den Statistiken.


    Die Krankenhäuser sind wohl rappelvoll, teilweise liegen Patienten 8 - 12 Stunden in der Rettungsstelle ehe sie ein Bett bekommen. Die Kollegen berichten dass gepacktes Essen auf die Wachen gebracht wird von der Leitung, weil es unwahrscheinlich ist, dass die Teams echte Pausen bekommen. Für Weihnachten und Silvester werden teilweise 3fache Gehälter angeboten um das Personal zu halten.


    Aber England versucht schon seit langem weniger in die Klinik zu bringen, und die Kliniken versuchen schon seit langem effizienter zu arbeiten. Aus Geldnot. Und selbst das scheint nicht zu reichen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • 100% Auslastung ist allerdings in vielen Branchen üblich oder zumindest Ziel. Wenn eine 8-Stunden-Schicht für Krankenhauspersonal bei 100%-Auslastung nicht machbar ist (Ich maße mir da kein Urteil an), dann muss halt auf 6 Stunden-Schichten umgestellt werden, spart man sich auch direkt die Pause.


    Das Problem ist nicht die Zeit, sondern das Verhältnis von Personal zur Menge der Patienten. Das wird durch 6 Stunden Schichten nicht besser, sondern ehe schlechter, weil dann 4 Übergaben anstelle von 3 in 24h notwendig werden und damit mehr Arbeitszeit in den Übergaben "versandet", von Informationsverlust mal ganz zu schweigen.
    100% Auslastung bedeutet, dass jedes Bett belegt ist. Wenn es sich dabei nur um junge, halbwegs sich selbstversorgende Patienten geht, dann ist das eventuell besser machbar, als eine 60% Auslastung (Belegung) nur mit dementen Vollpflegefällen.
    100% Auslastung (also allr Betten belegt) heisst aber in der Konsequenz auch, dass es kein Bett mehr für den vom RTW gebrachten "Notfall"Patienten mehr gibt, und der RTW eine andere Klinik anfahren müsste.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

    Einmal editiert, zuletzt von condorp4 ()

  • Vor der Herrausforderung die Abmeldungen gegen Null zu fahren stehen nunmal die Krankenhäuser und sonst keiner. Dabei ist es völlig in Ordung, wenn sich die Krankenhäuser Partner zur Problemlösung organisieren.


    Das sehe ich dezidiert anders. Krankenhäuser dürfen (und müssen damit!) lt. SGB nur Patienten aufnehmen, die einer Krankenhausbehandlung bedürfen und/oder bei denen alle ambulanten Massnahmen ausgeschöpft sind. Leider werden gerade vom RD viele Patienten in die Krankenhäuser gefahren, bei denen dies nicht zutrifft. Also ist hier auch der RD gefragt, genau diese Patienten nicht im KH "abzuladen", sondern sie im ambulanten Bereich einer Behandlung zuzuführen, was letztendendes dann wieder dazu führt, dass sich die KH seltener "abmelden" müssen, weil sie mal wieder weit oberhalb ihrer von Politik und Kassen genehmigten Kapazität arbeiten (müssen)


    Vieles davon wurde und wird bereits durchgeführt und versucht, einige funktioniert, anderes nicht, einiges hört sich auf den ersten Blick toll an, ist aber auf den zweiten weniger sinnvoll wenn man die Behandlung eines einzelnen Patienten betrachtet.
    Am Ende landet man immer wieder bei einem Problem: Das, was die Allgemeinheit sich wünscht, dass die KH leisten ist nicht mit dem zu finanzieren, was Länder und Kassen den KH an Geld zur Verfügung stellen.

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    James Elroy Flecker

  • Natürlich nicht. Früher waren das ja auch mal Notfallpatienten, die tatsächlich in's Krankenhaus mussten. Das ist ja der springenden Punkt. Wir fahren halt heute mehr Fußjucken und Heiserkeit als Herzinfarkte. Da muss man heute vielleicht umdenken.


    Und das lässt sich sogar an Zahlen aus verschiedenen RD-Bereicvhen nachweisen: Die Zahl der mit NACA IV und höher eingestuften Einsätze nimmt nur minimal zu, wenn überhaupt, während NACA 0-III (und hier vor allem I und II) stark zunehmend ist.

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    James Elroy Flecker


  • Sicher auch ein Problem, wie die hohe Auslastung der Krankenhäuser und Überlastung des KH-Personals, was nicht durch die Retter auf der Straße gelöst werden kann.


    Gruß


    Diese Probleme gehen ineinander über: Der Aufwand, die "Pillepalle-Fälle" im KH und den Notaufnahmen abzuarbeiten, ist nicht unerheblich und trägt zur Überlastung der KH mit bei, insbesondere wenn man bedenkt, dass die entsprechenden Fälle nur extrem schlecht bezahlt sind.

