Öffentlichkeitsarbeit

  • Das Wissen um den deutschen Rettungsdienst bzw. das deutsche Rettungswesen im Allgemeinen ist bei einem Großteil der Bevölkerung doch recht beschränkt.
    Die Tatsache, daß nach wie vor viele nichts mit der Berufsbezeichnung "Rettungsassistent" anfangen können bzw. diese falsch interpretieren, sei hier einmal aussen vor. Von weitaus größerer Bedeutung ist das Wissen um den Aufbau und Organisation der Rettungsdienste, um die Möglichkeiten und Kompetenzen, die das Rettungsfachpersonal vor Ort hat bzw. auch nicht hat.


    Ich würde an dieser Stelle gerne Informationen und Vorschläge zu einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit sammeln und hätte auch gerne gewußt, welche Maßnahmen diesbezüglich bei Euch umgesetzt werden bzw. ob das Thema Öffentlichkeitsarbeit überhaupt ein Thema in Euren Rettungsdienstbereichen ist.
    Gibt es hierzu eventuell sogar eigene Arbeitsgruppen oder wird dies in den Rahmen eines Qualitätsmanagements eingebunden ?
    In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren, ob es sich hierbei um einen privaten Rettungsdienst oder aber um den Rettungsdienst einer HiOrg, Feuerwehr oder einer Kommune handelt.


    Auch würde mich im Zusammenhang mit den Hilfsorganisationen interessieren, ob der Rettungsdienst immer zwangsläufig mit dem Ehrenamt in Verbindung gebracht wird bzw. ob eine Öffentlichkeitsarbeit für den Rettungsdienst immer oder hauptsächlich im Rahmen des Ehrenamtes stattfindet, oder ob sich der Rettungsdienst als solcher präsentiert, unabhängig davon, ob ehren- oder hauptamtlich.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Bei uns ist es folgendermaßen.
    Zuert die Presse:
    Innerhalb des Fachbereichs Feuerwehr gibt es, dem Chef unterstellt, die Abteilung Service. Dieser ist die Stelle für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unterstellt.
    Täglich ist ein Mitarbeiter des gehobenen feuerwehrtechnsichen Dienstes, i.d.R. ab Brandamtmann, als Pressesprecher im 24h-Dienst. Er wird zu allen interessanten, größeren oder einfach nur außergewöhnlichen Einsätzen alarmiert um als Ansprechpartner für alle Presseangelegenheiten zu dienen. Info's, Rundgänge, Interviews.
    Allerdinsg sind die Feuerwehreinsätze ja meist, weil sie einfach weniger vorkommen, für die Presse deutlich interessanter als die 4.Rea an diesem Tage. Will sagen das es im Rettungsdienst realtiv wenige Einsätze gibt bei denen ein Pressesprecher notwendig wäre. Meist sind wir ja auch schon längst auf dem Weg ins KH wenn der eintreffen würde.
    Zur Ö-Arbeit:
    Wird immer in Verbindung mit Vorführungen und Austellungen gemacht. Wenn die Feuerwehr sich vorstellt sind auch immer RTW, NEF, evtl ITW mit Besatzungen vor Ort, teiweise Vorführungen für die Zuschauer etc.!
    Dies dient zum Aufzeigen des Vielfältigkeit des Berufsbildes sowie der Nachwuchswerbung und -information.


    Und ansonsten ist, im allgemeinen jedenfalls, die Zufriedenheit unserer Kunden die beste ÖA. Nichts ist schlimmer als schlechte Presse!

  • Hallo Ranger,


    die Feuerwehren betreiben oftmals weitaus bessere Pressearbeit als die Rettungsdienste, die wiederum oft nicht einmal über eine Pressestelle verfügen.
    Allerdings ist es auch möglich, ohne eine eigens eingerichtete Pressestelle effektive Pressearbeit zu leisten. Für unseren Rettungswachenbereich beispielsweise kann ich sagen, daß wir inzwischen einen guten Kontakt zu den regionalen Medien bzw. den Presseverantwortlichen der Feuerwehren pflegen. Dies gründet hauptsächlich aus dem persönlichen Engagement einiger Mitarbeiter der Rettungswache.
    Erfreulicherweise verfügen wir aber auch über eine offizielle Pressestelle, die sich neben allgemeinen Öffentlichkeitsarbeiten auch für die des Rettungsdienstes einsetzt. Hierbei wird sie von vielen Mitarbeitern der einzelnen Wachen in Form von Einsatzberichten und -fotos unterstützt.


