Praxismodul Strukturierte Notfallversorgung (ABCDE und Co) für Medizinstudierende

  • Ich würde mich inhaltlich auf das wesentliche Beschränken:
    ALS bzw. ACLS


    Den Inhalt dieser Kursformate würde ich auf Stationen aufteilen und fertig. Damit lernen die Studenten wirklich praxisrelevantes, auch könnt ihr da Aspekte wie CRM mit einbauen.
    Teamleader zu sein lernt man im Studium nämlich normalerweise überhaupt nicht!


    Lass den "Schrott" mit ABCDE/Sample und wie der Käse sich noch so nennt weg. Der durchschnittliche Medizinstudent wird seine ersten Notfallsituationen in einer Klinik außerhalb des Schockraums auf einer Normalstation erleben.
    Die schlimmste und fordernste wird dort für ihn/sie die kardiopulmonale Reanimation sein.

  • Ich hab mich schon gefragt wann du dich sachlich und fachlich wieder beteiligst, Jörg. :hi:

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Das war meine fachliche Meinung zu dem Thema, die sich gegen niemanden persönlich richtet!


    Die Kursformate ACLS bzw. ALS sind super. Ich hätte mir als Medizinstudent gewünscht, dass dies Bestandteil meines Studiums gewesen wäre. Wohlgemerkt auch in diesem zeitlichen Umfang und nicht nur nebenbei im Fach Notfallmedizin.
    Überdies enthalten sie ja auch die Behandlung von Bradykarden, Tachykarden HRST, das ACS und den Schlaganfall. ACS und Schlaganfall kommen zumindest im ACLS-Kurs vor. Einen ALS Kurs habe ich noch nicht gemacht. Ich werde ihn aber mit machen, sobald die 2015 Guidelines rauskommen.

  • raphael-wiesbaden:
    Bei allem nötigen Respekt, welche Vorstellungen hast Du von dem durchschnittlichen Medizinstudenten in Deutschland?


    Zum einen habe ich bewusst übertrieben, um den weit klaffenden Bogen von Studi's mit Vorahnung/Engagement und Studi's, die in praktischen Dingen noch völlig unbeleckt sind zu beschreiben.


    Zum anderen kann ich jetzt auf mehrere Jahre Engagement beim Skills-Lab der Uni MZ zurückblicken.
    Mein Part war lediglich der Patient in einem Anamnesegespräch, die TN waren durchgehend im 4. Jahr.
    Da offenbarten sich Welten zw. den TN mit Vorahnung (RS/RA, MTA, Arzthelferin, Physiotherapeut usw) und "den anderen".
    Es ging hier auch nur darum, wie man einen Patienten befragt.
    Was gefragt werden soll (u.a. Berufs- und Familienanamnese) haben die alle gelernt. WIE das gemacht werden soll, hat denen noch nie jemand vorher gesagt oder gezeigt.


    Es zeigte mir (mein letzter regelmässiger Kontakt mit Studi's - hier im PJ - und in "meiner ZNA" ist lange her), daß nach wie vor viel eigenes Engagement notwendig ist.
    Die üblichen Uni-Angebote (ausser einem Skills-Lab) sind anscheinend nicht mit einem Schwerpunkt auf die Erlangung praktischer Fertigkeiten ausgerichtet.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • fakl


    Der ERC ALS Kurs beinhaltet ebenfalls die Herangehensweise nach ABCDE, wenn auch nicht so prominent wie bei anderen Kursformaten.


    Gerade als Anfänger hilft eine solche Struktur ungemein. Idealerweise sollte man diese möglichst früh erlernen und das muss nicht zwingend anhand von irgendwelchen"offiziellen" Kursen geschehen.




    raphael-wiesbaden:


    Ich habe subjektiv den Eindruck, dass Du alle Studenten prima vista für blöd und eingebildet hältst.


    Ich kenne halt viele bei denen dies nicht so ist und die bei mir auf dem RTW eine gute Figur gemacht haben oder vermutlich machen würden.

  • Patient mit VT im kardiogenen Schock. Pulsoxymetrie zeigt keinen Sättigungswert an. Der Patient hat aber primär mal ein C Problem, an dem er schneller stirbt als an A und B.
    Und nun?


    Dieses ABCDE-Schema ersetzt keine klinische Erfahrung.