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  • Also ist hier auch der RD gefragt, genau diese Patienten nicht im KH "abzuladen", sondern sie im ambulanten Bereich einer Behandlung zuzuführen, was letztendendes dann wieder dazu führt, dass sich die KH seltener "abmelden" müssen, weil sie mal wieder weit oberhalb ihrer von Politik und Kassen genehmigten Kapazität arbeiten (müssen)

    Schöne Theorie, aber leider ist der RD ja doof: Ein großer Teil der Patienten, die gefühlt unnötigerweise zu Unzeiten in die Kliniken gekarrt werden, bekommt die Fahrt doch vorab verordnet. Oder zur Not nachträglich durch die Klinik.
    Ich bin ein großer Fan davon, Leute mit Feld-Wald-und-Wiesen-Erkrankungen an den ärztlichen Notdienst zu verweisen. Das funktioniert kurzfristig auch, aber allzu oft weist der Notdienst dann doch noch ein und statt eines Fehleinsatzes und einem Transport in die Klinik werden daraus dann ein Fehleinsatz und zwei Transporte, nämlich hin und wieder zurück (Kapazität in der Notaufnahme verbraucht und ein Rettungsmittel dreimal in Anspruch genommen, schönen Gruß von der Hilfsfrist).


    Ja, ich weiß, kann man nicht so ohne weiteres verallgemeinern, aber so sieht erstmal meine subjektive Einschätzung dieser Problematik aus.


    Nebenbei bemerkt ist das reflexartige Zumelden der Kliniken echt eine Seuche geworden. Und weil man dann noch das eine oder andere interne Qualitätsproblem hat (nämlich damit, wann wer warum zumeldet und wem er es verrät, stehen wir manchmal dumm auf der Straße und können uns dann entscheiden, ob wir mit wirklich dringenden Fällen (z.B. Schockraumbedarf nach VU) weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen oder "zwangszuweisen" lassen. Macht manchmal echt keinen Spaß.

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  • Ich habe inzwischen aus meinem alten Bereich mit den größeren Problemen wegen abmeldenden Krankenhäusern (inkl. Pizza-Problematik) gehört, dass dies wohl weitgehend gelöst wurde. Zum einen dürfen die Krankenhäuser nur noch jeweils zwei mal binnen 24h die Notaufnahme für eine Stunde abmelden. Weiterhin ist dies nur noch oberärztlich möglich, die Leitstelle ruft tatsächlich auch Nachts den Hintergrund dann unter einer im System hinterlegten Nummer zurück und lässt sich das bestätigen. Es wird berichtet, dass dies zu einer deutlich zurückhaltenderen Abmeldepolitik geführt hat. Das betrifft so nur die Notaufnahmen, Abteilungen wie das CT oder die Intensivstation können weiterhin uneingeschränkt abgemeldet werden - dort gab es bislang diese Probleme aber auch nicht in dem Ausmaß. Vielleicht ein Modell, was übernommen werden könnte?


    Bisher wurde die Abmeldung teils von den diensthabenden Ärzten vor Ort, teils von der Pflege, teils von jedem, der sich berufen fühlte, durchgeführt.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ober- oder chefärztliche Abklärung/Bestätigung hilft in der Tat manchmal bzw. führt an der richtigen Adresse auch mal zu einem Arschtritt.

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  • Oder führt dazu, dass Pat. noch schlechter Versorgt werden. Ich kenne das Model mit dem CA/OA. Das hat dazu geführt, dass die Assistenten aus Respekt die Klinik einfach gar nicht mehr abgemeldet haben. Der Rettungsdienst fuhr diese Klinik halt einfach weiter an und das führte dazu, dass bereits mehrere Intensivpatienten auf den Flur gelegt wurden. Ich weiß ja nicht wie zielführend sowas ist? Irgendwie fehlt mir bei manchen Rettern einfach das Verständnis für sowas, denn nur weil in der Notaufnahme gerade mal drei Patienten sind und noch Zimmer frei sind, heißt das nicht dass auf der intensiv nicht gerade der Papst tobt. Es gibt noch genügend Häuser, die decken gerads Nachts das ganze Haus mit ein oder zwei Ärzten ab.

  • Oder führt dazu, dass Pat. noch schlechter Versorgt werden. Ich kenne das Model mit dem CA/OA. Das hat dazu geführt, dass die Assistenten aus Respekt die Klinik einfach gar nicht mehr abgemeldet haben. Der Rettungsdienst fuhr diese Klinik halt einfach weiter an und das führte dazu, dass bereits mehrere Intensivpatienten auf den Flur gelegt wurden.

    Das hat aber nun definitiv die Klinik verbockt und...

    Zitat

    Irgendwie fehlt mir bei manchen Rettern einfach das Verständnis für sowas, denn nur weil in der Notaufnahme gerade mal drei Patienten sind und noch Zimmer frei sind, heißt das nicht dass auf der intensiv nicht gerade der Papst tobt.

    ... das kann der RD weder riechen, noch hat er es zu verantworten. Wenn die Versorgungskapazität (annähernd) erreicht ist, muss sich die Klinik spätestens zumelden.

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