    Um ehrlich zu sein bin ich etwas verwundert darüber, daß zu diesem Thema bisher keine weiteren Beiträge hinzugekommen sind. Das Thema mangelnde Öffentlichkeitsarbeit wird immer wieder angesprochen und bemängeld, allerdings scheint es mir hierzu wirklich kaum oder keine Ideen und Vorschläge aus unseren Reihen zu geben.
    Daher darf man sich über zu geringe Kenntnisse der Öffentlichkeit über den Rettungsdienst nicht wirklich wundern, wenn dieser selbst nicht in der Lage dazu ist, sich zu präsentieren.


    Mir fällt gerade auf, daß ich den letzten Abschnitt in ähnlicher Form schon einmal geschrieben habe. Demnach scheint sich inzwischen leider noch immer nichts zum Positiven verändert zu haben. Schade.

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  • Da hast du Recht Daniel.
    Mit guter Presse könnte auch der RD-Bereich z.B. den ja regelmäßig vorgetragenen Anschuldigungen über immer schlechteren Qualifikation, immer mehr unnötige Einsätze, mutwillig herbeigeführte Transporte, falsch disponierte (und damit teurere) Einsätze, die ja mit gewisser Regelmäßigkeit z.B. von den Kassen gemacht werden, etwas entgegensetzen.

  • Hey Jungs,


    hatte es auch kürzlich mit 2 Kollegen davon, da wir ziemlich rückläufige Einsatzzahlen haben, endlich der Rettungsdienstleitung mal vorzuschlagen, in der wöchentlich kostenlosen Zeitung einen Artikel zu bringen oder was in die Richtung.


    Jetzt hat uns aber jemand aus den Reihen "aufgeklärt", dass das nicht so einfach möglich ist, da wir keine Werbung machen dürften.


    Das verstehe ich nicht. Dachte dass auch wir ein örtliches Gewerbe sind und uns auf einer Gewerbeschau z.B. zeigen dürften. Angeblich geht das nicht. Warum nur? Oder will man es einfach nicht und speist uns so ab?

  • Es ist völlig legitim, die Arbeit des Rettungsdienstes der Öffentlichkeit vorzustellen, da diese Teil der öffentlichen Daseinsfürsorge ist.
    Es handelt sich z.B. bei einer Reportage über den örtlichen Rettungsdienst nicht um Werbung im eigentlichen Sinne.
    Wie es rechtlich mit der Präsentation im Rahmen einer GEWERBLICHEN Leistungsschau aussieht, ist mir derzeit nicht eindeutig bekannt. Allerdings habe ich diesbezüglich ebenfalls schon von rechtlichen Problemen gehört. Hierbei kommt es sicherlich auf die beworbenen Leistungen und auf die Organisations- bzw. Geschäftsform an (z.B. gGmbH).


    Es sollte allerdings kein Problem darstellen, z.B. einen "Tag der Helfer" in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen oder Einrichtungen wie beispielsweise der Feuerwehr oder Polizei zu veranstalten. Hier kann gezielt und focusiert über deren Arbeit informiert werden.


    Möglichkeiten, sich in der Öffentlichkeit rechtlich einwandfrei und kostenlos zu präsentieren, gibt es viele. Eine sehr interessante Möglichkeit habe ich hier entdeckt: http://www.die-rettungswache.de

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  • Naja, das scheint wohl ein Problem zu sein. Polizei, FW, THW... Alle machen was und stellen sich vor. Nur die Rettung bekommt keinen Info-Stand. Weiß auch nicht 100% woran es liegt oder scheitert...


    Das Problem ist nur, dass die Fahrten immer weniger werden, weil die Leute selbst in die Klinik fahren.
    Haben erst diese Woche ein SAB mit Arztbegleitung verlegen müssen. Der Mann hat sie die 10 km lieber selber gefahren. Nur 1 Beispiel aus 100ten... Wird von Woche zu Woche schlimmer.
    Handlungsbedarf besteht also, nur wie???

  • Zitat

    Original von KaiDas Problem ist nur, dass die Fahrten immer weniger werden, weil die Leute selbst in die Klinik fahren.


    ...was ich, mit wenigen Ausnahmen, als deutlich positiv empfinde!

