Organspende: beinahe...

  • Checklisten werden in der Medizin leider als lästig empfunden.


    Du weißt doch gar nicht, was da wie und warum passiert ist. Und solche Allgemeinplätze stimmen auch einfach nicht.

  • Hast recht, ist zu knapp geschrieben, um meinen Gedankengang Folgen zu können. Ich ziehe es zurück.




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  • Du weißt doch gar nicht, was da wie und warum passiert ist. Und solche Allgemeinplätze stimmen auch einfach nicht.


    Keine Frage - trotzdem wundert man sich aber manchmal.


    Ich hatte zum Beispiel den Eindruck, dass sich prä-operative Überprüfungen der Art "richtiger Patient? richtiger Eingriff? richtige Körperseite?" mittlerweile recht weit verbreitet hätten; deren Sinn, finde ich, drängt sich auch unmittelbar auf. Es muss ja nicht immer die Entnahme des gesunden statt des kranken Lungenflügels sein ... auch andere Verwechslungen sind für alle Beteiligten unschön, in erster Linie natürlich für den Patienten.


    Ich frage mich dann manchmal schon, warum es 2015 immer noch Fälle von "oh, das ist mir jetzt aber unangenehm ..." gibt ...


    Und ich denke, wir sind uns einig, dass so etwas wie eine begonnene Organentnahme ohne formell korrekte Hirntodfeststellung nicht vorkommen darf - schon gar nicht bei der Ansammlung von wirklichen oder scheinbaren Skandalen rund um die Transplantation, die es derzeit in die Presse schaffen. Jedenfalls nicht, wenn man noch weiter mit Organspendern rechnen will ...

  • Wo Menschen arbeiten, wird es immer Fehler geben. Auch wenn sich die Fehlerkultur zunehmend verbessert und Sicherungsmaßnahmen wie Ckecklisten oder Timout inzwischen in vielen Krankenhäusern eingeführt wurden und auch gelebt werden. Unser System mit Produktionsdruck und Überbelastung wird es auch gar nicht zulassen.


    Daß ein Patient ohne Hirntodfeststellung zur Organentnahme in den OP kommt, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Ich habe schon mehrere Organentnahmen begleitet und war auch öfter mal einer der Ärzte, die den Hirntod festgestellt haben. Es gibt kaum ein Verfahren, was die Mitarbeiter mehr und intensiv beschäftigt, als eine aktuelle Organentnahme. Schon alleine, weil es eher selten vorkommt und in gewisser Form auch emotional belastend ist, hat es eine starke Präsenz. Zudem ist das Verfahren durch die DSO sehr stringend gesteuert. Und so wie man zunehmend aus der Presse entnehmen kann, war der Hirntod des Patienten festgestellt, lediglich die Dokumentation war unzureichend, bzw. zum entscheidenden Zeitpunkt nicht vorhanden. Also ein Formfehler, wenn man es so will. Das ist schon ein himmelweiter Unterschied.

  • Zitat

    Ich habe schon mehrere Organentnahmen begleitet und war auch öfter mal einer der Ärzte, die den Hirntod festgestellt haben.

    Eine Frage, auch wenn's off-topic ist: Erhielt der Organspender eine Narkose, bzw. wie schätzt du die Notwendigkeit dafür ein?

  • Eine Frage, auch wenn's off-topic ist: Erhielt der Organspender eine Narkose, bzw. wie schätzt du die Notwendigkeit dafür ein?


    Die Frage ist nicht unberechtigt. Allgemein wird für die Explantation eine balancierte Anästhesie mit hohem Opiatanteil empfohlen. Ziel ist die Unterdrückung schmerzinduzierter Reflexe und stressbedingter Kreislaufdysregulationen. Zudem sollte großzügig relaxiert werden. Der Kreislauf ist bei solchen Patienten eh sehr fragil. Bei meiner letzten Explantation ist der Patient kurz vor der Herzexplantation plötzlich stehen geblieben. Leider hat die Zeit nicht mehr gereicht, das Herz zu entnehmen. Der begleitende Arzt der DSO beruhigte mich, daß das immer mal wieder vorkommt, ohne daß es an der Betreuung liegt.

  • Entspricht diese Empfehlung dann auch tatsächlich der üblichen Vorgehensweise? Nach den Medienberichten zeigen ja wohl nicht selten Patienten bei der Organentnahme noch vegetative Reaktionen(Zb Schwitzen), und sich dann zurückzulehnen mit dem Argument der Patient ist ja Hirntod würde zumindest mir Bauchschmerzen bereiten...

  • Ich weiß nicht, wie die Kollegen das machen, aber das ist die generelle Vorgehensweise. Die DSO steht da auch für alle Fragen zur Verfügung und sind ja auch anwesend. Ich glaube, viele machen es auch schon allein aus psychologischen Gründen.

  • Eine Freundin von mir hat neulich eine in reiner Opiatanästhesie durchgeführt.


    Ich habe letzte Woche im Klinikum Bremerhaven gearbeitet und auch da hat man mir von einem reinem Formfehler berichtet. Wie das an die Öffentlichkeit gekommen ist, ist auf Arbeitsebene auch keinem bekannt.

  • Das sollte auch nicht die Hauptfrage sein



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