    Ich finde und da wiederhole ich mich nochmals:
    Für einen Medizinstudenten ist es primär nicht wichtig, wie man eine Schaufeltrage benutzt oder wie man das ABCDE-Schema anwendet.
    Er soll auf Normalstation als junger Arzt als Teamleader souverän eine CPR nach ALS bzw. ACLS leiten,
    ebenso sollte er maligne HRST theoretisch erkennen und therapieren können.
    Mehr wünsche ich mir nicht, weniger aber auch nicht.


    Seine/Ihre Patienten werden es ihm danken, auch außerhalb eines NEF/RTW, an seinem/ihren orginären Bestimmungsort: dem Krankenhaus.

  • Patient mit VT im kardiogenen Schock. Pulsoxymetrie zeigt keinen Sättigungswert an. Der Patient hat aber primär mal ein C Problem, an dem er schneller stirbt als an A und B.
    Und nun?

    Wenn du meinst, dieses Szenario widerspricht dem ABCDE Konzept, dann freue dich auf deinen ALS Kurs 2016! Da wird dir dann eine mögliche Herangehensweise gezeigt, wo sich das nicht widerspricht. :-)



    ABCDE ersetzt niemals klinische Erfahrung, klinische Erfahrung muss immer genutzt werden, um die Befunde einzuschätzen! (Da sind wir uns also einig).

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Wenn du meinst, dieses Szenario widerspricht dem ABCDE Konzept, dann freue dich auf deinen ALS Kurs 2016!


    Ich durfte das auch schon anderweitig erfahren, dass vollkommen innovativ C auch vor A kommen darf. ;-)
    Aber ich glaube immernoch, dass man damit keine Studenten misshandeln sollte.

  • raphael-wiesbaden:


    Ich habe subjektiv den Eindruck, dass Du alle Studenten prima vista für blöd und eingebildet hältst.


    Ich kenne halt viele bei denen dies nicht so ist und die bei mir auf dem RTW eine gute Figur gemacht haben oder vermutlich machen würden.


    Keinesfalls!
    Ich halte das Medizinstudium für eine echte Herausforderung, weil sehr viele Fähigkeiten und theoretische Grundlagen verlangt werden.
    Es ist auch sinnvoll, daß der Studienbeginn bzw. die ersten Semester sehr viel theoretische Grundlagen beinhalten.
    Ausbaufähig hingeben ist der praktische Teil.
    In den Famulaturen hat der Studi die Möglichkeit, sehr viele Fertigkeiten zu erlernen - wenn er einen guten Tutor hat.
    Wer bspw. in der Gynäkologie sein Praktikum macht, lernt hoffentlich/sicher, daß es zu einer umfassenden Anamnese auch die Frage nach der letzten Regelblutung bei weibl. Patienten gehört.
    Das bedeutet aber noch lange nicht, daß Männer automatisch nach Miktionsproblemen und Prostataproblemen befragt werden.
    Mir ist auch klar, daß dies lediglich popelige Allgemeinmedizin ist - doch das ist nun einmal nach wie vor der Schwerpunkt der niedergelassenen ärztl. Arbeit.


    Im Kontakt mit einem Patienten ist die Kommunikation - sowohl verbal als auch nonverbal - das A + O.
    Zum nonverbalem gehört auch die Körperhaltung.
    Um es mit einem rettungsdienstlichen Bsp. zu erklären:
    wer proletenhaft mit offenen Haixstiefeln und Hände in den Hosentaschen an einer Einsatzstelle rumsteht, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich "komischerweise" Stimmung aufbaut.
    Das muß aber auch vermittelt werden - wenn nicht an der RD-Schule, dann halt vom Lehr-RA.


    In meiner Patientenrolle im Skills-Lab spielte ich u.a. einen Piloten mit einer Leukämie.
    Da ist es normal, wenn der arztspielende Studi von Leukozyten u.a. Fachchinesisch spricht.
    Sofern ich aber eher der Typ Müllfahrer bin, wäre es vielleicht vorteilhafter, stattdessen von weissen Blutkörperchen zu sprechen.


    In der Studienphase, wo die theoretischen Grundlagen überwiegen, ist die Nomenklatur Alltagssprache.
    Das ist aber sehr oft nicht das Level des Patienten.
    Gibt es wirklich Vorlesungen, wo dies betont wird?
    Oder überwiegt das Prinzip Zufall bzw. "mach einfach mal"?