  • Was wir in diesem Zusammenhang immer wieder beobachten können ist der Fall, daß Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen oder Verletzungen privat ins Krankenhaus fahren, der Selbstläufer, der schon seit 3 Tagen Bauchschmerzen hat, vom Hausarzt allerdings mit dem Kranken- oder Rettungswagen eingewiesen wird.
    Auch hier versuchen wir entgegenzuwirken, was sich allerdings schwierig gestaltet.
    Letztlich muss man aber sagen, so schwer es auch fallen mag, daß auch solche Fahrten unseren Arbeitsplatz sichern. Allerdings muss man sich hier unweigerlich fragen, wozu man seine (oft selbst finanzierte) Ausbildung gemacht hat.

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  • Die fahren aber auch privat in die Klinik, wenn sie richtig krank sind. Auch von den Hausärzten kommt oft eine Einweisung mit z.B. V.a. Myokardinfarkt - fahren sie selbst mal da hoch in die Klinik... Das darf doch in der heutigen Zeit nicht passieren oder?!
    Und wir stehen uns hier auf der Wache teilweise die Räder eckig...

  • In Mannheim wurden mehrere Autos stillgelegt letztes Jahr, weil die Auftragslage nach den Krankenkassenaktionen nicht mehr hergab

  • Nach meiner Erfahrung fahren wir deutlich mehr Patienten mit den RTW's ins KH denen nix fehlt. Liegt sicherlich an den völlig unselbstständigen Städtern ;)! Ein großteil der Patienten die wir fahren fährt mit dem RTW weil man dann schneller drankommt oder weil man es nicht bezahlen muss (Taxi ist erstmal deutlich teurer).
    Ich weiß das es bei den HiOrgs auch die eigene Existenz sichert, aber die Kosten die solche Transporte im Gesundheitswesen verursachen sind einfach nicht verständlich.
    Und bei den teilweise unverständlich hohen Rechnungen die, grade auf dem Lande, schon für einfache Krankentransport an die Patienten gehen, kann ich, auch wenn ich es nicht immer gut heiße, so einige Pat verstehen die dann selber fahren.

  • Hallo Ranger,


    ohne jetzt vom eigentlichen Thema zu sehr abschweifen zu wollen muss ich doch festhalten, daß es hauptsächlich die Rettungsdienste der Berufsfeuerwehren sind, die nicht nachvollziehbar hohe Entgelte für einen Transport verlangen.
    Im Regelfall werden die Entgelte der HiOrgs mit den Kostenträgern ausgehandelt und resultieren aus dem Einsatzaufkommen. Je mehr Einsätze in einem Rettungsdienstbereich anfallen, desto niedriger die Transportkosten und umgekehrt. In unseren Breitengraden z.B. kostet ein Transport mit einem KTW (bis 100 KM) um die 48 Euro. Da wir mit einem Mehrzweckfahrzeugsystem arbeiten kann es also durchaus vorkommen, daß der Patient für diese 48 Euro mit einem Notfallkrankenwagen und 2 Rettungsassistenten befördert wird - ein zu hoher Preis dafür ? Ich glaube nicht. Und ja, ein Taxi ist meist deutlich teurer als ein Krankenwagen; viele "Patienten" scheuen sich inzwischen nicht mehr davor, dies auch als Grund für ihren Anruf bei der Rettungsleitstelle anzugeben. X(

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  • jo, aber die Anzahl der Transporte führen bei den direkt beauftragten HiOrgs tatsächlich nicht zu mehreinnnahmen - Gewinne werden im Folgejahr durch entsprechend geringere Beförderungsentgelte wieder ausgeglichen.


    Anders die Situation in größeren Städten mit vorgeschalteten BF: hier wird oft (siehe aktuell in Hamburg) versucht, über die Krankenkassen die Stadtdefizite zu reduzieren.


    Bei den Hiorgs wird zwar teilweise querfinanziert ohne daß es zu entsprechenden Ausweisungen kommt (SEGen, Helferschaft, Verwaltung in überproportionalem Anteil), aber dies stets in derartigen Grenzen, daß die es den Kassen nicht auffällt...

  • Daniel
    Da muss ich jetzt gestehen das ich dies nicht mit größter Genauigkeit sagen kann da ich von meinen persönlichen Erfahrungen ausgegangen bin. 48 ? für einen KT sind völlig i.O! Und auch Nils Argumente leuchten mir durchaus ein. Das Hamburger Problem ist mir auch bekannt. Aber ich weiß halt das das DRK in meinem Wohnlandkreis bei RTW-Transporten fast drei mal so teuer ist wie meine BF. Und das hat mich immer gewundert da doch auch unsere Gebühren mit den Kassen verhandelt sind.
    Aber Du hast Recht. Das ist ziemlich offtopic! ;)

  • Nun, Ranger, ganz einfach ausgedrückt kommt man folgendermaßen zu den Gebühren:


    Personalkosten (nach Fahrzeugen aufgeschlüsselt) + Sachkosten + Verwaltungskosten eines Jahres geteilt durch die voraussichtliche Anzahl an Transporten der Fahrzeuggruppe (RTW / NEF / KTW etc.) ergibt die Kosten eines Einsatzes. Somit ist der Rettungsdienst der einizige Bereich im deutschen Gesundheitswesen, der (zumindest auf dem Papier) ausschließlich kostendeckend bezahlt wird und nicht mit der Möglichkeit von Gewinn oder Verlust operiert.


    Deshalb gibt es auch so riesige Unterschiede in den einzelnen Rettungsdienstbereichen. Hat ein Rettungsdienstbereich hohe Einsatzauslastung, minimiert das die Personalkosten pro Einsatz: bei einem Einsatz pro Tag muß ja der eine Einsatz die Personalkosten von 24 Stunden abgelten. In einem Bereich mit 24 Einsätzen am Tag muß ein Einsatz nur 1/24 der täglichen Personalkosten abdecken. Und die Personalkosten sind ein nicht unerheblicher Teil der Kosten im Rettungswesen, da wir einfach ungeheuer personalintensiv arbeiten.


    Bei den nächsten Gebührenverhandlungen wird dann geschaut: was hat der Bereich eingenommen, was hat er ausgegeben - liegt Gewinn oder Verlust vor und dann werden bei den Berechnungen für die nächste Runde diese Gewinne/Verluste verrechnet. Wobei die Kassen natürlich stets nach Kosten suchen, die sie für nicht bezahlenswert einstufen können...


    Gruß, Nils

  • *wiederbeleb*


    Hallo!


    Da das Thema dieses Threads wie ich finde noch nicht ganz ausdiskutiert wurde, schiebe ich diesen Thread einfach mal nach oben.
    Vielleicht können so ja noch ein paar "neuere" User Ihre Gedanken zu und Erfahrungen mit Öffentlichkeitsarbeit äußern.
    Interessant für mich wäre auch die Frage, wie sich bei euch Öffentlichkeitsarbeit abseits des reinen Rettungsdienstes gestaltet (d.h. habt Ihr einen Beauftragten für ÖA, welche Formen hat ÖA: "nur" Kursankündigungen oder auch größere Projekte wie z.B. Reportagen?).
    Ich danke euch für eure Beteiligung!


    Grüße,
    HSH :)

    Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten. [Karl Valentin]

  • Da wir zur Zeit ein Projekt zur Einführung der flächendeckenden Frühdefibrillation führen, wird sehr regelmäßig in den Zeitungen und im Radio geschrieben/ Reportagen gesendet. Darüber hinaus nutzen wir diese Artikel, um den gesamten Verein samt seinen orginären Aufgaben in der Öffentlichkeit darzustellen, ebenso werden die Erste-Hilfe Kurse via Plakat in vielen Geschäften und Einrichtungen für die Öffentlichkeit angezeigt.


    Dazu stellen wir, wenn wir neue Autos/ neue Ausrüstungsgegenstände bekommen, dies in der Zeitung dar. Dazu muss man sagen, dass wir entweder einen guten Draht zu den Medien haben, oder die froh sind, wenn sie überhaupt etwas schreiben können. Somit sind wir eigentlich regelmäßig in der Öffentlichkeit vertreten.


    Nach den Erste-Hilfe Kursen (bzw. LSM) stelle ich den Teilnehmern das DEFIProjekt kurz dar, erkläre ein paar Sachen dazu und zeige die Wirkungsweise in verständlicher Form an Hand eines Trainerdefis vor. Danach frage ich noch, wer sich unsere Fahrzeuge ansehen möchte und erläutere hier auch die Materialien, die Einsatzvoraussetzunen und ggf. -durchführungen. Da ist meist der RTW die gefragteste Sache. Somit bekommen die Laien einen kleinen Einblick in die Welt des Rettungs- und Katastrophendienstes.