    Deswegen sollte auch eine notfallmedizinische Unterweisung von Medizinstudenten so aufgebaut sein, daß die TN dort abgeholt werden, wo sie sich gerade befinden.
    Das würde für Erstsemester bspw. banales HLW-Training bedeuten; für Höhersemestrige verfeinert mit Beatmungsbeutel und AED und wer kurz vor seinem PJ steht, sollte auch schon einmalmit diversen Tuben üben

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden ()

  • In den Famulaturen hat der Studi die Möglichkeit, sehr viele Fertigkeiten zu erlernen - wenn er einen guten Tutor hat.
    Wer bspw. in der Gynäkologie sein Praktikum macht, lernt hoffentlich/sicher, daß es zu einer umfassenden Anamnese auch die Frage nach der letzten Regelblutung bei weibl. Patienten gehört.
    Das bedeutet aber noch lange nicht, daß Männer automatisch nach Miktionsproblemen und Prostataproblemen befragt werden.
    Mir ist auch klar, daß dies lediglich popelige Allgemeinmedizin ist - doch das ist nun einmal nach wie vor der Schwerpunkt der niedergelassenen ärztl. Arbeit.


    Die von Dir genannten Skills werden nicht nach persönlichem Gusto oder in Abhängigkeit von guten Tutoren in Famulaturen vermittelt, sondern im Studium selber. Früher hießen diese Kurse "Untersuchungskurs" und wurden in späteren Semestern komplettiert durch die Kurse in den einzelnen Fächern. Die Anamnese einzelner Patienten, sowie die körperliche Untersuchung und anschließende Diskussion wurden dabei entsprechend der Fachgebiete spezifiziert. Anamnese und körperliche Untersuchung konnte man am Ende des Studiums gebetsmühlenartig runterspulen. Auch um drei Uhr nachts. Die Famulaturen dienen in erster Linie dazu, sein erworbenes Wissen und seine Fähigkeiten praktisch zu vertiefen und persönlichen Neigungen nachzugehen.
    Ich weiß nicht, woher Deine Annahme stammt, daß ärztlich erworbenes Wissen in Anamnese und Untersuchung lediglich irgendwelchen glücklichen Zufällen zu verdanken sein soll. Wenn ich ehrlich, ärgert mich so was ein wenig.

  • Ani:
    natürlich gibt es Untersuchungskurse, wo die handwerkliche Basis vermittelt wird.
    Es gibt ebenso die Anamnesekurse.
    Was es nicht gibt - zumindest habe ich es so nie erlebt - ist eine Instanz, welche eine Verknüpfung lehrt.
    Nur in dieser Verknüpfung aber profitiert der Patient.
    Diese Fertigkeit ist erlernbar, aber nicht in Form von "Auswendiglernen".
    Die muß praktisch eingeübt werden.
    Aus Sicht des Patienten darf das aber nicht regelhaft unter dem Motto "Versuch und Irrtum" laufen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Was es nicht gibt - zumindest habe ich es so nie erlebt - ist eine Instanz, welche eine Verknüpfung lehrt.


    Der Untersuchungskurs beinhaltet sowohl Anamnese und Untersuchung. Ebenso die Kurse in den einzelnen Fachgebieten. Die Frage nach der letzten Regelblutung ist bei Frauen eine Standardfrage in jeder Allgemeinanamnese und gehört dazu wie die Frage nach dem Stuhlgang oder die Familienanamnese.

  • Dies wurde/wird (?) von unterschiedlichen Dozenten vermittelt.
    Nach übereinstimmender Aussage on Kursteilnehmern scheint es dort keine interne Kommunikation geben.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • JA.
    Zumindest bin ich immer ins Skills-Lab der Uniklinik MZ gefahren und habe dort Kleingruppen bespielt.


    Ich kann hier nur die Eindrücke schildern, die ich erlebt habe.
    Das war auch kein Einzelfall, sondern wiederholte sich.
    Wenn s anderswo besser ist: toll!

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zitat

    Ich durfte das auch schon anderweitig erfahren, dass vollkommen innovativ C auch vor A kommen darf. ;-)

    zb?

  • @raph-wi


    Die Veranstaltungen im Skills-Lab sind ja nicht der Untersuchungskurs. Ein exemplarischer Untersuchungskurs läuft so ab: Man trifft sich in einer Kleingruppe von vielleicht 5 Studenten über ein Semester lang jede Woche für 4 Stunden mit einem Arzt auf einer internistischen Station und befragt und untersucht von diesem ausgewählte Patienten und erstellt einen Befund. Das macht man in den Regelstudiengängen zu Beginn der klinischen Semester.

  • zb?


    Wenn dich der Patient zur Begrüßung, z.B. aus der V. oder A. femoralis heraus, vollblutet...
    Dann meinte der Dozent, dessen ABCDE Vortrag ich lauschen durfte, dürfte man C auch zu erst bekämpfen...